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Erst die (Master-)Arbeit, dann das Vergnügen! Oder?

Am 3. Januar 2024 ging es endlich los. Lange habe ich auf diesen Moment hin gefiebert: Ich sitze im Flugzeug, lasse all den Stress der vergangenen Wochen hinter mir, versuche aus dem Flugzeugfenster zu schauen und erhasche Bergen von oben – die (norwegische) Stadt, in der ich das nächste halbe Jahr meines Lebens verbringen werde. Doch aus dem Flugzeugplatz am Fenster wurde trotz Buchung nichts. Und auch davor gab es noch einiges zu tun.

Doch beginnen wir von vorne. Für mein Auslandssemester habe ich mich sehr spät entschieden. Genauer gesagt zu einem Zeitpunkt, zu dem ich wusste: Mein Studium wird bald vorbei und dies meine letzte Chance sein. Oder noch genauer: Zu diesem Zeitpunkt werde ich meinen ersten Masterabschluss vermutlich bereits in der Tasche haben – und so kam es dann auch.
Warum ich in meinem Studium so weit fortgeschritten bin? Mein Ausgangsstudiengang ist der Master of Education Deutsch und Spanisch. Kurz vor Weihnachten – also kurz vor Antritt meines Auslandssemesters – habe ich meine Masterarbeit in Germanistik abgegeben und diesen Studiengang damit abgeschlossen. Für den Lehramtsstudiengang ist es üblich, dass zwei Fächer neben den Bildungswissenschaften bzw. Pädagogik studiert werden. An meiner Uni konnte ich zusätzlich ein sogenanntes „Erweiterungsfach“ wählen: Politikwissenschaft. Das ist quasi ein drittes Fach, das ich später an der Schule unterrichten kann. Dieses stellt ein zusätzliches Masterstudium dar, das ich parallel zu meinem ursprünglichen Masterstudium aufgenommen habe.

Alles eine Frage des Timings?!

Es war oder ist alles eine Frage des Timings. Im Januar 2023 habe ich mich für ein Auslandssemester im Frühjahrs-/Sommersemester (FSS) 2024 beworben. Der Auslandsaufenthalt muss also schon frühzeitig geplant werden. Denn auch für die Beschaffung und Erstellung aller benötigen Dokumente braucht es Vorlaufszeit. Die Zusage von meiner Uni habe ich dann Ende Mai bekommen. Die offizielle „Nominierung“ vonseiten der Uni Bergen – als Partneruniversität meiner Uni – erfolgte erst im Oktober.
Geplant habe ich, vor dem Auslandsaufenthalt meine Masterarbeit zu schreiben und zwei bis drei Kurse in meinem Studium „übrig“ zu haben, die ich dann im Ausland absolvieren kann. Das heißt, ich habe das Auslandssemester schon frühzeitig gedanklich mit eingeplant, auch wenn ich mir noch nicht über die konkrete Umsetzung bewusst war. So oder so wusste ich aber: Ich schreibe meine Masterarbeit und im darauffolgenden Semester belege ich die restlichen Kurse – ob mit oder ohne Auslandssemester. Das hat mir eine gewisse Flexibilität ermöglicht. Zeit verliere ich dadurch auf jeden Fall nicht – ich muss also kein zusätzliches Semester studieren, sondern mein Studienablauf bleibt mehr oder weniger derselbe.

Erasmus+ auch in Norwegen möglich?

Gefördert wird mein Auslandssemester finanziell unter anderem durch Erasmus+. Mit diesem Förderprogramm fördert die EU das Lernen und Studieren im europäischen Ausland. Auch wenn Norwegen kein EU-Mitgliedsstaat ist, beteiligt sich das Land an dem Programm.

Es kommt immer so, wie es kommen soll

Auch wenn du alles richtig timst oder so auch alles „richtig“ gemacht hast, kann es auch manchmal sein, dass einem das Leben dazwischen spielt. So war es zumindest bei mir, als ich mich für das FSS 2019 für einen Auslandaufenthalt auf Teneriffa beworben habe und angenommen wurde. Letztendlich konnte ich diesen nicht antreten, weil ich mich aus gesundheitlichen Gründen dagegen entschieden habe. Von Seiten der Uni hatten dafür glücklicherweise alle Verständnis und es hat mir für die Bewerbung auf einen Auslandsaufenthalt im Master keinen Nachteil gebracht. Das bedeutet aber auch für dich: Lass dich nicht davon aus der Ruhe bringen und verfolge deinen Traum, auch wenn du (zunächst) vom Weg abgebracht wurdest. Und auch wenn du vor Ort bist, musst du dir keine Sorgen machen, solltest du dich doch gegen das Auslandssemester entscheiden, wenn du bereits angekommen bist. Schau hierzu doch mal bei Jumana vorbei. Solltest du dich im Zwiespalt befinden, findest du ein Für und Wider bei Merle.

Warum habe ich mich dann doch noch für ein Auslandssemester entschieden?

Nachdem ich im Bachelor den Auslandsaufenthalt abgelehnt habe, hat lange Zeit ein unentschlossenes Gefühl in mir vorgeherrscht. Ich befand mich im Zwiespalt zwischen „Trau dich!“ und „Was ist, wenn ich wieder ’scheitere‘?“ Immer noch hatte ich ein mulmiges Gefühl, da es beim letzten Mal eine Last-Minute-Entscheidung gegen das Auslandssemester war. Warum ich mich so kurz vor Ende meines Studiums dann doch dafür entschieden haben, kann ich mir aus den folgenden Gründen erklären:

  • Die Komfortzone verlassen: Mein ständiges Grübeln kann nur aufhören, wenn ich es versuche und mich meinen Ängsten und Bedenken stelle.
  • Erinnerungen sammeln und Kontakte knüpfen: In der Heimat befinde ich mich in einer ‚Bubble‘ und möchte gerne verschiedene Perspektiven einnehmen.
  • Erfahrung machen, für eine Zeit im Ausland zu leben: Nur so weiß ich, ob ich das auch für mein späteres Leben möchte? Es hat also auch eine zukunftsweisende Funktion. Besonders dadurch, dass die Zeit nach dem Studium noch Unsicherheiten mit sich bringt, kommt die Frage auf: Wo möchte ich hin?
  • (Eine) andere Kultur kennenlernen: Dazu gehören für mich auch die alltäglichen Dinge des Lebens, wie beispielsweise bürokratische Vorgänge, Alltagsaktivitäten, der Umgang mit den Mitmenschen – und zu guter Letzt auch das Bildungssystem.
  • (Welt-)offener kommunizieren: Das hängt einerseits mit Punkt 2 zusammen. Andererseits bedeutet das auch, mein Englisch zu verbessern und grundsätzlich durch den ‚Sprung ins kalte Wasser‘ offen auf Menschen zugehen zu können.
  • Selbstreflexion: Dadurch, dass ich auf mich alleine gestellt bin, kann ich mich bewusster mit mir selbst auseinandersetzen.

Zwischen Klausurenphase, Abgabe der Masterarbeit und Weihnachtszeit

Nach diesen ‚Grübeleien‘ habe ich schließlich den Entschluss für ein Auslandssemester getroffen. 🙂
Aber vor meiner Abreise und der „Zeit meines Lebens“ gab es noch einige Verpflichtungen zu erledigen. In Mannheim sind die Semesterzeiten angepasst an die internationalen Semesterzeiten. Deshalb finden im Herbst-/Wintersemester die Klausuren bereits in den letzten zwei Wochen vor Weihnachten statt. Das hat den Vorteil, dass ich nicht für Klausuren zurück in die Heimat kehren musste, um noch ausstehende Prüfungen abzulegen. Hausarbeiten gab es auch noch zu schreiben, die ich aber mit ins Auslandssemester nehmen musste. Der größte Meilenstein war aber tatsächlich meine Masterarbeit – der Abgabetermin wurde ebenfalls auf die Vorweihnachtszeit festgelegt.

Und dann mussten natürlich die Vorbereitungen für den Auslandsaufenthalt getroffen werden: Kurswahl, Auslandskrankenversicherung, Flugbuchung, Zimmerbewerbung etc. Auf einzelne Aspekte werde ich noch an anderer Stelle eingehen. 🙂
Neben den Sachen für die Uni gab es aber auch noch spaßige Dinge zu erleben. Natürlich wollte ich mich von meinen Liebsten verabschieden und habe für meine Freundinnen ein Krimi-Dinner veranstaltet. An Weihnachten habe ich Zeit mit meiner Familie verbracht. Mit weiteren Freunden habe ich gemeinsam ins neue Jahr reingefeiert.

Kurze Randnotiz: Aus meinem WG-Zimmer in Mannheim bin ich bereits im Sommer ausgezogen, also ein halbes Jahr bevor ich nach Bergen gegangen bin. In der Zeit konnte ich bei meinen Eltern unterkommen und von dort aus zur Uni pendeln. So konnte ich mir ein bisschen Geld für das Auslandssemester ansparen, da meine Einkünfte nicht direkt in die Miete flossen.

gestapelte Umzugskartons im Flur, auf denen eine Katze liegt
Meine Katze hat mich beim Umzug im Sommer bereits sehnsüchtig erwartet.

Der Tag des Abschieds und der Ankunft

Danach war es endlich so weit: Um 11:25 Uhr ging mein Flug. Ich hatte meine zwei Koffer gepackt, und meine Familie und mein Freund begleiteten mich zum Flughafen Frankfurt. Als wir uns verabschiedeten, fühlte es sich nicht wirklich an, als würde ich das kommende halbe Jahr meines Lebens hunderte von Kilometern entfernt der Heimat verbringen.

Ach so, übrigens: Nach der Möglichkeit, den Bus oder Zug zu nehmen, habe ich auch geschaut. Das hätte jedoch nicht nur deutlich mehr Zeit – über 24 Stunden –, sondern auch mindestens genauso viel Geld wie für einen Flug gekostet.

Kommt für dich nur Fliegen in Betracht?

Die Airline SAS hat den Youth-Tarif für Reisende unter 26 Jahren. Da ich zwei Wochen vor meinem Auslandsaufenthalt 26 Jahre geworden bin, habe ich hier leider keinen Rabatt erhalten. Stattdessen bin ich mit KLM geflogen. Flüge mit Zwischenstopps sind – leider, und so ist auch die Erfahrung von anderen, mit denen ich gesprochen habe – meistens günstiger.


So habe ich für den Flug mit großem Gepäckstück ≈ 270 Euro ausgegeben und für ein zweites großes Gepäckstück zusätzlich ≈ 50 Euro. Das geht aber auf jeden Fall günstiger, sofern du frühzeitig Bescheid bekommst. Dazu kam auch, dass die Flüge kurz nach Neujahr sehr teuer sind – eine Woche später sieht es finanziell schon viel besser aus.
Von Frankfurt aus nahm ich den Flug über Amsterdam nach Bergen. In Amsterdam bin ich dann bereits auf erste Kommilitoninnen von mir gestoßen, denen ich immer noch ab und zu auf dem Campus begegne. Einen Platz am Fenster habe ich mir kurzfristig dazu gebucht, weil ich die „romantisierte“ Vorstellung in meinem Kopf hatte: Aus dem Fenster erblicke ich Bergen bei Nacht. Der Flug war allerdings sehr überfüllt und nachdem bereits eine Person auf meinem Platz saßen und die Kommunikation nicht stimmte, habe ich Platz auf einem anderen Sitz gefunden. Doch „Glück im Unglück“: So habe ich eine weitere Kommilitonin kennengelernt, die im Flugzeug neben mir saß.

Gegen 18 Uhr kam ich in dem Stadtteil Fantoft an – an der gleichnamigen Haltestelle befindet sich das Studentenwohnheim, in dem ich jetzt lebe. Hier hat mich eine Kommilitonin aus Mannheim erwartet, die ebenfalls in Bergen für ein Semester studiert. Sie hatte bereits meinen Zimmerschlüssel abgeholt, weshalb mein Einzug reibungslos stattfand (falls du das liest: Vielen Dank noch mal! 🙂 ). Nachdem ich kurz meine Sachen abgelegt habe, bin ich im gegenüberliegenden (teuren!) Supermarkt einkaufen gegangen und habe mich mit den grundlegenden Sachen eingedeckt. Schließlich stand an den darauf folgenden zwei Tagen das Willkommensprogramm der Uni statt. Und dafür brauchte ich natürlich ein bisschen Stärkung. 🙂 Um den Tag sacken zu lassen, habe ich noch einen kleinen Abendspaziergang gemacht.

„Angekommen“ im neuen Zuhause?

Die erste Woche verging wie im Flug: neue Stadt, neues Zuhause, neues soziales Umfeld und viele (auch neue) Aktivitäten. Alles drumherum war wie vergessen. Doch dann holte mich die Realität ein: Ich habe noch drei Hausarbeiten innerhalb von zwei Wochen zu schreiben. Also musste das Vergnügen noch auf sich warten lassen.
Das war nicht der Start, wie ich ihn mir gewünscht und ausgemalt hatte. Geplant war, nach meiner Masterarbeit die Hausarbeiten größtenteils vor dem Ausland fertigzustellen. Doch dann kam das Leben dazwischen. Aber so ist es doch immer, oder? Wichtig ist: Du bist damit nicht alleine. Die meisten haben noch Unisachen zu erledigen; teilweise reisen die Leute erst später an, weil sie noch Klausuren an ihrer Heimatuni haben. Frag doch mal andere, ob ihr euch zusammensetzen und Dinge gemeinsam erledigen könnt. Das habe ich so gemacht und mich dadurch nicht mehr ganz so alleine in meiner ‚Uni-Bubble‘ gefühlt.
Trotz allem ist es in dieser Phase auch wichtig, sich selbst zu priorisieren. Es kann am Anfang sehr viel sein. Ich habe Zeit gebraucht, die neuen Eindrücke zu verarbeiten und musste auch lernen, nicht auf jede Nachricht direkt zu antworten oder auch mal „nein“ zu Aktivitäten zu sagen.

„Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“

Aber wie meine Mission bereits sagt: Trotz Regen auch viel Sonnenschein. Und das bedeutet, auf diese stressige und dennoch lehrreiche Zeit wird jetzt mein „Vergnügen“ folgen. Das wird meine Zeit – aus der Komfortzone rein ins Abenteuer. Ich bin gespannt und hoffe, du bist es auch! 🙂

Frau (Rukiye) im Vordergrund, im Hintergrund der Hafen von Bergen mit Blick auf bunte Häuser auf der gegenüberliegenden Seite
Mittlerweile bin ich nicht nur physisch, sondern auch mental in Bergen angekommen.

Liebe Grüße aus Bergen 🇳🇴 und bis bald,
Rukiye 😊

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