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5 Monate Schweden Wenn der Abschied zum Herzschmerz wird

Das neue Jahr hat gefühlt gerade erst begonnen und schon ist es wieder Juni. Damit ist auch mein Auslandssemester in Stockholm vorbei. Fünf Monate lang durfte ich in der schwedischen Hauptstadt leben und studieren. Was ich in der Zeit gelernt habe und ob ich wieder zurückgehen würde, das erzähle ich euch heute.

Mein Start ins Auslandssemester diesen Januar war aufregend und emotional zugleich. Und so schwer mir der Abschied von zu Hause fiel, der Abschied aus Schweden fiel mir noch schwerer. Wie sagt heißt es so schön: Ein Auge weint, ein Auge lacht. An meinem letzten Tag in Stockholm haben beide einfach nur geweint. So traurig das klingen mag, für mich ist das ein gutes Zeichen. Es deutet auf eine wundervolle Zeit, in der ich viel erlebt und noch mehr gelernt habe. Wie mein Auslandssemester lief, was es für mich bedeutet und welche Erfahrungen ich machen durfte, dazu heute mehr.

Neue Stadt, neuer Alltag

Raus aus der Kleinstadt, rein in die schwedische Hauptstadt! Ich dachte, Stockholm würde mich als Stadt überwältigen. Tatsächlich hat sie sich als perfekte Mischung zwischen Großstadt und Natur für mich herausgestellt. So groß Stockholm ist, das Meiste passiert in den Stadtvierteln Södermalm, Normalm und Östermalm. Neben dem Campus und meinem Studierendenwohnheim habe ich mich meistens also an diesen Orten aufgehalten. Auch im Punkt Grünflächen und Anbindung an die Natur konnte die Stadt mich überzeugen. Neben zahlreichen Parks und Anbindungen ans Wasser hatte ich das große Glück, dass die Uni sich neben einem Wald und dem botanischen Garten befindet.

Außerdem gibt es außerhalb der City einige Naturreservate, die ihr schnell besuchen könnt oder innerhalb der Stadt den Djurgården. Der ist riesig und ist auf jeden Fall einen Spaziergang wert. So hatte ich im Alltag deutlich mehr Natur, als ich es von daheim kenne. Deutlicher Pluspunkt für Stockholm! Einziger Nachteil für mich: das Klima. Bis Mitte April war es meistens noch richtig kalt und selbst geschneit hatte es noch. Hieß für mich: Jede Erkältung mitnehmen, die angeflogen kam! Ab Ende April wurde es dann zum Glück schon viel schöner und Ende Mai wurde es so warm, dass ich jeden Tag im See schwimmen gehen konnte. Auch wenn diese warme Zeit deutlich kürzer war, macht sie die kalten Tage wieder gut. Außerdem habe ich den Schnee tatsächlich etwas genießen können!

Bild von einer Straße in Stockholm mit Sonnenuntergang im Hintergrund
An so eine schöne Stadt, konnte ich mich schnell gewöhnen.

Ängste, Zweifel & Sorgen

Vor meinem Auslandsaufenthalt kamen all meine Ängste hoch: Wie wird die Zeit wohl werden? Finde ich Freund:innen? Wie werden meine Kurse sein? Werde ich in der Stadt zurecht kommen? Letztendlich hat sich für mich herausgestellt: All das „overthinking“ war total unnötig. Es gehört aber eben dazu. An meinem ersten Tag in Stockholm habe ich abends einfach nur geweint. Zu groß waren die Angst vor der Einsamkeit und die Sorge, dass die kommenden Monate nicht so spannend und spaßig werden, wie ich es von so vielen anderen Erasmusstudierenden immer gehört habe. Da ich in der Orientierungswoche aber einige Events, wie Campus-Touren und Speedfriendings, mitnahm, habe ich schon in der ersten Woche ganz viele liebe Menschen kennengelernt. Schnell habe ich gemerkt, dass eigentlich alle von uns etwas verloren sind, einfach nur Freund:innen finden und eine gute Zeit haben wollen. Das hat mir echt geholfen. Wie genau ich neue Freund:innen im Auslandssemester gefunden habe, das könnt ihr in einem meiner letzten Blogeinträge nachlesen.

Kleiner Tipp:

Mir hilft es immer ein Haushaltstagebuch zu führen, damit ich einen guten Überblick über meine Finanzen habe.

Eine weitere Angst von mir waren die Wohnungssuche und Finanzierung. Beides hatte mich mit der ganzen weiteren Organisation bereits im Vorfeld total gestresst. An mein Zimmer im Studierendenwohnheim konnte ich mich zum Glück sehr schnell gewöhnen und ich war sehr zufrieden. Das Thema Finanzierung kam zwischendurch natürlich immer mal wieder auf. Als ich mich aber nach wenigen Wochen etwas eingelebt hatte und besser einschätzen konnte, wie hoch meine monatlichen Kosten sind, hat mir das echt einiges an Sorgen abgenommen.

Um euch etwas Kopfschmerzen zu ersparen, habe ich im letzten Blogeintrag verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für euer Auslandssemester vorgestellt.

Würde ich wieder zurückgehen?

Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, hatte ich eine tolle Zeit in Stockholm. Einige meiner Freund:innen haben mich schon gefragt, ob ich mir vorstellen könnte wieder zurückzugehen. Eine eindeutige Antwort kann ich darauf immer noch nicht geben. Ich kann mir bisher auf jeden Fall nicht vorstellen für immer in Stockholm zu leben, da ich als Kind aus dem Ruhrgebiet einfach gewohnt bin stärker mit anderen Städten vernetzt zu sein und dadurch immer mehrere Optionen zu haben. Außerdem hatte ich mit dem langen Winter etwas zu kämpfen, wobei ich den Winter angenehmer finde, als daheim in Deutschland. Für eine begrenzte Zeit, würde ich aber definitiv zurückgehen!

Die Stadt ist wunderschön, die Menschen sind nett und dafür, dass Stockholm als Großstadt ziemlich übersichtlich ist, kann sie auf jeden Fall genug bieten, so dass es nicht langweilig wird. Dennoch muss ich ehrlich sein, dass meine Freund:innen aus dem Auslandssemester, die Zeit natürlich auch deutlich geprägt haben. Zu wissen, dass ich sie bei einer potenziellen Rückkehr nicht an meiner Seite hätte, macht die Idee doch etwas unattraktiver. Aber wer weiß, vielleicht habe ich beruflich nochmal die Möglichkeit für eine bestimmte Zeit in Stockholm zu leben. Nach meinen Erfahrungen der letzten fünf Monate, wäre ich auf jeden Fall nicht abgeschreckt.

Mission (very) possible

Und meine Mission? Vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich mir Gedanken gemacht, welche Mission ich verfolgen möchte. Um meinen Studiengang Film und meine Liebe zum Essen zu verbinden, ist es dann „Kino und Köttbullar“ geworden. Die Mission konnte ich auf jeden Fall erfüllen. Durch meine Kurse an der Uni konnte ich mein Filmwissen echt gut erweitern. Besonders mein Kurs „Postcolonial perspectives on Audiovisual Cinema“ hat mich echt interessiert. Darin hatten wir durch unseren Dozenten die Möglichkeit, Filme aus verschiedensten Ländern und Zeiten zu sehen, auf die wir sonst gar keinen Zugriff hätten. Das Coolste war aber, dass unser Dozent seine Kontakte ausnutzen konnte, um einige Regisseur:innen einzuladen, die uns ihre Filme vorstellen konnten. Nie zuvor habe ich so viel Spaß an meinen Kursen gehabt und mich wirklich verbunden zu meinem Studiengang gefühlt. Auch Köttbullar konnte ich genügend essen und dann auch noch zwischendurch bei Ikea, was ja eigentlich doppelt Punkte geben muss. 😉

Nun aber Spaß beiseite, natürlich steckt noch mehr dahinter. Neben meinem Filmwissen konnte ich nämlich einiges an Erfahrung und neuen Freund:innen dazugewinnen. Außerdem war es für mich das erste Mal, dass ich alleine lebte – dazu auch noch im Ausland. Ich konnte mir selbst beweisen, dass ich zu all dem fähig bin und habe gemerkt, wie unabhängig ich eigentlich bin. Ein tolles Gefühl. Ich bin noch viel selbstsicherer geworden und durch das erfolgreiche Überwinden dieser Herausforderung ist die Angst vor den Kommenden nun viel geringer.

Eine Gruppe von Laura's Freund:innen sitzt auf der Wiese
Ich bin so dankbar diese Menschen kennengelernt zu haben <3

Außerdem durfte ich Stockholm als Stadt kennen und lieben lernen und schnell auch mein zu Hause nennen. Ich kann euch allen deshalb nur empfehlen: Traut euch und bewerbt euch für das Auslandssemester, das ihr immer machen wolltet. Ich hätte es gerne schon früher gemacht, aber es zählt nur, dass ich mich endlich getraut habe! Und letztendlich ist es auch egal, ob es in die Stadt eurer Träume geht oder wie für mich in eine Stadt, von der ich nie dachte, dass ich dort leben werde. Denn solange ihr offen bleibt und mutig seid, erwarten euch ganz viele tolle Erfahrungen, von denen ihr euer Leben lang berichten werdet. In diesem Sinne: Seid mutig und habt Spaß dabei!

Eure Laura

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