3. Januar 2022
Da es in Irland Trimester gibt, endete meine Studienzeit in Dublin bereits Mitte Dezember mit dem Abschluss meiner letzten Klausuren. Die Weihnachtsfeiertage habe ich dennoch in Irland verbracht – gemeinsam mit meiner Familie in einem gemütlichen irischen Cottage im Herzen einer kleinen Ortschaft an der Südwestküste.
Weihnachtsmarkt in Dublin
Vor meiner Abreise in den Südwesten galt es noch zu testen: Können die Iren Weihnachtsmarkt? Aufgrund der Anfang Dezember steigenden Zahl an Infektionen mit dem Coronavirus wurden in Dublin zunächst viele Weihnachtsmärkte wieder abgesagt. Einer durfte letzten Endes dennoch stattfinden: Der Markt „Christmas at the Castle“ in Dublin Castle. Im historischen Innenhof des Dubliner Schlosses wurden zahlreiche traditionelle Stände mit dekorativem Kunsthandwerk und inspirierenden Geschenkideen sowie allerlei leckeren Speisen aufgebaut. Für festliche Atmosphäre sorgte zudem ein Zelt, mir Livemusik und einem Karussell.
Besonders gefallen hat mir das Musikzelt: Bei Livemusik und guter Stimmung macht den Iren so schnell keiner was vor. Auch der gestalterische Miteinbezug der Innenräume des Schlosses haben mich überzeugt. Eigens dekorierte Festsäle und ein Handwerksmarkt, auf dem lokale Künstler ausstellten – konnten im Inneren des Gebäudes besuchen werden. Fazit: Ja, die Iren können Weihnachtsmarkt.
Tickets und Corona-Maßnahmen
Bei dem Weihnachtsmarkt handelte es sich um eine kostenlose Veranstaltung, für die jedoch Tickets benötigt wurden (‚free ticketed event‚). Diese waren online buchbar, allerdings schon sehr früh vergriffen. Ich habe meine Tickets so kurz vor Weihnachten nur noch durch eine glückliche Fügung von Freund:innen erhalten.
Zur Eindämmung von Covid-19 standen während der gesamten Veranstaltung Desinfektionsstationen zur Verfügung. Darüber hinaus musste beim Umhergehen und Stöbern (‚while circulating and browsing‘) stets eine Maske getragen werden. Die Anzahl der zugelassenen Personen war begrenzt.
Weihnachtsfest in West Cork
Die kleine Ortschaft Castletownshend
Abschied nehmen, Sachen packen, Auto abholen und Einladen und dann konnte es auch schon losgehen. Für die Weihnachtsfeiertage lautete mein Ziel: Castletownshend im County Cork. Ein kleines Örtchen direkt an der irischen Südwestküste in der Region West Cork, geprägt von großen Steinhäusern aus dem 18. Jahrhundert, diese säumten die Hauptstraße, die einen steilen Hang hinunter bis zum Bootsanleger und der Burg führt. Am Wasser, in etwas erhöhter Lage, befindet sich die Dorfkirche St. Barrahane der Church of Ireland, die besonders durch ihre bunten Glasfenster heraussticht. In dem Dorf leben keine 200 Einwohner, dennoch gibt es zwei Pubs (die preisgekrönte Mary Ann’s Bar and Restaurant sowie McCarthy’s Bar) und einen kleinen Laden (O’Donovan’s Shop).
Zwei Platanen auf der Straße
Ein einzigartiges Merkmal von Castletownshend sind die beiden Platanen, die im Kreisverkehr in der Dorfmitte wachsen. Die heutigen Platanen ersetzen zwei Bäume, die in den 1800er-Jahren gepflanzt wurden.
Wetter in Irland
Bei „typisch irischem Wetter“ denkt wohl jeder erst mal an: Nieselrege, Wind und viel grauer Himmel. Wie auf der anderen Seite vom Kanal nun mal üblich. Aber weit gefehlt: Das Wetter in Dublin stellte sich als überwiegend sonnig heraus bei moderaten, meist zweistelligen Temperaturen. Was an der Ostküste geklappt hatte, hielt dann auch über Weihnachten im Südwesten an: meist ein Sonne-Wolken-Mix bei angenehmen Plusgraden.
Heiligabend
An Heiligabend besuchten wir vormittags den English Market, ein Lebensmittelmarkt im Zentrum der Stadt Cork, um das Geflügel für das Weihnachtsessen frisch aus der Region zu erstehen. Wir stürzten uns also in das bunte Treiben der zweistöckigen Markthalle, in der Einheimische und Reisende aufeinandertreffen, um die Waren der Händler aus dem Umland der Stadt zu bestaunen und zu kaufen. Bei weihnachtlicher Dekoration herrschte zwischen dem Duft der frischen Waren und den angeregten Gesprächen der Einheimischen eine ganz besondere Atmosphäre (einen Eindruck davon bekommst du auf Instagram hier). Nach einem Abstecher in die Hafenstadt Cobh machten wir uns auf den Rückweg zur Unterkunft, um das Essen vorzubereiten. Im Anschluss ans Essen wurden Weihnachtslieder gesungen und die Weihnachtsgeschichte im Evangelium gelesen bevor am Feuer beschert wurde.
Weihnachtsfeiertage in Irland
25. Dezember ist Christmas Day
26. Dezember ist St. Stephen’s Day
Christmas Day
In Irland wird Weihnachten nicht wie in Deutschland an Heiligabend, dem 24. Dezember, gefeiert, sondern erst am Morgen drauf, dem 25. Dezember (Christmas Day). Der Weihnachtsgottesdienst in der Dorfkirche St. Barrahane’s fand dementsprechend am 25. Dezember morgens um 09:00 Uhr statt. Durch die, in Anbetracht der Einwohnerzahl, recht gut von Dorfbewohner:innen besuchte Messe leitete ein gut gelaunter Pfarrer, der das coronabedingte Gesangsverbot kurzerhand mit von Tablet gesteuerter Chormusik aus den Boxen überbrückte. Insgesamt bot der Gottesdienst die Möglichkeit, einmal innezuhalten und seine Gedanken etwas schweifen zu lassen. Der Rest des Tages gehörte traditionell der Familie.
Auf den Einblick in mein Weihnachtsfest in Ireland folgt nächste Woche an selber Stelle Teil II mit einer Rundtour entlang der Küstenlandschaft von West Cork.