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Das Studentenwohnheim-Einmaleins


Wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich seit Anfang August ein internationales Studentenwohnheim mein Zuhause nennen darf. Solltet ihr euch auch für einen Aufenthalt in einem Wohnheim wie diesem entscheiden, solltet ihr aber ein paar Dinge beachten.

Eine Unterkunft in den Niederlanden zu finden, ist eine aufwendige und langatmige Angelegenheit, die euch ehrlicherweise einige Nerven kosten wird. Darüber habe ich auch schon einen Beitrag geschrieben, den ihr euch gerne hier durchlesen könnt. In Groningen gibt es daher für Nicht-Niederländer*innen die Möglichkeit, das erste Jahr ein Zimmer in einem internationalen Studentenwohnheim zu beziehen. Die Firma SSH reserviert dafür jährlich in mehreren ihrer Gebäuden Zimmer, die Erstis (sowohl Bachelor als auch Master) sowie Studierenden im Auslandssemester vorbehalten sind. Die Gebäude rangieren in Preis und in der Ausstattung.

Man sieht ein zum größten Teil blaues, sehr großes Gebäude, mein Studierendenwohnheim.
Mein Wohnheim. Es sei dem Auge des Betrachters überlassen, ob man es schön findet oder nicht.

Willkommen in Winscho

Ich lebe im günstigsten Wohnheim von uns Studierenden liebevoll „Winscho“ genannt. Der Name kommt vom Namen der Straße, in der sich das Wohnheim befindet. Das günstigste Wohnheim zu beziehen, heißt für mich, dass ich mir Bad und Küche ganz klassisch teilen muss. Die Küchen sind unterschiedlich groß. Meine Küche ist eine der Kleinsten im Gebäude, 20 weitere finden darin Platz. Die Größte ist auf 40 Personen ausgelegt. Mein Zimmer ist für niederländische Verhältnisse mit 19 qm sehr groß. Wenn ihr hier studiert, solltet ihr euch darauf einstellen, dass euer zukünftiges WG-Zimmer nicht größer als 10 qm sein wird. Für mein Zimmer verlangt SSH schlappe 480 Euro. Die Firma bietet auch andere Unterkünfte an. Diese sind teurer, bieten aber auch den Luxus eines eigenen Bads und Küchen, die mit weniger Leuten geteilt werden müssen.

Ob man sich letzten Endes für das Zimmer im Groninger Wohnheim entscheidet oder nicht, bleibt vermutlich jedem selber überlassen. Meine ausschlaggebenden Gründe sind gewesen, dass es mir einigen Aufwand erspart hat. Aber noch wichtiger war, dass es mir ermöglicht hat, einfach Freund*innen zu finden. Wenn ihr mitten in einer Pandemie in eine euch fremde Stadt zieht, wird Einsamkeit vermutlich ein Thema sein. In meinem Wohnheim habe ich schnell Anschluss gefunden und mich mit Menschen angefreundet, die mittlerweile Familie für mich sind. Hauptsächlich deswegen fühle ich mich in Groningen daheim und deswegen sind es mir der Preis und die Unbequemlichkeiten auch wert.

Was ihr wissen müsst, bevor ihr euch für ein Wohnheim entscheidet

Wie oben schon erwähnt, bin ich unglaublich dankbar für die Möglichkeiten, die „Winscho“ mir bietet. Warum sich jeder mal für ein Leben im Wohnheim entscheiden sollte, habe ich hier beschrieben. Einiges solltet ihr aber trotzdem vorher wissen, damit ihr besser für euch selber abwägen könnt, ob ein Wohnheim wie meins auch wirklich etwas für euch ist.

Es ist laut.

Es ist dreckig.

Ich sage über mich selber, dass ich ein dickes Fell habe. Beim Reisen habe ich ohne mit der Wimper zu zucken in Mehrbettzimmern mit 15 anderen geschlafen, die verdreckten Duschen waren mir nach einiger Zeit so egal wie die chaotischen Küchen. Was ich aber unterschätzt habe, ist, dass Hostels eben nicht dein Zuhause sind. Dass die Menschen, die nachts betrunken ins Zimmer torkelten und jeden dabei aufwecken, eben nicht deine Mitbewohner*innen sind. Und das kann mitunter auch mal auf die Nerven schlagen. Trotzdem: Die Zeit im Wohnheim kann eine unglaublich tolle, bereichernde Zeit werden. Und damit das auch bei dir so wird, gibt es hier ein paar Tipps:

Hier sieht man einen Zettel auf dem Fenster auf dem steht: Bitte haltet die Küche sauber.
🙂

Erwarte nichts – bekomm alles.

Ich glaube, dieser Satz ist ziemlich repräsentativ für das ganze Leben. Erwarte nicht, dass jeder alles so tut, wie du das von deinem Elternhaus aus gewöhnt bist. Je entspannter du in die Sache hineingehst, desto besser.

Kommunikation ist alles.

Es mag noch andere Menschen da draußen geben, die Konfrontation so vehement zu umgehen zu versuchen wie ich. Aber auch ich musste lernen, dass es auch mal okay ist, bei der Nachbarin zu klopfen, wenn die Musik um vier Uhr morgens an einem Dienstag immer noch läuft. Sowieso lässt sich vieles regeln, wenn man es anspricht. Kein Mensch möchte jemand anders verärgern. Sprecht miteinander. Was willst du, was möchte der andere? Du bist ein Morgenmensch, dein Nachbar eine Nachteule? Gut, dann besprecht, nicht vor 12 Uhr morgens zu staubsaugen, währenddessen der andere halt eben die lautstarken Telefongespräche mit seinen Freund*innen um ein Uhr nachts unterlässt.

Sei direkt, aber nicht unfreundlich.

Jeden Abend hat einer von uns Küchendienst. In regelmäßigen Abständen wird dieser vergessen. Es ist in Ordnung, den anderen direkt darauf anzusprechen. Ein: „Hey, heute ist dein Küchendienst, ich glaube, du hast den vergessen. Wenn du es heute nicht schaffst, kann ich den aber auch übernehmen und du machst meinen, beim nächsten Mal.“ wird niemanden verärgern. Ein: „Mensch, jetzt bring endlich mal Müll raus, du machst NIE hinter dir sauber“, dagegen schon.

Nimm dich nicht selbst zu ernst.

Klar ist es nervig, wenn die Küche nicht aufgeräumt ist oder die Nachbarn unter, neben oder über dir zu den merkwürdigsten Zeiten unglaublich laut sind. Aber man muss nicht immer den Moralapostel spielen. Manchmal hilft es, einfach mal drüber zu lachen und sich in den anderen hineinzuversetzen. Warum telefoniert diese Person genau jetzt um zwei Uhr morgens? Na ja, vielleicht kommt er von einem Land mit extremer Zeitverschiebung und eben dann hat seine Familie Feierabend? Wenn andere in der Küche nicht immer direkt hinter sich aufräumen, liegt das wirklich daran, dass sie dich verärgern wollen, oder hatten sie vielleicht einfach nur ein doofen Tag und ganz viel anderes im Kopf? (Noch mal, sprich es an, wenn es dich zu sehr stört).

Besorg dir Ohropax

Ziemlich selbsterklärend.

Man sieht Mädchen auf einem Steg.
Meine Lieblingsmenschen aus England, den USA, Rumänien und ich.

Mein Abenteuer Wohnheim

Ja, ein Wohnheim kann laut und dreckig sein. Aber es ist auch voller Leben und bunt und wunderschön. Sei dir bewusst, auf was du dich einlässt, dann wird es eine wunderbare Zeit werden.  Ich habe Freund*innen fürs Leben gefunden, darf regelmäßig neue Lieblingslieder in Bulgarisch und Rumänisch zu meiner Playlist hinzufügen (sehr guter Bass), darf Kekse original von der Oma aus Kroatien gebacken, essen (SEHR lecker) und US-amerikanische Süßigkeiten aus dem Paket von zu Hause probieren (sehr süß, ich lieb’s).

 

 

 

Kommentare
  1. Lena

    24. Juli 2022

    Hi – wie kennst du noch andere Studentenwohnheime in Groningen, bei denen man sich bewerben bzw. ein Zimmer mieten kann? LG

Hast du noch Fragen?

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