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Mein Liebesbrief an Amsterdam


Die Städte, in denen wir wohnen, prägen oft unser Leben. Bei mir ist das in jedem Fall so. Warum also nicht mal einen Liebesbrief an die (Wahl-)Heimat schreiben?

Liebes Amsterdam,

Vor fünf Jahren, im März 2017, haben wir uns das erste Mal kennengelernt. Ich war zu Besuch, um mir die Universität anzusehen. Im Stadtzentrum sind wir uns das erste Mal über den Weg gelaufen. Wir sind in eins der hundert Argentinischen Steakhouses in der Nähe vom Rotlichtviertel gegangen, um dem Regen und dem Wind zu entkommen. Es war keine Liebe auf den ersten Blick; ich fand Du warst zu viel Trubel, zu hektisch. Aber trotzdem hast Du mich fasziniert, ich wollte Dich unbedingt besser kennenlernen.

Man sieht eine Amsterdammer Gracht und Grachtenhäuser im Dunkeln.
Ich kann mich noch an die schönen Lichter im Dunkeln bei unser ersten Begegnung erinnern.

Ab September 2017 haben wir uns dann öfter gesehen. Ich habe schnell gemerkt, dass Du auch andere, ruhigere Seiten an Dir hast. Dass Du dich sehr für Kultur und Geschichte interessiert und nicht nur für Drogen, wie das alle immer behaupten, ohne Dich zu kennen. Was hab ich mich gefreut Deine Freunde kennenzulernen, wir hatten so viel Spaß zusammen. Bei unseren Vorlesungen an der Uni, wenn wir uns abends in einer Deiner Kneipen getroffen haben oder beim Sport, als wir gegeneinander gefochten und miteinander getanzt haben.

Man sieht mich wie ich auf einer Terasse vor einer Gracht stehe. Ich trage ein Abendkleid und hinter mir funklen die Lichter der Stadt im Dunkeln.
Im Sommer waren wir noch zusammen aus – ich habe mich schick gemacht für das Galaessen am Neumarkt im Zentrum und Du hast Dich in Dein funkelndes Lichterkleid geworfen.

Endlich spreche ich fließend Niederländisch und wir können uns in Deiner Muttersprache unterhalten. Ja, ich weiß, Du hast kein Problem mit mir Englisch zu reden, aber ich möchte mit Dir auf Niederländisch reden; ich habe das Gefühl, Dich dann besser zu kennen.

Natürlich gab es Auf und Abs, wie in jeder Beziehung. Im Mai 2020 hätte ich mich beinah von Dir getrennt, um für einen Job nach Deutschland zu ziehen. Eine Fernbeziehung hätte einfach nicht funktioniert. Wenn ich zurückschaue, bin ich froh, den Job damals nicht bekommen zu haben. Die letzten zwei Jahre hat unsere Beziehung noch mal richtig gestärkt. Ja, ich weiß. Bald bin ich fertig mit meinem Master und wer weiß, wo ich dann anfange zu arbeiten. Vielleicht droht uns wieder eine Trennung. Aber vielleicht finde ich ja auch etwas hier oder bei einem Deiner Freunde in Den Haag. Dann können wir uns immer noch viel sehen, so weit wäre ich dann gar nicht weg.

Egal was passiert, Du wirst immer ein großer Teil von mir sein. Wir haben zusammen gelacht und geweint; haben so viel zusammen erlebt. Das werde ich immer in mir tragen. Ich danke Dir für alles — bitte vergiss das nie.

Alles Liebe
Laura

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