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Und plötzlich war ich Peter Pan!


Ich hatte euch ja bereits in meiner Mission erzählt, dass ich unbedingt mehr Schauspielerfahrung innerhalb der amerikanischen Theaterarbeit sammeln möchte. Das hat tatsächlich schneller geklappt als gedacht! Nach dem ersten Monat im College stand ich auf einmal in der Hauptrolle als Peter Pan zusammen mit einem 13-köpfigen Cast und einem vollen Probenplan auf der Bühne. Wie es dazu gekommen ist? Ich verrate es euch! 

Bereits vor meiner Einreise in die USA konnte ich mit der Chefprofessorin der Theaterfakultät sprechen. Sie erzählte mir schon zum damaligen Zeitpunkt, dass im Spring Term wieder eine größere Theaterproduktion geplant ist. Ich wusste jedoch noch nicht, um welches Stück es sich genau handeln wird. Mit dem Beginn des Semesters Anfang Februar wurde ziemlich schnell bekannt gegeben, welche Geschichte für die diesjährige Theaterproduktion geplant ist: Peter & the Starcatcher. Hierbei handelt es sich um die Vorgeschichte der berühmten Figur Peter Pan. Ich war direkt begeistert, da die Geschichte und Filme von Peter Pan meine Kindheit stark geprägt hatten und ich in der Rolle sehr viel Potenzial sah. Peter & the Starcatcher ist ein Musical von Disney, das seine Uraufführung am Broadway in New York City hatte – die gleiche Textfassung ist Grundlage unserer Produktion. Unsere Chefprofessorin ist auch gleichzeitig die Regisseurin des Stückes und gab bereits in der zweiten Woche des Semesters die Termine für das Vorsprechen beziehungsweise Casting bekannt. Wir Studierenden waren alle sehr aufgeregt und versuchten uns gegenseitig Tipps für die Vorbereitung des Castings zu geben. 

Das Casting 

Für das Casting sollten wir tatsächlich nur ein Lied vorbereiten, den Rest bekamen wir vor Ort. Im Vorfeld mussten wir uns online für bestimmte Zeitslots anmelden, da wir in Kleingruppen für verschiedene Rollen vorsprechen sollten. Vor Ort bekamen wir ein sogenanntes Castingsheet, in dem wir unsere Daten, Verfügbarkeit und Rollenwunsch angeben sollten. Ich gab direkt Peter Pan an ;). Die Verfügbarkeit war von Anfang an eines der wichtigsten Faktoren, da die Proben vier- bis fünfmal in der Woche stattfinden und das für jeweils fünf bis sechs Stunden. Für die Endprobenwoche waren zudem Proben von zehn bis zwölf Stunden geplant. Studierende, die also dafür zeitlich nicht verfügbar waren, hatten keine Aussicht, an der Produktion teilnehmen zu können. 

Am Tag des Castings war ich zugegebenermaßen etwas aufgeregt. Das war hauptsächlich meiner Nervosität bezüglich meiner Aussprache geschuldet. Unter den Kandidat*innen war ich tatsächlich der einzige Nicht­mut­ter­sprach­ler. Ich war in einer Gruppe mit zwei weiteren Kommilitonen und wir bekamen eine kurze Szene, in der ich Peter Pan spielen sollte. Zwei Dinge waren hierbei herausfordernd: einerseits in einer Dreiergruppe zu spielen, ohne vorherige Proben und andererseits den Text so schnell wie möglich auswendig zu lernen. So ganz in kalte Wasser wurden wir nicht geschmissen, sodass wir fünf Minuten Vorbereitungszeit hatten – war jetzt auch nicht optimal, aber besser als nichts dachten wir uns. Meine Gruppe war zum Glück sehr entspannt und wir einigten uns schnell auf bestimmte Bewegungen und Abläufe. Daraufhin wurden wir in den Castingraum gebeten, in dem sich die Regisseurin, das Stage Management Team und die Regieassistentin befanden. An sich war ich mit unserer Leistung als Gruppe zufrieden, aber ehrlich gesagt konnten wir alle nicht wirklich einschätzen, wie gut unsere jeweiligen Chancen waren.

Nach der ersten Runde wurde ich mit zwei anderen Teilnehmenden zusammengepackt und wir bekamen eine neue Szene, in der ich wieder für Peter Pan vorsprechen sollte. Diese Szene war etwas länger als die Erste und auch vom Inhalt her deutlich komplexer. Während des Vorspiels bekamen wir verschiedene Regieanweisungen und sollten die Szene daher mehrmals durchgehen. Für mein Gefühl haben wir die Vorstellungen des Castingteams (in Anbetracht der kurzen Zeit) relativ gut umsetzen können. 

Am Ende der zweiten Runde teilte uns die Regisseurin mit, dass sie uns in circa einer Woche über die Auswertung des Castings beziehungsweise die finale Besetzungsliste informieren wird. 

Habe ich meine Wunschrolle?

Nach dem Casting gab es unter uns Studierenden wirklich nur noch ein Thema: Wie wird die finale Besetzungsliste aussehen? Daher entwickelten sich wilde Spekulationen rund um die Besetzungsmöglichkeiten. Ich wollte ehrlich gesagt nur noch Gewissheit haben und unbedingt Teil der Produktion sein – das am liebsten als Peter Pan. Durch das Casting konnten wir ja bereits Auszüge aus dem Stück sehen und diese waren wahnsinnig witzig und lebendig. So wie man das von einer Disney Geschichte gewohnt ist. Nach circa einer Woche kam dann die lang ersehnte Mail der Regisseurin, in der sie zunächst nur die drei Hauptrollen (Peter Pan, Molly Aster & Black Stache) bekannt gab: Mein Name stand neben der Rolle des Peter Pan! Ich freute mich wahnsinnig darüber und teilte es direkt meinen Freunden mit. Die restlichen Ensemblemitglieder sollten ihre Charaktere zu Beginn der ersten Probe erfahren. 

Eine E-Mail auf Englisch, in der die drei Hauptrollen der Produktion bekannt gegeben wurden.
Die lang ersehnte E-Mail der Regisseurin zur finalen Besetzungsliste!

Zwischen viel Schweiß und Lacher – die Proben

Die Proben waren bisher immer sehr intensiv, aufregend und vor allem spaßig! Das Ensemble ist einfach extrem motiviert und wir unterstützen uns alle gegenseitig dabei, das beste aus uns und der jeweiligen Szene herauszuholen. Zu Beginn jeder Probe leitet ein Studierender ein kurzes Warm-up an und danach geht es immer direkt in die konkrete Szenenarbeit. Während der ersten Proben war die szenische Arbeit etwas langsamer, da noch keiner den Text auswendig konnte und wir daher alle mit einer Textfassung auf der Bühne herumliefen. Nach ein paar Wochen wurden wir jedoch textsicherer und konnten daher tiefer in die Szenen einsteigen.

Das Bühnenbild mit ein paar schwarzen Blöcken.
Zu Beginn der Proben war die Bühne noch ziemlich leer

Unsere Regisseurin gibt uns grundsätzlich immer sehr viel Freiraum, was unsere Ideen angeht. Sie hat daher nie wirklich konkrete Anweisungen, wie genau wir etwas sagen oder spielen sollen. Ich genieße diese Freiheit und das Vertrauen sehr – so entstanden bisher schon viele tolle Momente, die wir in die Inszenierung aufgenommen haben. Neben den hauptsächlich produktiven Momenten der Proben, gibt es auch einige Momente, in denen wir einfach Spaß haben, Quatsch machen oder uns über den normalen College-Alltag unterhalten. Wie ich bereits zu Beginn gesagt hatte, hat uns das als Ensemble wahnsinnig zusammengeschweißt. Wir sehen uns nicht nur während der meisten (Theater-)Seminaren sondern eben auch fast jeden Tag in den Proben.Inzwischen sind wir wie eine kleine Familie; man kennt den Humor, die Macken und das Lieblingsgericht des anderen und weiß beispielsweise, welcher Kaffe von Starbucks gewünscht ist :). Ich bin wirklich sehr glücklich, diese Erfahrungen sammeln zu können. Aufgrund der Produktion durfte ich wahnsinnig tolle Menschen kennenlernen und konnte mein Englisch extrem weiterentwickeln.

Das Bühnenbild mir Spielenden auf Podesten. Der Hintergrund ist blau-pink.
Inzwischen haben wir nicht nur ein Bühnenbild, sondern auch abgestimmte Lichter 😉

Es war zu Beginn ehrlich gesagt sehr herausfordernd neben (nur) Muttersprachlern auf der Bühne zu stehen und mit deren Tempo, Artikulation und Spiel mitzuhalten. Es hat überraschenderweise jedoch nicht lange gedauert, bis ich mehr Selbstbewusstsein in meinem Englisch entwickelte und mich daher auch mehr auf der Bühne getraut habe. Die anderen Spielenden waren dabei definitiv eine sehr gute Unterstützung. Generell haben wir einen humorvollen Umgang miteinander entwickelt, der sich vor allem durch einen starken Sarkasmus auszeichnet.

Ich halte die Textfassung von unserer Produktion in der Hand.
Die Textfassung von Peter & the Starcatcher

Die Premiere rückt immer näher!

Aktuell befinden wir uns in der Endprobenwoche und wenn ich mich dabei an die ersten Proben zurückerinnere, ist es wirklich Wahnsinn, was wir bisher alles auf die Beine gestellt haben. Ihr müsst euch nämlich vorstellen, dass wir zu Beginn kein Bühnenbild, keine Kostüme und auch keine Musik beziehungsweise Band hatten. In den ersten Wochen wussten wir also noch nicht, wie genau wir uns auf der Bühne bewegen können und was mit der Musik passieren wird. Das Bühnenbild wurde übrigens hauptsächlich von der Produktion (inklusive uns Spielenden) zusammengebaut. Daher mussten wir zusätzlich zu den langen Proben noch im Workshop aushelfen, sodass wir so schnell wie möglich das Bühnenbild fertigstellen konnten. Ich habe also nicht nur einiges mehr an Praxiserfahrung auf der Bühne sammeln können, sondern kann euch jetzt auch erklären, wie man ein (Bühnen-)Schiff zusammenbaut ;).

Das Plakat von Peter & the Starcatcher mit Informationen zu den Vorstellungen und Ticketerwerb.
Tada! Unser fertiges Plakat 🙂

Mittlerweile ist das Bühnenbild natürlich fertig und unser Gesang hat sich zusammen mit der Band stark weiterentwickelt beziehungsweise ist „Bühnenreif“. Diesen Samstag (30.04.22) ist schon bereits die Premiere – unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist! Ich bin schon total aufgeregt und gespannt, wie die Inszenierung bei den Zuschauenden ankommen wird. Ich werde euch darüber natürlich hier auf dem Laufenden halten!

Bis dahin, drückt uns die Daumen und

See you soon! 

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