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„Die spinnen, die Römer!“


An diese berühmten Worte von Obelix musste ich denken, als ich eine Führung durch die Überreste einer Villa Romana mitgemacht habe. Dabei war ich eigentlich nur auf der Suche nach einer Alternative zu Barcelonas Stadtstrand.

Mataró

Nachdem man sich aus zeitlichen Gründen, letztendlich öfters dazu entschließt zum Stadtstrand zu gehen, um die Sonne dort zu genießen, wollte ich die Gelegenheit nutzen und am Wochenende einen anderen Strand aufsuchen. Nach kurzer Recherche im Internet bin ich auf die Stadt Mataró gestoßen, die in östlicher Richtung liegt. Ich habe eine kurze Google Recherche zu dieser Stadt überflogen und bin zu dem Schluss gekommen, dass der Tagestrip eine gute Mischung aus Kultur und Entspannung bieten könnte. Also habe ich mich mit ein paar Freunden am Samstag aufgemacht und letztendlich mit dem Zug eine Stunde benötigt. Der Weg entlang der Küste ist sehr zu empfehlen. Da der Ausflug relativ kurzfristig geplant wurde, haben wir uns während der Fahrt überlegt, was wir kulturell erleben wollen. Auch Ende Oktober ist es ratsam, die Mittagssonne zu vermeiden – deshalb wollten wir den Vormittag und Mittag dafür nutzen, die Altstadt zu erkunden und anschließend den Tag am Strand ausklingen zu lassen.

Die Mischung macht’s

Wir haben herausgefunden, dass die Stadt bis in die Zeit der Römer zurückreicht, als sie noch Lluro hieß. Aus dieser Zeit stammen auch die Überreste einer römischen Villa namens Torre Llauder. Wir wollten natürlich die Gelegenheit nutzen und sind vom Bahnhof 15 Minuten in nordwestlicher Richtung zu der archäologischen Fundstätte gelaufen. Dort haben wir überraschenderweise festgestellt, dass die Ausgrabung von Mauern umgeben und deswegen nicht einsehbar ist. Glücklicherweise gibt es in den Monaten von September bis Juni, jeden Samstag um 12:00 Uhr, eine Führung. Bis dahin hatten wir noch eine Stunde Zeit und haben in unmittelbarer Umgebung das Fußballturnier einer D-Jugend angeguckt, dass ich zur Abwechslung als sehr paradox empfand. Es hat jedoch viel Spaß gemacht, da es mich an meine Jugend im Fußballteam erinnert hat. Im Anschluss daran sind wir wieder zur Ausgrabungsstätte zurückgelaufen. Es haben bereits vier Leute und der Guide auf den Beginn der Führung gewartet.

Torre Llauder

Nach anfänglichen Erkundigungen, in welcher Sprache die Führung am besten stattfinden sollte, haben wir uns auf Castellano geeinigt. Ich hatte den Eindruck, dass ein älteres Paar dies nicht als Beleidigung aufgegriffen hat, sondern vielmehr die Tatsache begrüßte, dass ich die spanische Sprache beherrsche. Diese Erfahrung habe ich bisher nicht immer so machen dürfen. Meine Kumpels bestreiten ihr Studium auf Englisch, weshalb ich dann die wichtigsten Sachen im Anschluss übersetze.

Die Geschichte von Torre Llauder lässt sich auf einen Zeitraum vom 1. bis zum 3. Jahrhundert vor Christus einordnen. Eine Villa Romana besteht immer aus den Wohnbereichen für die Bewohner und dessen Sklavin. Das Hauptaugenmerk lag auf der Produktion von Wein, der sehr billig und damals somit perfekt geeignet für die Soldaten war.

Insgesamt konnte man etwas weniger als ein Drittel des damaligen Grundstücks sehen. Zu Beginn fällt auf, dass vor dem Eingang ein großer öffentlicher Garten angelegt wurde. Diese Anlage sollte bereits anschaulich verdeutlichen, dass es sich hier um eine wohlhabende Familie handelt, die ihre Macht und ihren Einfluss zur Schau stellen wollte. Es war gar nicht so einfach, sich das Bauwerk anhand der Ruinen vorzustellen. Es wurden jedoch einige technisch rekonstruierte Bilder gezeigt, die einem dies erleichterten. Nach dem Eingang erwartete einen ein gewöhnlicher Wasserspeicher, der normalerweise bis nach unten in eine Zisterne reicht, um Regenwasser sammeln zu können. Unterirdisch konnte jedoch kein Wasserspeicher gefunden werden, sodass man hier deswegen auf reine Dekorationszwecke schließt. Weiterhin sind zwei identische Zimmer und ein exklusiveres Zimmer erhalten geblieben. Die beiden erstgenannten waren damals Essensräume. Entlang der Wände befanden sich Bänke. Der vorderste Raum mit dem schönsten Mosaik, der auch gleichzeitig am höchsten liegt, war der Verhandlungsraum. Man stelle sich vor: Man würde zu Verhandlungen in dieses Haus eingeladen und anschließend mit dem Blick auf das Wasserbecken von dem Hausherren begrüßt, der von einem höher gelegenen Raum auf seine Besucher herabblickt und dabei in einem Tor aus Marmor steht. An dieser Stelle sei gesagt: Marmor ist damals, wie heute ein vergleichsweise teurer Rohstoff.

Und wieso spinnen die Römer jetzt eigentlich?

Weiterhin sieht man verschiedene Räume, die einem römischen Bad glichen. Getrennte Räume mit heißem, lauwarmem und kaltem Wasser, sowie eine umgekehrte Sauna mit kalter Luft zur Akklimatisierung. Nun gut! Bisher hat sich noch nicht geklärt, wieso sich Obelix Aussage bewährt hat – denn soweit klingt das ja alles sehr ausgeklügelt.

Bezüglich des Badezimmers wurden wir zuerst gefragt, ob uns hier etwas auffallen würde. Uns war jedoch nichts aufgefallen – vielleicht war es einfach zu  offensichtlich: Die Toiletten befanden sich direkt nebeneinander. Die Menschen haben ihre Verhandlungen damals sogar auf dem Klo weitergeführt. Deshalb sieht man keine Kabinen, man saß nämlich Schulter an Schulter. Heutzutage unvorstellbar. „Die spinnen, die Römer.“ Die damalige Nutzung eines Raumes bleibt jedoch bis heute ungeklärt. Man weiß nicht, ob man im Vorraum des Raumes mit Warmwasser seine Kleider abgelegt oder dort Kohle gelagert hat. Weiterhin befindet sich unter dem exklusivsten Raum ein Torbogen, der jedoch nirgendwohin führt und man fragt sich, ob hier einfach die Bauarbeiten nicht vollendet wurden.

Nach der Zeit der Römer wurden die Räumlichkeiten teilweise zur Essenslagerung genutzt. Riesige Amphoren, die über zwei Meter groß sind, dienten der Aufbewahrung von Lebensmitteln. Daher ist das Mosaik auch in diesen kreisförmigen Mustern erhalten, dem Boden der Amphoren angepasst. Auch wenn das Thema nicht jeden mitreißt, konnte man sich doch ein Stück weit in die damalige Lebensweise hineinversetzen. An dieser Stelle muss ich unseren Guide wirklich loben, denn die Führung war sehr gut gemacht.

Stadt und Strand

Das ganze Grundstück der Torre Llauder diente damals als kleiner Außenposten vor dem eigentlich Stadtkern. An diesem Ort befinden sich heute die Innenstadt mit dem historischen Stadtkern, zu dem wir uns anschließend aufmachten. Wir schlenderten durch die engen Gassen, vorbei am Wochenendmarkt mit sehr preiswerten Angeboten, bis hin zur Basilika, die leider nur um 11:00 und um 19:00 Uhr für sieben Euro zu besichtigen ist. Anschließend gingen wir zum Strand Platja de Sant Simó, um den Tag ausklingen zu lassen. Der Strand ist eigentlich sehr beliebt und wird im Internet gut bewertet. Heute war er leider sehr dreckig. Lag vielleicht an der Saison. Dennoch, es war ein schöner Tag in Mataró.

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