24. September 2023
Meinen Erasmus Mundus Master in Euroculture habe ich in den letzten zwei Jahren in den Niederlanden, Frankreich und Japan absolviert. Es war eine wundervolle Zeit, doch je näher das Ende des Studiums in Sicht kam, desto mehr stellte sich mir die Frage: Was kommt eigentlich danach? Nach einem Studium der Geisteswissenschaft gibt es oft keine vorgefertigte Berufslaufbahn, und vor allem interdisziplinäre Studiengänge eröffnen eine große Anzahl an Berufswegen. Ich hoffe, dieser Beitrag hilft all denen, die sich auch noch unsicher sind, wie genau es nach dem Studium weiter geht, und die gerne nochmal ins Ausland würden, bevor der Ernst des Lebens losgeht.
Wie genau es nach dem Studium für mich weiter gehen sollte, war erstmal ein großes Fragezeichen. Ich begeisterte mich für verschiedene Berufe in allen möglichen Städte in unterschiedlichen Ländern, hatte viele Ideen im Kopf, aber keinen genauen Plan. Wie genau bin ich also in Gambia gelandet?
Nach dem Master nochmal die Welt entdecken – aber sinnvoll
Meine Familie hatte wohl die stille Hoffnung, dass es mich nach zwei Jahren Ausland wieder Richtung Heimat ziehen würde. Meine Cousine fragte mich schon ganz gespannt, ob ich denn nun endlich wieder nach München zurückkommen würde. Mich aber zog es noch weiter in die Ferne, das Unbekannte entdecken. Ich wollte nochmal die Chance ergreifen, mehr von der Welt zu erleben, bevor das ‚richtige ernste Arbeitsleben‘ losgehen sollte. ‚Nur‘ reisen wollte ich aber auch nicht, sondern es mit etwas sinnvollem kombinieren, was sich auch gut im Lebenslauf machen würde.
Orientierung berufliche Zukunft – Meinung bilden über Entwicklungszusammenarbeit
In welchem Bereich genau ich arbeiten will, wusste ich noch nicht, und während meiner Masterarbeit hatte ich auch keine Zeit gehabt, mich um Jobbewerbungen zu kümmern. Ich wollte erstmal ein paar Wochen Zeit haben, um mir darüber klar zu werden, was mich am meisten interessiert. Gleichzeitig wollte ich während dieser Zeit aber finanziell abgesichert sein.
Entwicklungszusammenarbeit und eine mögliche berufliche Karriere bei Organisationen wie der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder dem Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hatte ich schon länger im Hinterkopf. Da Entwicklungszusammenarbeit aber ein umstrittenes und vielschichtiges Thema ist und ich selbst noch ein wenig unsicher war, was ich eigentlich darüber denken sollte, wollte ich mir eine eigene Meinung bilden. Über Entwicklungszusammenarbeit gibt es viel zu lesen – was mich aber am meisten reizte, war, eine praktische Erfahrung vor Ort machen zu können.
Klimawandel und Gender
In meiner Masterarbeit hatte ich die beiden Themen Klimawandel und Gender kombiniert und darüber geschrieben, wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Ich fand das Thema auch über das Studium hinaus sehr spannend und wollte mich gerne noch ausführlicher damit beschäftigen. Da ich während dem Studium hauptsächlich theoretische und nur bedingt praktische Erfahrung gesammelt hatte, wollte ich also gerne etwas machen, bei dem ich mehr praktisches darüber lernen konnte.
Da war ich nun mit meinen ganzen Zielen, die ich gerne kombinieren wollte. Ich war etwas ratlos, bis mich meine beste Freundin zum Glück auf das ASA-Programm aufmerksam machte.
ASA was?
ASA ist ein internationales Austausch- und Stipendienprogramm und ermöglicht jungen Menschen die Teilnahme an entwicklungspolitischen Projekten in einem von über 50 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika oder Südosteuropa. Es ist ein Angebot von ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen und läuft im Auftrag des BMZ. Jedes Jahr werden 280 Stipendien vergeben.
Stipendium ASA Programm
Das Stipendium deckt sämtliche Lebenshaltungs- und Unterkunftskosten und unterstützt dich bei deiner Anreise ins Partnerland finanziell. Zusätzlich werden auch die Kosten für die Fahrten zu den Seminaren sowie die Kranken-, Haftpflicht- und Unfallversicherung für deinen Auslandsaufenthalt übernommen.
Lebenshaltungskosten und Unterkunft
Während deiner Projektphase im Partnerland erhältst du einen monatlichen Betrag von 812 Euro, der sowohl die Lebenshaltungs- als auch die Unterkunftskosten abdeckt. Hinzu kommt ein länderspezifischer Zuschlag, der in der Regel eher gering ausfällt.
Reisekosten
Für deine Hin- und Rückreise ins Partnerland steht dir ebenfalls finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Wenn dein Reiseziel in Europa liegt, erhältst du einen Reisekostenzuschuss von 500 Euro. Liegt dein Ziel in Afrika, Asien oder Lateinamerika, wird der Reisekostenzuschuss auf 1.000 Euro erhöht.
Tipp: Wenn es sich mit deinem Studiengang vereinbaren lässt, kannst du ASA auch als Praktikum während des Studiums (Bachelor/Master) anrechnen lassen. Falls du also noch auf der Suche nach einem bezahlten Praktikum bist (welche oft leider gar nicht so leicht zu finden sind), bist du hier genau richtig.
Das Programm zielt darauf ab, jungen Menschen Wissen über globale Herausforderungen zu vermitteln und ihnen die erforderlichen Kompetenzen zu verleihen, um aktiv zur Lösung dieser Probleme beizutragen. Zudem soll es ihnen ermöglichen, in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen langfristig Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung zu übernehmen. Was mich besonders von ASA überzeugt hat, war die Kombination von mehrtätigen Seminaren in Deutschland als Vorbereitung zusätzlich zu der Projektphase vor Ort und der Fokus auf gemeinsamem, gegenseitigem voneinander Lernen und interkulturellem Austausch.
Die Teilnahmebedingungen sind nicht sehr streng und erlauben daher vielen Menschen eine Bewerbung. Du solltest zwischen 21 und 30 Jahren alt und im oder nach dem Bachelor/Master/Ausbildung sein. Spätestens zum Zeitpunkt des Stichtags (20.1., Bewerbungsende) solltest du noch im Masterstudium sein. Zusätzlich solltest du die deutsche Staatsbürgerschaft oder deinen Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, und ganz wichtig: Offenheit, interkulturelle Kompetenzen und Teamfähigkeit mitbringen.
Das ASA-Programm gibt es in drei verschiedenen Programmkomponenten:
- ASA NGO – zivilgesellschaftliches Engagement
In einer drei- oder sechsmonatigen Projektphase arbeitest du mit einer lokalen Nichtregierungsorganisation (NGO) zusammen. Im Format basis absolvierst du die drei Monate im Projektland, im Format global arbeitest du drei Monate in Deutschland sowie drei Monate im Projektland. - ASApreneurs – nachhaltiges Unternehmertum
In einer sechsmonatigen Projektphase, aufgeteilt auf Deutschland und das Projektland, setzt du dich für sozial-ökologische Nachhaltigkeit in der Wirtschaft ein. - ASA-Hochschule – internationale Forschungsvorhaben
In einer sechsmonatigen Projektphase, halb in Deutschland und halb im Projektland, lernst du in Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen internationale Forschungsvorhaben zum Thema nachhaltige Entwicklung kennen.
Alle drei Komponenten gibt es in zwei verschiedenen Varianten: entweder haben alle Teilnehmenden ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland, oder ein internationales Team mit Teilnehmenden aus Deutschland und den Projektländern arbeiten gemeinsam.
Die Themen der Projekte varieeren jedes Jahr, aber umfassen alle 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Sie können von Amazonasaufforstung, Aquakultur und ökologischer Landwirtschaft über Jugendarbeit im Kunst- und Kulturbereich bis hin zu medialer Friedensförderung, Vermarktung von Solaranlagen oder Förderung der Geschlechtergleichstellung und sexueller Gesundheit reichen– es ist also für jeden etwas dabei. Vor allem für mich war etwas dabei, und ich hatte die perfekte Möglichkeit gefunden, meine drei Ziele zu vereinen.
Meine Erstwahl fiel auf das Umweltprojekt einer kleinen lokalen Jugendorganisation in Gambia in Westafrika mit dem Namen ‚Youth in the Move for Change‚. Die Organisation ist in den Bereichen Umwelt und Klimawandel, Gender Mainstreaming, Bildung und Gesundheit tätig. Durch Seminare, Konferenzen, Workshops, Sensibilisierung und Aufklärung soll eine bessere Zukunft für nachfolgende Generationen geschaffen werden. Vor allem junge Menschen sollen zu bewusstem und nachhaltigerem Verhalten angeregt werden.
Zudem stellt die Organisation einen nationalen wie auch internationalen Knoten- und Vernetzungspunkt für junge Menschen in Gambia und dem Senegal dar. Sie schafft ein Bewusstsein and stellt Lösungsansätze für aktuelle Probleme dar. In den Bereichen Umwelt und Gender fokussiert sich die Organisation auf bessere Abfall- und Recyclingsysteme und weniger Plastikverschmutzung. Zudem soll das Wissen über Umwelt und Klimawandel sowie Ungleichheiten, postkolonialen Strukturen und Abhängigkeiten zwischen dem Globalen Norden und Süden gefördert werden. Im Gender-Bereich gibt es Aufklärungskampagnen und Trainings darüber, wie sozial konstruierte Geschlechterrollen das tägliche Leben von Frauen negativ beeinflussen.
Ich wusste sofort, dass das Programm das Richtige für mich war, und stürzte mich in den Bewerbungsprozess. Falls du also einen Auslandsaufenthalt dein ganzes Studium lang vor dir her geschoben aber doch nie gemacht hast oder Lust auf ein weiteres Mal Ausland hast – das hier ist dein Zeichen, dies jetzt noch vor dem Start ins Berufsleben zu tun.
Was genau ihr bei der Bewerbung beachten müsst, was bei den Vorbereitungsseminaren auf euch zukommt und wie ich mich auf meinen Auslandsaufenthalt vorbereitet habe, erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Falls ihr jetzt schon Fragen habt, schreibt sie mir gerne. 🙂