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Mein Erfahrungen mit dem Online-Studium


Wie bei ziemlich jedem, wurden auch meine Vorlesungen von der Uni in Moskau nach Hause an den Computer verlagert. Wie das so lief, erfahrt ihr hier.

Wie bereits berichtet, mussten wir alle am 20. März die Uni und das Wohnheim verlassen. Wir bekamen eine Woche Ferien und danach starteten die Online-Vorlesungen zu den gleichen Zeiten wie die Präsensveranstaltungen. Überraschenderweise blieb das großes Chaos aus, aber natürlich gab es immer mal kleinere wieder Probleme beim Einloggen oder beim Bildschirmteilen bei Präsentationen. Obwohl wir jetzt alle auf der ganzen Welt verstreut waren und bei manchen die Vorlesungen jetzt mitten in der Nacht stattfanden, nahmen die meisten teil.

Die Dozenten bemühten sich, die Vorlesungen so wie vorher weiterzuführen, also mit Gruppenarbeiten und Referaten. Ein Referat zu dritt zu organisieren, während man sich in drei unterschiedlichen Ländern aufhielt, war definitiv eine neue Herausforderung. Genauso wie die Präsentation dann gemeinsam vorzutragen, jeder zuhause an seinem eigenen Computer. Für Diskussionen wurden wir vom Dozenten in Gruppen aufgeteilt. Mit Zoom ist es möglich, sogenannte „Breakout Rooms“ zu erstellen, das heißt, dass die Gruppen ihre eigenen Zoom-Meetings hatten. War die Zeit abgelaufen, schloss sich das Meeting und man landete automatisch wieder in der Vorlesung.

Die Prüfungen

Bei den Prüfungen lief es dann etwas chaotischer ab. Jeder Dozent handhabte es etwas anders und einen richtigen Durchblick schien niemand zu haben. In Russland hat man viele Zwischenprüfungen. Die erste Online-Prüfung stand deshalb bereits zwei Wochen nach der Uni-Schließung an. Wir bekamen einen Multiple-Choice-Test für 45 Minuten auf einer Plattform, die uns sofort die Ergebnisse zeigte. Im Anschluss schickte uns die Dozentin zwei Fragen per E-Mail, die wir in Form von kurzen Essays beantworten sollten. Wir hatten wieder 45 Minuten Zeit und mussten im Zoom-Call eingeloggt bleiben. Eine weitere interessante Prüfung hatte ich in dem Fach „European Union and Russia: Energy Policy and Security“. Wir hatten bereits eine Hausarbeit aufbekommen und die zweite Prüfung wurde als Multiple-Choice-Test gestaltet. Dafür zeigte uns der Professor auf Zoom eine Präsentation mit einer Frage pro Seite und mehreren Antworten. Die richtige Antwort sollte man in ein Word-Dokument eintragen. Es gab 19 Fragen, die uns einzeln kurz gezeigt wurden. Bei der 20. sollte man in mehreren Sätzen antworten. Wir hatten eine halbe Stunde Zeit. Fragen wurden nicht doppelt gezeigt, die Kamera und das Mikrofon mussten die ganze Zeit an bleiben. In den 30 Minuten musste sofort die Mail mit dem fertigen Word-Dokument an ihn geschickt werden.

Einige Dozenten haben uns mehr Essays zuhause schreiben lassen, andere wiederum haben auf der Prüfungssituation bestanden und mündliche Prüfungen per Zoom durchgeführt. Und wieder andere haben, nachdem wir alle per Zoom eingeloggt waren, uns mehrere Fragen geschickt, die wir dann als Essays in einer bestimmten Zeit beantworten mussten.

Und wie fand ich das Ganze?

Am Anfang war ich noch total enttäuscht, dass die Uni schloss und mein Auslandssemester vorbei war. Deswegen freute ich mich umso mehr, dass die Vorlesungen weiter stattfanden und ich wenigstens Wissen mitnehme würde. Aber um ehrlich zu sein, finde ich persönlich, dass E-Learning nicht mit einer richtigen Vor-Ort-Vorlesung zu vergleichen ist. Die Ablenkungen sind viel größer. Mal saß ich noch im Schlafanzug vorm Laptop, mal starrte ich mehr aus dem Fenster. Ein anderes Mal war ich dreimal Kaffee machen oder loggte ich mich später ein, weil ich noch mit meinen Großeltern reden wollte.

Natürlich habe ich dennoch neues Wissen erworben und definitiv neue Erfahrungen gesammelt. Persönlich würde ich Präsens-Vorlesungen immer Online-Vorlesungen vorziehen. Ich mag die Atmosphäre in den Unis und ich konzentriere mich besser vor Ort. Seitdem ich zuhause den Laptop anstarren musste, habe ich mich kaum fachlich mit meinen Kommilitonen ausgetauscht. Das letzte Semester war mein letztes richtiges Semester, jetzt fehlt mir nur noch meine Masterarbeit, deswegen macht es mich es umso trauriger. Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass die Uni nicht komplett schloss und es die Möglichkeit der Online-Vorlesungen gab.

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