11. Juli 2022
In 3096 Stunden in Malaysia habe ich viel erlebt. Gutes und Schlechtes, aber vor allem Gutes! Dankbar blicke ich auf die letzten Monate zurück und weiß nun, dass sich der ganze Papierkram, den ich hatte, gelohnt hat. Ich habe viel über das Land und die Kultur gelernt – aber auch über mein Studienfach und über mich selbst.
Meine Freundin Alina würde jetzt sagen, dass ich eh nur Malaysia light erlebt habe und in meiner westlichen und internationalen Blase an der Taylor’s University gelebt habe. Dies möchte ich nicht ganz abstreiten, da hier an der Universität alles sehr modern und international ausgerichtet ist. Das wird für mich dadurch ersichtlich, dass wir im Pool Bikini tragen dürfen, alle Kurse auf Englisch stattfinden und es bekannte, internationale Restaurantketten auf dem Campus gibt, aber kein einziges Restaurant mit typisch malaysischen Gerichten.
Integration in eine völlig andere Kultur in wenigen Monaten?
Obwohl ich nicht so viele Kulturschocks wie Alina hatte, muss ich sagen, dass ich mich an manche zunächst ungewohnten Dinge hier schnell gewöhnt habe. Dazu gehört zum Beispiel der frühmorgendliche Gebetsruf aus der nahegelegenen Moschee. Mittlerweile verwechsele ich auch nicht mehr die Schilder von Gebetsräumen mit denen von öffentlichen Toiletten. Dadurch, dass es in Malaysia in Einkaufszentren, Wohnanlagen und in der Bahn Gebetsräume gibt und die Schilder sich sehr ähneln, kann dies als Malaysia-Neuling schnell zu Verwechslungen führen.
Malaysier tragen bei jeder Gelegenheit ihre Maske (und ihr müsst bedenken, dass es immer 30 Grad sind) mit einer Selbstverständlichkeit, die den Respekt vor der Gesundheit der Anderen zeigt. Dadurch habe ich erst gegen Ende des Semesters erkannt, wie meine Kommilitonen eigentlich aussehen. 😁 Dies ist für mich völlig normal geworden und gibt mir ein Sicherheitsgefühl, dass ich in Deutschland vermissen werde.
Immer ruhig bleiben
Ebenfalls habe ich hier gelernt, die Dinge geschehen zu lassen, die ich sowieso nicht ändern kann. Nicht, dass das eine ganz neue Erkenntnis wäre, aber die malaysische Lockerheit, hat auch mich lockerer werden lassen. Zum Beispiel hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch als meine beiden Kreditkarten gesperrt worden sind. Ich hatte online bezahlt und dabei sind irgendwie Daten abgegriffen worden, was die Bank dazu veranlasst hat meine beiden Karten sofort zu sperren. Wie ich später erfahren habe, ist das kein Einzelfall, sondern leider etwas, dass mehreren Austauschstudenten hier passiert ist. Zum Glück hatte ich aber noch meine EC-Karte dabei, sodass ich wenigstens Bargeld abheben konnte. Das machte ich solange bis Alina mich besucht und mir eine neue Kreditkarte mitgebracht hat. Die Bank schickt euch eure Karte nämlich nicht so einfach ins Ausland und die Kreditkarte, die meine Mutter mir per Post nach Malaysia geschickt hat, ist nie angekommen. Ich kann euch also nur raten, so viele Kreditkarten wie möglich mitzunehmen und so selten wie möglich online zu bezahlen.
Was ich noch gelernt habe?
Zudem hat Malaysia mir gezeigt, wie wahre Diversität hinsichtlich Religion und Nationalität aussieht. Malaysia ist zwar ein muslimisches Land, trotzdem sind andere Religionen sehr willkommen. Buddhistische und hinduistische Tempel und Kirchen reihen sich hier neben Moscheen. Tempel und Kirchen sind nicht nur Nebenschauplätze, sondern echte Sehenswürdigkeiten. Die Akzeptanz der verschiedenen Religionen geht aber noch weiter. Anders als in Deutschland sind hier nicht nur die Feste einer Religion Feiertage, sondern die wichtigsten Feste aus vier Religionen sind alle Feiertage. Außerdem kommen dann noch Feiertage wie Chinese New Year, Malaysia Day oder der Geburtstag des Königs dazu. Wie ihr euch denken könnt, haben die Malaysier also ziemlich oft frei. 😁
Gelernt habe ich ebenfalls einiges, was mein Studienfach betrifft. Was ich in diesem Semester hier alles dahingehend gemacht und erlebt habe, könnt ihr in meinem vorherigen Blogbeitrag nachlesen.
Ich habe aber nicht nur einen Einblick in die Malaysische Kultur bekommen, sondern durch meine sehr internationalen Kommilitonen und die anderen Austauschstudenten, die zum Teil zu neuen Freunden geworden sind, viel über deren Herkunft und Kultur erfahren können. Mal ehrlich, wer von euch hat überhaupt schon einmal Menschen aus Ländern wie dem Oman, Bangladesch, Brunei, Myanmar, Jordanien, Kuwait oder Slowakei kennengelernt?
Grün, grüner Malaysia
Da es in Malaysia sehr oft regnet, ist das Land sehr viel grüner, als die meisten Menschen annehmen. Was ich hier sehr genossen habe, waren die zahlreichen Kurztrips, die ich innerhalb des Landes machen konnte. Ich hoffe, dass alle, die dies mitverfolgt haben, ein wenig Fernweh bekommen haben und ich so den einen oder anderen, von dem für Deutsche eher unüblichen Reiseland Malaysia, überzeugen konnte.
Von Malaysia bleiben mir also vor allem die Dinge und das Wissen, das ich in meinem Studienfach dazugelernt habe. Zudem weiß ich jetzt mehr über andere Kulturen und deren Umgang. Am meisten im Gedächtnis werden mir jedoch die Erinnerung an viele tolle Reisen bleiben sowie die Erlebnisse mit Menschen, die ich eines Tages hoffentlich irgendwo auf der Welt wiedersehen werde.
Und wie geht es weiter?
Im Sommer werde ich in Deutschland noch die Ruhe vor dem Sturm genießen, bevor ich im Oktober mit dem Schreiben meiner Bachelorarbeit anfange. So werde ich noch den einen oder anderen Kurztrip machen, worauf ich mich sehr freue!
Durch das Auslandssemester habe ich meine Mission „Marketing neu denken“ erfüllt und in meinem Studienfach über den Tellerrand hinaus geblickt. Ich fühle mich dadurch bestätigt, meinen Master in Intercultural Advertisement zu machen. Wir werden sehen, ob ich dort nächstes Jahr tatsächlich angenommen werde.
Meine Zeit als Correspondent endet somit. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht meine Erlebnisse mit euch zu teilen und freue mich jedes Mal, wenn mich ein zukünftiger Austauschstudent kontaktiert. Abschließend bleibt mir also nur noch zu sagen:
Terima kasih Taylors, terima kasih Malaysia!
Danke Taylors, danke Malaysia!