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Stromguthaben, Handwäsche und Moskitonetz meine Unterkunft in Accra


In Accra lebe ich in einem kleinen Komplex namens „Mummys Place“. Neben Praktikantinnen und Praktikanten aus dem Ausland leben dort auch Einheimische, Familien, Mitarbeitende des Hauses und die Vermieterin, Mummy höchstpersönlich. Was meine Unterkunft so besonders macht, erfährst du hier.

Das Goethe-Institut in Accra hat mir mein Zimmer organisiert. Weil ich Überraschungen liebe, habe ich mich mit Absicht nicht weiter informiert. Mir war nur der ungefähre Mietpreis bekannt.

Erste/Letzte Nacht in meinem Zimmer

Mummy, die Vermieterin des Hauses, ist ca. 85 Jahre alt. Sie vermietet die Zimmer schon seit über zehn Jahren. Da sie schon etwas älter ist, kommt es schonmal vor, dass sie die ein oder andere Sache kurz vergisst. Aus diesem Grund musste ich in meiner ersten Nacht leider feststellen, dass meine Ankunft „vergessen“ wurde. Daher wurde für mich eine vorübergehende Bleibe in Mummys Haus organisiert. Die erste Nacht war für mich sehr herausfordernd. Das Zimmer war sehr klein, hatte keine Fenster und war bezüglich der Hygiene auch nicht zufriedenstellend. Daher verbrachte ich lediglich eine Nacht in diesem Zimmer. Die weiteren drei Wochen kam ich übergangsweise bei meiner Chefin unter.

Meine jetzige Unterkunft

Mummys Place ist sehr bekannt bei Praktikantinnen und Praktikanten, die aus dem Ausland kommen. Daher stehen die meisten Betriebe auch im Kontakt mit Mummy, um so ein Zimmer zu vermitteln. Ich zahle für mein Zimmer eine Kaltmiete von 650 GHS (Ghanaische Cedi). Das sind umgerechnet ca. 102 Euro.  Hinzu kommt noch Geld für Strom. Im Vergleich zu den Mietpreisen in Deutschland fühlen sich für uns 102 Euro Miete sehr wenig an. Für die hiesigen Verhältnisse zahle ich viel. Meine Mitarbeiterinnen zahlen ca. 400 Cedi, also etwa 63 Euro für eine unmöblierte Zweizimmerwohnung, die allerdings auch nicht zentral liegt.

Lage

Meine Unterkunft befindet sich in Osu.  Accra teilt sich in viele Stadtteile auf. Osu ist bekannt für das Nachtleben. Hier gibt es viele Restaurants, Bars und Clubs. Außerdem fahren von hier aus ganz viele Trotros in die anderen Stadtteile. Meine Arbeit befindet sich in Cantonments . Mit dem Trotro fahre ich nur 12 Minuten, während meine Kolleg*innen fast eine ganze Stunde fahren müssen. Über die Lage meiner Unterkunft kann ich mich also nicht beklagen.

Ausstattung

Ich lebe in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen Praktikantinnen aus Deutschland. Wir teilen uns ein Bad, einen Balkon und eine „Küche“. Unsere Küche besteht aus einer kleinen Arbeitsfläche, einem Kühlschrank und einem Herd. Der Esstisch befindet sich auf dem Balkon. Dort wird auch gespült. Ein Wohnzimmer haben wir nicht. Sollte doch mal Besuch anstehen, kann man den Gemeinschaftsraum der oberen Etage nutzen. Dafür muss man den Besuch „anmelden“, sodass jemand die Tür aufschließen kann.

Mein Zimmer ist ca. 12 Quadratmeter groß. Darin befindet sich ein Bett, ein Kleiderschrank, ein kleiner Schreibtisch und ein Regal. Abgesehen davon habe ich sowohl Klimaanlage als auch Ventilator. Bei den heißen Temperaturen hier ist das für mich auch zwingend notwendig. Meine Möbel sind sehr alt. Manchmal splittern Holzteilchen von meinen Schränken runter, das ist aber halb so wild. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mich in meinem Zimmer wohl zu fühlen, unter anderem auch wegen der vielen Ameisen. Seitdem ich mein Moskitonetz habe, bin ich nicht nur vor Stechmücken geschützt, sondern auch vor Ameisen. Außerdem gibt das Netz dem Zimmer eine ganz andere Atmosphäre und es fühlt sich gleich viel wohnlicher an.

Stromkosten

Letzte Woche machte ich eine sehr interessante Erfahrung. Ich konnte plötzlich nicht mehr mein Handy laden, den Ofen benutzen und das Wasser aus dem Gefrierfach war geschmolzen. So fand ich heraus, dass unsere Stromkosten nicht im Mietpreis verrechnet sind.  In Ghana kauft man Stromguthaben. Wenn also alle Credits aufgebraucht sind, gibt es auch kein Strom mehr, bis wieder neue Credits gekauft werden. Daher war meine Mitbewohnerin so lieb, um das Stromguthaben in der Filiale aufzuladen. Damit war es aber nicht getan. Wir mussten auf unsere Vermieterin warten, die dann mit einer Fernbedienung unsere gekauften Credits freischalten musste. Laut meiner Mitbewohnerinnen reichen 350 Cedi monatlich aus. Das sind nochmal 55 Euro, die wir durch drei teilen.

Wasser

An eines musste ich mich hier in Ghana sehr schnell gewöhnen: Warmes Wasser ist eine Ausnahme. Seit Tag 1 dusche ich mit kaltem Wasser. Das kann mal erfrischend, aber manchmal auch anstrengend sein. Nicht immer genieße ich eine kalte Dusche und vermisse wirklich heißes Wasser. Dennoch habe ich mich im Laufe der Zeit daran gewöhnt, immer kalt zu duschen. Gesundheitlich hat das ja auch Vorteile.

Internet

Wir haben kein W-Lan im Haus. Das ist hier auch sehr teuer. Daher muss ich leider auf Laptop und Serien schauen verzichten. Ich verwende nur die Mobilen Daten auf meinem Handy. Leider ist auch das sehr teuer.

Wäsche

Waschmaschinen sind, insbesondere für die Einheimischen, unüblich. Hier werden schmutzige Kleidungsstücke per Hand gewaschen. Ich bin leider nicht so gut darin. Umso schöner ist es, wenn Montag und Donnerstag die Wäsche abgeholt wird. Das ist in meinem Mietpreis inklusive. Meine Wäsche wird gewaschen, aufgehängt und gebügelt.

Reinigungsservice

Von Montag bis Freitag werden unsere Zimmer gefegt, das Bett wird gemacht und der Boden gewischt. Jeden Montag wird außerdem die Bettwäsche gewechselt. Das ist immer ein schönes Gefühl, nach Hause zu kommen und ein aufgeräumtes Zimmer zu haben. Andererseits ist es auch ein bisschen doof, denn Wertsachen kann ich in meinem Zimmer leider nicht aufbewahren.

Sicherheit

Gerade zur Weihnachtszeit scheint Accra nicht sehr sicher zu sein. Es wird vermehrt in Häuser eingebrochen. Glücklicherweise muss ich eine Hoftür, Eingangstür zum Haus, Eingangstür zur Wohnung und die Eingangstür zu meinem Zimmer aufschließen, bis ich mich aufs Bett werfen kann. Das kann manchmal sehr anstrengend sein, wenn der Schlüssel ganz tief in der Tasche versteckt ist. Dafür fühle ich mich sehr sicher bei Mummy. Die hier arbeitenden Menschen sind nahezu rund um die Uhr vor Ort.

Auch wenn „Ameisen aus meinem Bett beseitigen“ zu meiner täglichen Abend- und Morgenroutine gehört, der Strom gelegentlich ausfällt oder ich kein Datenvolumen mehr habe, kann ich Mummys Place doch sehr empfehlen! Mit einem Moskitonetz, Reinigungsmitteln und Anpassungsvermögen fühlt man sich hier sehr wohl 🙂

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