12. September 2022
Meine Semesterferien verbringe ich an der Clemson University in den USA. Hier forsche ich in der Pflanzenpathologie an von Pilzen befallenen Pfirsichen. Aber warum bin ich genau hier gelandet?
RISE worldwide – So kam ich an das Praktikum
Jedes Jahr schreibt der DAAD im Rahmen des „RISE Weltweit“-Programms Stellen für Auslandspraktika aus. Rund die Hälfte davon wird außerdem mit einem Stipendium gefördert. Da ich mir sicher war, dass ich die durch Corona verpassten Praktika irgendwie aufholen möchte, war die Entscheidung mich zu bewerben schnell getroffen. Ich durfte drei Projekte angeben, für die ich jeweils ein Motivationsschreiben verfasste.
So viel Auswahl – warum dann die USA?
Nachdem ich mir die Projekte in meinem Fachbereich durchgelesen und mir einen Überblick verschafft hatte wo die Reise hingehen könnte, hatte ich die Qual der Wahl. Ich entschied mich für drei Projekte in den USA. Der Grund dafür: mein US-amerikanischer Freund, der zum Zeitpunkt der Bewerbung noch mit mir in Deutschland lebte und jetzt für sein Studium zurück in die USA musste. Dabei war meine Intention weder ihm blind zu folgen, noch uns den Abschied zu erleichtern. Die Idee ergab sich daraus, dass mein Freund oft über die Arbeitskultur in den Staaten schwärmt und sie als sehr anders zu der deutschen darstellt. Davon wollte ich mir selber ein Bild machen und sehen wie diese Unterschiede zu mir passen – auch mit Blick auf eine gemeinsame Zukunft.
„Bleiben?“ – mit Fragezeichen!
Auch wenn die Idee einer gemeinsamen Zukunft an einem gemeinsamen Ort sehr verlockend ist, habe ich mit meinem Freund vorher klar kommuniziert, dass die USA als Option auch zu mir persönlich passen muss. Es gibt viele Aspekte, die mir in Deutschland gut gefallen und die mir schon jetzt nach einem Monat fehlen. Natürlich bin ich im Moment nur Praktikantin, was noch lange keine langfristige Aufenthaltsberechtigung mit sich bringt. Auch hier steht es noch im Raum, ob ich eine Option wie einen Master, eine Arbeit oder einen PhD in den USA finde, die mir genau so gut oder besser gefällt als die zu Hause in Deutschland.
Zwischenfazit nach einem Monat: mein Eindruck von den USA
Nach einem Monat in den USA möchte ich natürlich noch nicht meine ganze Lebensplanung ändern, aber es gibt auch jetzt schon Sachen, die mir eindeutig positiv und negativ auffallen und die ich von Zuhause vermisse.
Das fehlt mir
Wie bereits erwähnt, vermisse ich Vieles von Zuhause. Neben meinen Freunden und meiner Familie, vermisse ich vor allem die Art und Weise des Miteinanders, dadurch dass man sich schon so lange kennt. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Art und Weise wie ich die USA wahrnehme, oft vom Geldbeutel abhängen kann. Vieles empfinde ich um einiges teurer und zusätzlich wird hier auch mehr gekauft. Es hat mich auch überrascht zu sehen, wie unterschiedlich weit einen ein für deutsche Verhältnisse gutes Einkommen in den beiden Ländern bringen kann.
Ein weiterer Aspekt an den ich mich momentan noch gewöhnen muss ist der Wocheneinkauf. Da ich viele Produkte hier noch nicht kenne und mein Körper auch gerne mal sehr empfindlich auf das fettige Essen der Fast-Food-Ketten reagiert, brauche ich sehr lange für meinen Einkauf. Da spielt auch der Preis der Produkte wieder mit rein – was in Deutschland günstig ist, ist es nicht direkt auch in den USA. Das bringt einen dazu oft umdenken zu müssen beim Einkaufen.
Glück oder einfach Gut? – Positive Eindrücke
Bereits in der ersten Woche waren ein deutscher Freund von mir, der auch mit dem RISE-Programm hier ist und ich sehr überrascht von der Hilfsbereitschaft mit der wir hier willkommen geheißen wurden. Teilweise wurden uns sogar so absurde Sachen angeboten, dass wir richtig skeptisch wurden, ob das auch alles so ernst gemeint ist. Der Mitbewohner bot ihm sogar an, ihn jeden Morgen zur Arbeit zu fahren und einmal fand er sich beim Abendessen mit seiner Mama wieder.
Wichtig zu erwähnen: der Mitbewohner ist in seinen 40ern. Aber auch bei mir Zuhause geht meine Mitbewohnerin sehr weit um mir zu helfen. Sie steht regelmäßig um 7 Uhr morgens auf, auch an ihren freien Tagen, nur um mich zur Arbeit zu fahren. Dafür ist sie dann oft 30 Minuten lang unterwegs. Und wenn das mal nicht funktioniert, leiht sie mir ihr Auto für den ganzen Tag. Wenn ich versuche diese Angebote abzulehnen bin ich meistens doch nach fünf Minuten überredet. Diese Hilfsbereitschaft haben wir gerade in den ersten Wochen super genossen, weil es uns so viel leichter viel uns einzuleben und uns viele Hürden genommen wurden.