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5 Wochen Singapur Zeit zu gehen?

Für fünf Wochen ans andere Ende der Welt, dort dann Vollzeit arbeiten. Visum, Flüge, Unterkunft selbst organisieren. Das erste Mal nach Asien fliegen. Ganz allein. Das Gefühl, dass diese Reise außerhalb meiner Komfortzone liegt und die Frage, ob ich nicht doch einfach in Deutschland hätte bleiben sollen, haben mich zwischendrin begleitet. Jetzt weiß ich, es war gut, dass ich mich für Singapur entschieden habe. Trotzdem ist für mich jetzt der richtige Zeitpunkt wieder nach Hause zu fliegen. Ein Einblick in meine Gedankenwelt.

Viel Arbeit, aber tolle Kollegen und Erfahrungen. Offene Punkte auf der Bucketlist, aber trotzdem in drei verschiedene asiatische Länder gereist. Teurer Spaß, aber am Ende fahre ich trotzdem irgendwie reicher nach Hause. So oder so ähnlich fasse ich meine Zeit in Singapur zusammenfassen, wenn mich meine Freund:innen danach fragen. Hier gibt es die Langfassung, also fange ich vorne an.

Ankommen in einer Stadt, die ganz anders ist als ich erwartet habe

Vor meiner Ankunft habe ich mir Singapur als supermoderne Stadt, mit Technik soweit das Auge reicht, riesigen Gebäuden, viel Fläche und Einwohnern, aber durchstrukturiert und überwacht vorgestellt. Irgendwie stimmt das alles auch, fasziniert haben mich am Ende aber ganz andere Aspekte. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen auf einem Fleck und die politische Struktur dahinter, die vielen Pflanzen, von denen ich am liebsten Hunderte Ableger mit nach Deutschland gebracht hätte, die Warane, die mir mitten in der Stadt auf der Straße begegnet sind und ja, irgendwie auch die Visa-Behörde, die mir mein Visum nur mit ausgedrucktem Bestätigungsformular ausstellen konnte. So viel zum Thema supermodern. Überrascht habe ich mich auch selbst. Von kultureller Überforderung und langer Eingewöhnungsphase war bei mir keine Spur. Stattdessen habe ich mich von Tag eins an wohlgefühlt und mich leicht zurechtgefunden. Und mit der Zeit auch gemerkt, so überwacht ist das hier alles gar nicht. In einem Umfeld mit hauptsächlich deutschen Kolleginnen zu arbeiten und bei einer zum Teil deutschen Familie zu wohnen, hat sicherlich dazu beigetragen. Trotzdem war es für mich ein wertvolles Learning, dass ich mich wahnsinnig schnell an komplett neue Umgebungen anpassen kann.

Ein Hänger zwischendrin

Nach der Euphorie am Anfang folgten Zweifel und eine Spur Einsamkeit. Nach den ersten beiden Wochen hatte mein Energielevel eine Tiefphase. Mein Aufenthalt in Singapur folgte fast nahtlos auf mein Auslandssemester in Irland und ich habe gemerkt: Ich bin gesättigt von neuen Eindrücken. Auch Vollzeit zu arbeiten ohne daran gewöhnt zu sein und mein selbstgemachter Druck im Praktikum performen zu müssen haben das Energielevel nicht gerade nach oben korrigiert. Was mir geholfen hat: Das Wissen, dass ich nur ein paar Wochen hier bin, Telefonate mit Familie und Freund:innen und der Realitätscheck, dass ich ein Praktikum mache, um zu lernen und nicht, um zu zeigen, dass ich alles schon perfekt kann. Kurz darauf ging es übers Wochenende nach Bangkok. Wieder alleine und mit dem Ziel das Wochenende so zu verbringen, dass ich meine Batterien auch etwas ausladen kann. Konkret hieß das: Abstriche beim Sightseeing und mir auch ein paar Stunden in der Unterkunft zu verbringen und nichts zu tun – auch wenn das für den ein oder anderen nach Zeitverschwendung klingen mag. Vielleicht kennt ihr auch den Druck beim Reisen so viel wie möglich sehen und erleben zu müssen. Für mich hab ich gemerkt, dass ich Reisen mit weniger Pace viel mehr genießen kann.

Person auf Wiese mit Reportermikro in der Hand
Im Praktikum habe ich auch zwei eigene Radiobeiträge umgesetzt.

Mein Trip nach Bangkok hat mein Tief wieder in ein Hoch verwandelt. Die Stadt mit ihren Tempeln und inspirierenden Märkten hat mich richtig fasziniert. Gleichzeitig war ich auch im Praktikum super zufrieden. Ich hatte super nette Kolleg:innen auf persönlicher Ebene und konnte mir auf Arbeitsebene jede Menge gutes Feedback einholen. Am Ende war es sogar besser, als ich mir erhofft habe. Auslandspraktika im Journalismus bestehen häufig aus viel zuschauen und wenig selbst machen, das habe ich so zumindest aus zahlreichen Erfahrungsberichten herausgelesen. Bei mir war das ganz anders. Ich konnte und durfte von Tag eins an mitarbeiten. Ich habe aus Agenturmaterial einige Online-Videos von Skript bis Schnitt selbst umgesetzt und am Ende auch zwei eigene Radioreportagen produziert. Wertvolle Arbeitsproben für mich, vor allem weil ich nach meinem Praktikum ins Berufsleben starte. Es kam noch etwas Glück dazu: Weil sich Regularien im Sender gerändert haben, hat sich mein unbezahltes Praktikum in ein bezahltes verwandelt. Der Umschlag mit 500 Singapur-Dollar – umgerechnet ca. 350 Euro – deckt zwar nicht annähernd die Kosten meines Aufenthalts, aber ich habe es trotzdem als Wertschätzung empfunden. Vor allem, weil mein Praktikum laut Vertrag unbezahlt war.

Letzte Haken auf der Bucketlist

Letztendlich waren fünf Wochen Praktikum in Singapur für mich genau richtig. Vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass ich gerne noch mehr von dieser Stadt kennengelernt hätte. Am Ende war es für mich doch besonderer, einen richtigen Alltag in Singapur zu haben. So erlebt mein ein Land anders als auf reisen und ich würde sagen, ich habe es so authentischer und cooler erlebt. Gerade sitze ich noch umgeben von leichtem Wind und Palmen soweit das Auge reicht in einem Café in Bali. In ein paar Tagen fliege ich zurück nach Deutschland. Mit zahlreichen Erlebnissen im Gepäck, die verarbeitet werden wollen. Und mit großer Vorfreude auf Familie, Freund:innen und Zeit zurück in meiner Komfortzone.

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    Patricia

    Patricia / Österreich

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