23. Januar 2020
Plastik und Papier zusammen in einen Mülleimer, den Rest einfach in einen anderen. Pfandflaschen gibt es auch nicht. Bitte was? Dieser Umgang mit Abfall klingt wohl für jeden, der pflichtbewusst Müll trennt, nach einer Horrorvorstellung. So sieht aber die Realität in Toulouse aus. Ich habe ein bisschen nachgeforscht, wie das genau mit dem Müll in Frankreich abläuft.
Nach meinem Eindruck versteht in Frankreich niemand so richtig, wie man Müll trennen soll. Die Erklärungen sind nicht immer eindeutig und verwirren mich häufig.
Bei Müll wird grob zwischen recycelbar und nicht recycelbar unterschieden. Da Papier, Pappe, Plastik und Konservendosen als recycelbar gelten, wandern sie hier zusammen in den gleichen Mülleimer. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Gewöhnungsbedürftig war für mich auch, dass die Tonne blau ist und somit der Papiertonne in Deutschland gleicht.
Problematisch ist auch, dass die Mülltrennung und die Farben der Mülltonnen in Frankreich nicht einheitlich gehandhabt werden. Jedes einzelne Dorf entscheidet selbst darüber. Es gibt nicht – wie bei uns – ein einheitliches System mit drei Tonnen in Blau, Schwarz und Braun.
Trennung von Glasflaschen
Getränke in Glasflaschen gibt es in Frankreich leider viel seltener als bei uns. Meistens gibt es Plastikflaschen. Diese landen dann leider meistens im Hausmüll, denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier kein Pfandsystem. Übrigens ist Frankreich in Europa der drittgrößte Konsument von Wasser aus Flaschen.
Dafür sind uns die Franzosen bei der Vermeidung von allgemeinem Plastik- und Verpackungsmüll weit voraus. Plastiktüten, die meist nur einmal verwendet werden, sind in französischen Supermärkten schon seit 2016 verboten. Heute gibt es nur noch kleine Tüten für Obst und Gemüse.
Müllverbrauch im Ländervergleich
In Deutschland produziert eine Person im Jahr durchschnittlich 37 Kilogramm Plastikmüll, in Frankreich sind es hingegen nur 25 Kilogramm. Noch drastischer sieht die Situation bei Verpackungsmüll aus: Da sind die Deutschen europäischer Spitzenreiter mit 226 Kilogramm pro Kopf und Jahr (Jahr 2017). In Frankreich sind es hingegen „nur“ 193 Kilogramm. Damit liegen beide Länder aber immer noch deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 173 Kilogramm.
Mein Fazit
Man muss wohl erst ein Erasmus-Semester machen, um zu bemerken, dass einem die seltsamsten Dinge fehlen. Ich vermisse zum Beispiel die braune Tonne, seitdem ich sie nicht mehr benutzen kann. Früher habe ich nie groß über sie nachgedacht. Inzwischen habe ich mich aber an das System in Toulouse gewöhnt. Die Hochschulgruppe GAIA, die sich für Umweltschutz einsetzt, hat einen eigenen Komposthaufen an der Uni organisiert. Man sieht: Der Wille zur Verbesserung ist auf jeden Fall da.
À bientôt!
Bob
14. April 2022
„ein einheitliches System mit drei Tonnen in Blau, Schwarz und Braun“
Haha, netter Scherz. Bei uns sind die Tonnen schwarz (Papier), grün (Bio) und schwarz (große Tonne für Restmüll) bzw schwarz mit blauen Deckel (kleine Tonne für Restmüll). Plastik geht in den gelben Sack. In der Gemeinde nebenan ist das schon wieder anders, die haben z. B. eine gelbe Tonne für Plastik. Da sind wir den Franzosen maximal beim Pfand was voraus