12. März 2023
Bevor ich ein Praktikum an einer Deutschen Schule begonnen habe, hatte ich auch einige Fragen zum Ablauf und zum Unterricht. Hier beantworte ich einige Fragen und freue mich immer auch andere angehende Lehrer*innen zu motivieren, ins Ausland zu gehen oder auch einen Einblick von meinem Praktikum hier in Mexiko geben zu können.
Wie empfindest Du das Unterrichten der Kinder, welche Herausforderungen gibt es?
Das Unterrichten der Kinder hier an der Deutschen Schule in Puebla, ist etwas schwieriger als in Deutschland. Auf der einen Seite gibt es sprachliche Herausforderungen. Die Klassen sind gemischt mit mexikanischen, deutschen und bilingualen Kindern. Daher brauchen die mexikanischen Kinder für das Verstehen der deutschen Texte meistens länger als die deutschen Muttersprachler. Hier wird oft so gearbeitet, dass die Kinder auf ihrem Tablet mit Übersetzungsprogrammen arbeiten. So können unbekannte Wörter nachgeschlagen werden und in die Vokabelliste notiert werden. Die deutschen Lehrkräfte müssen regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen, wo ihnen beigebracht wird, mit den sprachlichen Herausforderungen umzugehen. Auf der anderen Seite ist mir persönlich ebenfalls aufgefallen, dass es in einer Klasse neben den sprachlichen Unterschieden auch größere Leistungsunterschiede bei den Schüler*innen gibt, als in Deutschland. In Mexiko gibt es kein getrenntes Schulsystem wie in Deutschland, daher bestehen die Klassen aus Kindern mit verschiedenen Leistungsniveaus. Das ist zum einen gut für die Diversität der Klasse, zum anderen ist dies für Lehrkräfte ebenfalls eine Umstellung. In Deutschland gibt es ebenfalls die Integrierten Gesamtschulen, diese sind ähnlich, wie die deutschen Auslandsschulen. Für angehende Lehrer*innen stellt das Praktikum daher eine gute Möglichkeit dar, auch diese Schulform kennenzulernen. Viele deutsche Auslandsschulen, wie die Deutsche Schule Puebla, bestehen aus einem Kindergarten, Grundschule und einer weiterführenden Schule bis zum deutschen Abitur. Daher kann man sich bei einem Praktikum, alle möglichen Klassen- und Altersstufen anschauen und dort hospitieren.
Wie digital ist der Unterricht an der Schule?
Bei den deutschen Schulen im Ausland, handelt es sich um Privatschulen. Das bedeutet, dass die Eltern Schulgeld bezahlen, damit ihre Kinder auf die Schule gehen können. Daher haben die Auslandsschulen mehr Geld zur Verfügung, als die meisten Schulen in Deutschland. Dieses Geld wird unter anderem, in die Ausstattung der Schule investiert. Alle Schüler*innen haben ein Tablet, mit welchem im Unterricht gearbeitet wird. Viele Lerninhalte werden daher den Schüler*innen digital zur Verfügung gestellt. Arbeitsblätter, Lehrbücher und Präsentationen werden online hochgeladen. Auch Tests werden online geschrieben. Die Lehrkraft kann über eine Plattform sehen, welche Apps auf den Tablets in der Klasse geöffnet sind. So kann kontrolliert werden, dass nicht gespickt wird währende der Klausur.
Wie groß sind die Klassen?
Die Klassen sind so aufgebaut, dass die Grundschule die „Primaria“ bis zur 6. Klasse geht. Die 7. Und 8. Klasse, ist die Mittelstufe. Danach beginnt in der 9. Und 10. Klasse die „Präperatoria“, also die Vorbereitung auf das deutsche Abitur. Nach der 10. Klasse entscheidet sich nach den Noten für die Kinder, ob sie in die Kurse kommen, mit dem Ziel, das deutsche Abitur zu schreiben. Auf der anderen Seite können die Kinder auch in die die Kurse gelegt werden, mit dem Ziel das mexikanische Abitur zu schreiben.
In den unteren Klassen sind meisten zwischen 18-25 Kinder. Mit zunehmendem Alter, werden die Klassen zu Kursen und daher auch etwas kleiner. Das ist so ähnlich wie in Deutschland. Ich würde sagen, in den oberen Klassen sind nur noch zwischen 8-15 Schüler*innen. In den Spanisch-Kursen sind meistens sehr wenig Schüler*innen. Da nur ca. 20 Prozent der Kinder Deutsche sind, kann es sogar dazukommen, dass nur zwei Kinder in den Kursen sind, um Spanisch zu lernen.
Wie nimmt dich das Lehrerkollegium auf?
Das Lehrerkollegium ist von Beginn an sehr freundlich und hilfsbereit zu mir gewesen. An meinem ersten Tag habe ich das Schulgelände von dem Praktikumsbeauftragten der Schule gezeigt bekommen. Am Nachmittag habe ich einige Lehrer*innen angeschrieben und nachgefragt, ob ich bei ihnen mit im Unterricht hospitieren kann. Die meisten haben mir gleich am selben Tag noch geantwortet, und meinten, dass es kein Problem sei. Auch am nächsten Tag, habe ich mich auf dem Schulhof mit einigen Lehrkräften unterhalten und konnte ohne Probleme bei vielen mit im Unterricht hospitieren. Auch wurde mir für die Unterrichtsvorbereitung immer geholfen und Materialien, wie Arbeitsblätter, Quellen oder Lehrbücher zur Verfügung gestellt. Es wurde mir gleich in der 2. Woche angeboten, den Unterricht in einigen Klassen zu übernehmen und bestimmte Unterrichtseinheiten vorzubereiten. Das war eine gute Übung, da hospitieren und selber Unterricht geben doch eine andere Erfahrung darstellt.