19. August 2023
Ein Auslandssemester ist mit Kosten verbunden, das steht außer Frage. Ganz gleich wohin es geht. Dabei variieren die Ausgaben natürlich je nach Land. Schon bei meiner Bewerbung war mir bewusst, dass ein Auslandssemester in Japan etwas teurer werden kann. Vielleicht war es naiv von mir, aber ich war fest davon überzeugt, dass ich das hinbekomme. Schließlich sollte Geld kein Hindernis sein, das mich von meinem Auslandsabenteuer abhält. Ob diese Entscheidung wirklich klug war? Das erfährt ihr hier.
Natürlich sollte die Finanzierung ein wichtiger Punkt sein bei der Frage, ob ihr ein Auslandssemester machen wollt und auch könnt. Spätestens bei Erstellung des Finanzierungsplans, welchen ich für die Bewerbung an meiner Uni einreichen musste, wurde mir bewusst, wie viel das Ganze eigentlich wirklich kostet. Trotzdem sollte es am Ende nicht nur deswegen scheitern.
Was kostet das Leben in Japan?
Diese Frage stellt ihr euch gezwungenermaßen, wenn ihr euch für den Auslandsplatz an eurer Uni bewerbt, ein Finanzierungsplan gehört nämlich meist mit zu den erforderlichen Unterlagen (mehr Infos zur Bewerbung findet ihr hier). Aber wenn ihr wie ich, das erste Mal nach Japan reist und wohlmöglich auch zum ersten Mal überhaupt im Ausland lebt, ist diese Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Dementsprechend war meine Auflistung auch sehr grob und ich habe mich am Finanzierungsplan eines Freunde orientiert, der sich für ein Semester vor mir beworben hatte. So hatte ich nur die Miete, Transport, Lebensunterhaltungskosten und Versicherungen und Flug aufgelistet. Am Ende kam ich dann auf eine Summe zwischen 6500 und 8000 Euro für ein halbes Jahr in Japan (ohne und mit Transport innerhalb Japans). Damit hatte ich zwar einen groben Plan. Wie viel ich letztendlich wirklich in Japan ausgeben werde, wusste ich aber trotzdem nicht.
So sieht die Realität aus
Natürlich ist es sehr individuell, wie viel ihr tatsächlich ausgebt aber es gibt ein paar Fixkosten, die ihr ziemlich wahrscheinlich auch für euren Aufenthalt mit einplanen müsst oder solltet.
Im Folgenden seht ihr, wie viel ich für die jeweiligen Sachen gezahlt habe, die Preise habe ich dabei gerundet.
- Auslandskrankenversicherung (170 Euro für sechs Monate)
- Japanische Krankenversicherung (Ikoma 32 Euro für zwei (?) Monate, Osaka 15 Euro pro Monat)
- Impfungen (20 Euro)
- Flug (1100 Euro)
- optional: Reiserücktrittsversicherung (40 Euro, Hinflug)
- Miete (Wohnheim 290 Euro, Osaka 380 Euro)
- Handyvertrag (20 Euro)
Wie ihr sehen könnt, ist die Krankenversicherung zwei Mal angegeben. Denn obwohl ich eine Krankenversicherung für Japan in Deutschland abgeschlossen habe, muss ich trotzdem die „normale“ Versicherung hier in Japan bezahlen. Die japanische Versicherung deckt aber beispielsweise nicht die kompletten Kosten, falls ihr zu einem Arzt in Japan gehen müsst. Außerdem zahlt ihr ab 25 Jahre – beziehungsweise wenn ihr nicht mehr familienversichert seid – auch ganz normal den Beitrag eurer deutschen Krankenversicherung weiter, da ihr immer noch in Deutschland gemeldet seid. Das bedeutet, ich habe aktuell quasi drei Krankenversicherungen (und habe bisher – zum Glück – noch keine davon in Japan in Anspruch genommen). Bei der aufgelisteten Impfung handelt es sich um Japanische Enzyphalitis, davon hatte jedoch den größten Teil meine Krankenkasse übernommen (mehr dazu hier).
Essen und Transport
In der Auflistung fehlen aber vor allem zwei sehr wichtige Punkte noch: Essen und Transport. Nun, das hängt beides sehr von der individuellen Person ab.
Essen gehen kann hier günstiger sein als in Deutschland, besonders da Wasser immer kostenlos ist. Vor allem in der Mensa aber auch in den Konbinis könnt ihr euch Mittag- oder Abendessen für zwei bis vier Euro kaufen. Aber auch in vielen Restaurants kosten die Gerichte unter zehn Euro. Noch günstiger ist es meist natürlich, wenn ihr selbst kocht. Achtet dabei aber, welche Lebensmittel hier günstig sind. Alle Produkte, die nicht in Japan produziert wurden, werden sehr schnell sehr teuer, da die Einfuhr zu einer Insel wie Japan kostenintensiver ist. Das merkt ihr vor allem an beispielsweise Käse oder Obst.
Transportkosten sind (für mich persönlich) sehr viel teurer hier in Japan als in Deutschland. Grund dafür: In Deutschland kann ich mit meinem Semesterticket kostenlos mit allen Bussen und Zügen innerhalb eines bestimmten Gebiets fahren. So etwas gibt es hier aber nicht. Studenten können sich einen vergünstigten Pendlerpass für die Strecke vom Wohnort zur Uni kaufen. Dieser ist aber immer noch ziemlich teuer (eine Freundin aus Osaka zahlt dafür immer noch 10000 Yen, also etwas über 60 Euro pro Monat) und als Austauschstudenten haben wir auch keinen Anspruch darauf.
Eine Alternative dazu ist natürlich eine Wohnung am Campus. Dann spart ihr euch auf jeden Fall die Kosten von der Wohnung zur Uni, müsst aber trotzdem alle Fahrten zahlen, wenn ihr beispielsweise in die Stadt fahren wollt. Je nach Lage der Uni kann auch das teuer werden. So habe ich von meinem Wohnheim an der Uni nach Osaka Zentrum etwa zehn Euro für Hin- und Rückweg gezahlt (plus, minus ein paar Euro, je nachdem wohin genau in Osaka). Mehr zu meiner Wohnsituation erfahrt ihr in meinem Beitrag „Umzug auf Japanisch“.
Das bedeutet also, auch diese Kosten hängen letztendlich davon ab, wo ihr wohnt und wie viel ihr in eurer Freizeit die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt.
Gebühren und noch mehr Gebühren
Natürlich gibt es aber auch Kosten, die ihr vermeiden oder zumindest reduzieren könnt.
Bankgebühren müsst ihr leider an allen Automaten zahlen. Jedoch könnt ihr euch informieren, welche Banken dafür keine Gebühr verlangen und ihr somit nur die Gebühr am Automaten zahlen müsst (in der Regel 220 Yen also etwa 1,40 Euro pro Abhebung). Außerdem: Bucht am besten immer so viel wie möglich ab, damit ihr die Gebühren so wenig wie möglich zahlen müsst. Ein weiterer Tipp ist es auch immer den Wechselkurs zu beobachten und im besten Fall immer dann Geld abzuheben, wenn der Yen im Vergleich zum Euro verhältnismäßig niedrig ist. Gleiches gilt auch für Kartenzahlungen, viele Banken verlangen für Transaktionen im Ausland eine Gebühr aber nicht alle! Ich benutze hier in Japan meine Karten von N26 (für Kartenzahlungen) und DKB (für Kartenzahlung und Geldabhebungen).
Mahngebühren können erhoben werden, wenn vergesst eure Beiträge der japanischen Krankenversicherung zu zahlen. Achtet daher immer auf die Zahlungsfristen. Die Gebühren könnt ihr ganz einfach in jedem Konbini bezahlen.
Zu teure Züge könnt ihr ganz einfach vermeiden, indem ihr auf Google Maps als Option immer die günstigsten Züge auswählt. Achtet an den Gleisen auch vor allem darauf, dass ihr in keinen Zug mit zusätzlichen Gebühren wie Limited Züge und Green Cars steigt. Dafür braucht ihr nämlich ein zusätzliches Ticket. Züge wie Local, Rapid, Express und so weiter haben aber immer den gleichen Preis und unterscheiden sich nur von der Anzahl der Haltestellen während der Fahrt und somit auch der Fahrtzeit. Was auch mehr Kosten bedeuten kann ist, wenn ihr während der Fahrt zwischen den vielen unterschiedlichen Zuganbietern wechselt, das wird euch vor allem hier in Osaka auffallen, da es viele Anbieter gibt.
Finanzierungsmöglichkeiten
Nun habt ihr hoffentlich einen groben Überblick, welche Kosten auf euch zukommen können, wenn ihr euch für ein Auslandssemester in Japan entscheidet. Sicher fragt ihr euch aber nun, wie sich Studenten (welche bekannterweise oft eher knapp bei Kasse sind) das leisten können.
Zum einen gibt es sehr viele Fördermöglichkeiten. Ihr müsst dabei aber beachten, dass es oft der Fall ist, dass sich beispielsweise manche Stipendien ausschließen oder die jeweiligen Zahlungen bei der Bewerbung vieler Förderungen angegeben werden müssen und somit die Chancen auf Förderung verringert werden. So müsst ihr auch bei der Bewerbung für Auslands-Bafög Stipendien angeben. In meinem Fall gab es auch kurz Probleme, da ich ein Stipendium vom PROMOS (Programm zur Steigerung der Mobilität von deutschen Studierenden) erhalten habe aber auch für studieren weltweit tätig bin, welches, wie auch PROMOS, vom DAAD (Deutsche Akademische Austauschdienst) organisiert wird. Denn für unsere Tätigkeit als Correspontents erhalten wir auch eine kleine Aufwandsentschädigung. Da es sich aber eben um eine Aufwandsentschädigung handelt konnte ich zum Glück das Stipendium erhalten und trotzdem für studieren weltweit tätig sein.
PROMOS
Mein PROMOS-Stipendium war zudem nur ein Teilstipendium. Dies umfasst nur die Transportkosten, also den Flug nach und von Japan. In meinem Fall waren das 1300 Euro am Anfang meines Aufenthalts. Dabei zu beachten: die Flüge habt ihr beim Zeitpunkt der Zahlung bereits gebucht.
Ein Vollstipendium des PROMOS würde mehrere hundert Euro pro Monat bedeuten. Das International Office meiner Uni meinte jedoch, dass diese wohl nicht vergeben werden, zumindest nicht an unserer Uni.
Auslands-Bafög
Falls ihr Auslands-Bafög erhaltet kann dies je nach Beitrag, der euch zusteht die Kosten in Japan abdecken. Da ich jedoch außer der Förderung vom DAAD keine weitere Unterstützung erhalte, werden meine monatlichen Kosten bei weitem nicht abgedeckt. Glücklicherweise habe ich vor meinem Auslandssemester als WHK (Wissenschaftliche Hilfskraft) an meiner Uni gearbeitet. Zudem kann ich mich sehr glücklich schätzen, dass ich eine Familie habe, die mich in allem unterstützt und auch bei finanziellen Engpässen aushilft.
Doch kein Auslandssemester, weil zu teuer?
Trotzdem hatte ich vor meinem Auslandssemester und auch in den ersten Monaten in Japan große Probleme mit diesem Thema. Ich wusste, dass mein Erspartes und das Teilstipendium nicht alle meine Kosten abdecken wird und ich entweder einen Kredit aufnehmen oder meine Familie um Hilfe bitten muss. Und auch wenn meine Familie mir immer versichert hat, dass sie mich ohne Frage unterstützen wird, war das auch ein Grund, weswegen ich mich fast nicht für den Auslandsplatz bewerben wollte. Vor Ort hatte ich zudem nochmal gemerkt, wie teuer das Leben hier sein kann, vor allem weil ich natürlich auch das Land bereisen möchte.
Doch den ganzen Tag nur Zuhause oder in der Uni sitzen, um so wenig Kosten wie möglich zu haben, wäre auch nicht richtig. Ein Gespräch mit einem Freund hatte mir deutlich gemacht, dass Geld nicht das Wichtigste während meines Aufenthalts sein sollte. Ich werde nie wieder in genau dieser Situation sein und die Möglichkeit haben, all diese Dinge in Japan erleben zu können (wie auch das Reisen in nahe Länder wie Südkorea). Außerdem weiß ich, dass ich, wenn ich nach Deutschland zurück komme meinen Master abschließe und somit Geld verdienen werde. Vor allem Letzteres hilft mir sehr mit dem Gedanken, dass ich aktuell nicht zu sehr sparen muss. Natürlich versuche ich trotzdem keine unnötigen Ausgaben zu haben aber ich will beispielsweise nicht auf alle Trips verzichten, weil ich nur ans Geld denken muss. Ich denke in der Hinsicht ist eine gute Balance notwendig, die aber jeder für sich selbst finden muss.
Geld vs. gemeinsame Erlebnisse
Ein Auslandssemester ist teuer und kann je nachdem, wie ihr es gestaltet, mehr oder weniger Kosten bedeuten. Die Finanzierung sollte aber nicht der Grund sein, wieso ihr euch gegen den Aufenthalt entscheidet. Es gibt Möglichkeiten, zum einen Kosten zu minimieren aber auch Unterstützung zu erhalten (vor allem mit AuslandsBafög kann es auch sein, dass ihr mehr Geld erhaltet als ihr tatsächlich ausgebt). Am Wichtigsten ist aber: genießt die Zeit! Alle Austauschstudenten, die ich kenne (mich eingeschlossen) sind unglaublich froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Und ich bin mir sicher, blicken wir in ein paar Jahren oder Monaten auf diese Zeit zurück, denken wir nicht an das Geld, das wir ausgegeben haben. Sondern an die Momente, die wir erlebt haben und sind froh, dass wir bei den ein oder anderen Dingen nicht zu sehr das Geld im Vordergrund hatten.
Viele Grüße aus Japan, Sabrina