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Angst vor Abschieden und dem Ungewissen

Mehrere Monate im Ausland leben? Das bedeutet meine Familie und Freunde nicht treffen zu können, einen komplett anderen Alltag zu haben und sich auch in einer anderen Kultur zurechtfinden zu müssen. Natürlich war mir das alles bewusst, schließlich habe ich mich ja auf genau das monatelang vorbereitet, aber realisiert hatte ich das noch nicht wirklich.

Da ich wusste, dass ich meine Familie lange nicht sehen werde, war ich sehr froh, dass ich die letzten vier Wochen wieder zu Hause gewohnt habe und so mehr Zeit mit ihnen verbringen konnte. Beim Auszug aus meiner Wohnung in Regensburg habe ich auch das erste Mal realisiert, dass das jetzt wirklich alles passiert. Aber ich hatte trotzdem mein normales Umfeld um mich und bin auch regelmäßig zur Uni gefahren. Dadurch konnte ich die Abreise auch wieder etwas verdrängen. Rückblickend war der frühe Auszug eine gute Entscheidung, da ich so nicht alles auf einmal verarbeiten musste.

Ist es wirklich das Richtige jetzt zu gehen?


Am Freitag vor meinem Flug habe ich mich dann noch mal mit einigen Leuten meines Lehrstuhls und Freunden getroffen, um inoffiziell Abschied zu nehmen. Da ich aber an dem Tag sehr unter Strom von den letzten Planungen stand und übermüdet vom Schlafmangel war, hatten sie mir wahrscheinlich nicht wirklich angemerkt, wie traurig ich über diesen Abschied war. Dafür kam das Gefühl am nächsten Morgen aber umso stärker. Die Uni ist für mich wie ein zweites Zuhause und ich verbringe dort sehr viel Zeit. Im Labor, bei Gesprächen über Physik, bei denen ich wieder merke, wie sehr ich mich für das Thema begeistern kann und wie schön es ist, zu sehen, dass es anderen genauso geht. Aber auch gemeinsame Mittagessen, Kaffeepausen, Sport und mehr. Alles in allem bin ich also sehr glücklich, wie gerade alles ist und will es eigentlich nicht ändern. Da kommt einem der Gedanke, für ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen, etwas falsch vor. Aber das Ding ist, es gibt wahrscheinlich nie einen richtigen Zeitpunkt dafür. Die Resonanz meines Umfelds hat mich außerdem weiter bestärkt, die lange geplante Reise auch wirklich durchzuziehen. Zudem freue ich mich dann umso mehr alle wieder zu sehen. Natürlich gilt das nicht nur für Freunde und Uni, sondern auch für die Familie.

Ein halbes Jahr ohne die Familie

Trotzdem war der Abschied am Flughafen sehr schlimm für mich. Meinen kleinen Bruder musste ich bereits verabschieden, als er zur Schule losmusste. Der Rest meiner Familie hatte sich extra freigenommen um mich noch zum Flughafen zu begleiten. Schon beim Gepäck ins Auto bringen musste ich mir die Tränen verkneifen. Als wir dann zur Sicherheitskontrolle kamen, hieß es wirklich Abschied nehmen und diesen Moment werde ich nicht so schnell vergessen, da mir das Gehen wirklich sehr schwerfiel. Auch im Flugzeug kamen mir noch mal die Tränen und selbst jetzt beim Schreiben. Vielleicht ist das auch die Folgerung daraus, dass ich das Ganze immer verdrängt hatte. Aber ich weiß, dass meine Familie immer für mich da ist, selbst wenn ich am anderen Ende der Welt bin.

Der Flug ans andere Ende der Welt


Neben dem Heimweh kommt aber auch noch die große Angst vorm Ungewissen. Dieser Flug war das erste Mal, dass ich außerhalb Europa geflogen bin und noch dazu alles ganz alleine. Außerdem hatte ich Angst, dass es Probleme am Zoll gibt oder etwas Unerwartetes passiert. Genau deswegen habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht und sicher in vielen Situationen überreagiert.
Nach knapp fünf Stunden bin ich dann in Abu Dhabi zwischen gelandet. Die zusätzliche Sicherheitskontrolle – auch für Transit Passagiere – war dort aber sehr viel entspannter als gedacht. Ich musste nicht einmal meine Flüssigkeiten und elektronische Geräte aus meiner Tasche nehmen. Auch das Gate fand ich sehr schnell. Aber ich war schon sehr müde vom Flug und den letzten Tagen. Natürlich konnte ich dann aber im zweiten Flugzeug nicht gleich einschlafen. Als ich dann nach nicht mal einer Stunde Schlaf aufgewacht bin und gesehen habe, dass ich immer noch sieben Stunden im Flugzeug festsitze, bekam ich aufgrund meiner Übermüdung leicht Panik und hatte das Bedürfnis, sofort auszusteigen zu müssen. Natürlich perfekt, wenn ich noch so lange in der Luft sein werde. Ich versuchte daher, mich zu beruhigen und wieder einzuschlafen. Nach etwas Schlaf ging es mir wieder besser und der Flug dauerte auch nur noch ein paar Stunden.

Angekommen in Seoul

Landeflug auf Seoul
Im Landeflug auf Seoul.

Beim Landeanflug auf Seoul kamen mir erneut Tränen, dieses Mal aber vor Freude. Natürlich war damit noch nicht alles „geschafft“, aber ich hatte zumindest den langen Flug hinter mir. Auch in Seoul beziehungsweise Incheon war der gesamte Prozess am Flughafen sehr entspannt. Ich musste kurz durch die Immigration, habe mein Gepäck abgeholt und beim Zoll musste ich nicht einmal meine Dokumente vorzeigen, obwohl ich wie mir das koreanische Ministerium per Mail mitteilte angeblich zu viele Medikamente dabei habe. Vielleicht hatte ich einfach nur Glück, aber die Beamten des Zolls ließen mich einfach ohne Weiteres durch, als ich ihr die Situation erklärt hatte. Dann musste ich nur noch meine koreanische SIM abholen und zur U-Bahn finden. Auch wenn das nicht schwer ist aufgrund der ganzen Ausschilderungen, hatte ich dabei Hilfe. Ich habe bei der Immigration nämlich jemand aus München kennengelernt und wir hatten uns spontan zusammengeschlossen. Mit der U-Bahn kam ich dann ziemlich entspannt, aber sehr erschöpft in mein Airbnb und habe mich nach einer lang ersehnten Dusche mit Freunden getroffen, die zufällig auch noch einen Tag in Seoul waren.

Endlich in Japan

Nach ein paar Tagen in Seoul ging es dann endlich weiter nach Japan, Osaka. Am Flughafen hatte am Ausgang bereits ein Freund auf mich gewartet, der auch ein Auslandssemester in Japan macht. Gemeinsam sind wir dann zu unserem Airbnb und haben abends die Gegend von Namba erkundet (An dieser Stelle auch vielen Dank für die tollen Fotos, die er gemacht hat!). Als wir durch die lebhaften Straßen gelaufen sind, habe ich die Erleichterung gemerkt und war einfach nur froh, endlich angekommen zu sein. Die ganzen Sorgen und Ängste waren also unbegründet.


Und was ist jetzt die Aussage von diesem langen (emotionalen) Text? Es ist okay, Angst zu haben, ein Auslandssemester ist ein großer Schritt und bringt auch traurige Gedanken mit sich! Aber atme einfach tief durch und versuch dich zu beruhigen. Mit etwas Planung klappt alles irgendwie und es gibt Leute, die immer für dich da sind (egal, wie weit sie gerade von dir entfernt sind) und auch auf deiner Reise wirst du sicher nette Menschen treffen, die dir helfen können. Deine Planung hilft dir auch entspannter zu sein. Sei offen für das, was auf dich zu kommt und freu dich auf unerwartete Gelegenheiten.

Viele Grüße aus Japan, Sabrina

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