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Studium unterbrochen? Wie es nun weitergeht

Wie es mit mir nach der Unterbrechung meines Auslandsjahres in Israel weiter ging und warum ich Bewerbungen in vietnamesischen Nachtbussen schreibe, erfahrt ihr hier!

Ihr erinnert euch vielleicht: Nach nur 11 Tagen in Israel musste ich wieder meinen Koffer packen. Warum? Lest es gern in meinem Blogbeitrag nach.

Abschied und Wiedersehen

Meine WG in Tel Aviv war immer leerer und leerer geworden, denn meine internationalen Mitbewohner wurden von ihren Universitäten und Ländern in die Heimat zurückberufen. In den Tagen nach Beginn des Krieges wurden ständig Flüge gecancelt. Während ich meinen Rückflug gebucht habe, war dieser voll und ich musste zum nächsten Tag wechseln. Ich entschied mich für die israelische Fluglinie ELAL, deren Flugzeuge ein einzigartiges Raketenabwehrsystem an Bord haben.

Der Blick aus dem Flugzeug auf den Ben Gurion Airport bevor das Flugzeug abhebt. Es ist früh am Morgen und noch etwas dunkel.

Am 11. Oktober 2023 habe ich einen der wenigen Rückflüge ergattern können.

In den Tagen vor dem Flug war ich mehr oder weniger in einem „Überlebensmodus“ und hatte mich vor allem darauf konzentriert, alles Nötige zu organisieren und meine Familie und Freunde zu beruhigen. Mein Flug verlief ohne Komplikationen. Erst als meine Maschine in Berlin gelandet war, prasselte das Erlebte wie ein Sturzregen auf mich ein. Was war in der letzten Woche passiert? Es war kaum für mich zu begreifen, wie plötzlich sich meine Erfahrung so drastisch ins Gegenteil umkehren konnte. Meine erste Woche war wunderschön und plötzlich herrschte Krieg. Bevor das Auslandsjahr, auf das ich mich Monate lang vorbereitet hatte, wirklich begonnen hat, war es bereits zu Ende. Ich hatte kaum Zeit, mich zu verabschieden. Gleichzeitig gibt es das Tel Aviv, das ich in der ersten Woche kennengelernt habe, aktuell nicht. Wovon sollte ich mich also verabschieden?
Meine Familie wartete am Flughafen. Unsere Umarmungen wurden von Fotografen abgelichtet, die auf die Rückkehrer warteten.

Ich war zwar froh, wieder zurück zu sein. Den Schmerz und die Erschütterung, die ich fühlte, wenn ich die Bilder in den Nachrichten sah, brachte ich mit mir zurück nach Deutschland. Bis heute sind sie mir nicht von der Seite gewichen. Angesichts dessen schäme ich mich fast dafür, dass ich für mich allein auch um die Erfahrung trauerte, die ich mir für meinem Auslandsjahr so lange herbeigewünscht hatte.

Ich fühlte mich ausgebrannt. Es brauchte einige Zeit, bis ich aufhörte bei einem Knall oder sirenenähnlichen Pfeifen zusammenzuzucken. Ab und an erwischte ich mich dabei, wie mein Blick zum Himmel wanderte, wo in Tel Aviv regelmäßig Militärhubschrauber flogen. Es fühlte sich seltsam an, frei auf der Straße herumzulaufen. Obgleich ich mir Zeit nehmen wollte, meine Erfahrungen zu verarbeiten, musste ich beginnen, das Chaos aufzuräumen, dass die Unterbrechung meines Auslandsaufenthaltes verursacht hatte.

Was nun?

Mir war es möglich, meinen Platz im Austauschprogramm und mein Stipendium auf ein zukünftiges Semester zu verschieben. Aufgrund einer Reisewarnung für Israel würde mir eine Rückkehr nach Tel Aviv aktuell nicht finanziert/ gestattet werden. Aus meinem Mietvertrag in Israel musste ich mich für viel Geld (700 Euro) herauskaufen. Wobei es eine große Entlastung war, dass ich bisher erhaltenen Stipendienraten nicht zurückzahlen musste.

Mein Zimmer in Leipzig ist untervermietet. Um wieder in das Semester an meiner Heimatuniversität einzusteigen, hätte ich in der Woche nach meiner Rückkehr sofort wieder Kurse an der Universität besuchen müssen, da ich sonst die strengen Vorgaben meines Masterstudiums zur Anwesenheitspflicht nicht erfüllen könnte.

Dazu fühlte ich mich allerdings absolut nicht in der Lage. Drei Wochen zuvor hatte ich all mein Hab und Gut von Leipzig nach Berlin gebracht. Die Aussicht, ein Jahr an Vorbereitung wieder rückgängig machen zu müssen, war ernüchternd.

Mein Wunsch ins Ausland zu gehen blieb allerdings. So entschied ich mich, meine vielen Vorbereitungen zu nutzen, um auf eigene Faust die Welt zu erkunden. Ich beschloss zwei meiner Freunde, Lena und Diggy, wiederzutreffen, die mit mir zusammen in Israel waren und nun in fast derselben Situation steckten wie ich. Als es mir nach einiger Zeit psychisch wieder besser ging, machte ich mich darum auf den Weg nach Vietnam!

Außerdem beschloss ich mich erneut auf Plätze im Austauschprogramm zu bewerben!

Diese Bewerbung schrieb ich unter anderem im Flugzeug, während einer Motorradtour in einem vietnamesischen Krankenhaus und einem Nachtbus.

Zweiter Versuch

Für das Sommersemester 2024 werde ich wieder an der Universität Leipzig studieren.

Danach beginnt hoffentlich Versuch Nummer 2 eines Auslandsjahres: Ich habe mich für einen Austauschplatz an der Monash University in Melbourne Australien beworben. Diese Universität hat übrigens auch einen weiteren Campus in Malaysia – also weine weitere Bewerbungsmöglichkeit (es lohnt sich also gerade bei australischen Universität mal einen Blick auf die verschiedenen Campusse zu werfen!)

Je nachdem wie sich die Situation im Nahen Osten entwickelt, werde ich im Wintersemester 24/25 entweder in Tel Aviv oder Australien studieren. Meine Erfahrungen werde ich wieder hier auf meinem Blog mit euch teilen!

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