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10 Monate S(e)oul Searching: ein Rückblick


Auch die schönsten Zeiten gehen irgendwann vorbei. Bei mir heißt es nach fast einem Jahr Südkorea Koffer packen und zurück nach Deutschland. In meinem letzten Beitrag möchte ich meinen Aufenthalt hier in Seoul reflektieren und auf die letzten Monate zurückblicken.

Blick auf die Skyline Seouls beim Wandern
Einer der besten Ausblicke auf Seoul von der Spitze des Inwangsan Berges aus.

Mein Corona-Jahr in Südkorea

Als ich im August 2020 nach Südkorea gekommen bin, gab es gerade seit ein paar Monaten die Corona-Pandemie, die viele Ungewissheiten sowie Sorgen mit sich brachte. Meine Entscheidung, trotz Corona meinen Auslandsaufenthalt anzutreten, habe ich bislang keine Sekunde bereut. Im Gegenteil – ich empfinde es als großes Glück, dass ich zu Coronazeiten nach Korea gegangen bin.
Eigentlich hätte ich nur für ein Semester hier bleiben sollen. Die Corona-Lage in Deutschland im Dezember/Januar war mit ein Grund, wieso ich länger geblieben bin. Korea hat die Pandemie im Vergleich zu Deutschland besser überstanden. Trotz hiesiger zweiter und dritter Welle (die beide deutlich geringer ausgeprägt waren als in Europa) kam es hier nie zu einem richtigen Lockdown, und das Leben ging vergleichsweise normal weiter.

Auch der Alltag in Südkorea hatte einige Einschränkungen, doch der Blick nach Europa hat mir immer gezeigt, dass wir hier ein vergleichsweise sehr freies Leben haben, verbunden mit einem deutlich geringeren Infektionsrisiko. Die am meisten spürbaren Einschränkungen für mich waren vermutlich die Online-Uni, die zwischenzeitliche „Take-Out“ Regel für Cafés, und die immer noch herrschende 10-Uhr Schließzeit sowie die 4-Personen-Gruppen-Regel.

Zu der konkreten Corona-Lage und den Beschränkungen vor Ort habe ich im November und März jeweils berichtet. Ich schätze mich sehr glücklich, während Corona ausgerechnet hier gelebt zu haben. Manche könnten vielleicht sagen, schade um Sachen, die man wegen Corona nicht machen konnte, doch ich sehe das anders: Trotz Corona konnte ich am anderen Ende der Welt leben, hier viele Dinge machen, und einiges sogar vielleicht dank Corona. Ohne Corona wäre ich vermutlich nicht länger geblieben und hätte nicht so viel Zeit gehabt, Korea zu entdecken und die Sprache besser zu lernen. Meine persönliche Koreanisch-Lernkurve hat insbesondere im zweiten Semester eine deutliche Steigung erlebt.

Ausblick auf Seoul bei Sonnenuntergang
Ein Sonnenuntergang in Ihwa Mural Village, einem kleinen Viertel Seouls.

Freizeitaktivitäten in und außerhalb von Seoul

Die zwischendurch eingeführte Maximal-4-Personen-Regel war zwar teilweise lästig, hat aber meiner Meinung nach auch dazu geführt, dass man andere Leute besser kennengelernt hat, da man sich nicht ständig in großen Gruppen getroffen hat. Statt Clubs und Bars konnte man sich dem riesigen Angebot an Cafés, Restaurants, und Kultur widmen, das Seoul zu bieten hat. Museen waren beispielsweise beinahe ausnahmslos offen, und ich habe auch viele davon besucht. Hier eine paar Freizeit-Empfehlungen in- und außerhalb Seouls:

  • National Museum of Contemporary Korea
  • National Folk Museum
  • Rooftops in Itaewon
  • Für Restaurants: bei NaverMap (Koreanisches GoogleMap) das Wort 맛집 eingeben. Wortwörtlich übersetzt bedeutet das „tasty house“, so findet man sehr beliebte und in der Regel auch sehr gute Restaurants.
  • Dawon Grünteeplantagen (Boseong, an der Südküste Koreas)
  • Wandern: Südkorea ist sehr bekannt fürs seine vielen Berge und Wanderrouten. Innerhalb Seouls kann ich besonders Bukansan, Ingwansan, Ansan, Gwanaksan empfehlen. Die Routen starten oft direkt in der Stadt!
  • Haedong Yonggungsa Tempel (Busan)
  • Hangang: bei gutem Wetter super um sich mit Freunden zu treffen
  • Traditional Korean Tea House (gibt es viele)
Ein Tempel am Meer
Haedong Yonggungsa, ein berühmter buddhistischer Tempel, der im Gegensatz zu den meisten Tempeln am Meer und nicht in den Bergen gelegen ist.

Durch die Online-Uni ergab sich auch Möglichkeit, flexibler durch Korea zu reisen. Das wäre vermutlich aufgrund der eher strengen Anwesenheitspflichten, die bei koreanischen Universitäten üblich sind, normalerweise nicht möglich gewesen. Reisen durch Asien war zwar nicht möglich, aber innerhalb Südkoreas gibt es auch unglaublich viel jenseits von Seoul zu entdecken. Eines meiner Ziele war es auch, mir so viele UNESCO Heritage Sites wie möglich anzuschauen – schlussendlich habe ich die Hälfte geschafft, womit ich auch zufrieden bin. Hier sind meine Top 3:

  • Changdeokgung Palace
  • Bulguksa Tempel und Seokguram Grotto (Gyeongju)
  • Namhansanseong Fortress
Changdeokgung Palast mit traditioneller koreanischer Architektur
Einer meiner Lieblingsorte in Seoul: Changdeokgung Palast ist einer der UENSCO Heritage Sites, die ich mir angeschaut habe.

Was werde ich an Seoul vermissen?

Mein Leben hier in Südkorea war sehr anders als der Alltag in Deutschland. Im Ausland ist gefühlt jeder neue Tag ein kleines Abenteuer, selbst wenn man sich irgendwann an einen gewissen Alltag gewöhnt hat. Jeden Tag kann man wieder etwas dazulernen, sei es ein neues koreanisches Wort, etwas über Korea, über kulturelle Eigenarten; oder einen neuen Ort finden. Für mich hat der Alltag im Ausland ein anderes, einzigartiges Lebensgefühl, das schwer zu beschreiben ist, und das auch für jeden etwas anders sein wird.

Blick auf den Hangang und die Skyline Seouls von der U-Bahn aus
Der Blick auf Seoul aus der U-Bahn, mit der ich fast täglich gefahren bin. Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert davon.

Neben dieser täglichen „Aufregung“ gibt es auch einige konkrete Dinge, die ich vermissen werde: das hohe Sicherheitsgefühl (in Deutschland muss ich mich erstmal dran gewöhnen, meine Kreditkarte und Handy nicht einfach so überall liegen zu lassen, hier ist das sehr normal), die Bequemlichkeit (über die Vorzüge des Großstadtlebens habe ich hier mehr berichtet), das superschnelle Internet überall; sowie insbesondere das koreanische Essen.

Koreanisches Essen: Kimchi und Schweinefleisch
Ich bin ein großer Fan der koreanischen Küche, allerdings ist es leider nicht so einfach, koreanisches Essen in Deutschland zu bekommen.

Dinge und Gedanken, die ich mit nach Hause mitnehme

  • Sich statt „Warum?“ „Warum nicht?“ fragen: Ins Ausland zu gehen bedeutet im Wesentlichen auch, seine Comfort-Zone zu verlassen. Schade ist es, im Nachhinein etwas zu bereuen, das man nicht getan hat. Deshalb habe ich während meiner Zeit hier stets versucht, alles umzusetzen, was mir in den Sinn kam – und es hat sich eigentlich immer gelohnt. Sei es einfach, jemanden in der Uni anzusprechen, alleine in eine neue Stadt zu reisen, trotz mangelnder Sprachkenntnisse sich zu unterhalten – Traut euch!
  • Genieße die einzigartigen Momente des Lebens: Was ist das Leben, wenn nicht eine Summe von unzähligen, schönen Momenten? Wir verlieren uns manchmal zu sehr in der Hektik des Alltags, rasen von einem Semester zum nächsten, denken immer an die Zukunft, verlieren dabei aber ein wenig vom Hier und Jetzt. Eure Zeit im Ausland ist endlich, aber die Erinnerungen bleiben euch ein ganzes Leben lang.
  • Immer das Beste aus allem machen: Das bezieht sich nicht nur auf Corona, sondern auf das ganze Leben. Viele Dinge werden initial nicht so klappen, wie man es sich wünscht, und die wahre Kunst besteht darin, mit dem, was möglich ist, das Beste zu machen. Ich habe durch Corona eine komplett neue Wertschätzung für Dinge erlernt, die ich früher für selbstständig gehalten habe. Sei es einfach nur, mit Freunden abends etwas unternehmen zu können, sowie das Privileg, überhaupt ins Ausland zu gehen.
  • Freunde fürs Leben: Ein wesentlicher Grund für meiner wunderschönen Zeit hier sind die Freunde, die ich gefunden habe. Heutzutage ist es dank Social Media keine große Schwierigkeit mehr, den Kontakt zu halten; und ich freue mich schon unglaublich drauf, meine Freunde wiederzusehen – wo auch immer auf der Welt dies sein mag.
  • Alles wird schon irgendwie! Insbesondere für die Zweifler und „over-thinker“ da draußen: Ich selbst bin jemand, der gerne viel plant, Spontanität und Gelassenheit waren nicht immer meine größten Stärken. Das hat sich geändert – ich plane zwar immer noch sehr gerne, aber ich habe hier gelernt, manche Dinge auch einfach auf mich zukommen zu lassen und mir nicht zu viele Sorgen zu machen. Mit freundlichem Nachfragen lassen sich viele Sachen regeln, und was bleibt denn vom Abenteuer übrig, wenn man alles immer hundertprozentig im voraus weiß?

Fernweh statt Heimweh

Auch wenn ich mich auf Zuhause freue, auf Familie und Freunde, ist die Sehnsucht nach der Ferne noch größer. Für mich geht es zwar erstmal zurück nach München, wo ich für mein Medizinstudium noch einige Kurse und Prüfungen ablegen werde. Aber ich denke auch schon an den nächsten Auslandsaufenthalt – bei mir wird das vermutlich im Praktischen Jahr sein; das ist für Mediziner das letzte Studienjahr, währenddessen man im Krankenhaus arbeitet. Vielleicht geht es dafür nochmal nach Korea, vielleicht aber auch in ein anderes Land.

Ich kann es jedem ans Herz legen, seinen Träumen zu folgen und auf die Suche zu gehen, auch wenn man manchmal das Ziel noch nicht genau kennt. Die Reise ist oft wichtiger als das Ziel und ihr werdet mit jeder Herausforderung etwas Neues dazulernen.

In diesem Sinne: 
안녕! 항상 화이팅! („Anyeong! Hangsang Hwaiting“ das sagt man in Korea, um sich gegenseitig zu ermutigen)

Ein Sonnenuntergang mit dem Meer und der Skyline Busans
Einer meiner schönsten Augenblicke hier: ein atemberaunder Sonnenuntergang in Haeundae, Busan.

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  • Instagram Post von Elena

    Elena

    Elena / Südkorea

    Kleiner reverse Kulturschock in der Schweiz. Keine Menschenmassen, kein Iced Americano in den Händen der Leute, keine 24/7 Convenience Stores mit Gimbap, Melona Milch und Ramen. Dafür frische Luft und etwas Ruhe 😅. #ErlebeEs #StudierenWeltweit #Seoul

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