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5 Dinge, die in Vietnam anders laufen


In Vietnam laufen einige Dinge einfach anders als zu Hause. An manche muss man sich vielleicht erst mal gewöhnen. Aber genau solche Unterschiede machen ja auch den Charme einer anderen Kultur und Lebensweise aus. Ich muss mich also in Ho Chi Minh City einfach den Gegebenheiten anpassen und manchmal etwas umdenken. Hier habe ich einen kleinen Überblick über einige dieser Dinge. 

1. Straßenverkehr

Der Verkehr in Vietnam ist ein Thema für sich, weshalb ich ihm bereits eigenen Beitrag in meinem Blog gewidmet habe. Schaut dort mal nach, wenn ihr neugierig darauf seid, wie verrückt der Verkehr hier wirklich ist. Das Haupttransportmittel in Vietnam ist das Motorrad. Damit kommt man in der Stadt einfach am schnellsten von A nach B, da man sich an den Autos vorbei und durch die schmalen Gassen schlängeln kann. Mit meinem eigenen Motorrad bin ich flexibel in der Stadt unterwegs. Wenn ich aber lange Stecken über 20 km fahren muss, um zu einer der Schulen an der ich unterrichte zu kommen, nehme ich oft den Schul- oder Linienbus. Das Netzwerk ist gut ausgebaut, man muss nur selbst wissen, wo man aussteigen muss und wo die Haltestelle ist, da diese nicht durchgesagt werden. Das fehlt mir im Vergleich zu Deutschland schon. Aber ich verfolge mich einfach während der Fahrt per GPS auf Google Maps und sehe so, wo ich gerade bin. Sonst nehme ich auch mal ein Grab, das vietnamesische Uber, wovon es hier verschiedene Anbieter und Apps gibt. Das ist sehr günstig und man kann sich leicht durch die Stadt fahren lassen oder sogar Essen liefern lassen aber dazu unter dem Punkt 2 mehr. 

Weil die Luft hier in der Stadt eben wegen der vielen Motorräder ziemlich verschmutzt ist und man mitten im Verkehr den ganzen Abgasen ausgesetzt ist, tragen die meisten Menschen einen Mundschutz. Meine vietnamesische Freundin, bei der ich auch die ersten Tage gewohnt habe, hat mir direkt einen gegeben. Erst mal ist es ein wirklich ungewohntes Gefühl, so eine Maske zu tragen, was dann aber doch schnell zu einer Selbstverständlichkeit wird.

2. Essen

Ich liebe das vietnamesische Essen einfach! Ich plane bald einen Kochkurs zu machen und werde dann einen Blogeintrag über die vietnamesische Art zu kochen und verschiedene traditionelle Gerichte schreiben. Hier erst mal Allgemeines zur Esskultur.

Vietnamesische Küche 

Das vietnamesische Essen ist echt lecker aber vielleicht auch erst mal gewöhnungsbedürftig, weil ganz andere Aromen vorherrschend sind als in deutschen Gerichten. Allgemein werden in Vietnam nicht so viele Gewürze wie in anderen asiatischen Ländern benutzt, da man den Geschmack aus den Kochzutaten selbst zieht. Nur selten sind Gerichte scharf gewürzt, was mir allerdings zugutekommt. Es ist auch eine sehr schnelle Küche, Gerichte werden schnell unter großer Hitze angebraten oder gegrillt. Es sei denn man isst eine Brühe, die kocht natürlich erst mal über mehrere Stunden. Aber wenn man sie im Restaurant bestellt ist sie ja schon servierbereit und schnell da. Als Vegetarier hat man es hier allerdings nicht ganz so leicht, weil die meisten traditionellen Gerichte Fleisch oder Fisch beinhalten und als Veganer wird es dann noch mal etwas schwieriger, weil auch oft Ei in Speisen verwendet wird. Aber keine Sorge, auch da findet man eigentlich immer irgendwie Gerichte die vegetarisch oder vegan zubereitet werden. Es gibt bereits ein paar vegetarische Restaurants, jedoch nur vereinzelt. 

Esskultur

Die Esskultur in Vietnam ist eine etwas andere als in Deutschland und Essen gehen hat hier meist eine andere Bedeutung. Während man in Deutschland oft zu besonderen Anlässen auswärts essen geht, ist es vor allem im Süden Vietnams fast an der Tagesordnung eine oder mehrere Mahlzeiten am Tag außer Haus zu sich zu nehmen. Dies macht man einfach an einem der zahlreichen kleinen Straßenküchen, die wirklich nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind und die man entlang fast jeder Straße findet. Eine Vitrine aus Edelstahl und Glas, kleine Kunststoffhocker, Stahltische und kleine Mülleimer unter den Tischen für benutzte Servietten und Essensreste, so sieht das meistens aus. An verschiedenen Ständen kann man auch einfach Sachen zum Mitnehmen kaufen. Es gibt wirklich unzählige von ihnen, eben weil die Menschen so viel außerhalb essen. Ja, wir kaufen auch mal eben ein Brötchen, eine Currywurst oder einen Döner auf die Hand aber hier hat das ganze noch mal andere Dimensionen. Das Essen auf der Straße ist supergünstig, für umgerechnet 30 ct. oder 1 €, höchstens aber 3 € bekommt man schon eine Mahlzeit, von der man satt wird, die super schmeckt und die frisch zubereitet ist. Ist doch klar, dass ich das auch täglich nutze. Selbst zu kochen, kann da auch schnell mal teurer werden, als außerhalb zu essen. Nur ist mir das typische Frühstück hier als Baguette mit frittiertem Fisch oder Speck oder einer deftigen Brühe mit Nudeln und Fleischeinlage manchmal zu viel des Guten und ich mache mir mein Müsli zu Hause. Mittags gehe ich aber immer sehr gerne mit meinen Kolleginnen oder Mitpraktikanten Essen. An einer der Schulen an denen ich arbeite, bekommen die Lehrer gratis Mittagessen, wovon ich immer montags profitieren kann. 

Abends kommen die Vietnamesen oft mit der Familie und Freunden zum Essen zusammen, entweder sie kochen zu Hause oder sie gehen eben in kleinen Restaurants oder an Essensständen essen. So ist immer eine Menge los in den Straßen. 

Essen nach Hause bestellen 

Man kann sich allerdings auch Essen oder Getränke wie etwa Bubble Tea ganz leicht nach Hause bestellen. Diesen Service von beispielsweise ‚Grab Food‘ habe ich auch einmal genutzt, um es auszuprobieren. War superleicht, günstig und sehr bequem. Der Fahrer holt das Essen einfach an dem in der App angegeben Stand oder im Restaurant ab und bringt es zu dir. Nur wird dabei einfach so viel Plastik zum Verpacken der Lebensmittel verwendet, dass ich auf diesen Service gerne verzichte. Leider wird hier im Allgemeinen sehr viel Einwegplastik verwendet. In vielen Cafés werden die Getränke in Plastikbechern serviert, obwohl man sie dort verzehrt und alles wird in kleine Plastiktüten verpackt. Das Gute ist, dass sie hier aber eine Art von Mülltrennung und demnach anscheinend auch Recycling von Kunststoffen und Papier haben. 

3. Wetter 

Bei dem Wetter gibt es zwischen Nord- und Südvietnam Unterschiede. Der Hai Van Pass, übersetzt „Wolkenpass“, in Zentralvietnam bildet dabei die Grenze. Nördlich davon herrscht generell ein gemäßigtes tropisches Wechselklima, bei dem man im Wesentlichen wie in Deutschland vier Jahreszeiten unterscheiden kann. Natürlich sind die Ausprägungen der Jahreszeiten ganz anders als bei uns, aber man kann generell von kühlen Temperaturen und Jahreszeit zwischen November und April und heißen Jahreszeiten zwischen Mai und Oktober sprechen.

Im Süden herrscht ein tropisches Klima, dabei gibt es nicht wie bei uns die vier Jahreszeiten, sondern eine Regen- und eine Trockenzeit. Das ganze Jahr über ist es warm mit bis unter mit Temperaturen zwischen 25 und 35 °C mit hoher Luftfeuchtigkeit. Von November bis Januar ist es warm und zwischen Februar und Mai sehr heiß. Die Regenzeit ist zwischen Mai und Oktober. 

Da ich schon vor meinem Praktikum im September im Norden Vietnams umher gereist bin, habe ich diese Unterschiede im Klima auch selbst etwas zu spüren bekommen. Auch im Norden gibt es eine Regenzeit und je nördlicher ich mit aufgehalten haben, an der Grenze zu China zum Beispiel, wurde es dann auch kälter als in anderen Regionen. 

Jetzt lebe ich seit Mitte September in Ho Chi Minh City, im Süden des Landes. Hier herrscht also noch die Regenzeit und das macht sich auch bemerkbar. Am Anfang meiner Zeit hat es noch mehr geregnet — jetzt, zum Ende der Regenzeit hin, wird es immer weniger. Wenn es regnet, dann richtig! Es schüttet meist für eine Stunde am Nachmittag wie aus Eimern und danach ist wieder klarer Himmel. Der Regen kommt meist sehr plötzlich und wenn man gerade auf dem Roller sitzt, schmeißt man sich eben ein Regencape über. Wenn man gerade nicht unterwegs ist, wartet man die Zeit irgendwo drinnen ab, bis der Regen aufhört und fährt dann erst los. Jedoch macht sich der Klimawandel im Wetter hier bemerkbar. Die Regenfälle sind unberechenbarer geworden als früher. Mir wurde gesagt, dass der Regen immer genau um vier Uhr nachmittags angefangen hat und man die Uhr danach stellen konnte. Jetzt kann es den ganzen Tag über mal anfangen zu regnen und das auch mehrmals am Tag. Während der Regenzeit wüten im Süden Vietnams auch Taifune. Vor allem in der Mekongdelta Region führen die häufig zu Überschwemmungen.

4. Fußgänger 

„Wie, du bist zu Fuß gegangen?“ – das war die Reaktion meiner Kollegin, als ich zum ersten Mal in einer meiner Schulen ankam. Die Schule ist nur fünfzehn Gehminuten vom Goethe Institut entfernt, also eigentlich keine Entfernung. Aber in Ho Chi Minh City geht man einfach nicht zu Fuß! Warum? Hier die Gründe:

  • Es gibt zwar an großen Verkehrsstraßen Bordsteine, aber die sind oft nicht begehbar. Zum einen sind sie mit Essens- und Verkaufsständen zugestellt und dienen den ganzen Motorrädern als Parkplatz oder in der Rush Hour als Erweiterung der Straße, also ist oft kein Platz für Fußgänger. Deshalb muss man als solcher auf die viel befahrenen Straßen ausweichen. Außerdem sind die Bordsteine meist in einem schlechten Zustand mit vielen Stolperfallen und man muss immer aufpassen, wo man hintritt.
  • In den schmalen Gassen gibt es keine Bordsteine. Hier wird man aber oft von durchfahrenden Motorrädern an die Seite gedrängt.
  • Zu Fuß die Straßen zu überqueren ist sowieso immer eine anstrengende Sache.
  • Es gibt auch keine Fußgängerzonen, so wie wir es aus Deutschland kennen, außer auf dem Ho Chi Minh Square, der aber sehr touristisch ist.
  • Dann kommt noch die hohe Luftverschmutzung in der Stadt hinzu. Selbst wenn man mal zu Fuß unterwegs ist oder auf den Bus wartet, tragen viele Leute eine Atemmaske. Die Luftverschmutzungsrate in Echtzeit kann man auch leicht im Internet nachschauen. Die Werte hier sind weit über denen in deutschen Städten und teils gesundheitsgefährdend, weshalb es nicht ratsam ist, zu diesen Zeiten in den Straßen unterwegs zu sein.

5. Sanitäranlagen

Auch die Sanitäranlagen sind etwas anders, als wir sie aus Deutschland gewohnt sind. Die Vietnamesen benutzen, um sich nach dem Toilettengang zu säubern, eine Wasserschlauch-Vorrichtung, die neben jeder Toilette angebracht ist. Es ist aber zusätzlich oft auch Toilettenpapier vorhanden. Das benutzte Toilettenpapier wird grundsätzlich in dem Mülleimer neben der Toilette und nicht in der Toilette entsorgt, da die Abwasserleitungen dadurch leicht verstopfen können. Am Anfang ist mir das ein bisschen schwergefallen, weil es einfach so ein automatisierter Vorgang ist sein Toilettenpapier in die Toilette zu werfen. Aber jetzt denke ich schon um. Auch war mir das bereits aus meiner Thailand Reise bekannt. Man sollte sich auch nicht wundern, wenn es mal nur Plumpsklos als öffentliche Toilette an Raststätten gibt, bei denen man sich auf eine Keramik Toilette hockt, die ebenerdig mit dem Boden ist.

Links neben der Toilette sieht man die Wasserschlauchvorrichtung, die Vietnamesen nach einem Toilettengang benutzen, um sich zu säubern.
Links neben der Toilette sieht man die Wasserschlauch-Vorrichtung, die Vietnamesen nach einem Toilettengang benutzen, um sich zu säubern.

Dann ist da noch die Dusche. In vietnamesischen Badezimmern gibt es keine extra Kabine für Duschen. Der Duschkopf ist einfach mitten im Badezimmer montiert, direkt neben Waschbecken und Toilette. Man steht also mitten im Badezimmer beim Duschen und alles wird nass. Der Abfluss ist im Boden eingelassen und der gesamte Boden sowie die Wände sind gefliest. Erst mal ein komisches Gefühl, so mitten im Raum zu duschen, aber auch nicht weiter schlimm.

Das waren fünf Dinge, die einem in Vietnam und besonders in HCMC jeden Tag begegnen. Es gibt natürlich noch vieles anderes, worüber ich schreiben könnte und die Liste könnte noch um einiges länger sein, aber ich glaube hiermit habt ihr erst mal einen guten Überblick über die wichtigsten Sachen. Und ganz gleich, ob chaotischer Straßenverkehr, unberechenbares Wetter oder kulinarisches Neuland – es ist das Neue und Ungewohnte, das den Reiz in einem anderen Land zu leben ausmacht.

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