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Achterbahnfahrt Auslandssemester


Wer hätte das gedacht, dass meine Zeit in den USA so schnell vorbei sein wird. Als ich mich letztes Jahr im Sommer für das Austauschprogramm beworben habe, konnte ich es kaum erwarten, das Leben am College zu beginnen. Jetzt, ein Jahr später kann ich es nicht glauben, was ich für wundervolle Erfahrungen und Menschen kennenlernen durfte. Auch wenn es am Anfang nicht immer leicht war, konnte ich definitiv über mich hinauswachsen und als Peter Pan das „Neverland“ nach Hause bringen. 

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, wo ich mit meinem Auslandssemester-Recap anfangen soll. Es gibt einfach zu viele spannende Momente, die ich während meines Aufenthaltes erfahren durfte, dass es fast unmöglich ist, diese hier widerzuspiegeln. Aber fangen wir doch einfach mal chronologisch am Anfang an. 

Zwischen Kulturschock und amerikanischem Traum

Leute, ich kann euch eins sagen, auch wenn auf Social Media meistens alles immer sehr toll und wunderbar aussieht, entspricht das doch eher selten der Realität. Als ich Anfang Februar am College ankam und zum ersten Mal mein Dorm beziehungsweise Zimmer gesehen habe, war ich geschockt. Und das ganz klar im negativen Sinne. Das Zimmer war extrem klein und nicht wirklich gemütlich. Zudem musste ich mir es mit einem weiteren Studenten (Felix aus Finnland) teilen. Das Gemeinschaftsbad auf der Etage war nicht sauber und insgesamt gab es nur zwei Duschen für 12 Bewohner. Morgens musste man oft warten oder eben früher aufstehen. Hinzu kam, dass die anderen Studierenden, die mit uns auf der Etage wohnten, kein großes Interesse an uns hatten. Felix und ich versuchten anfangs immer wieder Gespräche zu führen, jedoch größtenteils erfolglos. Herzlich willkommen fühlten wir uns da nicht. Trotz dieser eher angespannten Wohnsituation war es mir wichtig, mich nicht an den negativen Dingen aufzuhängen und mich auf das Positive zu konzentrieren. Lasst mich euch aber sagen: Das ist einfacher gesagt als getan. Ihr müsst euch vorstellen, dass ich zu Beginn keine Freund:innen hatte und ich mich daher erst mal an den Leuten orientiert habe, die mir (räumlich) am Nächsten waren.

Der anfängliche Schock wurde jedoch zum Glück relativ schnell durch den Kontakt zu den anderen internationalen Studierenden besänftigt. Das wäre auch mein Tipp Nummer eins an euch. Sucht den Kontakt zu Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ihr – das kann unglaublich helfen. Zudem habt ihr das Gefühl, dass ihr all die neuen Dinge und Herausforderungen zusammen bewältigt. Dementsprechend könnt ihr euch darüber austauschen. Ein weiterer Aspekt, der mir zu Beginn gefallen hat, war der Vergleich der amerikanischen Kultur mit Kulturen der anderen internationalen Studierenden. So habe ich nicht nur viel über die USA lernen können, sondern beispielsweise auch über finnisches Frühstück oder südkoreanische Sitten. 

Semesterstart und Kurs-Euphorie 

Mit dem Start der Kurse kam ich dann auch mehr in Kontakt mit anderen Amerikaner:innen. Vor allem die Theaterkurse waren ausgesprochen hilfreich, da die Teilnehmeranzahl ziemlich gering war. Zudem war die Professorin der Theaterfakultät von Beginn an sehr hilfsbereit und stellte mich in all ihren Kursen den anderen Studierenden vor. Sie erkundigte sich regelmäßig bei mir, wie ich mich zurechtfinde und ob ich eventuell Hilfe brauche. Auch in den anderen Kursen waren meine Kommiliton:innen und Professor:innen sehr offen und haben von Beginn an den Kontakt gesucht. Das ist definitiv einer der größten Unterschiede zwischen der Uni in Deutschland und dem College in den USA: der persönliche Kontakt zu den Dozent:innen. Hier auf dem College kennen mich meine Professoren mit Namen und kümmern sich sehr fürsorglich um das Wohlergehen ihrer Studierenden. Wenn beispielsweise mal ein Test nicht so gut lief oder man die Hausaufgaben nicht ganz so optimal bearbeitet hat, suchten sie direkt ein Gespräch, um Unterstützung anzubieten. 

Im Laufe der ersten Wochen etablierte sich zusätzlich ein kleines Ritual unter uns internationalen Studierenden: das gemeinsame Abendessen in der Mensa. Dazu trafen wir uns um circa 17 Uhr und setzten uns alle an einen großen Tisch. Dort konnten wir uns dann über unsere Erlebnisse, Kurse und neue Freundschaften austauschen. Diese Abende waren immer sehr lustig und haben mir extrem geholfen, mich in meinem neuen (temporären) zu Hause wohlzufühlen. 

Neben dem Collegealltag habe ich den Zugbahnhof direkt neben dem Campus extrem geschätzt. Dadurch konnte ich problemlos nach Washington DC fahren und mich dort ein bisschen umsehen. Die Fahrt dauert circa zwei Stunden und die Haltestelle befindet sich direkt neben dem Capitol – ich hatte also ein US-Feeling à la Hollywood ;). Ein DC-Trip, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war der zusammen mit meinen zwei Freundinnen aus Südkorea und einem Kumpel vom Theater. Aufgrund der Präsidentschaftswahlen in Südkorea mussten die beiden nämlich zum Konsulat nach Washington DC fahren und wir haben das dann mit einem Tagesausflug verbunden. Eines meiner Highlights in DC sind definitiv die kostenlosen Museen. Ja, ihr habt richtig gehört! In Washington DC ist jeder Museumsbesuch gratis und dementsprechend konnten wir uns unzählige anschauen. Allem in allem hatte ich einen guten Ausgleich zwischen dem normalen Campusalltag und Reisemöglichkeiten. 

Meine Mission wird wahr! 

Nach dem ersten Monat am Randolph-Macon College hatte ich das Gefühl so, langsam meine Routine und Alltag gefunden zu haben. Ich hätte nicht gedacht, dass sich all das ab der fünften Woche komplett ändern würde. Wie ich euch bereits in meinen vorherigen Blogbeiträgen erzählt habe, konnte ich an der diesjährigen Theaterproduktion Peter & the Starcatcher teilnehmen und durfte sogar die Hauptrolle Peter Pan spielen. Durch den intensiven Probenplan (vier bis fünf Mal die Woche und das für jeweils fünf bis sechs Stunden) musste ich meine Woche komplett neu aufstellen. Ich hatte nicht mehr viel Zeit mit den anderen internationalen Studierenden zu Abend zu essen oder für Wochenendtrips – denn auch an Samstagen hatten wir lange Proben.

Das war jedoch nicht schlimm, denn durch diese wundervolle Produktion konnte ich tolle neue Menschen kennenlernen und meine Mission meistern. In einer Theaterproduktion ist es fast unmöglich, keine engen Beziehungen zu den Mitspielenden aufzubauen. Das liegt einerseits an der vielen Zeit, die man miteinander verbringt aber auch an der Unterstützung, die man einander geben muss. Zudem kam, dass die meisten aus dem Cast auch in den gleichen Theaterseminaren waren wie ich. Dadurch haben wir uns fast jeden Tag gesehen. Auch wenn ich für viele andere Dinge nicht mehr wirklich Zeit hatte, war ich sehr froh, Teil dieser Show gewesen zu sein. Ich habe unglaublich viel dazulernen können. Nicht nur was die amerikanische Theaterarbeit angeht, sondern auch mein Englisch (vor allem mein Selbstbewusstsein beim Sprechen und in der Aussprache) haben sich enorm verbessert.

Ich erinnere mich noch an die ersten Proben, in denen ich noch sehr eingeschüchtert neben all den Muttersprachlern auf der Bühne stand und immer dachte, dass ich meine Texte falsch rüberbringe. Die Unterstützung von dem Ensemble und der Regisseurin haben mir schnell dabei geholfen, mich wohlzufühlen und mich auch mehr zu trauen. Die Aufführungen waren dann die Kirsche auf der Sahnetorte (sagt man das noch so?), bei denen wir gemerkt haben, dass sich die harte Arbeit über zwei Monate gelohnt hat. Hätte man mir vor meinem Auslandssemester gesagt, dass ich in den USA als Peter Pan auf der Bühne stehen werde, hätte ich den Kopf geschüttelt. Aber so läuft das Leben nun mal –  es steckt voller Überraschungen ;). 

#großefreude

Ich hatte euch damals in meiner Mission erzählt, dass mein größtes Ziel in den USA ist, Teil einer Theaterproduktion zu sein. Und ich glaube, dass ich dazu nicht mehr viel sagen muss, als dass meine Erwartungen mehr als übertroffen wurden. Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass meine Erfahrungen so positiv sein würden und das Umgeben von so tollen neuen Freundschaften. Und ich weiß, wie kitschig sich das anhört, aber ich bin mir sicher, dass diese Freundschaften auch nach meiner Zeit in den USA halten werde. Mit den meisten meiner neu gewonnenen Freunde habe ich schon eine kleine Deutschland- beziehungsweise Europatour geplant – für nächstes Jahr.

Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich mich für das Austauschprogramm meiner Uni entschieden habe und den Stress von Bewerbungsunterlagen über finanzielle Sorgen bis hin zum Kulturschock vor Ort auf mich genommen habe. Ich kann euch wirklich nur ans Herzen legen, euch niemals von euren Auslandsplänen abbringen zu lassen. Der lange Weg von dem ersten Infogespräch bis hin zum Campus ist es mehr als wert! 

Wie geht es jetzt weiter?

Das Semester ist bereits seit dem 20. Mai vorbei und seitdem bin ich mit Freund:innen unterwegs. Die erste Woche nach dem Semester war ich mit drei Kommilitonen am Virginia Beach in einem Strandhaus. Das war wirklich sehr entspannt und hat uns allen geholfen, von dem doch auch ziemlich stressigen Semester runterzukommen :P.

Sonst verbringe ich noch weiterhin Zeit mit Freund:innen und fahre unter anderem auch noch mal nach New York. Mitte Juni fliege ich zurück nach Deutschland und das sogar mit einer Begleitung. Denn Sohye (eine internationale Studentin aus Südkorea) wollte sich unbedingt mal Deutschland anschauen. Daher werde ich mit ihr zwei Wochen lang durch Deutschland reisen. 

Ende Juni werde ich dann von Hannover nach Köln ziehen, jedoch das nur temporär. Denn ich werde über den Sommer ein Praktikum beim WDR machen. Was danach auf mich zukommt, weiß ich noch nicht. Ob ich ab Oktober direkt den Master beginne und vor allem welchen steht noch ein bisschen in den Sternen. Ich habe jedoch schon ein paar Studiengänge recherchiert, möchte mir dafür aber noch Zeit lassen. Vor allem durch mein Auslandssemester wurde mir noch mal deutlich, dass man im Leben meistens nicht so viel im Voraus planen kann oder sollte, da sich doch oft neue Dinge im Laufe der Zeit ergeben. Dafür möchte ich offen sein.

Ich halte euch aber definitiv auf meinen Social Media Kanälen auf dem Laufenden! Bis dahin seid mutig und lasst euch nicht von euren Träumen abringen – I know I’m being cheesy again :P. 

Bleibt gesund und bis bald!

See you soon

David

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