7. März 2022
Vor etwa zwei Wochen bin ich aus Island nach Deutschland zurückgekehrt. In diesem letzten Blogbeitrag fasse ich meine wichtigsten Erfahrungen zusammen und schaue auch, wie ich meine Mission erfüllt habe.
Was bisher geschah
Seit 2018 studiere ich Mechatronik und Informationstechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Anfang Januar 2021 habe ich mich für ein Auslandssemester an der Reykjavik University (RU) auf den Weg nach Island gemacht. Warum ich mich ausgerechnet für Island entschieden habe? Mich haben die nordischen Länder und die nordische Natur schon immer fasziniert. Außerdem wollte ich meine Englischkenntnisse verbessern, sodass sich ein Auslandssemester angeboten hat. Da die RU viele Bachelorkurse auf Englisch anbietet, hat es für mich gut gepasst. Der ausschlaggebende Punkt für mich war dann, dass Kurse im Bereich der Medizintechnik angeboten werden.
Während meines Auslandssemesters hat es mir in Island so gut gefallen, dass ich nach Möglichkeiten gesucht habe, den Aufenthalt zu verlängern. Mein Professor im Fach „Instrument and Vital Signs“ (Grundlagen der Medizintechnik) sagte in einer Vorlesung, wir könnten uns bei ihm melden, wenn wir im Sommer in seinem Institut arbeiten wollten. Ich hielt es als Erstes für eine Schnapsidee, ihn zu fragen, ob ich bei ihm meine Bachelorarbeit schreiben könne. Bei genauerem Überlegen sprach allerdings nicht viel dagegen. Nach der nächsten Vorlesung unterhielt ich mich kurz mit ihm und hatte meinen Platz für die Arbeit so gut wie sicher. Da ein Professor am KIT ihn persönlich kannte, war auch die restliche Organisation nicht schwierig.
Am Ende des Sommers hatte ich wieder das Dilemma, dass ich gerne in Island bleiben wollte. Über den Betreuer meiner Bachelorarbeit habe ich dann tatsächlich einen Praktikumsplatz bei der isländischen Firma Össur bekommen. Össur ist eine der marktführenden Prothesenfirmen und ich hatte echt Glück, den Praktikumsplatz erhalten zu haben.
Den September habe ich in Deutschland verbracht und meine Bachelorarbeit abgeschlossen, um im Oktober für mein Pflichtpraktikum wieder nach Island zu fliegen.
Auch das Praktikum habe ich inzwischen beendet und bin wieder nach Deutschland zurückgekehrt.
Meine Erfahrungen
Fachlich
Im Studium geht es in erster Linie darum, sich fachlich weiterzubilden. Während meines Auslandsaufenthalts habe ich meinem Mechatronikstudium einen Hauch Medizintechnik hinzugefügt. Während des Semesters an der RU waren zwei der vier Kurse, die ich belegt habe, im Bereich der Medizintechnik. Meine Bachelorarbeit habe ich am Institute of Biomedical and Neural Engineering geschrieben. Und auch das Praktikum habe ich bei einer Prothesenfirma absolviert.
Insgesamt waren alle Kurse an der RU deutlich praxisnäher, als ich es vom KIT gewohnt bin. Das war ein schöner Ausgleich zu dem sonst sehr theoretischem Studium. Wenn ich mich jedoch insgesamt für ein Model entscheiden müsste, würde ich mich für das theorielastige vom KIT entscheiden. Zum einen interessiert es mich wie Dinge wirklich funktionieren und nicht nur wie sie angewandt werden. Außerdem habe ich, wenn ich mehr theoretische Grundlagen wei´ß auch mehr verschiedene Möglichkeiten in der Zukunft. Wenn ich in einem Unternehmen als Ingenieur arbeiten möchte werde ich mich sowieso dort neu in die Praxis einarbeiten müssen, da diese meist sehr produktspezifisch ist.
Neue Freund*innen
Ein weiterer sehr wichtiger Teil meines Auslandsaufenthalts war es, neue soziale Kontakte zu knüpfen. Vor allem während des Semesters an der RU habe ich viele Auslandsstudierende aus aller Welt kennengelernt. Manche waren nur für ein Semester in Island, andere absolvierten dort ihren ganzen Master oder waren Doktorant*innen. Jetzt habe ich Freund*innen und Bekannte nicht nur in Island, sondern auch in Frankreich, Spanien, Polen, Norwegen, Italien, den USA, Mexiko, Australien und einigen anderen Ländern. So viele Menschen aus so vielen unterschiedlichen Ländern hätte ich in Deutschland sicherlich nicht so schnell kennengelernt.
Das Land
Natürlich habe ich auch Island ein bisschen bereist, während ich dort war. Ich hatte viele unvergessliche Wochenendausflüge mit Freunden, bei denen wir ein Auto gemietet haben und das Wochenende in einer Ferienhütte verbracht haben. Ich genoss es auch, in fünf Minuten Fußweg zum Meer zu leben. Vor allem im Sommer habe ich einige Wanderungen und eine längere Fahrradtour gemacht.
Meine Mission: Studium, Praktikum, Zukunft
Zum Schluss möchte ich noch auf meine Mission zu sprechen kommen. Ich ging Anfang Januar 2021 für ein Erasmus-Semester nach Reykjavik und kehrte im Oktober für ein Praktikum zurück. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich mich im Masterstudium sicher in Richtung der Medizintechnik spezialisieren will. Das hatte ich zwar auch schon vor dem Auslandsaufenthalt vor, aber durch die Kurse an der RU, meine Bachelorarbeit und vor allem das Praktikum konnte ich mich davon überzeugen, dass das Thema mich wirklich interessiert.
Ich habe aber auch gelernt, was ich nicht unbedingt machen will. Während des Praktikums habe ich Bauteile für Prothesen desinged, Prototypen fertigen lassen und diese teilweise getestet. Dabei ging es um rein mechanische Bauteile, sodass das Praktikum sehr maschinenbaulastig war. Dabei habe ich gemerkt, dass mir die Elektrotechnik ein bisschen fehlt. Ich würde also in Zukunft gerne in einem interdisziplinäreren Feld arbeiten.
Direkten Einfluss hatte mein Auslandsaufenthalt auf mein zukünftiges Masterstudium. Nachdem ich eine Zeit lang auf Englisch und in einem internationalen Umfeld studiert habe, habe ich mich entschlossen, meinen kompletten Master im Ausland zu absolvieren. Vermutlich geht es für mich nach Belgien oder in die Niederlande.
Insgesamt war mein Auslandsaufenthalt reich an wertvollen Erfahrungen, die mich im Großen und im Kleinen geprägt haben. Ich kann allen nur empfehlen, während des Studiums mal ins Ausland zu gehen.
Für meinen Blog aus Island war das der letzte Beitrag, schaut aber gerne auch in die anderen Beiträge rein.