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Im Land der „Feenkamine“: Eine Reise nach Kapadokya


Die Midterm Exams sind bestanden. In Istanbul habe ich bereits einiges gesehen: sowohl auf der europäischen als auch auf der asiatischen Seite. Mit Freund*innen war ich auf den Inseln Büyükada  und Heybeliada. Ich habe ein Wochenende in Kuşadası verbracht und fünf Tage im Süden des Landes, in Kaş. Im Dezember habe ich es gemeinsam mit meiner Freundin Hania endlich ins Landesinnere geschafft: nach Kappadokien (türkisch Kapadokya).

Kappadokien ist eine Region in der Zentraltürkei und bekannt für die sogenannten „Feenkamine“. Das sind kegelförmige Gesteinsformationen, die beispielsweise nahe des Ortes Göreme vorkommen: im „Tal der Mönche“. Göreme wurde 1985 als Zentrum Kappadokiens von der UNESCO als gemischte Kultur- und Naturerbestätte „Nationalpark Göreme und die Felsbauten von Kappadokien“ in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

Ich werde auf diese besondere Gegend zum ersten Mal über einen Instagram-Post aufmerksam. Denn unsere ESN-Community plant Anfang Dezember einen gemeinsamen Ausflug für die Erasmus-Studierenden dorthin. Klares Manko für Menschen Ü30 dabei: die erste Übernachtung soll im Reisebus abgehalten werden. Das kommt für mich nicht infrage. Auch würde ich in dieser Zeit zum ersten Mal in Deutschland zu Besuch bei meinen Kindern sein, woran ich nichts ändern möchte. Hania ist zudem der Meinung, dass es doch schöner sei, selbst bestimmen zu dürfen, wann und wo wir zwischen wandern und Sightseeing Pausen machen und wie lange wir an den einzelnen Orten verweilen. Also entscheiden wir uns dazu, einen individuellen Trip zu wagen.

Wissend, dass es für die Umwelt bessere Alternativen gäbe, buchen wir preisgünstige Flüge von Istanbul (SAW – das ist der Flughafen auf der asiatischen Seite) nach Kayseri. Von dort sind es rund 80 Kilometer gen Westen nach Göreme. Auf dem Rückweg werden wir erfahren, dass diese Strecke durchaus binnen einer Autostunde zurückgelegt werden kann. Wir haben jedoch abgesehen von unserer Unterkunft reichlich wenig geplant und so stolpern wir zunächst einem Mann in die Arme, der für ein Sammeltaxi-Unternehmen zu arbeiten scheint. Wir fahren einige Minuten bis zum Busbahnhof von Kayseri. Dort warten wir auf einen Shuttle nach Göreme. Nach einer guten Stunde Fahrt müssen wir überraschend umsteigen: in Ürgüp. Vielleicht hat der Fahrer keine Lust, nur zwei Fahrgäste bis nach Göreme zu bringen? Wir wissen es nicht. In Göreme verpassen wir den richtigen Halt und landen damit unbeabsichtigt in Avanos. Es stellt sich netterweise heraus, dass der Busfahrer einige Zeit in Deutschland gelebt hat und uns nach einer kleinen Rast wieder nach Göreme bringen kann. Summa summarum brauchen wir am Ende knapp zweieinhalb Stunden, bis wir am Hotel angekommen sind. Da jedes Abenteuer mit dem Verlassen der eigenen Wohnung beginnt, regen wir uns nicht darüber auf, sondern wählen den „go-with-the-flow“-Modus. Über Airbnb haben wir ein Doppelzimmer im „Caravanserai Inn“ gebucht und zahlen pro Kopf inklusive Frühstücksbüffet, umgerechnet nur knapp zehn Euro für eine Nacht.

Tag 1: Sonnenuntergang, Felsformationen und singen in Höhlen

Nach unserem Check-in in einer traumhaften Unterkunft mit Dachterrasse und Blick auf erste „Feenkamine“ gehen wir Pide (türkische Pizza) essen und erklimmen anschließend den „Sunset Point“ von Göreme. Hier entstehen meines Wissens nach so einige Instaposts, denn von der Terrasse des „Maccan Cave Hotel“ habe ich schon viele „fancy“ Fotos gesehen. Hania und ich kommen aus dem Staunen nicht raus. Das Wetter ist herrlich. Wir können weit in diese zauberhafte Felsenlandschaft blicken – etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen. Und tatsächlich bietet sich unseren Augen hier ein einmaliges Naturschauspiel. Nach der ersten Nacht genießen wir ein leckeres Frühstück auf der Terrasse des Hotels, bevor wir uns auf eine Wanderung durch Red Valley und Rose Valley machen. Mir fällt es schwer, zu beschreiben, was uns hier begegnet. Bei sonnigem Wetter und angenehmen sechzehn Grad Außentemperatur begeben wir uns bergauf und bergab durch eine Landschaft, wie ich sie so noch nie zuvor gesehen habe. Beste Hashtags für diesen #hike wären vermutlich #panoramicviewpoint oder #incredibleview! Schau dir einfach die folgenden Bilder an!

Wir entdecken Direkli Kilise, eine beeindruckende kleine Kirche innerhalb eines Felsens. Dort ist die Akustik erstaunlich, was mich als Sängerin natürlich berührt. Ich stimme direkt „O sole mio“ an, um meinem Professor eine Klangprobe zu schicken. Im Hotel haben wir eine nicht weiter erwähnenswerte Landkarte bekommen und sind froh, als wir einen jungen Mann sehen, der extrem gut vorbereitet wirkt. Wir folgen ihm in sicherem Abstand, um uns zwischen all den Felsen nicht zu verlieren. Irgendwann entdeckt er uns jedoch und beschließt, zurückzugehen. Wir quetschen uns derweil durch kleine Felsspalten, erklimmen Höhlen in Höhen und finden uns irgendwann in einem abgeschiedenen Garten eines älteren Herren wieder. Er bietet uns Äpfel, Wurzelgemüse, Walnüsse und Tee an. Außerhalb der Saison bekommt er offenbar selten Gäste und freut sich über unsere Gesellschaft. Auf dem Rückweg schauen wir uns noch die Aynalı Kilise kurz vor dem Ortseingang von Göreme an und passieren das Open Air Museum, für das ich nun wirklich keine Kraft mehr habe. Bis zum Abend haben wir nämlich rund sechzehn Kilometer zu Fuß hinter uns gebracht und beschließen diesen mit einem leckeren Essen bei Chef Kebap.

Tag 2: Planloser Ausflug nach Nevşehir und ein Ballon in Uçhisar

Manchmal ist ein wenig Planung sicher nicht verkehrt. Doch wer mich kennt, weiß, dass ich meist nach Gefühl handele (vergleiche Blog 8). Am Montag ist das Wetter so lala und wir froh, dass wir die große Wanderung bereits gemacht haben. Mit einem Bus fahren wir fünfzehn Minuten bis Nevşehir. Hania hat ein Museum (Müzesi) rausgesucht. Es dauert, bis wir es finden und besonders sehenswert ist es ehrlich gesagt nicht. Von dort wandern wir querfeldein auf eine Art Festung (Kalesi) und genießen die Aussicht: auch wenn der Himmel etwas bedeckt ist. Wir sind noch immer müde von der langen Wanderung des Vortags und wenig motiviert. Zum Glück landen wir nachmittags noch mit dem Bus in Uçhisar . Dort scheint nicht nur buchstäblich die Sonne. Wir sehen endlich einen Heißluftballon – auch wenn er nur zu Dekozwecken auf dem Boden steht. Ursprünglich hatte ich unbedingt einen Flug mit einem solchen machen wollen, doch wegen des Windes werden die Buchungen jeden Tag aufs Neue gecancelt. Es gibt zahlreiche Posts von Menschen in Kappadokien, die wunderschöne Bilder von Heißluftballons über den Felsen zeigen. Nun habe ich zumindest ein Motiv am Fuße des Schlosses gefunden. Die Aussicht vom Kalesi ist klar und geht weit. Hania und ich vermissen das Meer. Wir sind echt verwöhnt! Abends darf ich für ein Seminar noch eine Klausurersatzleistung schreiben. Wunderbar, so eine working-holiday-Unternehmung!

Tag 3: Keramik shoppen und Onlineuni am Fluss von Avanos

Wieder ist das Wetter nur so mittelmäßig, aber verglichen mit Winter in Deutschland sind dreizehn Grad wohl noch okay. Wir fahren nach Avanos, wo wir nach unserer Ankunft ja schon einmal versehentlich gelandet waren. Ich kaufe übertrieben viel Keramik (Tassen, Teller, Untertassen), weil sie so schön bunt und günstig ist. Eine kleine Tasse kostet bloß fünf Lira und das sind an diesem Tag knapp 30 Cent. Mittags haben wir unser geliebtes Fotoseminar mit Oktay und zeigen unsere Bilder zum Thema „red“. Unser Dozent freut sich, dass wir mehr von seinem Land erkunden und lässt uns früher gehen. Wir entdecken das Güray Müze , das wesentlich mehr zu bieten hat als das kleine Museum in Nevşehir. Es liegt unterirdisch in verwunschenen Höhlengängen und präsentiert eine Menge antiker Keramik. Natürlich gibt es auch einen Keramikshop, in dem wir wieder ein paar schöne Teller und Tassen erstehen. Über die Frage, wie um Himmels willen ich diese Dinge heil nach Deutschland bringen kann, denke ich erst später nach. Nachmittags genießen wir frischen Fisch in einem kleinen Lokal. Erst dann beginnt es zu regnen. Wir sind inzwischen so müde und voll von neuen Eindrücken, dass uns das egal ist. Wir steigen in den nächsten Bus, ich höre online ein Tutorium meiner Gießener Uni an und zurück geht es nach Göreme für die vierte und letzte Nacht in unserem schönen Hotel.

Tag 4: Open Air Museum and the love for puppies!

Überraschend werden wir mit Sonnenschein geweckt. Und wir erfahren, dass ein vom Hotel gebuchter Shuttle tatsächlich nur eine Stunde bis zum Flughafen braucht, weshalb uns mehr Zeit bleibt als gedacht. So können wir gemütlich zum Ortsrand wandern und uns doch noch das Open Air Museum anschauen. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Höhlen und schöne Wandmalereien zu entdecken. Vieles wurde offenbar von den Römern zerstört. Die aus der Bronzezeit stammenden Höhlenwohnungen, die später den frühen Christen als Zufluchtsort dienten, gehören zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten in Kappadokien. Es gibt gut erhaltene Höhlenkirchen zu sehen, Fresken und Byzantinische Kunst. Fotos innerhalb der Höhlen sind leider nicht erlaubt. Auf dem Weg verlieben wir uns kurzerhand in zwei Hundewelpen. Ich mache mir normalerweise wenig aus Haustieren, aber tatsächlich denke ich während der Besichtigung der Höhlen permanent an diese beiden kleinen Racker, die Hania und ich allzu gerne mit nach Hause nehmen würden. Um 14 Uhr steigen wir dann aber doch ohne sie in unseren Shuttle und machen uns auf den Rückweg nach Istanbul. #Ihighlyrecommendthisplace!

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