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Forschung am anderen Ende der Welt ein Fazit

Mein Aufenthalt an meiner Gastuni ist nun offiziell vorbei und damit auch meine Zeit mit der japanischen Arbeitsgruppe. Sechs Monate lang war ich Mitglied der Gruppe und habe an meinem Forschungsprojekt gearbeitet. Wie ich in meinem ersten Beitrag bereits erklärt hatte, erhofte ich von meinem Auslandssemester unter anderem, dass ich mehr Erfahrungen in der Forschung sammeln kann. Inwiefern sich mein Forschungsalltag in Japan zu dem gewohnten in Deutschland unterschieden hat und was ich daraus lernen konnte, erfährt ihr hier.

Mein Auslandssemester hat sich vor allem auf die Forschung in einem Labor fokussiert, Vorlesungen habe ich, außer dem freiwilligen Japanischkurs nicht besucht (wieso ich den Kurs besucht hatte, obwohl ich keine Punkte dafür erhalte, habe ich hier erklärt). Da ich durch die Arbeit in einem neuen „Lab“ meine Fähigkeiten im wissenschaftlichen Bereich erweitern wollte, habe ich ein Labor gesucht, dessen Forschungsgebiet grob mit dem übereinstimmt, was ich es bereits von meiner Uni in Deutschland kenne (hier mehr dazu, wie mein Bewerbungsprozess ablief). So habe ich die Grundprinzipien bereits in manchen Vorlesungen gelernt aber das Thema an sich und besonders im Detail war mir neu.

Campus von NAIST bei Nacht mit Blick auf die Eingangstore.
Der Campus meiner Gastuni (NAIST, Nara Institute of Science and Technology) bei Nacht.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Labore

Gemeinsamkeiten: Thema und Probenherstellung

Sowohl meine Gruppe in Regensburg, als auch die Gruppe in Japan forschen im Bereich der Optik. Doch wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, ist das ein sehr großes Gebiet mit unzähligen Forschungsmöglichkeiten. Für die Leute, die sich ein bisschen besser auskennen: Beide Forschungsgruppen befassen sich auch mit quantenoptischen Effekten. Und was ich ziemlich cool fand, auch in meiner Gastgruppe war mein Projekt das Untersuchen von Molekülen, die ich im Labor verdünnt hatte und so meine eigenen Proben herstellen konnte. Zum einen hatte ich dadurch bereits Vorkenntnisse, da ich auch in Regensburg bereits im Chemielabor gearbeitet hatte, aber es ermöglichte mir auch, einen konkreten Vergleich der Arbeitsweisen im Chemielabor zu ziehen.

Unterschiede: Setup

Geht es aber um das konkrete Setup und das detaillierte Forschungsgebiet, so unterscheiden sich beide Labore. Der verwendete Laser in Japan wird nicht nur mit einer viel höheren Leistung betrieben, sondern befindet sich auch im für das Auge unsichtbaren Spektrum. So konnte ich lernen, wie ich einen Laser justieren kann, den ich eigentlich gar nicht sehen kann. Da ich zuvor nur mit Lasern im sichtbaren Bereich gearbeitet habe, war ich sehr froh über diese Möglichkeit. Und für alle, die es interessiert: Es gibt spezielle Wärmekarten, die an der Stelle des Lasereinfalls die Farbe ändern und es wird ein Justagelaser im sichtbaren Bereich verwendet, der auf den exakt selben Strahlenweg justiert wird. Natürlich muss auch da einiges weitere beachtet werden, aber die Details erspare ich euch an dieser Stelle mal. Auf jeden Fall war das Justieren alles andere als einfach!

Bild des Setups, es sind sehr viele Optiken wie zum Beispiel Spiegel zu sehen.
Das Setup, das ich für mein Projekt verwendet habe. Da viele Optiken verbaut sind, die sehr genau ausgerichtet werden müssen, dauert die Justage etwas.

Hinzu kam, dass der Laser an einem Punkt aufgespalten wurde und die beiden Laserstrahlen später sowohl zeitlich als auch räumlich perfekt auf der Probe wieder zusammengeführt werden müssen. All das hat die Justage sehr sensibel und in meinem Fall leider auch langwierig gemacht. Und dadurch habe ich nicht nur das sehr exakte Ausrichten der Optiken gelernt, sondern vor allem auch eines: Geduld.

Lange Einführungszeit

Das erste Tutorial

Aber das hat nicht erst begonnen, als es konkret an das Justieren des Setups für mein Forschungsprojekt ging, sondern schon sehr viel früher! Natürlich wollte mich mein japanischer Professor am Anfang erst einweisen, damit ich die einzelnen Schritte des Experiments verstehe und anschließend selbständig arbeiten kann.
Zu Beginn habe ich gelernt, wie ich die Probe herstelle und worauf ich achten muss. Außerdem wurde mir die Verwendung eines fertigen Geräts gezeigt, mit dem unter anderem Messungen zu charakteristischen Eigenschaften gemacht werden können, die später für das richtige Setup wichtig sind. Mit diesem Gerät hatte ich dann quasi ein kleines Tutorial gemacht und die Messungen anschließend ausgewertet. Für die Auswertung sollte ich aber eine Programmiersprache verwenden, die ich noch nicht kannte. Daher hatte mir mein Tutor dieses dann grob erklärt. Doch was mir da bereits aufgefallen ist: Die einzelnen Schritte haben verhältnismäßig lange gedauert (zumindest im Vergleich zu meiner Arbeitsweise in Deutschland). Denn die Einführung in die Programmiersprache hatte sich über mehrere Termine an unterschiedlichen Tagen erstreckt. Und in den Tagen zwischen diesen hatte ich nicht wirklich was zu tun (außer Paper lesen).

Noch mehr Tutorials

Nach meinem Tutorial konnte ich aber noch nicht mit meinem eigentlichen Projekt anfangen. Ich musste weitere Tutorials machen und diese dann zusammen mit den neuen Masterstudenten. Da diese aber weniger Erfahrung im Labor hatten, haben sie zusätzliche Übungen gemacht, weswegen ich dann auch erst warten musste, bis sie diese abgeschlossen hatten. Die Tutorials an sich waren eher darauf ausgelegt wie ein Setup von Null aufgebaut wird und dabei Fokus auf die Effekte, die im eigentlichen Setup verwendet werden. Das fand ich absolut interessant und konnte auf jeden Fall an der ein oder anderen Stelle etwas Neues lernen, auch wenn das allgemeine Prinzip des Tutorials mit dem Justieren optischer Bauelemente nichts Neues für mich war.
Aber dann war es endlich soweit: Ich konnte mit meinem Projekt anfangen! Um euch mal ein grobes Zeitgefühl zu geben: Das war als ich nach Osaka gezogen bin, also nach etwa drei Monaten, – die Hälfte meines Aufenthaltes.

Bild vom Büro.
Wenn ich nicht im Labor war, dann hier, im Büro zusammen mit den anderen Studenten.

Frustration

Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, war ich an diesem Punkt schon das ein oder andere Mal frustriert. Denn natürlich dauert es seine Zeit, bis ich mich mit dem Setup auskenne. Aber vor allem mit dem Hintergrund, dass ich bereits Erfahrungen im Labor hatte, hat mir das alles viel zu lange gedauert und die Pausen zwischen den einzelnen Schritten waren mir gefühlt viel zu lange. Ich habe anfangs versucht, selbstständig etwas zu finden, was ich in den Pausen dazwischen machen kann und habe auch immer wieder nachgefragt, aber irgendwann hatte ich eher weniger Motivation übrig. Hinzu kam auch noch, dass ich dann in Osaka gewohnt hatte und die Fahrt zur Uni nicht nur lange, sondern auch teuer war. Aber ich konnte ohnehin nur ein oder vielleicht zwei Mal in der Woche ins Labor, da ich nur dann das Setup verwenden durfte. Da das Setup aber sehr sensibel ist, wie ich oben bereits erklärt hatte, und wir leider einige Probleme mit damit hatten, hat das oft eines bedeutet: jeden Tag komplett von vorne beginnen und von Null justieren, einen Fehler finden, diesen an dem Tag nicht lösen können und dann nächste Woche wiederholen.

Und da sind wir auch wieder bei der Geduld. Während dieser Wochen habe ich wirklich sehr gelernt Geduld zu haben, die Schritte immer und immer wieder zu machen. Auch wenn der Grund dafür nervig ist, bin ich aber froh dafür. Denn vor allem die Geduld bei der Justage ist unglaublich wichtig in der Wissenschaft.

Die letzten Wochen

Doch glücklicherweise war mein Professor immer sehr hilfreich. Leider waren die Probleme aber immer zu groß, um sie zu lösen und meist endete der Tag damit, dass wir beide selbst bis spät abends das Problem nicht lösen konnten und er dafür an einem anderen Tag nochmal alleine ins Labor gegangen ist, um das Problem dann zu fixen. Für diese Hilfe bin ich ihm auch unglaublich dankbar, für mich ist das immer noch sehr ungewohnt, dass der Professor selbst im Labor steht und Experimente macht oder bei Problemen am Setup mithilft. Und während meiner letzten Woche konnte ich nochmal ins Labor gehen und mit der Hilfe des Doktoranden, der wieder von Konferenzen und Urlaub zurück war, hatten wir es endlich geschafft zu messen. Leider nicht alle Messungen, die eigentlich geplant waren, aber ich bin froh, dass zumindest irgend etwas funktioniert hat!

Meeting auf Japanisch

Bild in einem Seminarraum. Es sind mehrere Leute in den Reihen sitzend zu sehen und eine Person vorne, welche auf eine PowerPoint Folie an der Wand zeigt.
Im wöchentlichen Meeting.

Neben der Arbeit im Labor hatten wir aber natürlich auch immer regelmäßig Meetings, wöchentlich. Dabei hatte jeder den jeweiligen Fortschritt vorgestellt, der anschließend diskutiert wurde. Für mich waren diese ein bis zwei Stunden aber leider oft recht langweilig, da die Folien zwar auf Englisch waren, aber die Vorträge und Diskussionen auf Japanisch. Dadurch fiel es mir sehr schwer zu folgen, vor allem da die meisten Studenten mir fremde Projekte hatten, welche meist nichts mit meiner Forschung in der Gruppe zu tun hatten. Lediglich die Vorträge der ausländischen Studenten waren auf Englisch, mit mir waren das zu diesem Zeitpunkt drei Leute. Aber bei den Diskussionen auf Englisch habe ich mich dann umso selbstsicherer gefühlt. Allgemein hatte ich in dieser Gruppe viel öfter Fragen gestellt, die ich in meiner Gruppe in Deutschland wohl nicht gestellt hätte. Wahrscheinlich, weil ich nicht das Gefühl wie in meiner Gruppe in Regensburg habe, dass ich „genauso schlau sein muss“, wie die anderen (die bereits mehr Erfahrung in dem jeweiligen Gebiet haben), da ich am Ende eben doch nur ein Gast in der Gruppe bin.

Als Gast im Labor

Insgesamt bekommen wir als Internationals am NAIST sehr das Gefühl, dass keine hohen Erwartungen an uns gestellt werden. Das bedeutet einerseits natürlich leider, dass die Forschung je nach Labor vielleicht nicht so intensiv ist wie erhofft. Aber andererseits gibt es viele Freiheiten und eben auch die Möglichkeit, sich für gewisse Dinge mehr Zeit zu nehmen. Neben dem Fachlichen habe ich während meiner Zeit im Labor vor allem gelernt, Geduld zu haben, aber auch öfter Fragen zu stellen. Zudem hatte ich die Möglichkeit in den sechs Monaten auf zwei Konferenzen zu gehen, bei denen ich viel Neues über mein Fachgebiet lernen konnte.

Bild der japanischen Arbeitsgruppe. In der ersten Reihe sitzen die Leute auf Stühlen, dahinter steht die zweite Reihe.
Meine japanische Arbeitsgruppe. Das Foto hatten wir bei der Willkommensfeier gemacht.

Und auch wenn mein Aufenthalt im Labor hier nicht ganz so verlaufen ist, wie ich es erhofft hatte, bin ich trotzdem sehr froh über diese Erfahrung. Ich konnte Neues lernen, das mir in zukünftigen Projekten in der Wissenschaft sicher weiterhelfen wird. Und die Gruppe hat mich herzlich aufgenommen. Da ich noch ein paar Wochen in Japan bin, werden wir am Wochenende vor meinem Rückflug auch noch einmal gemeinsam Bouldern gehen – mein richtiger Abschied vom Labor dann.

Viele Grüße aus Japan, Sabrina

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