28. Juni 2016
Ein Auslandsemester an der Tallinn University hinterlässt seine Spuren. Nach fünf Monaten in der estnischen Hauptstadt bin ich nun so etwas wie eine emeritierte Estland-Expertin. Als solche kann ich eine sichere Diagnose für ein zurückliegendes ERASMUS-Semester in Tallinn stellen. Folgende Symptome deuten stark darauf hin:
- Du behauptest steif und fest, dass Internetzugang ein Menschenrecht sei.
- Terra, Astra, Ursa, Silva, Mare und Nova sind für dich keine Sternkonstellationen (sondern die Namen der Gebäude auf dem Uni-Campus).
- Das Pfannkuchenfassungsvermögen deines Bauches ist immens gestiegen.
- Kite-Surfen im eisigen Ostseewasser findest du gar nicht so abwegig.
- Vana Tallinn ist für dich mehr als die Altstadt („Vanalinn“) der estnischen Metropole…
- Dein Vitamin-D-Spiegel hat sich innerhalb weniger Wochen von der untersten Kellerecke in den (ewig sonnigen) Himmel katapultiert.
- Helsinki betrachtest du als Nachbarstadt (auch wenn sie rund 750 km Landweg von Tallinn entfernt liegt).
- Du weißt, wo die Pfandautomaten der Supermärkte zu finden sind (nämlich so gut wie nie IM oder AM Supermarkt, sondern meist ganz weit draußen auf dem Parkplatz versteckt).
- Du bist ein echter Grenzgänger geworden.
- Du hast dir ungeplant einen Basiswortschatz an Russisch-Vokabeln angeeignet.
- Das Speichervermögen deiner Kamera hast du maximal mit Sonnenuntergangsbildern ausgenutzt.
- „Terviseks“ geht dir flüssig über die Lippen.
- Hör- und Kinosaal betrachtest du als Synonyme.
- Du weißt, wie du dir Ka(r)ma anfuttern kannst.
- Du begibst dich freiwillig und völlig unverschuldet ins Gefängnis, um von dort den Sonnenuntergang zu bewundern.
- „Öö“ ist keine Artikulation der Ahnungslosigkeit für dich ist.
- Du findest eine seltsame Freude daran, in Gummistiefeln durch Moore zu stapfen und dabei bis zur Hüfte im Schlamm zu versinken.
- Öffentliche Verkehrsmittel benutzt du selbstverständlich kostenlos.
- Reflektoren zählen zu deinen Lieblingsaccessoires.
- Nervensägen schickst du nicht zum Mond, sondern zum Pilzesammeln.
Zu Risiken und Nebenwirkungen frage bitte die Auslandsstudienberatung deines Vertrauens. 😉
Jürgen Schlegel
4. September 2017
Tere!
Nachdem ich Deinen Artikel gelesen habe, habe ich selbst richtig Lust bekommen Estland zu besuchen. Obwohl, zugegeben, ich früher schon Lust auf dieses Land und die Sprache estnisch bekommen habe. Der Grund ist klar und trägt die Initialen VN. 🙂
Vielleicht greife ich das Lernen der estnischen Sprache wieder auf und besuche Estland.
Hüvasti,
Jürgen.