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5 gute Gründe für ein Auslandspraktikum

In einem Auslandspraktikum bekommt man natürlich viel fachliches Wissen über die Forschung der eigenen Arbeitsgruppe mit. Genauso wichtig für mich sind aber die sozialen und organisatorischen Aspekte, die ich bis jetzt schon neu erlernt habe.

1. Sprechen wie ein Muttersprachler

Im Studium wurde uns oft eingeflößt, wie wichtig es ist, gutes Englisch sprechen zu können, wenn man in die Naturwissenschaften geht – denn Publikationen, Vorträge und ein Großteil des Austauschs finden so statt. Obwohl ich in meinem privaten Leben mit meinem Freund fast ausschließlich auf Englisch rede, ist es doch etwas anderes, jetzt jeden Teil meines Lebens auf einer anderen Sprache bewältigen zu müssen. Gerade an neue Laborbegriffe und Zweideutigkeiten musste ich mich erst mal gewöhnen. Dazu kommen aber auch soziale Unterschiede wie die Frage „How are you?“ zur Begrüßung, ohne dass eine echte Antwort erwartet wird. Am Anfang war das natürlich eine große Umstellung. Jetzt, wo ich mich einmal auf die Sprache und die neue Art zu kommunizieren eingestellt habe, sind die Paper aber einfacher zu lesen und eine Präsentation auf Englisch statt auf Deutsch zu halten jagt mir auch deutlich weniger Angst ein als vorher.

2. Freunde über Umwege

Die Freunde, die ich in der Schule oder Uni getroffen habe, sind die, mit denen ich von Anfang an viel Zeit verbracht habe. Hier in den USA habe ich das aber nicht. Als ich angekommen bin, kam ich in eine Umgebung, in der ich keinen kannte und auch noch nicht so richtig wusste, wie die Leute mich aufnehmen werden. Außerdem war ich hier ja die Einzige, die der „Neuankömmling“ war, was auch ein großer Unterschied zu der Schule oder der Uni war. Das hat mich dazu bewegt, mehr auszuprobieren, um neue Leute kennenzulernen, wie das Teilnehmen an Veranstaltungen vom internationalen Büro oder auch einfach mal auf Leute zuzugehen. Das ist etwas, wozu ich zu Hause eher zu schüchtern bin. Meinen inneren Schweinehund zu überwinden hat mir aber ziemlich gutgetan und mir ein paar neue Freunde und ein bisschen mehr Selbstbewusstsein verschafft.

Das schöne daran die neuen Freunde nur für eine kurze Zeit zu sehen ist, dass man die wenigen Wochenenden gemeinsam gut zu nutzen lernt.

3. Antonia allein zu Haus

Genau so aufregend wie es früher war, als man das erste Mal alleine zu Hause sein durfte, ist es für mich auf einmal in einem anderen Land auf mich alleine gestellt zu sein. Durch die Organisation, die für ein Auslandspraktikum benötigt wird, habe ich gelernt, mich neu zu organisieren, und ich merke jetzt, wie wichtig es ist, meine Dokumente beispielsweise durch einen Cloud-Dienst abgesichert zu haben. Gerade im Praktikum konnte ich so schon mehrfach auf alte Vorlesungen zugreifen, die thematisch super zu meiner Problemstellung gepasst haben. Aber genau so wie als Kind muss man auch in einem neuen Land erst einmal ein paar Sachen neu lernen: Wie finde ich mich im Supermarkt zurecht? Wo bekomme ich gute und günstige Putzmittel und wo muss ich hin, wenn ich mal krank bin? Ich fand es erstaunlich zu sehen wie viele dieser Sachen bei mir zuhause auf „Autopilot“ funktioniert haben und wie viel ich hier jetzt umdenken muss.

Sonnenuntergang auf einem Parkplatz
Dafür dass ich teilweise etwas verwirrt aus dem Supermarkt wiederkomme, wurde ich auch schon mit sehr schönen Sonnenuntergängen belohnt.

4. Networking

Internationale Kontakte zu knüpfen ist gerade in den Naturwissenschaften total wichtig. Alleine in der kurzen Zeit, die ich hier bin, habe ich schon deutlich über 50 neuen Leuten die Hand geschüttelt und mich vorstellen können. Mit Kontakten kommen auch immer neue Möglichkeiten und Ideen. Mein persönliches Highlight: Ich durfte auf einer privaten Tour mit meinem Professor etwas über Weizen für Menschen mit Glutenunverträglichkeit und Erdnüsse für Allergiker lernen.

Hörsaal mit vielen Menschen
Es war für mich super interessant zu hören an wie vielen verschiedenen Themen alleine in der Pflanzenforschung gearbeitet wird.

5. Interkulturelles Verständnis

In Deutschland habe ich ein paar Freunde, für die ihr Studium in Deutschland ein Auslandsstudium ist. Wenn die mir davon erzählt haben, dass sie mit der Bürokratie nicht zurechtkommen oder es total seltsam finden, wenn ich etwas sehr Deutsches gemacht habe, wie beispielsweise liebe Grüße auszurichten, konnte ich mich dabei nie komplett in ihre Situation hineinversetzen. Jetzt auf der anderen Seite zu stehen und diese Herausforderungen selber meistern zu müssen, gibt mir ein anderes Verständnis dafür, mit einer anderen Kultur als der, in der man sich gerade befindet, aufgewachsen zu sein. Darüber hinaus habe ich aber genau so viel Spaß, dabei meinen neuen Freunden deutsche Wörter beizubringen oder ihnen zu erklären, warum man sich beim prosten in die Augen guckt.

Fußballfeld und alle tragen orange
Ein großer Unterschied zu Deutschland sind die Uni-Farben an die sich hier so gut wie jeder hält.
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