13. März 2019
Italien – Pizza, Pasta, Kaffee, Sonnenschein und Meer! Ja das stimmt. Aber da gibt es noch mehr zu wissen. Du bist hier oft im Urlaub und sprichst Italienisch bereits auf B2-Niveau? Ich bin mir trotzdem sicher, dass du noch nicht alles über dieses Land weißt. Deshalb stelle ich dir zehn Dinge vor, die mich auch nach über sechs Monaten hier überraschen und die sich vielleicht beim nächsten Ausflug in den Stiefel als nützlich erweisen könnten.
1. Italien ist das Paradies für Gluten-Intolerante
Ausgerechnet das Land der Pizza und Pasta soll ein Traum für Gluten-Intolerante sein? Ja! Hier sind so viele davon betroffen, dass es sehr viele Pizzerien und Restaurants gibt, die glutenfreien Teig zubereiten. Außerdem gibt es im Supermarkt sehr viele Angebote glutenfreier Waren – nicht nur in der ’senza glutine‘ Abteilung.
2. Piadine sind das italienische Essen schlechthin
Wenn man an italienisches Essen denkt, hat man Pizza, Antipasti oder Nudelgerichte vor Augen. Da man sich bei der Zubereitung dieser Speisen in Italien aber eigentlich sehr viel Zeit nimmt, eignen sich diese Gerichte nicht für die schnelle Mittagspause oder den Snack zwischendurch. Das „Fast Food“ Italiens sind deshalb gefüllte Fladenbrote, sog. Piadine. Hier wird alles an italienischen Köstlichkeiten in einen „Wrap“ eingeschlagen: Prosciutto, Rucola, Ricotta, Parmesan, Mozzarella oder getrocknete Tomaten. All das lässt sich hervorragend miteinander kombinieren.
3. M-mh. Ja? Nein?
Während man im Deutschen oft Dinge mit m-mh verneint (nicht zu verwechseln mit dem bejahenden mhm!), steht dieser Laut in Italien für ein Ja. Klar erkennbar, wenn man den Personen gegenüber sitzt, schwerer wird es aber, wenn man mit dem Rücken gekehrt zu jemandem spricht. Diese Kleinigkeit hat nicht nur einmal zu Missverständnissen geführt.
4. Einladung zum Abendessen: spät und zusammen
Man geht ins Ausland, man lernt neue Leute kennen, man trifft sich zum gemeinsamen Kochen. Hier sollte man zwei Dinge nicht unterschätzen. Erstens: Italiener*innen essen spät. Dementsprechend wird man meist erst gegen acht oder halb neun eingeladen. Das bedeutet aber nicht, dass man dann gegen neun essen wird, denn erst einmal gibt es einen kurzen Aperitivo, also einen Wein und dazu kleine Snacks wie Chips. Beides wird während des Kochvorgangs zu sich genommen. Warum das Sinn ergibt, erschließt sich aus zweitens: Beim Kochen in Italien ist der Weg das Ziel. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich das Essen auf den Tisch zu bekommen, sondern darum, es gemeinsam etwas mit Liebe und Hingabe zuzubereiten. Hier wird die Pasta oft frisch gemacht, das heißt, man beginnt mit dem Teig für die Nudeln und schnippelt dabei zusammen die Zutaten für die Sauce, die oft bis zu einer Stunde einkocht. Das richtige Abendessen beginnt dann oft erst gegen 11 Uhr. Wer schnell hangry wird, sollte vorher schon kurz einen Snack essen.
5. Freundschaft & Gastfreundlichkeit ist das oberste Gut
Am Koch-Beispiel zeigt sich noch etwas: Geselligkeit ist von hoher Bedeutung in Italien. Zwar würde ich nicht behaupten, dass den Deutschen Freundschaften nichts wert sind, trotzdem haben diese hier einen ganz anderen Stellenwert. Als ich einmal eine italienische Freundin in ihrer Heimat besucht habe, haben sich ihre Freund*innen frei genommen, um unbekannterweise ebenfalls etwas mit uns zu unternehmen. Besagte Freunde der Freundin holten mich auch bereits am Bahnhof ab oder brachten mich nachts nach Hause, wenn sie verhindert war. Bei einem spontanen Besuch einer anderen italienischen Freundin sind ihre Eltern kurzerhand zur Tante gezogen, damit ich mit meinen mit-angereisten Freundinnen in ihrem Haus im Elternschlafzimmer übernachten konnte. Ich könnte jetzt noch ewig so weitermachen, aber ihr seht schon: Gastfreundlichkeit und Freundschaft sind hier definitiv next level.
6. Bus Fahren
Ihr wollt den Bus nehmen und wundert euch, warum bereits der dritte an euch vorbei gefahren ist? Ganz einfach, in Italien (und übrigens auch in vielen anderen Ländern) muss man den Bus ran winken, wenn man mit will. An sehr großen Haltestellen (z.B. am Bahnhof) hält der Bus in der Regel auch einfach so. Wenn ihr aber die einzigen Wartenden seid, solltet ihr vorsichtshalber sichtbar die Hand heben.
7. Warum italienische Restaurants im Ausland nie so gut sind wie in Italien
Ja, es gibt ein paar gute italienische Restaurants in Deutschland. Trotzdem passiert es äußerst selten, dass das Essen wirklich wie in Italien schmeckt, selbst wenn die Besitzerin eine italienische Großmutter ist. Wieso? Ganz einfach: das liegt am Geiz vieler Deutscher. Weil kaum jemand bereit ist, original italienische Zutaten zu bezahlen oder auch viele den Unterschied nicht merken, werden billigere Produkte verwendet. Ein Beispiel von vielen: Spaghetti Carbonara wird in Deutschland häufig mit Speck (Rücken- oder Bauchfleisch) anstatt Guanciale (Schweinebacke) verwendet, was tatsächlich einen Unterschied im Geschmack macht.
8. Carbonara ist heilig
Wo wir schon bei Carbonara sind: die Zutaten einer Carbonara werden selbst in Italien nicht immer exakt eingehalten, wobei oft ein Streit ausbrechen kann, der eine ganze Vorlesung lang unter den gesamten Studierenden inklusive Professor anhält (ja, alles schon passiert).
Um es ein für alle mal klarzustellen: in die Carbonara kommen nur Ei, Guanciale und Pecorino. Keine Sahne, kein Öl, kein Parmesan. Übrigens: Pasta natürlich nur ins kochend heiße Salzwasser werfen und bloß nicht zu weich kochen. Regelrechte Glaubenskriege über Carbonara und weitere italienische Köstlichkeiten gibt es übrigens auf dem witzigen Instagram-Account Italians mad at food.
9. Cappuccino-Regeln
Ja, es gibt Regeln, was Kaffee betrifft, denn Essen und Trinken sind – wie du vielleicht bereits bemerkt hast – nicht einfach nur Essen und Trinken. Kaffee mit Milch trinkt man ausschließlich vormittags. Nachmittags Latte Macchiato oder Cappuccino zu bestellen outet dich automatisch als nicht-einheimisch. Außerdem: niemals, NIEMALS „caffè“ zu deftigen Speisen. Grundsätzlich mischt man in Italien kaum süß und sauer, weshalb auch Pizza Hawaii hier absolut keine Akzeptanz finden würde. Tipp: wenn du zwei bestellst, solltest du niemals ein „s“ an Cappuccino anhängen. Die italienische Mehrzahl von Cappuccino ist cappuccini: „due cappuccini, per favore“ also.
10. Stereotype & Vorurteile
Italiener*innen haben meinem Empfinden nach weniger Vorurteile und Stereotype gegenüber anderen Ländern (außer vielleicht gegenüber den Deutschen), dafür gibt es umso mehr gegenüber den eigenen Landsmännern und -frauen. Der Norden gegen den Süden, der Westen gegen den Osten, Städte gegen Städte: obwohl sie sich in persona alle gut verstehen, wettern Italiener*innen gerne über den Rest des Landes. Um hier niemanden zu diskriminieren, belasse ich es hier bei dieser Aussage, statt Beispiele zu nennen.