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Wohnungssuche Amsterdam Aufwendiger als gedacht!

Als ich die Zusage für meinen Praktikumsplatz in Amsterdam bekam und stolz sowie voller Freude meinen Mitmenschen darüber berichtete begegneten sie mir ebenfalls mit Freude. Jedoch hielten sie sich teilweise nicht zurück mir sofort zu gestehen, dass die Wohnungssuche in Amsterdam äußerst schwer sei. Im vergangenen Jahr fehlten in den Niederlanden über 26.000 Zimmer. In diesem Beitrag erfährst du ein paar Tipps ein Zimmer oder eine Wohnung in der hippen Stadt Amsterdam zu ergattern – es ist nämlich möglich!

Angespannter Wohnungsmarkt und Stickstoff-Krise

Weshalb der Wohnraum in Amsterdam so teuer ist, hat einige Gründe. Beispielsweise stehen viele Gebäude der Innenstadt unter Denkmalschutz. Dies macht es schwer bestehende Gebäude, um ein oder mehrere Stockwerke aufzustocken und somit im Innenbereich mehr Wohnraum zu schaffen. Zusätzlich hatte der hohe Stickstoffgehalt in den Böden den Stopp von Neubauprojekten zur Folge. Aufgrund der Agrarkultur sowie der enorm hohen Anzahl an Mastbetrieben gelangt Nitrat und Stickstoff in die Böden. Jedoch gibt es in den Niederlanden ein neues Abkommen die Stickstoff-Emissionen bis zum Jahre 2023 um 50 Prozent zu verringern. Die Umsetzung des Plans sieht voraus, dass die jeweilige Stickstoffkonzentration im Boden nicht um einen gewissen Prozentsatz übersteigen darf. Das Problem hierbei ist, das gelangen von
mehr Stickstoff in die Böden bei weiteren Bauarbeiten von neuen Gebäuden und neuen Wohnsiedlungen. Bei stark vorbelasteten Böden, beispielsweise von Mastbetrieben, ist die Stickstoffkonzentration bereits am Limit. Dies hat den Stopp von Bauprojekten zur Folge.

Amsterdam ist Heimat von einigen beliebten Universitäten, wie die Universiteit van Amsterdam (UvA). Momentan befindet sich die niederländische Hauptstadt auf Platz 8 der beliebtesten und besten Städte in Europa zum Studieren. Schon allein, dass Menschen hier mit dem Fahrrad nahezu überall hinkommen, macht Amsterdam sehr attraktiv.

Einmal Vitamin-B, bitte!

Wenn du dich dafür entscheidest dein Auslandssemester, Praktikum oder sogar dein gesamtes Studium in den Niederlanden zu absolvieren, dann rate ich dir erstmal tief durchzuatmen. Du kannst zwar schon Monate im Voraus anfangen nach WG-Zimmern oder Wohnungen zu schauen, aber oftmals werden Anzeigen über freie Zimmer erst sehr kurzfristig bekanntgegeben. Sofern du nicht gerade nach einem Zimmer im Studentenwohnheim suchst, kann es sehr hilfreich sein, Freunde und Bekannte, die entweder selbst in Amsterdam wohnen, gewohnt haben oder dort Kontakte haben, zu fragen, ob diese eventuell etwas über freie Zimmer gehört haben.

Schlagwörter, die dir bei der Suche helfen können

Eine junge Frau sitzt am Esstisch ihrer WG und arbeitet was am Laptop. Im Hintergrund sind große Fenster zu erkennen.
Die gemeinsamen Zimmer sind groß genug, sodass ich am Esstisch arbeiten kann.

Facebook als gängige Plattform

Die gängigste Methode in den Niederlanden ein Zimmer zu bekommen ist diversen Facebook-Gruppen beizutreten. Ja genau, Facebook. Ich dachte mir damals auch erst: Ja klar, und das soll funktionieren? Aber rate mal, wie ich letztendlich an mein Zimmer bekommen bin? Genau, über Facebook. Es ist ebenfalls oft hilfreich einfach auf deinen Social-Media-Kanälen zu posten, für wann du wo etwas suchst. Oder du trittst vorab schon einem Sportverein bei und kannst dich bei deinen neuen Teammitgliedern freundlich erkunden, ob sie noch andere Hinweise haben? Ich schrieb beispielsweise meine zukünftige Arbeitskollegin und niederländische Freunde an und bat nach weiteren Tipps. Facebook ist jedoch am populärsten. Die Leute, die hier in die Facebook-Gruppen ein Angebot posten, bekommen innerhalb von wenigen Stunden über hunderte Anfragen von Suchenden. Zudem möchte ich dir vorab sagen, dass einige Anzeigen NO INTERNATIONALS oder nur Frauen oder nur Männer suchen. Das macht die Suche auch nicht gerade einfacher. Traue dich auch ruhig selbst dein Gesuch in die Gruppen zu posten.

Wenn du selbst etwas in die Gruppen posten oder du auf ein Angebot oder einen Post reagieren möchtest, dann rate ich dir dies so knapp, freundlich und präzise wie möglich zu machen. Hier nun ein paar Bullet Points, die du in deinen Text packen kannst. Du wirst mit Sicherheit aber schnell auch ein Gespür dafür bekommen, sobald du auf Facebook einige Post zu Gesuchen siehst. 🙂

Zimmersuche über Webseiten

Webseiten verlangen hier oft eine Anmeldegebühren oder Vermittlungsgebühren.

Blick aus alten großen Fenstern in einen begrünten Innenhof. Die Sonne scheint durch die Fenster und Bäume.
Blick aus dem Balkon Richtung Innenhof.

Vorsicht SCAM!

Die traurige Wahrheit über die Zimmersuche in den Niederlanden sind die vielen Scams, die einen ins Postfach flattern. Ich bin nicht die Einzige, die unzählige Scam-Nachrichten von potenziellen Vermietern bekommen hat. E-Mail für E-Mail bekam ich Angebote für ein Zimmer genau nach meiner Wunschgröße und meiner maximalen Monatsmiete. Auffällig war, dass diese Nachrichten nie in einem sauberen Englisch geschrieben waren und sich Kommata an den verrücktesten Stellen befanden. Zudem sollte ich immer den Landlord Caleb per Mail kontaktieren und direkt eine Summe von 500 Euro überweisen. Die Bilder, die mir von dem WG-Zimmer oder der Wohnung geschickt wurden, waren sehr verpixelt und es hatte den Anschein, als würde sich das Zimmer außerhalb von Europa befinden. Auch bei Online-Besichtigungen sowie Besichtigungen vor Ort rate ich dir eine gewisse Portion „Vernunft und Verstand“ mitzubringen. Ich habe schon von Aktionen gehört, dass „Vermieter“ sich eine Ferienwohnung mieten und dann so tun, als ob diese Wohnung ihre eigene wäre. Am Ende steht man dann plötzlich mit seinen Umzugssachen vor verschlossener Tür.

Es ist also sehr wichtig, dass du dir solche Aktionen im Hinterkopf behältst und vorsichtig mit Nachrichten umgehst. Ich möchte dir hiermit keine Angst machen, dich jedoch lediglich sensibilisieren. Dein Bauchgefühl wird dir auch eine Einschätzung geben.

Die Miete und das Leben

Mit welcher Miete ist zu rechnen?

Ein WG-Zimmer oder auch eine Wohnung in den Niederlanden, speziell in Amsterdam, zu mieten ist teuer. An dieser Stelle ist aber auch zu betonen, dass die Miethöhe davon abhängig ist in welchem Stadtteil in Amsterdam du etwas suchst. Je weiter du im Zentrum bist, desto teurer wird es. Ebenso gewinnen die Stadtteile Jordaanoder De Pijp immer mehr Ansehen und sind mittlerweile echt hipp und teuer. Die Mietkosten in der Nähe des Vondelparks sind ebenso teuer. Dort findest du aber auch teilweise echt wunderschöne Gebäude wieder. Jedes Viertel hat seinen Charme und zeichnet sich zum Beispiel durch Cafés, Bars oder Restaurants aus. Die Häuser beziehungsweise Wohnungen sind in Amsterdam oft sehr klein, weshalb auch davon auszugehen ist, dass dein zukünftiges WG-Zimmer auch klein sein kann. Ich zahle beispielsweise für mein etwa 8 Quadratmeter großes Zimmer in der Nähe des Vondelparks, 700 Euro inklusive Gas, Wasser und Licht. Auf niederländisch heißt das gas, water en licht (kurz g/w/l). Diese Bezeichnung findest du bei Facebook-Posts und anderen Zimmerangeboten immer wieder. Es ist wie die Warmmiete zu verstehen, wenn dort incl. g/w/l steht. In meinem ersten Blogartikel erfährst du weitere Dinge, auf die du achten musst, wenn du in die Niederlande ziehen möchtest.

Lebensmittel und Restaurantbesuche im Check

Auch die Niederlande hat ihre eigenen Supermärkte. Am häufigsten ist mir bis jetzt der „Albert Heijn“ begegnet. Dies ist eine große Supermarktkette, welche ein breites Angebot an verschiedenen Lebensmitteln hat – in etwa wie EDEKA bei uns. Die Lebensmittel sind hier meistens etwas teurer als im JUMBO. Dieser Lebensmitteldiscounter hat ein etwas kleineres Angebot, aber dennoch viele frische Lebensmittel und sogar eine kleine integrierte Pizzabäckerei im Inneren des Supermarktes. Es ist möglich sich dort eine (frische) Pizza auszusuchen und direkt backen zu lassen. In meiner Nachbarschaft habe ich auch schon einen Lidl entdeckt. Im Großen und Ganzen sind die Kosten für Lebensmittel ähnlich wie in Deutschland, vielleicht jedoch etwas teurer.

Paulas Wocheneinkauf für 25,67 Euro. Auf der Küchenablage liegen unter anderem Äpfel, Bananen, Zucchini, Paprika aber auch Brot, Humus und Joghurt.
Mein Wocheneinkauf für 25,67 Euro.

Restaurants, Cafés und Bars sind dafür leider deutlich teurer als in Deutschland. Meistens zahle ich für ein Gericht im Durchschnitt 14 Euro und nochmal 4 bis 7 Euro für ein Getränk. Schwarzer Kaffee (niederländisch: Koffie) kostet um die 2,50 bis 3,50 Euro. Essen gehen ist also kostspielig, aber so langsam gewöhne ich mich an die hohen Preise – auch wenn ich noch oft daran denke, dass ich in Deutschland nur selten 20 Euro für einen Restaurantbesuche ausgebe.

Mein Weg zu meiner WG

Mein süßes und kleines Zimmer befindet sich nicht unweit vom Vondelpark. In meiner Straße befinden sich viele Cafés, Restaurants, Bäckereien und weitere süße Läden.

Der Blick dem Fenster Paulas WG. Die große Straßen zeigt Restaurants, einen Supermarkt, Fußgänger:innen, Fahrradfahrer:innen und einige Autos.
Der Blick von einem unserer Balkone.

Ich hatte einfach Glück, dass ich an dieses Zimmer gekommen bin. Mein jetziger Mitbewohner war damals fast die einzige Person, die auf meine Anfrage auf ein Zimmer reagiert hat. Ich schrieb ihm eine Nachricht, dass ich gerne koche; das hätte ihn direkt von mir überzeugt. Leider war das Zimmer dann doch schon weg. Wenige Wochen später schrieb ich ihn nochmals an, ob das Zimmer immer noch vergeben ist, woraufhin er meine Frage bejahte. Doch zwei Tage später kontaktierte er mich, um zu fragen, ob ich immer noch auf der Suche nach einem Zimmer bin. Ich war sowas von noch auf der Suche nach einem Zimmer und die Zeit tickte immer schneller. Es war mittlerweile Ende Juli und bereits zu Ende August wäre ich am liebsten schon in einer WG eingezogen. Das Zimmer wurde also doch wieder frei. Wir verabredeten uns spontan zu einer Online-Besichtigung. Es lief alles top, doch mein Mitbewohner fragte, ob es nicht doch für mich möglich wäre nach Amsterdam zu kommen, um zu schauen, dass es bei uns auch als Person passt. Da ich das Zimmer wirklich wollte und ich ein gutes Bauchgefühl hatte, befand ich mich drei Tage später im Zug in die Hauptstadt Niederlandes. Nun, da bin ich. Es war eine großartige WG-Besichtigung und ein harmonisches Kennenlernen.

Das Wohnzimmer Paulas WG. Zwei große Sofas stehen über Eck. Durch das große Fenster gelangt viel Licht in den Raum. Die Einrichtungen ist afrikaisch angehaucht.
Das Wohnzimmer meiner WG.

Jetzt wohne ich seit guten zwei Wochen in meiner WG mit einem großen Ess- und Wohnzimmer, zwei Balkonen, Küche, Waschmaschine, Trockner und sogar einer Spülmaschine – da darf das Schlafzimmer auch schonmal ein bisschen kleiner ausfallen.

Spontan, flexibel und zuversichtlich

Das waren viele Informationen auf einmal. Ich möchte dich dazu ermutigen, dich auf die Suche nach einem WG-Zimmer oder einer Wohnung zu machen. Bleibe bei deiner Suche spontan, da du möglicherweise auch vor Ort zu einer Besichtigung erscheinen sollst. Bleibe bei deiner Suche flexibel, falls deine gewünschte Monatsmiete oder deine gewünschte Zimmergröße nicht erfüllt werden können. Und bleibe zuversichtlich. Habe den Mut Leute anzuschreiben, lass den Kopf nicht hängen, wenn du erstmal nur Absagen oder gar keine Reaktion auf deine Anfragen oder Posts bekommst. Ich drücke dir fest die Daumen bei deiner Wohnungssuche. Du wirst es schaffen!

Ganz viel Liebe für dich,
Paula

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