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(M)eine neue Herausforderung: Ein Praktikum im saudischen Königreich


Saudi-Arabien? Was willst du DA denn? Ist das nicht zu gefährlich? Darf man sich da als Frau überhaupt frei bewegen? Mit diesen und weiteren Fragen wurde ich konfrontiert, als ich meinem Familien- und Freundeskreis offenbarte, dass ich für ein Praktikum nach Saudi-Arabien gehe. Wie ich dazu gekommen bin, gerade in dieses, von außen so verschlossene, Land zu gehen und was genau ich hier überhaupt mache, erfahrt ihr hier.

Studentin Inga sitzt auf dem großen "Jeddah"-Zeichen

Zu genau dieser Zeit, vor einem Jahr: Es ist 1 Uhr morgens, ich sitze in meinem WG- Zimmer in der berühmten Leipziger Eisenbahnstraße. Während eines Telefonats erzählt mir eine gute Freundin von dem Praktikantenprogramm Ausland des Auswärtigen Amts (AA), was sofort mein Interesse weckt.

Da in meinem binationalen Master ein obligatorisches Praktikum vorgesehen ist und ich mich sehr für politische Zusammenhänge interessiere, schien mir das Programm äußerst passend. Nachdem man sich im Portal angemeldet, seine persönlichen Daten eingetragen  und die Bewerbungsdokumente hochgeladen hat, kommt der spannendste Teil: Die Auswahl der Auslandsvertretung, an der man eingesetzt werden möchte. Hierbei kann man bis zu sechs Prioritäten angeben. Wenn die Bewerbung abgeschickt ist, befindet man sich automatisch in dem Bewerberpool, auf den jede, von dir priorisierte, Auslandsvertretung zugreifen kann. Achtung: Man sollte sich mindestens sechs Monate vor der gewünschten Ausreise bewerben!

Warum eigentlich Saudi-Arabien?

Ich muss sagen, dass sich meine Auswahlkriterien vor allem darauf beliefen, dass ich in ein mir bisher unbekanntes Land wollte. Da es für mich das letzte Praktikum meines Lebens sein sollte, wollte ich noch einmal etwas komplett Neues. Eine Herausforderung. Etwas, das mich persönlich wachsen lässt. Rückblickend auf die letzten Jahre waren es vor allem meine Auslandsaufenthalte in herausfordernden Ländern, wie z.B.  Indien oder Israel/Palästina, die mich am meisten wachsen ließen und nachhaltig veränderten.

Als Region kam für mich, aufgrund meines Masters und meiner persönlichen Interessen, nur der Nahe Osten in Frage. Weil ich schon in vielen Ländern der MENA (Middle East North Africa)-Region gearbeitet habe, fokussierte sich meine Wahl schnell auf ein Gebiet, das mir bisher weniger bekannt war: Die Länder am persischen Golf. Neben der Vertretung Djidda (oder auch: Jeddah) wählte ich außerdem Abu Dhabi und eine Vertretung im Oman.  Bis dato hatte ich also wenig Bezug zu den ausgewählten Ländern und hatte keines der genannten vorher bereist. Speziell an Saudi- Arabien hat mich gereizt, dass sich das Königreich, das so stark im Mittelpunkt weltpolitischer Interessen steht, gerade in einem rasanten Wandel und Aufbruch befindet, den ich, ganz unabhängig von Medien, selber miterleben wollte.

Die Zusage: Gehe ich nun tatsächlich nach Saudi-Arabien?

Nach etwa zwölf Wochen erreichte mich eine E-Mail des deutschen Generalkonsuls in Djidda, der mir eine positive Rückmeldung zu meiner Bewerbung gab und mir ab Januar 2020 einen Praktikumsplatz anbot. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht wirklich realisiert, dass ich in knapp einem halben Jahr ins saudische Königreich reisen werde. Aufregung, Vorfreude, aber auch Nervosität machten sich breit. Um mich so gut es geht vorzubereiten, kaufte ich mir  jegliche Literatur, die ich zu diesem Zeitpunkt über Saudi- Arabien finden konnte. Für Interessierte empfehle ich übrigens das Buch „12 Wochen in Riad“ von Susanne Koelbl.

Die Arbeit im Generalkonsulat

Das Generalkonsulat Djidda ist eine relativ kleine deutsche Auslandsvertretung. Das ist gerade für die Hospitation eine Chance, denn die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, weil ich dadurch- genau wie die Berufsdiplomaten- an ganz  unterschiedlichen Themen mitarbeiten kann. Der Generalkonsul ist, besonders im kulturellen Bereich, der derzeit in Saudi-Arabien immer weiter wächst, sehr engagiert. Vergangene Woche wurde beispielsweise ein klassisches Konzert  mit Flöte und Harfe organisiert, das erstmals in Saudi- Arabien stattfand. Hier habe ich übrigens meine erste Rede auf Arabisch, vor knapp 300 Leuten, gehalten. Definitiv ein Meilenstein in meinem seit Jahren andauernden Lernprozess der arabischen Sprache. Neben musikalischen Veranstaltungen werden Film- und Kunstveranstaltungen, häufig mit internationalen Gästen, in Kooperation mit lokalen Organisationen, geplant und umgesetzt. Als Praktikantin werde ich großzügig mit eingebunden und bekomme verantwortungsvolle Aufgaben in Planung und Organisation. Außerdem darf ich Delegationen und jegliche Außentermine begleiten, was ich äußerst spannend finde.

Im Büro
Anders als bei vorherigen Praktika ( wie z.B. im Bundestag) habe ich in Djidda ein eigenes Büro

Es hängt sicher auch von der Vertretung und dem Land ab –  wenn du dich allerdings für die Arbeit bei einer Auslandsvertretung interessiert und Lust auf spannende Herausforderungen hast, kann ich nur zu einer Bewerbung ermutigen. Bei weiteren Fragen kannst du mir gerne eine Nachricht schicken.

Kommentare
  1. Tarek

    4. Juni 2020

    Guten Tag,
    Ihre Erfahrung finde ich sehr entspannend, ich begeistere mich auch für eine ähnliche Tätigkeit in Saudi-Arabien.
    eine Frage aber habe ich bezüglich des Orts, Sie haben das Praktikum in Jeddah angefangen, ist es aber möglich in Jazan ganz besonders für mich da ein Praktikum zu absolvieren

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
    Danke im Voraus

  2. Bri Wi

    27. Januar 2020

    Hey Inga, wie spannend Dein Bericht.
    Wie bewegst Du Dich fort? Mit Auto, Bus? Oder gibt es Bahnen? Ist das Fahhrad eine Option? Und siehst Du auch Kamele?
    Was isst man dort so?
    Viele Grüße Anne

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