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¡Adiós Mexiko, Hola Deutschland!

Für zwei Monate durfte ich an der Deutschen Schule in Puebla als Praktikantin den Unterricht miterleben und sogar teilweise gestalten. Für mich als angehende Lehrerin war es sehr interessant, das Schulleben und die Organisation an einer Deutschen Auslandsschule kennenlernen zu dürfen. Mir war es wichtig, bereits während meines Studiums eine Schule im Ausland kennenlernen zu dürfen, um zu verstehen, inwieweit sich eine Deutsche Schule im Ausland von Schulen in Deutschland unterscheidet. Meine Erfahrungen gebe ich in diesem Beitrag gerne an euch weiter, denn mein Praktikum ist nun leider vorbei und damit auch meine Zeit in Mexiko.

Eine Freundin und ich: Wir genießen die Aussicht auf den Popocatépetl.

Das Schulkonzept und meine Aufgaben

Die Deutschen Schule in Puebla ist sehr groß und besteht aus einem Kindergarten, der Grundschule und der weiterführende Schule. Nach der 8. Klasse entscheidet sich nach den Schulnoten für die Kinder, ob sie das deutsche Abitur machen oder den mexikanischen Abschluss. Der Unterricht findet überwiegend auf Deutsch statt, aber es gibt auch sehr viele mexikanische Lehrkräfte und die Kinder haben auch einige Fächer auf Spanisch und Deutsch, wie beispielsweise Geschichte. Für mich als angehende Geschichtslehrerin war das superinteressant, da ich so die Möglichkeit hatte, sowohl am deutschen als auch am mexikanischen Geschichtsunterricht teilzunehmen. An der Schule können die Kinder Deutsch als Fremdsprache lernen und die deutschen Kinder Spanisch als Fremdsprache. Wichtige Mitteilungen werden immer auf Deutsch und auf Spanisch gemacht und für Konferenzen wird immer alles vom Spanischen ins Deutsche oder umgekehrt übersetzt. Ich konnte die ersten zwei Wochen den Unterricht in verschiedenen Klassen begleiten und durfte mir meinen eigenen Stundenplan machen. Ich habe mich dazu entscheiden, im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ zu hospitieren, da ich überlege ,nach dem Studium ein Zertifikat zu machen. Diese Zertifikat würde es mir ermöglichen, im Ausland zu arbeiten. Zudem habe ich im Fach Geschichte hospitiert in der 7., 11. und 12. Klasse. In diesem Fach durfte ich sogar selbst unterrichten. Dafür habe ich immer Hilfestellungen und Tipps für die Vorbereitung und Planung des Unterrichts von den anderen Lehrkräften bekommen. Aktuell sind die Themen in der 7. Klasse „das Mittelalter“, in der 11. Klasse „die Industrialisierung und die Arbeiterbewegung bis zu Karl-Marx“ und „Einführung des Kommunismus und in der 12. Klasse die Weimarer Republik und die Weltwirtschaftskrise.“

Meine Unterrichtserfahrungen

Kinder an der Deutschen Schule in Puebla zu unterrichten, ist meiner Meinung nach etwas schwieriger als in Deutschland. Zum Einen gibt es da die sprachlichen Herausforderungen. Die Klassen sind gemischt: Mexikanische, deutsche und bilingualen Kinder lernen die jeweiligen Inhalte gemeinsam. Daher brauchen die mexikanischen Kinder für das Verstehen der deutschen Texte oft länger als die deutschen Muttersprachler. Es läuft oft so ab, dass die Kinder auf ihrem Tablet mit Übersetzungsprogrammen arbeiten. So können unbekannte Wörter nachgeschlagen und in die Vokabellisten notiert werden. Die deutschen Lehrkräfte müssen regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen, in denen ihnen beigebracht wird, mit den sprachlichen Herausforderungen umzugehen. Dafür hat das Lehrerkollegium in Geschichte extra ein Programm in den jüngeren Klassen etabliert. Der Ablauf: Die Kinder müssen zuerst einen Text lesen und anschließend mit einer App Bilder mit dem Wissen aus dem Text erstellen. Das Ziel dieser Methode: neue Vokabeln, wie zum Beispiel Ritter, Magd oder Grundherr zu visualisieren und spielerisch zu lernen.

Während des Praktikums, bin ich bei zwei Lehrkräften im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) mitgelaufen und habe dort hospitiert und Stunden mitgehalten und vorbereitet. Die Themen hier waren: Dialoge halten und Grammatikübungen zum Dativ. In Geschichte bin ich bei drei Lehrkräften mitgelaufen und  habe Stunden zum Mittelalter gehalten und bei dem Projekt mit dem Lerntool „Story Board That“, wo die Schüler*innen selber Bilder erstellt haben, mitgearbeitet. Ebenfalls bin ich bei einer 12. Klasse mitgelaufen und habe zwei Unterrichtsstunden zum Thema „Kalter Krieg“ gehalten und in einer 10 Klasse das Thema Industrialisierung mitgestaltet. Insgesamt war ich jede Woche 20 Schulstunden in ´´der Schule und hatte manchmal nachmittags Zeit, die jeweiligen Stunden vorzubereiten. Hierbei haben mir die Lehrkräfte immer Tipps gegeben und Unterrichtsmaterialen für die Vorbereitung zur Verfügung gestellt. Es hat mir insgesamt viel Spaß gemacht, den Unterricht selber halten zu können. Ich habe gelernt, wie ich in der Klasse gut Unterrichtsmethoden anwenden kann – wie Frontalunterricht, Gruppenarbeit, am Ende das Fazit finden und alles miteinander verbinden. Zum Studium war dies eine gute Abwechslung ebenfalls neben der Theorie auch etwas in der Praxis zu lernen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Schulen in Deutschland

Wie in Deutschland wird der Unterricht von den Lehrkräften auf Deutsch gehalten. Da viele der Kinder keine Muttersprachler sind, wird für die Bearbeitung Texte mehr Zeit gebraucht und die Schüler*innen verwenden Übersetzungsprogramme. Trotz der sprachlichen Unterschiede, gibt es auch viele Gemeinsamkeiten. Da es sich um eine deutsche Schule im Ausland handelt, sind die Lehrpläne dieselben wie in Deutschland. In den Klassenstufen werden sehr ähnliche Themen behandelt, wie beispielsweise im Geschichts- oder Geographieunterricht in Deutschland. Das Ziel ist es, dass die Schüler*innen in der 12. Klasse das deutsche Abitur schreiben können, womit sie auch in Deutschland studieren können. An der Schule gibt es ebenfalls einen Studienberater, welcher den Schüler*innen hilft, sich für deutsche Universitäten zu bewerben. 

Nicht nur dabei, sondern mittendrin

Das Lehrerkollegium ist von Beginn an sehr freundlich und hilfsbereit mir gegenüber gewesen. An meinem ersten Tag habe ich das Schulgelände von dem Praktikumsbeauftragten der Schule gezeigt bekommen. Am Nachmittag habe ich einige Lehrer*innen angeschrieben und nachgefragt, ob ich bei ihnen im Unterricht hospitieren kann. Die meisten haben mir am selben Tag noch positiv geantwortet. Auch am nächsten Tag habe ich mich auf dem Schulhof mit einigen Lehrkräften unterhalten und konnte ohne Probleme bei vielen mit im Unterricht hospitieren. Bei den Unterrichtsvorbereitungen wurde ich immer sehr unterstützt und Materialien wie Arbeitsblätter, Quellen oder Lehrbücher zur Verfügung gestellt. Es wurde mir gleich in der 2. Woche angeboten, den Unterricht in einigen Klassen zu übernehmen und bestimmte Unterrichtseinheiten vorzubereiten. Das war eine gute Übung, da hospitieren und selber Unterricht halten, doch eine andere Erfahrung darstellt. Ich wollt noch etwas mehr über die Unterschiede zwischen einer Deutschen Schule im Ausland und einer Schule in Deutschland erfahren, dann schau dir doch gerne diesen Beitrag von mir dazu an.

Eingetaucht in einen neuen Alltag

In meiner Freizeit habe ich sehr gerne Ausflüge in nahe gelegene Orte von Puebla unternommen. Meistens fanden sich Leute, die auch Lust hatten, spontan oder geplant in Orte in der Umgebung zu fahren oder am Wochenende Ausflüge zu unternehmen. Auch innerhalb des Lehrerkollegiums wurde immer etwas am Wochenende unternommen und geplant: Wanderausflüge oder Grillabende. Das auch in der Freizeit viel mit Kolleginnen und Kollegen unternommen wird, ist definitiv ein Unterschied zu Deutschland. Zudem habe ich mich im Fitnessstudio angemeldet und bin mit einer Freundin aus dem Casa (meinem Zuhause auf Zeit) ein Mal in der Woche zu einem Spinning Kurs in Cholula gefahren. Wenn ich Unterricht vorbereitet habe oder etwas für die Uni in Deutschland zu erledigen hatte, bin ich meistens in ein Café im Ort gegangen – mal mit Freunden, mal alleine. In meinem Zuhause in Puebla gab es zudem ein gemeinsames Wohnzimmer. Hier konnte ich mich mit den anderen Mitbewohnern zu einem Filmabend treffen. Ab und zu haben wir auch gemeinsam gekocht.

Ein schönes Gefühl willkommen zu sein 

Die Menschen vor Ort sind mir persönlich sehr offen und herzlich gegenübergetreten. Ich wurde immer sehr nett begrüßt und konnte überall von Beginn an dabei sein – von Spielabenden bis hin zu Ausflügen ans Meer. Ich hatte immer das schöne Gefühl, willkommen zu sein. Und auch wenn ich manchmal Fehler beim Sprechen gemacht habe, wurde ich noch nie komisch angeschaut oder belächelt. So herzlich aufgenommen zu werden hat mich begeistert und mir ein gutes Gefühl gegeben.

Entdeckungstouren, die sich lohnen

Die Diversität der Landschaft in Mexiko war für mich persönlich überraschend. Cholula und Puebla liegen eher etwas höher im Innland von Mexiko. Daher ist es hier morgens und abends etwas kälter und die Luft ist trocken. Wenn ihr vier Stunden in den Westen nach Acapulco an die Pazifikküste fahrt, wird es sehr warm und die Luftfeuchtigkeit steigt an. Auch im Süden von Mexiko in Oaxaca ist das Klima tropischer und die Natur wird viel grüner.

Mein Praktikum: eine echte Bereicherung

Mein Praktikum im Ausland hat mich auf der beruflichen Ebene durch meine Praxiserfahrungen im Unterricht sehr bereichert, da ich Unterrichten durfte und zudem einen tollen Einblick in das deutsche Auslandsschulwesen bekommen habe. Weitere Vorteile, die ich für mich mitnehmen durfte: Ich habe meine Sprachkenntnisse verbessert, eine neue Kultur kennengelernt und wundervolle Menschen aus Mexiko und anderen Länder kennengelernt.

Beim Picknicken mit einigen Freunden im Park in Puebla.
Freunde und ich vor dem Riesenrad in Puebla
Freunde und ich vor dem Riesenrad in Puebla.
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