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In die Niederlande mit Orientierungsschwierigkeiten


Mein erstes Wochenende in der neuen Heimat: zwischen Aussprache-Pannen und Möbelhauslabyrinth!

Das Auto bis zum Dach vollgeladen mit Gepäck. Irgendwie habe ich es geschafft mein gefühlt ganzes Leben zwischen Töpfen und Pfannen, Klamotten und Schuhen in unseren Ford Fiesta zu quetschen. Mein Fahrrad ist natürlich auch dabei. Es war ein Freitag im August und es ist höllisch heiß. Mein Vater und ich machen uns auf den Weg zu meinem neuen Wohnort: Groningen, eine Stadt in den Niederlanden. Wo das liegt? Irgendwo rechts vom Ijsselmeer. Zugegeben, am Anfang wusste ich selber nicht so wirklich, wo genau auf der Karte ich meine neue Heimat einzuordnen hatte. Ob es da Meer gibt? Na ja, nicht wirklich, eher Watt. Also nicht so, wie man sich das Meer so stereotypisch vorstellt. „Was gibt es sich da so anzuschauen?“, fragt mich eine Freundin. Das gilt es in den nächsten drei Jahren herauszufinden. Groningen ist kuschelig, irgendwie. Zwar leben dort rund 200.000 Einwohner, aber trotzdem herrscht die Atmosphäre einer Kleinstadt.

Wir sind dann also losgefahren, mein Vater und ich. Meine Mutter musste noch arbeiten und wollte später nachkommen. Zwei meiner besten Freunde fahren in ihrem eigenen Auto auch noch mit. Als Hilfe, ob physisch beim Umzug oder eher als seelische Unterstützung, weiß ich nicht zu beantworten.

Wie spricht man das aus?

Fünf Stunden und zwei Staus später standen wir dann vor meinem neuen Zuhause. Also fast zumindest. Wir standen vor einer Unterführung. Vollsperrung, hier ging es erst mal nicht weiter. Die Bauarbeiter waren hilfsbereit. Heftig gestikulierend zeigten sie in komplett unterschiedliche Richtungen. „Aber es ist doch da hinter der Unterführung, man kann es doch eigentlich fast schon sehen“, versuchte ich es verzweifelt. Ich zeigte ihnen mein Handy mit der Wegbeschreibung. Scheint, als ob mein Versuch, meine Straße auszusprechen, sehr weit weg von der korrekten Aussprache gewesen ist. Daran muss ich wohl noch etwas feilen. Die Männer wiesen uns also den Weg. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen.

Wie in meiner Familie üblich, standen wir dann trotz Stau und Navi-Panne, eine Stunde zu früh vor meinem Studentenwohnheim. Richtig niederländisch sah es nicht aus. Mehr so nach Bürogebäude. Neben uns parkte ein Auto mit norwegischem Kennzeichen. Wir nickten uns zu. Nach einer Stunde konnten wir dann endlich aufs Zimmer. Ich bekam ein paar Hausregeln mitgeteilt: „Kochtöpfe, Teller und Geschirr sind im Zimmer aufzubewahren. Auf dem Klo gibt es kein Toilettenpapier, bitte selber mitbringen.“ Die Küche ist klein, ich zählte die Namenssticker auf den Kühlschränken. 21 Menschen. Ein Tisch und vier Stühle, das kann ja heiter werden! (Kleiner Spoiler: Es klappt besser als erwartet!). Das Zimmer dagegen ist relativ geräumig, die Fenster sind groß, es kommt viel Licht hinein. Leider gleicht es aber auch einer Sauna, denn es ist Sommer und die Niederlande erlebte gerade eine Hitzewelle. Mein Zimmer liegt auch noch direkt unter dem Dach. Erste Anschaffung: Ventilator!

Im Möbelhaus-Labyrinth

Den nächsten Tag verbrachten wir komplett im Einrichtungshaus. Das Zimmer ist zwar möbliert, aber einige Dinge braucht es schon noch. Es gab hitzige Diskussionen über die Wahl des passenden Kleiderständers. Ich stehe ewig vor dem Kissenregal. Die Farbe der Kissen soll schließlich zum Rest des Zimmers passen. Mein Vater schaute genervt. Irgendwann waren wir zufrieden, fürs Erste. Zurück im Wohnheim galt es dann, alles zusammen zu bauen. Das klappte hier mal besser, da aber auch mal weniger gut. Am Ende waren wir Heimhandwerker dann aber erfolgreich und mein Zimmer soweit eingerichtet. Danach erkundeten wir noch die Stadt. Wir gingen Essen, ganz traditionell, Kibbelinge und abends, etwas weniger traditionell, Pizza und Pasta beim Italiener.

Bild von Nudeln mit Lachs-Sahne-Sauce.
Nach der Arbeit das Vergnügen!

Zuhause in der Welt

Als meine Familie und meine beiden Freunde am Sonntag die Heimreise angetreten haben, machte sich doch ein etwas flaues Gefühl im Magen breit. Das ist es also, mein Zuhause für die nächste Zeit. Ich ging in die Küche und traf direkt auf meinen Mitbewohner. Wir quatschten ein wenig, er kommt aus Lettland. Ob er mit runter kommen wolle, fragte ich. Da trafen sich nämlich ein paar der wenigen Leute, die bereits angereist waren. Er nickte. Als wir auf die anderen stießen, verflog mein flaues Gefühl ziemlich bald. Alle waren nett und von so ziemlich überall her. Iren, eine Engländerin, Spanier und Kubaner. Wenn Corona einen davon abhält, die Welt zu sehen, dann kommt die Welt eben zu dir. Das scheint zumindest unser Motto im Studentenwohnheim zu sein, das ausschließlich für internationale Studenten vorgesehen ist. Wegen der momentanen Situation ist es aber zum ersten Mal nicht komplett ausgebucht. Als ich später schlafen gegangen bin, war ich beruhigt: Ich glaube, hier lässt es sich ganz gut leben!

Wie das Ankommen in anderen Ländern so aussieht könnt ihr zum Beispiel hier bei Anja oder auch hier bei Adrián nachlesen!

 

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