11. Januar 2024
Bus, Bahn, Auto, Fahrrad oder doch das Boot? Wie bewegt man sich auf der zweigeteilten Insel am besten fort? Darum soll es in diesem Blogbeitrag gehen, bevor ich euch im nächsten Beitrag tiefergehende Einblicke in meine Entdeckungstrips gebe.
Mobilität ist für mich im Auslandssemester ein großes Thema. Zum einen möchte ich die Insel in all ihren Aspekten natürlich möglichst genau kennenlernen. Dazu gehört die wunderschöne und vielfältige Landschaft sowie auch die Kontakte zu möglichst vielen und diversen zypriotischen Menschen. Zum anderen hat das aber auch studienbedingte Gründe. Das kulturelle Erbe und die „kleinen Geschichten“ der Insel liegen eben nicht nur in den leicht erreichbaren Gegenden der Insel. Daher ist das Nutzen verschiedener Verkehrsmittel auf Zypern meist nicht vermeidbar.
Innerhalb Nikosias
Zu Beginn meines Auslandssemesters habe ich mir gleich ein Studierendenticket geholt, mit dem ich für 25 Euro im Monat die öffentlichen Verkehrsmittel im südlichen Teil Nikosias nutzen konnte. Das war auch notwendig, denn anders als erwartetet, waren die Distanzen innerhalb der Stadt dann doch weitläufig. Zur Uni habe ich mit dem Bus für eine Strecke von 5 Kilometern circa 25 Minuten gebraucht. Ansonsten konnte ich mich zu Bars, Cafés oder kulturellen Veranstaltungen recht gut zu Fuß fortbewegen, da sich meine WG direkt in der Altstadt befand.
In den Nordteil der Stadt geht es innerhalb Nikosias lediglich zu Fuß. Um die „Green Line“ zwischen dem Nord- und dem Südteil zu überqueren ist ein zweimaliges Vorzeigen des Reisepasses oder der ID notwendig – einmal aufseiten der Republik Zyperns, einmal bei den Grenzbeamt:innen der sogenannten „Türkischen Republik Nordzypern“. Mit meinem deutschen Pass hatte ich hier nie Schwierigkeiten, im Gegensatz zu syrischen oder palästinensischen Freund:innen, denen der Grenzübertritt von beiden Seiten verweigert wurde. Wie fast überall auf der Welt verschließt oder öffnet einem die „richtige“ Staatsangehörigkeit auch hier die Türen – oder verschließt sie.
In die Berge
Nach einigen Wochen Aufenthalt habe ich herausgefunden, dass ich mit meinem Studierendenticket nicht nur unbegrenzt die Öffentlichen Verkehrsmittel in Nicosia, sondern ebenfalls die Busse in die Berge und ins Umland nutzen kann. Von da an bin ich sehr oft mit dem Bus in die Bergdörfer Kakkopetria und Troodos gefahren, um dort Wanderungen zu unternehmen oder auch einfach um ein paar Stunden aus der Stadt rauszukommen. Die Fahrt dauert zwar bis zu einer Stunde, allerdings gibt es auf der Strecke viel zu sehen. Beispielsweise konnte ich beobachten, wie sich die Landschaft schrittweise von relativ kargen Erdhügel über fruchtbares Ackerland bis hin zu saftigen grünen Hügeln, Wäldern und Wiesen ändert. Auch führt die Straße nach Kakkopetria direkt an der Grenze zum nördlichen Teil der Insel entlang, der so genannten „Green Line“. Aktuell besteht diese aus einem Straßengraben, die immer wieder von Wachtürmen, Grenzanlagen und Baustellen unterbrochen wird. Ein komisches Gefühl, zu wissen, dass 50 Meter weiter faktisch das Gebiet eines anderen Staates beginnt und ein Überqueren der Grenze mit Schüssen beantwortet werden würde. Dabei schien das Meer schon in Reichweite…
Ans Meer
In die Küstenstädte im Süden der Insel wie Limassol, Larnaka oder Paphos gelangt man einfach, schnell und relativ preiswert (9 Euro pro Strecke) mit dem Bus von Nikosia aus. Schwieriger wird es, die schönen und abgelegenen Strände zu erreichen. Dafür ist ein Mietauto unabdingbar. Vor allem als ich Besuch von meiner Mama und meinem besten Freund hatte, haben wir uns das dann auch gegönnt; beispielsweise um zum Naturschutzgebiet Akamas mit seinen herrlichen Stränden zu gelangen. Die Kosten pro Tag belaufen sich bei rechtzeitiger Buchung auf circa 40 Euro, zuzüglich Benzinkosten versteht sich.
In den Norden
Zwischen dem Nordteil und dem Südteil der Insel besteht keinerlei öffentlicher Verkehr, alles geht von den jeweiligen Grenzen aus. Das heißt, die Grenze innerhalb Nicosias muss zu Fuß überquert werden und anschließend nochmals eine 15-minütige Strecke zu Fuß bis zur zentralen Bushaltestelle des Nordteils zurückgelegt werden. Von dort aus gehen die Busse dann in die größeren Städte wie Famagusta oder Kyrenia (Girne); eine einfache und günstige Variante. Allerdings verpasst ihr dabei spannende Orte, wie beispielsweise alte Kreuzfahrer-Burgen in den Bergen, ehemals griechisch-zypriotische oder gemischte Dörfer oder den nord-östlichsten Teil der Insel, die Halbinsel Karpaz mit seinen gotischen Kirchen und den herrlichen Stränden.
Daher gilt auch hier: Mindestens einmal ein Auto zur Verfügung zu haben lohnt sich. Im nördlichen Teil der Insel ist dies eine wesentlich günstigere Angelegenheit, mit 20 Euro pro Tag ist man dabei. Aber Achtung, das Auto muss für mindestens drei Tage am Stück ausgeliehen werden. Eine weitere Möglichkeit ist über den Checkpoint außerhalb Nikosias mit dem eigenen Auto in den Norden zu fahren. Dies beinhaltete dann aber eine zusätzliche Versicherung, die ihr direkt an der Grenze abschließen müsst und die je nach Aufenthaltsdauer bis zu 35 Euro kostet. Wenn ihr im Zeitraum eines Monates mehrmals die Grenze mit dem Fahrzeug überquert, lohnt es sich aber.
Ihr seht also, die Mischung machts auf Zypern, sowohl für den Geldbeutel als auch fürs Entdecker:innenherz.