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Unterrichten auf dem Land in China Teil 3


Am zweiten Tag des Programmes hieß es dann für alle ausländischen Lehrer endlich unterrichten. Nach einer Eröffnungszeremonie an einer Grundschule in Yanling wurden wir in Gruppen aufgeteilt und zu verschiedenen Schulen gefahren.

Die Eröffnungszeremonie fand an der Mingde Elementary School Yanling statt, die sich anscheinend sehr auf unser Ankommen vorbereitet hatte. Sehr feierlich hielten diverse Würdeträger wie der Leiter des Ausbildungsamtes Reden über die Zusammenarbeit der Stadt Zhuzhou mit den ruralen Schulen. Nach den ganzen Reden gab es dann erstmal einen ausgiebigen Fototermin und feierliches Fahnenschwingen im Blitzlichtgewitter.

 

Danach ging es für mich mit Jamie und Griffin aus den USA weiter in die uns zugeteilte Grundschule. Dort erwarteten uns bereits die Englisch Lehrer der Schule, die vor unserem Unterricht die Gelegenheit erhalten sollten, sich mit uns auszutauschen. In der einen Stunde, die wir gemeinsam im Lehrerzimmer verbrachten, wurden genau 0 Fragen auf Englisch gestellt. In diesem Sinn verstehe ich die chinesische Lehrermentalität überhaupt nicht. Nachdem sich an meiner eigenen Schule niemand der Englisch Lehrer so wirklich getraut hatte, mit mir zu reden, erlärte mir Hui, dass Chinesen dafür zu schüchtern seien. So saßen wir da also zu dritt, alle leicht unangenehm berührt und versuchten die Stille mit von uns initierten Vorstellungsgeschichtchen zu füllen. Ab und zu wurde sich getraut, eine Frage auf Chinesisch zu stellen, die unsere Betreuer dann übersetzten. Daran merkt man auch, wie wenig Berührungspunkte die Mehrheit der Chinesen wirklich mit der westlichen Welt haben. Alle Chinesen müssen im Studium Englisch lernen und verstehen uns sehr wohl, nur am selbst sprechen hapert es dann, da es anscheinend zu wenig geübt wird. Dass diese Angst etwas falsch zu machen jedoch selbst Englisch Lehrer betrifft, die diese Sprache jeden Tag an Schüler sprachlich vermitteln sollen, finde ich ziemlich erschreckend.

Der Unterricht verlief dann ähnlich, kaum ein Schüler traute sich etwas zu sagen. Vorher wurde mir noch mitgeteilt, wie sehr sich die Schüler auf uns ausländische Lehrer freuen (siehe Foto), sie viele Fragen haben und wir viel mit ihnen kommunizieren sollen. Das gestaltete sich dann allerdings als etwas schwierig, wenn man nicht mal auf die Frage „What is your name?“ eine Antwort bekommt. Resultat des Ganzen: Ich musste mich die Stunde vor 70 Leuten (50 Schülern und 20 Zuschauern) so ziemlich zum Affen machen und im Prinzip alle zwei ganze Stunden lang unterhalten. Und das während man wie ein Auto angestarrt wird und alle extrem hohe Erwartungen an dich haben. Als dann noch die Technik ausfiel und ich das Lied „Head, Shoulders, Knees and Toes“ vor all diesen Menschen lauthals singen musste, war mein Tag schon ein bisschen gelaufen. Zum Glück fiel der zweite Unterricht wesentlich besser aus, da ich nun endlich wusste, auf welchem Stand die Schüler waren und mich zumindest ein bisschen daran anpassen konnte. Dass der Unterricht bei den anderen ausländischen Lehrern nicht besser verlief, half wenig gegen meine Frustration. Immerhin fanden die Schüler mich sehr lustig, was auch kein Wunder ist, so sehr wie ich mich an diesem Vormittag zum Clown gemacht hatte. Nichtsdestotrotz war dieser Tag für mich eine wahnsinnig wichtige Erfahrung und ich habe selber viel über mich als Lehrpersönlichkeit gelernt. Darüber hinaus hat es mich auch darin bestärkt, dass ich Lehrerin in Deutschland werden möchte und nicht hier in China.

Um noch ein positives Fazit von dem ganzen Projekt zu ziehen: Ich finde es unglaublich toll, wie sehr sich Organisationen und Schulen in China bemühen, den Unterricht voranzubringen. In der kurzen Zeit, in der ich hier bin, habe ich schon so viel von Angeboten beispielsweise des Goethe Institut für Deutsch Lehrer, dem Ausbildungsamt oder dem Auswärtigen Amt gehört. Selbst kleinere Städte wie Zhuzhou und Schulen auf dem Land können von dieser Unterstützung profitieren und den chinesischen Lehrern wird meiner Meinung nach sehr unter die Arme gegriffen. Angesichts von Problemen wie der Zurückhaltung, Fremdsprachen zu sprechen, sind Projekte wie dieses ein erster Schritt, Schülern nachhaltig die Angst davor zu nehmen. Selbst wenn mein Unterricht vielleicht nicht das größte Fachwissen vermittelt hat, hoffe ich zumindest, etwas in der Einstellung der Schüler verändert zu haben..

 

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