23. April 2016
Warum ich meinen Kaffee hier kalt trinke, wieso es ein Luxus ist, zu Fuß zur Arbeit zu gehen und was man bekommt, wenn man vegetarisches Essen in Jakarta bestellt – mein Alltagswissen nach anderthalb Monaten in Jakarta!
Mal fühle ich mich so, als ob ich gestern erst gelandet bin, denn jeden Tag entdecke ich Neues und Unerwartetes. Andererseits fühlt sich alles schon wie eine Ewigkeit an, wenn ich an alle die neue Eindrücke, Ausflüge und Menschen denke, die ich hier kennengelernt habe. Nichtsdestotrotz ein Alltag hat sich bei mir eingestellt. Ein Tag in meinem Leben hier in Jakarta sieht so aus:
7h30: Raus aus den Federn
Jeden Morgen weckt mich mein Wecker um die gleiche Zeit – und jeden Morgen überlege ich mir, wie oft ich auf die Snooze-Taste drücken kann, um nicht zu spät zum Praktikum zu kommen. Noch in Deutschland wurde mir prophezeit, dass ich immer mitten in der Nacht vom Schlaf abgehalten würde, da Indonesien ein muslimisches Land ist, wird gegen vier Uhr morgens von den Moscheen aus zum Morgengebet gerufen. Zwar höre ich den morgendlichen Gebetsruf manchmal, aber stören tut er mich gar nicht. Der neue Hund unseres Vermieters, der um 2 Uhr morgens zu Bellen anfängt, ist da der größere Schlaf-Störer.
Bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit mache, gibt’s natürlich noch ein Frühstück: Ich bin jeden Morgen sehr froh über die Espresso-Kanne meines indonesischen Mitbewohners – den starken Kaffee kann ich nämlich mit kalter Milch aus dem Kühlschrank strecken, sodass ich morgens sozusagen einen Eiskaffee habe. Bei ständigen Temperaturen von 28-30 Grad würde mich ein normaler, heißer Kaffee wohl sehr zum Schwitzen bringen.
8h40: Ab zur Arbeit
20 Minuten vor Arbeitsbeginn mache ich mich mit meiner Mit-Praktikantin, die auch meine Mitbewohnerin ist, auf den Weg zu Arbeit ins Goethe Institut Jakarta. Dass wir den Weg zu Fuß laufen können, ist in Jakarta ein echter Luxus – die meisten unserer Kollegen kommen mit dem Taxi, per Bus oder Bahn. Und bei den Verkehrsverhältnissen in der indonesischen Hauptstadt kann es gut sein, dass sie mehrere Stunden unterwegs sind. Deswegen kommen viele Kollegen schon gegen 7 Uhr morgens, weil da der Verkehr besser ist. Doch auch unser Arbeitsweg hat seine Tücken: Jeden Morgen müssen Lena und ich uns gefühlt zehn Mal gegenseitig davor schützen entweder beim Überqueren der Straße überfahren zu werden (ungewohnter Linksverkehr plus sehr viele sehr schnell fahrende Motorräder) oder hin zu fallen. Die Gehwege sind hier nämlich sehr holprig, manchmal gibt es Löcher, die bis zur Kanalisation reichen oder es ragen plötzlich kleine Metallteile aus dem Beton. Da heißt es: Augen auf und Hürdenlauf!
9h-17h: Mein Praktikum im Goethe Institut
Die meiste Zeit meines Tages verbringe ich auf der Arbeit: Ich bin kulturweit-Freiwillige für die Spracharbeit und Bibliothek des Goethe Instituts Jakarta. Dementsprechend vielfältig sind meine Aufgaben, die von Recherchen, Organisation, Verfassen oder Erstellen von Projekten bis zur Betreuung von Deutschlernenden reicht. Die Vielfalt meiner Aufgaben ist auch der Grund dafür, dass es mir nie langweilig wird. Dank meiner netten Kollegen, sowohl Indonesier als auch Deutsche, fühle ich mich auch im Team sehr wohl.
12h30: Mittagessen
Zusammen mit den anderen Praktikanten stellt sich jeden Mittag die gleiche Frage: Was essen wir wo? Zur Auswahl stehen die verschiedensten indonesischen Gerichte, die es entweder in der hauseigenen Kantine oder an Straßenständen gibt. Alternativ können wir auch zusammen mit unseren indonesischen Kollegen Essen bestellen – das stellt sich immer als sehr lustig heraus, weil wir oft einfach fragen „Was isst du?“ und dann einfach das gleiche bestellen ohne zu wissen, was es eigentlich ist. Zum Glück schmeckt es dann auch meistens. Die goldene Regel hier lautet: Wenn kein Reis im Essen ist, dann ist es kein richtiges Essen. Man sollte allerdings zwei Sachen beachten: 1. „Ohne Fleisch“ bedeutet nicht zwingend, dass wirklich kein Fleisch im Essen ist. Es kann durchaus Hühnchen oder Shrimps unter den Reis gemischt sein – das scheint hier in die Kategorie „vegetarisch“ zu fallen. Und 2.: Scharfes Essen in Indonesien ist nicht mit scharfem Essen in Deutschland zu vergleichen. Oft werden Chilischoten zum Kochen verwendet, sodass man beim Essen das Gefühl hat, Feuer spucken zu können.
17h: Feierabend
Nach dem klassischen acht-Stunden-Arbeitstag sieht jeder Abend anders aus: Treffen mit Kollegen, Kochen in der WG, Einkaufstour im Supermarkt oder der Shopping-Mall, Recherchen für mein Master-Studium… oder einfach Nichts tun – Morgen ist ja auch noch ein Tag!