Nur eine Nacht trennte mich noch von Japan. Dieser letzte Sonn(en)-Tag wollte aber nicht zu Ende gehen, denn ich musste mich von den mir wichtigsten Menschen verabschieden: an einem Tag, an drei verschiedenen Orten.
Sankt Blasien
8:10 Uhr begann die Dreiseenbahnfahrt: eine Reise durch den Schwarzwald, verschleiert im Morgennebel und geblendet vom Licht der aufsteigenden Sonne. Für mich war es ein bereits vergessener Anblick. Ich war auf dem Weg nach Hause, um mit meinen Eltern vor Arbeitsbeginn für wenige Stunden gemeinsam zu brunchen. Natürlich lief im Hintergrund vietnamesische Akustik-Gitarren-Frühstücks-Kaffee-Musik
Die Dreiseenbahnfahrt ist eine der schönsten Bahnstrecken Süddeutschlands: durch den tiefen Schwarzwald und an drei Seen (Titisee, Windgfällsweiher, Schluchsee) vorbei. Vielleicht habt ihr ja Lust auf eine Dampflokfahrt „wie in einem Winnetou-Film, nur dass man im Hochschwarzwald keine Angst haben muss, auf der Fahrt von Banditen angehalten zu werden“?
Freiburg
Zurück in Freiburg ging es weiter mit Kofferpacken, Wohnungsputz und schließlich Schlüsselübergabe. Dann war ich für wenige Minuten wohnungslos: für 10 Minuten, um genau zu sein. So lange brauche ich nämlich zu Fuß zur Wohnung meiner besten Freundin. Mir ihr verbrachte ich bisher mein ganzes Medizinstudium und nun auch die letzten Stunden in Freiburg. Natürlich gab es zum Abendessen ein Jumbo Yufka (das heißt: mit Pommes-Füllung) und eine Pizza Margherita mit extra viel Soße und extra scharf (bitte!). Ich fragte mich, wie sehr ich dieses Essen wohl in Japan vermissen werde. Aktueller Stand: bisher hatte ich keinen leeren Magen, um daran denken zu müssen. Aber meine beste Freundin vermisse ich seit 20:59 Uhr am 15.09.2019.
Karlsruhe
In Karlsruhe wurde ich von meinem kleinen Bruder abgeholt. Leute, die mich kennen, würden bei diesen Worten die Augen verdrehen. Denn jener „Bruder“ sowie viele andere jüngere „Geschwister“ sind nämlich nicht mit mir verwandt, vielmehr gehören sie zu meiner sogenannten zweiten Familie.
In weniger als 24 Stunden habe ich mich also von den mir wichtigsten Menschen verabschieden müssen. Ein Tag, von dem ich mir manchmal gewünscht hätte, dass Sekunden im Stundentakt vergingen.
Ein Tipp zum Schluss: Wenn ihr auch zu der Sorte Mensch mit Fern- und gleichzeitigem Heimweh gehört, dann nehmt Fotos von Familie und Freunden mit euch. Damit schafft ihr ein bisschen Heimatsgefühl an jedem Ort auf der Welt (und auch im All).