31. Oktober 2021
Die zweite Prüfungsphase ist um, und ich begebe mich auf Reisen in den südlicheren Teil Mexikos. Ich starte in Guadalajara, Jalisco. In Tequila genieße ich die Klänge der Mariachi und lerne, wie Tequila hergestellt wird.
Am TEC de Monterrey teilt sich das Semester in drei Teile auf: die erste und zweite Zwischenprüfung und die Abschlussprüfung. Nach der ersten Zwischenprüfung im September stand jetzt im Oktober die zweite Zwischenprüfung an. Für das Fach „Design audiovisueller Erzählweisen“ habe ich, zusammen mit meinem Team, im Oktober die Szenen für unseren Kurzfilm für die Abschlussprüfung abgedreht und es gab außerdem mehrere individuelle Abgaben, die erfüllt werden mussten. Für das Fach „Mexikanische Identität und Kultur“ analysierte ich einen Teil einer Lektüre, erstellte ein Forschungsprojekt und absolvierte die zweite theoretische Zwischenprüfung.
Nach dem Abschluss der zweiten Prüfungsphase neigt sich das Semester so langsam dem Ende zu und wir befinden uns auf der Zielgeraden zu den Endabgaben und Abschlussprüfungen Mitte November und Anfang Dezember.
Die ersten Tage in Guadalajara, Jalisco
Dadurch, dass mein Unterricht nur online stattfindet, habe ich den großen Vorteil, von überall studieren zu können. Deshalb ging es diesen Mittwoch für mich nach Guadalajara, in den Staat Jalisco. Dort besuche ich für eine Woche meine Freundin Philine, die auch ihr Auslandssemester hier in Mexiko absolviert. Außerdem hatte ich ursprünglich geplant, mein Semester hier zu verbringen, weshalb ich die Stadt unbedingt kennenlernen wollte. Gleich am ersten Tag führt uns die mexikanische Mitbewohnerin von Phili durch das historische Zentrum Guadalajaras.
Am Abend besuchen wir spontan das Theater „Degollado“ und genießen ein Konzert der Philharmonie.
Ein Besuch in Tequila und Amatitán
Am nächsten Tag nehmen wir an einem Ausflug nach Tequila teil und sind mit einem Tourguide und einer bunt gemischten Truppe von Touristen unterwegs.
Um 9.30 Uhr geht es los und wir brauchen circa eine Stunde bis wir von Guadalajara aus, an einer der ältesten Destillerien ankommen. Seit 1942 wird in der Destillerie „Selecto“ in Amatitán Tequila gebrannt. Seit 2008 gehört Amatitán aufgrund der Agavenfelder und der Herstellung des Tequilas zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Obwohl es mehr als 160 Agaven-Sorten gibt, kann nur aus der blauen Weber-Agave, der traditionelle Tequila hergestellt werden. Dazu werden die Blätter der Agave mithilfe eines sehr scharfen, runden Messers, auch „coa“ genannt, abgeschnitten, sodass nur das Herz der Agave, die „piña“, übrig bleibt.
Bis eine Agave zu Tequila verarbeitet werden kann, muss sie zwischen fünf und sieben Jahren wachsen. Je nach Größe wiegt das Herz der Agave mehrere Kilos. Wiegt das Herzstück der Agave um die 40 Kilo, so können circa sechs Liter Tequila daraus gewonnen werden.
Herstellung des Tequilas und die verschiedenen Sorten
Am frühen Morgen wird also durch den „Jimador“, den Arbeiter, der die Agave auswählt und erntet, die „piña“ zur weiteren Verarbeitung zur Destillerie gebracht. Dort werden die Stücke halbiert und für ungefähr 36 Stunden zunächst im Ofen gekocht. Danach wird der Saft aus der Agave gepresst. Nach dem Gärungsprozess wird schließlich aus dem Zucker der Agave gemischt mit Wasser und Hefe, der Alkohol. Der Tequila, der direkt nach dem Destillationsprozess abgefüllt wird, nennt sich „Tequila Blanco“ und enthält 38-40 Prozent Alkohol.
Für die weiteren Sorten wird der Tequila in Holzfässern gelagert. „Tequila reposado“ muss mindestens zwei Monate im Holzfass gelagert werden, „Tequila añejo“ mindestens ein ganzes Jahr und der „Tequila extra añejo“ wird mindestens drei Jahre eingelagert. Je länger der Tequila im Holzfass gelagert wird, desto mehr verändern sich der Geruch, die Farbe und der Geschmack wird süßlicher.
Bei einer Verkostung dürfen wir die verschiedenen Sorten probieren. Die Veränderung des Geschmacks je nach Länge der Einlagerung in den Holzfässern habe ich wirklich geschmeckt. Mein persönlicher Favorit ist ein „Tequila extra añejo“, da er einen nicht allzu starken Geschmack hat.
Insgesamt gibt es nur zwei Kategorien von Tequila: den Tequila 100 Prozent Agave mit 100 Prozent Zucker der blauen Agave und den Tequila, der nur zu 51 Prozent Zucker der Agave enthält und 49 Prozent anderen Zucker. Das macht die Qualität des Tequilas aus.
Ich bin bei der Verkostung wirklich erstaunt darüber, dass man Tequila auch genießen kann und nicht sofort sein Gesicht verziehen muss. Uns wurde nämlich noch gezeigt, wie man den Tequila am besten verkostet, sodass er nicht sofort zu Kopf steigt. Dabei riecht man zunächst am Glas, nimmt einen Schluck und hält den Tequila drei bis fünf Sekunden im Gaumen, atmet danach tief ein, schluckt den Tequila hinunter und atmet schließlich die restlichen Aromen aus. Zudem gibt es vor jedem Shot noch einen lustigen Trinkspruch und die Methode funktioniert wirklich gut, da ich so den Geschmack viel deutlicher wahrnehmen kann.
Die Herkunft des Tequilas kann nur aus diesen fünf Staaten Mexikos stammen: Jalisco, Michoacán, Nayarit, Guanajuato und Tamaulipas. Dadurch, dass die Agaven auf der Erde vulkanischem Ursprungs gepflanzt werden, wachsen sie auf sehr fruchtbarem Boden.
Nach der Destillerie geht es in das Zentrum von Amatitán, wo wir Agavenbier probieren und uns eine sieben Kilometer lange Höhle anschauen, die damals vor allem von den indigenen Völkern benutzt wurde.
„Cantaritos“ – ein Tequila-Cocktail
Später probieren wir noch die berühmten „Cantaritos“, ein Cocktail, der mit Orangen-, Limetten- Grapefruitsaft, Salz, Sprudel und Tequila zubereitet wird und teilweise in Gläsern bis zu 21 Litern verkauft wird.
Ein kurzer Stopp bei den Agavenfeldern darf auch nicht fehlen und zum Abschluss verbringen wir noch zwei Stunden in Tequila. Dort werden wir von traditionellen Mariachi-Sängern empfangen, essen leckere Tacos und schauen uns das magische Dorf Tequila an.
Ein schöner Abschluss von einem sehr gelungenen Tag in Jalisco!
¡Hasta pronto!