15. August 2016
Nach meinem Studium der Friedens- und Konfliktforschung wollte ich weitere Erfahrung in einer (Post-) Konfliktregion sammeln und eine Organisation aus dem System der Vereinten Nationen (als potentiellem Arbeitergeber) kennenlernen. Außerdem wollte ich meine Sprachkenntnisse einer Landessprache verbessern und Regionalkenntnisse ausbauen. Das waren die Hauptgründe, weshalb ich mich für einen Praktikumsplatz im Rahmen des Carlo Schmid Programms für Praktika in Internationalen Organisationen und EU-Institutionen (CSP) des DAAD und der Studienstiftung des Deutschen Volkes beworben habe.
Meine Bewerbung für eine Stelle im Landesbüro N’Djaména, Tschad, des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) wurde akzeptiert. Nachdem ich bereits alle Vorbereitungen für meien Abreise getroffen hatte, gab es im Juni 2015 einen Anschlag von Boko Haram in N’Djaména. Die nigerianische Terrorgruppe hat sich dem Islamischen Staat angeschlossen und beschäftigte mich auch in meiner Arbeit bei UNHCR sehr. Aufgrund der negativen Entwicklung der Sicherheitslage wurde mein Praktikum abgesagt.
Die Stelle im UNHCR-Regionalbüro für Westafrika in Dakar wurde mir als Ersatz angeboten. Durch meine Arbeit im dortigen Koordinierungsteam für die Flüchtlingskrisen in Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik beschäftigte ich mich trotzdem mit der Region des Tschadseebeckens.
Die Erfahrungen, die ich während des neunmonatigen Praktikums gemacht habe, haben mir bei der Berufsorientierung sehr geholfen, meine Kompetenzen in vielerlei Hinsicht gestärkt und mir insbesondere die Möglichkeit gegeben, erste Arbeitserfahrung innerhalb der Vereinten Nationen zu machen. Ich kann die Teilnahme am CSP sehr empfehlen, da ich die Verbindung aus finanzieller und ideeller Unterstützung enorm wichtig finde. Letzere wird durch eine aktive Community der derzeitigen und ehemaligen CSP-Stipendiaten/innen, sowie durch ein intensives Vorbereitungsseminar erreicht.
Dakar ist eine interessante Stadt, in der es nicht immer leicht zu leben ist (Staus; Staub; Überschwemmungen in der Regenzeit), die aber viel bietet (Strand; Museen; nahe Ausflugsziele; gutes Essen). Die Arbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen war sehr gut und ich konnte, insbesondere durch senegalesische Praktikantinnen und Praktikanten, auch die lokale Bevölkerung kennenlernen. Hier nun auch die Information, was „Teranga“ (in meinem Blogtitel) bedeutet: Das ist die von Senegal gepriesene Willkommenskultur gegenüber Fremden.
Trotz der guten Erfahrung während meines CSP, was würde ich anders machen?
- In einem Land des Südens, lieber eine Stelle außerhalb der Hauptstadt annehmen
Meine früheren Auslandsaufenthalte in Ländern des Globalen Südens waren immer in Dörfern außerhalb der Hauptstadt und ich habe letztere nur an Wochenenden/im Urlaub besucht und immer viel Spaß gehabt. Im alltäglichen Leben fand ich Dakar sehr anstrengend. Die Infrastruktur hält mit dem rasanten Wachstum nicht Schritt; es gibt eine hohe Konzentration von Ausländern und damit große Kluften zwischen Arm und Reich. Ich habe außerdem in einer Wohngemeinschaft mit vorwiegend Ausländern gelebt. Wenn ich nochmal in eine Hauptstadt gehe, werde ich mir vor allem eine Wohnung in einem eher von der lokalen Bevölkerung bewohnten Viertel suchen.
Dies ist aber oft schwierig mit dem Wunsch zu vereinbaren, nah an der Arbeitsstätte zu wohnen, um so die Staus zu vermeiden.
- Im Zweifel den ersten Alternativplatz ablehnen
Mein Fall ist natürlich etwas speziell und ich wünsche allen, dass ihr euren Wunschplatz erhaltet. Sollte es aber dennoch zu Änderungen seitens der Organisation kommen, überlegt es euch gut und lehnt einen ersten Alternativplatz auch ab, wenn dieser den ursprünglich gesteckten Zielen für das Praktikum/Studium nicht entspricht. Ich habe nicht lange überlegt, ob ich den Alternativplatz in Dakar annehmen soll oder nicht, da ich die Befürchtung hatte, ansonsten keinen weiteren Platz angeboten zu bekommen. Die Stelle in Dakar war sehr interessant und ich konnte viel lernen, meine anfangs gesteckten Ziele konnte ich aber nicht erreichen.
- Vor Zusage des Arbeitsplatzes mit dem direkten/der direkten Vorgesetzten über die genauen Arbeitsaufträge sprechen
Ich habe meinen Alternativplan sehr schnell und ohne viele Gespräche angenommen. Im Nachhinein wünsche ich mir, vorher mit meiner Arbeitseinheit gesprochen zu haben. So hätte ich meinen Aufenthalt besser vorbereiten können bzw. bereits im Vornherein meine Wünsche einbringen können.
Dies ist mein letzter Blogeintrag und ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern. Auch hoffe ich, mit den Einblicken in mein Leben vor Ort vielen von euch Lust auf einen Auslandsaufenthalt gemacht zu haben. Meine Erfahrungen sind natürlich sehr individuell und deshalb ist es wichtig, auch die Blogs der anderen Correspondants zu lesen; insbesondere, wenn diese in einer Region waren/sind, in der der eigene Auslandsaufenthalt stattfinden wird/würde.
Katharina
2. Juni 2022
Lieber Leon,
stehst du nach wie vor für Fragen unter der von dir benannten E-Mail-Adresse zur Verfügung? Ich mache bald auch ein Praktikum in Dakar und würde mich gern mit dir über die Wohnungssuche austauschen
Ganz liebe Grüße,
Katharina
Leon
3. Juni 2022
Liebe Katharina,
vielen Dank für dein Interesse.
Ja, du kannst gerne weiterhin an info@studieren-weltweit.de schreiben, mit dem Betreff „Für Leon Jander, CSP Dakar“. Die E-Mails werden weiterhin weitergeleitet und ich antworte dir gerne auf deine Fragen.
Viele Grüsse.
Ma
6. August 2019
Hallo, ich fand deine Berichte total spannend, da ich bald auch nach Dakar reisen werde. Wäre es möglich, dich für weitere Fragen zu kontaktieren ?
Leon
8. August 2019
Hallo.
Gerne kannst du mich für kontaktieren. Einfach an info@studieren-weltweit.de schreiben, mit dem Betreff „Für Leon Jander, CSP Dakar“. Die E-Mail wird dann weitergeleitet und ich melde mich bei dir.
Ich freue mich auf deine E-Mail.
Viele Grüsse
Leon
Caya
14. Mai 2017
Hi Leon,
danke für deinen interessanten und informativen Blog! Es kommt klar heraus, dass du deine Zeit im Büro des UNHCRs und auch im Feierabend effektiv genutzt hast, um so viele Eindrücke aufzunehmen wie es nur ging.
Es hat sehr viel Spaß gemacht in die Welt des Senegals einzutauchen.
Hoffentlich lese ich mehr von dir in der Zukunft! 🙂
Leon
20. Mai 2017
Hallo Caya,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Es freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt.
In der Tat habe ich viele berufliche und persönliche Erfahrungen gemacht.
Wenn dich das Carlo Schmid Programm näher interessiert, kannst du mich gerne anschreiben.