20. September 2023
Im Alltag in Mexiko ist der Feminismus allgegenwärtig – sei es, wenn ich durch Buchläden schlendere oder mir die bunten Graffitis an den Hauswänden anschaue. Die Frauenbewegung hat sich in Mexiko fest etabliert und ist nicht mehr aus dem Gesellschaftlichen Bild wegzudenken. Die Ungleichheiten zwischen Geschlechtern ist ein globales Problem und besonders die mexikanischen Frauen kämpfen für ihre Gleichberechtigung.
Feministische Wegbereiterinnen
In der Geschichte Mexikos haben bereits einige bemerkenswerte Frauen eine starke feministische Haltung vertreten. Bereits um 1650 brachte die Nonne und Dichterin Juana Inés de la Cruz ihre feministischen Gedanken in ihren Werken zum Ausdruck, und sie gilt als eine absolute Pionierin in dieser Hinsicht. In den 1920er bis 1950er-Jahren gaben die Schwestern Gloria und Nellie Campobello den Frauen eine Stimme. Mit ihren literarischen und künstlerischen Werken übten sie Kritik an traditionellen Gesellschaftsbildern und verbreiteten feministische Botschaften. Die bekannteste Feministin ist wohl Frida Kahlo, die als Verkörperung des Feminismus angesehen wird. Sie stammt ebenfalls aus Mexiko und trug ebenfalls ab den 20ern durch ihre Ansichten und ihre Herausforderung konventioneller Schönheitsideale maßgeblich zur feministischen Bewegung bei. Dabei ist sie noch heute eine Inspiration und ein Vorbild für viele Frauen.
Vom digitalen Wandel geprägt
Besonders im 21. Jahrhundert hat die feministische Bewegung in Mexiko immer mehr AnhängerInnen gewonnen, wozu nicht zuletzt die sozialen Medien beigetragen haben. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Bewegung „Ni una menos“ (nicht eine weniger). Die seit 2015 von Argentinien aus in der ganzen Welt, besonders aber in Lateinamerika starken Anklang findet. Diese Bewegung setzt sich entschieden für Frauenrechte ein und kämpft gegen Gewalt gegen Frauen. Generell setzt sie sich gegen die Diskriminierung queerer Menschen und für vieles andere ein. Auch durch die global wachsende LGBTQ+ Community bekommen die feministischen Ansichten immer mehr AnhängerInnen und Popularität.
Welt ohne Frauen
Die Femizide (Tötungsdelikt an Frauen aufgrund ihres Geschlechts) im Jahr 2020 an der 25-jährigen Ingrid Escamilla und der 7-jährigen Fátima Cecilia Aldrighett, lösten einen lauten Aufschrei in der mexikanischen Gesellschaft aus. Diese brutalen Taten und der respektlose Umgang mit den Opfern in den Medien waren der Auslöser für eine Welle von Protesten. Die scheinbare Gleichgültigkeit des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador gegenüber diesen Ereignissen und dem generellen Thema verstärkte die Spannungen zwischen der Regierung und der feministischen Bewegung.
Am Weltfrauentag 2020 versammelten sich Tausende von Menschen in den Städten Mexikos, um für eine gerechtere Zukunft zu protestieren. Am darauffolgenden Tag gab es einen stillen Protest den „Tag ohne Frauen“. Frauen im ganzen Land legten die Arbeit nieder, um ihren Standpunkt deutlich zu machen und Druck auf die Regierung auszuüben. Unter dem Slogan „Am Neunten bewegt sich keiner“ verdeutlichten sie, was passieren oder eben nicht passieren würde, wenn sie nicht da wären. Dieser Protest erhielt breite Unterstützung von Behörden, Unternehmen und verschiedenen Organisationen im ganzen Land.
Heute sind es nicht nur die Venussymbole, die in lila Farbe auf die Wände der Rathäuser gesprüht wurden, geblieben. Sondern vielmehr die Idee und der Kampfgeist, die in den Köpfen verankert sind. Die mexikanischen Frauen lassen sich jedenfalls nicht entmutigen. Sie setzen ihren Kampf für eine gerechtere Welt fort, in der Frauen nicht mehr länger unterdrückt werden.
Celina
19. August 2023
Ahhh Feminismus in Mexiko auf Deutsch, es ist sehr toll zu lesen 💜