12. April 2023
Das Ausland ruft, aber du weißt nicht, ob und wie du es realisieren kannst? Wer lässt sich schon gern in die Karten gucken, vor allem, wenn die Karten in Wahrheit Geldscheine sind. Wie sollst du aber abschätzen, ob du dir deine kühnen Pläne leisten kannst, wenn dir dazu die entscheidenden Informationen fehlen? Ich kenne das Dilemma nur zu gut und habe dir deshalb eine Aufschlüsselung meines Finanzierungskonzeptes und einiger weiterer Tipps hier zusammengestellt.
Das ist Teil 3 meiner kleinen Triologie: #HoffentlichHilfreich.
In Teil 1 berichte ich über organisatorische Aspekte, die du im besten Fall noch vor deiner Abreise angehen solltest.
In Teil 2 berichte ich über die üblichen Kosten in Bogotá und Umland.
Dieser Beitrag ist in jedem Fall verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für diesen Auslandsaufenthalt gewidmet.
Meine Finanzierung setzt sich im Wesentlichen aus drei Töpfen zusammen: private Unterstützung, Erspartes und institutionelle Zuwendungen.
Private Unterstützung
Ich habe mit meinen 26 Jahren keinen Anspruch mehr auf Kindergeld (man kann es maximal bis Ende des 25. Lebensjahres beziehen, wenn man sich noch in einer Ausbildung befindet; nachzulesen im Detail hier). Allerdings habe ich sehr gütige Eltern, die mir dankenswerterweise auch während des Auslands finanziell unter die Arme greifen. Ich wünschte, ich könnte mich bereits komplett autonom finanzieren, habe diesen Punkt aber aktuell leider noch nicht erreicht. Diesen Aspekt zu verschweigen würde die Realität verzerren und dir eine falsche Vorstellung geben.
Aufgebaute Rücklagen
Zudem habe ich, das Auslandssemester fest im Blick, bereits im Vorjahr angefangen, mir Erspartes aufzubauen. In meiner Arbeit als Werkstudent in einer sozialen Einrichtung habe ich extra Schichten und Vertretungen angenommen sowie in anderen Einrichtungen des Trägers ausgeholfen und mir vor der Abreise meine Überstunden auszahlen lassen. Das hat meinen Alltag zwar nicht gerade entspannter werden lassen, war aber die für mich leichteste Gelegenheit, einen finanziellen Puffer aufzubauen. Kommunikation ist natürlich alles, nichtsdestotrotz erlaubt es dir vielleicht deine Lebenssituation und entsprechende*r Chef*in, deinen Stundensatz vor dem Auslandsaufenthalt ebenfalls zu erhöhen.
Wenn deine Arbeit nicht arbeitsplatzgebunden ist, wäre es natürlich eine Option, deinen (zum Beispiel universitären Studi-) Job mit in das Auslandssemester zu nehmen. Das hätte unter anderem den Vorteil eines guten, stabilen Gehalts und würde dir ermöglichen, trotz Auslandssemesters in der Arbeitsgruppe/dem Projekt weiterhin involviert zu bleiben. Zu Bedenken wäre dann allerdings zum Beispiel die Zeitverschiebung und die Tatsache, mindestens 10 Stunden die Woche mit der altvertrauten Arbeit aus Deutschland beschäftigt zu sein. Ich weiß von eins, zwei Freundinnen, dass dieser Umstand das Eintauchen in die neue Kultur für sie etwas erschwert hatte. Du kennst dich selbst am besten und hast sicher direkt ein wegweisendes Bauchgefühl, wenn du dir die Vorstellung der mitgenommenen Arbeit im Ausland einmal vor Augen führst.
Institutionelle Zuwendungen
Eine weitere Hilfe sind die externen Zuwendungen, die ich zur Unterstützung meines Auslandsaufenthaltes glücklicherweise einwerben konnte. Zum einen erhalte ich das Teilstipendium PROMOS, zum anderen ist meine Tätigkeit als Correspondent für studieren weltweit – Erlebe es! vergütet. Letzterem Aspekt ist der abschließende Absatz in diesem Blog gewidmet.
PROMOS ist ein Förderprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD und wird mithilfe von Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert. Das Geld und die Rahmenbedingungen des Programms kommen also vom Ministerium, die Verwaltung übernimmt allerdings deine Universität. Wichtig: Du musst dich für diese Förderung nochmals separat bewerben, auch wenn es ebenfalls vom International Office verwaltet wird! Das heißt, nur weil du die Zusage für das Auslandsvorhaben erhalten hast, bekommst du nicht automatisch auch die PROMOS Förderung. Außerdem zu beachten: es gibt feste Bewerbungsfristen. Für meine Heimatuniversität, die HU Berlin, ist das einerseits der 30. April für Aufenthalte zwischen Juli und Dezember und andererseits der 15. November für den Mobilitätszeitraum von Januar bis Juni. Die deiner eigenen Uni solltest du aber auch im Handumdrehen per Stichwort-Suche finden können. Da das gute Geld nicht ganz unwichtig ist, habe ich mich vor jedem meiner Aufenthalte vom International Office beraten lassen – und ich kann dir nur wärmstens empfehlen, das auch zu tun. Und sei es nur für das gute Gefühl, keine offensichtliche Förderquelle übersehen zu haben.
Erfreulicherweise habe ich den Zuschlag für beide PROMOS Teilstipendien erhalten. Das bedeutet ganz konkret in meinem Fall:
- Das Mobilitätsstipendium als einmalige Förderung für die Hin- und Rückreise, in Höhe von 1.325,00 Euro
- Die Aufenthaltsförderung für drei Monate, in Höhe von 350,00 Euro
- Insgesamt beläuft sich meine PROMOS Förderung also auf 2.375,00 Euro
Aber wie dir sicher nicht entgangen ist, stimmen mein Zeitfenster in Kolumbien und der Förderzeitraum nicht überein. Während ich hier von Januar bis Juni studiere, habe ich „nur“ drei Monatsraten erhalten. Die maximale Förderdauer beträgt für PROMOS pro Studienabschnitt sechs Monate. Damit möglichst viele Studierende von diesem Programm profitieren können, entscheidet dein International Office die Höhe der Förderung, die dir (und den anderen Stipendiat*innen) letztlich zugesprochen werden wird.
Drei weitere Wahrheiten über die PROMOS Unterstützung:
- am Ende deines Semesters musst du einen Nachweis über die im Ausland absolvierten Leistungen erbringen
- es wird zudem ein Erfahrungsbericht fällig
- und die Auszahlungsmodalitäten können je nach Universität variieren
Ich habe die gesamte Summe drei Tage vor Semesterbeginn erhalten, einige Freund*innen bekommen es in Raten und einige erhalten den letzten Anteil erst nach Erbringung der Nachweise. PROMOS ist also eine überaus hilfreiche Zuwendung. Inwieweit sie dich bereits in der Vorbereitungszeit wird unterstützen können, ist jedoch nicht garantiert bis tatsächlich eher unwahrscheinlich.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten
Während des Auslandssemesters arbeiten
Wie ich bereits unter dem Punkt Aufgebaute Rücklagen erwähnt habe, besteht unter Umständen die Möglichkeit, deinen aktuellen Studi-Job im Ausland fortzuführen. Remote Jobs sind unter Umständen auch eine Idee. Inwieweit du im außereuropäischen Ausland neben dem Studium arbeiten kannst, ist schwer pauschal zu beantworten. Lass dich hierzu vom International Office der Heimatuni und insbesondere von dem deiner Gastuniversität (möglicherweise bereits vor Ankunft) beraten. Ich hatte für meine im Bachelor absolvierten Auslandssemester in Kanada mit dem Gedanken gespielt und weiß, dass, neben anderen Sonderregelungen, auf keinen Fall mehr als 20 Stunden gearbeitet werden dürfen, da dein Hauptfokus und Aufenthaltsgrund das Studium ist. In Kolumbien darfst du als postgradueller Student/postgraduelle Studentin ebenfalls nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten, wie die kolumbianische Botschaft hier (unter Permiso de trabajo) festlegt.
Einen Studienkredit aufnehmen
Der Bildungskredit der Bundesregierung in Kooperation mit der Kredianstalt für Wiederaufbau (KfW) ist unabhängig vom Einkommen deiner Eltern und bietet gute Zinskonditionen. Er kann auch auf Auslandsaufenthalte angewendet werden, setzt aber teilweise die Immatrikulation an einer deutschen Hochschule voraus. Mein Kollege Johannes hat diese Möglichkeit für sein Auslandsstudium in Glasgow wahrgenommen. Selbstverständlich gibt es darüber hinaus noch weitere Kreditoptionen. Bei allen Krediten gilt allerdings, dass du sie ab einem gewissen Punkt in Gänze zurückzahlen musst.
AuslandsBAföG beantragen
Inzwischen ein offenes Geheimnis, aber diese staatliche Hilfe existiert und wird im Vergleich zum regulären BAföG zu günstigeren Konditionen berechnet. Wenn du bereits BAföG erhälst, bekommst du definitiv auch das AuslandsBAföG bewilligt. Solltest du kein Inlands-BAföG erhalten, besteht nichtsdestotrotz die Chance auf das AuslandsBAföG, da der Freibeitrag höher angesetzt ist. Schau gern mal bei meiner Kollegin Sina vorbei, die ihren Aufenthalt in Berkely, USA, zumindest zum Teil auf diese Weise finanzieren kann. Bei allen BAföG-Arten gilt, dass das Darlehen beziehungsweise die Hälfte der Förderung zurückgezahlt werden muss.
Stipendien einwerben
Die beste Möglichkeit, Auslandsaufenthalte zu finanzieren, sind zweifelsohne Stipendien. Auch wenn du dir sicher bist, für kein Stipendium zu qualifizieren, möchte ich dich ermutigen es trotzdem zu versuchen! Die Kosten, das heißt nach entsprechenden Stipendien zu suchen und eine Bewerbung zu verfassen, sind nichts im Vergleich zu dem Nutzen, monetäre Unterstützung für deine Auslandsvorhaben zu erhalten! Geld, dass du nicht zurückzahlen musst! Eine der wenigen Dinge, die in der Tat gleichzeitig schön und wahr sind.
Befindest du dich in der glücklichen Lage und bist bereits in Deutschland Stipendiat*in bei der Studienstiftung, dem Deutschlandstipendium deiner Universität oder anderen großen Stiftungen, gibt es in der Regel intern etablierte Maßnahmen und Möglichkeiten, dich auch während eines Auslandsaufenthaltes zu fördern. Schau dich einmal auf der jeweiligen Website um und suche das Gespräch mit deiner dortigen Bezugsperson, sie wird dich am besten beraten können.
Der DAAD hat eine eigene extensive Stipendiendatenbank, durch die du dich hier klicken kannst.
Beachte allerdings, dass viele Stipendien feste Fristen und teils mehrschrittige Auswahlprozesse haben und dementsprechend etwas Vorlauf benötigen.
Mach mit, mach’s nach, mach’s besser
Zu guter Letzt noch der Hinweis, dass du natürlich ebenfalls Correspondent*in für SWW Studieren Weltweit werden kannst! Mit dieser Tätigkeit geht eine Aufwandsvergütung einher, die zwar nicht all deine Kosten decken, aber dir während deines Aufenthalts als sehr angenehmer Puffer dienen wird. Schau dir am besten mal auf den verschiedenen Plattformen* an, was meine Mitkorrespondent*innen erleben, um einen besseren Eindruck von der Kampagne zu bekommen. Alle weiteren Infos und das Bewerbungsformular findest du direkt auf der Website von sww.
Ich kann das Korrespondenten-Dasein als solches nur empfehlen! Es bringt dich neben einer überquellenden Fotogalerie zum Beispiel dazu, deine Abenteuer kontinuierlich zu dokumentieren. Es löst die Frage, wie du deine Erlebnisse sowohl mit Freund*innen als auch mit der Familie (ohne Social Media Accounts) teilen kannst. Und es verhilft im besten Fall anderen, sich ebenfalls in einen intensiven kulturellen Austausch zu begeben. Win Win Win also.
Der Aufwand der Bewerbung ist überschaubar und du musst kein*e Star-Influencer*in sein, nur um berücksichtigt zu werden. Worauf es tatsächlich ankommt, ist deine einzigartige Perspektive – und deine Lust, ebenjene in authentischer Weise zu teilen. Gib der Bewerbung also eine Chance, deine Karten sind wahrscheinlich deutlich besser als du denkst. Die finale Entscheidung, ob du tatsächlich Korrespondent*in werden möchest, stellt sich ohnehin erst in Folge einer Zusage. Bei Fragen jeglicher Art kannst du dich selbstverständlich auch jederzeit (und ganz unverbindlich) an mich wenden. 🙂
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Erlebe Es – am besten selbst! 🙂
– Julius