10 Eigenarten des sibirischen Alltags

Der Alltag in den meisten Ländern unterscheidet sich von dem eigenen in Deutschland. Was mir in Russland, um genauer zu sein in Sibirien, bis jetzt aufgefallen ist, könnt ihr hier lesen!

1. Die Temperaturen draußen und drinnen: Gleichzeitig mit dem ersten Schnee landeten wir in Nowosibirsk. Die Einwohner sind alle der Meinung, dass der Winter dieses Jahr sehr schnell Einzug hielt. Tatsächlich ist die kommende Woche mit Abstand die Kälteste seit unserer Ankunft. Allein heute sind es -22°C. Die Temperaturen sollen in den kommenden Tagen auf bis zu -34°C absacken. Normalerweise erlebt man solch einen Frost vorwiegend im Januar. Das ist meist der kälteste Monat des Jahres. Im Vergleich dazu sind die Temperaturen in Wohnungen oder Institutionen nahezu tropisch. In unserer Wohnung sind konstant +25°C. Eine Temperaturregulierung wie in Deutschland gibt es nicht. Wenn es zu warm ist, gibt es nur eine Lösung: Fenster auf! Für den Körper sind diese ständigen Temperaturwechsel sehr anstrengend, ebenfalls erschweren sie die morgendliche Kleiderwahl!

   

2. Wintergärten: An so ziemlich jeder Wohnung gibt es einen Balkon, der zu einem Wintergarten umfunktioniert wurde. Diese sind eine gute Möglichkeit einige Sonnenstrahlen einzufangen, ohne die Wohnung bei -30°C verlassen zu müssen.
3. Kurze Tage: Die Sonne scheint nicht nur selten über Nowosibirsk, sie scheint auch nicht besonders lang. Im Moment geht sie gegen 9 Uhr auf und bereits gegen 17:30 unter.
4. Das Internet: Internet gibt es in Russland überall für geringes Geld! Für das Internet zuhause zahlen wir im Monat 500 Rubel (ca. 7€). Für den Alltag haben wir uns Prepaidkarten zugelegt. Wir nutzen das Netz MTS und den Tarif „Smart unbegrenzt“. Jeden Tag werden uns ca. 13 Rubel (ca. 0,19€) von unserem Guthaben abgezogen. Dafür können wir das Internet unbegrenzt nutzen (meist LTE), unbegrenzt in unserem Netz telefonieren, 200 Minuten in alle Netze telefonieren und 200 SMS schreiben. Was die Nutzung des Internets angeht, ist uns Russland deutlich voraus!

   

5. Der Wocheneinkauf: Diesen gibt es in Russland, so wie wir ihn kennen, nicht. Die Russen gehen täglich einkaufen und kaufen immer nur das, was sie gerade brauchen. Wir ernten im Supermarkt häufiger interessierte Blicke, da wir auch hier unseren Wocheneinkauf machen. An der Kasse sind auch meist die Kassiererinnen sehr irritiert. Die meisten Menschen verdienen im Schnitt 40.000 Rubel (ca. 560€) und unsere Einkäufe kosten um die 4.000 Rubel , also ein Zehntel des Durchschnittsgehalts. Die Produktpreise unterschieden sich kaum von denen in Deutschland. Einheimische Produkte sind etwas günstiger, Fleisch und Importware hingegen sehr teuer. Eine 1,5l Flasche Wasser ist in Russland nicht kostengünstig und Leitungswasser im Vergleich zu Deutschem ungenießbar.
6. Die Öffnungszeiten: Hier kann man immer einkaufen! Die Läden haben alle von Montag bis Sonntag geöffnet und meist viel länger als bei uns. Viele Supermärkte sind z. B. täglich bis 24 Uhr offen.
7. Einkaufen auf dem Markt: Viele ältere Leute verkaufen auf den Straßen Gemüse, das sie selbst angebaut haben. Was denkt ihr, was passiert mit Tomaten auf den Straßen bei -22°C? Sie sind gefroren und steinhart. So wie jedes Gemüse. Gefrorenen Kürbis hatten sie auch im Angebot!

   

8. „Shipy“: Dabei handelt es sich um das russische Wort für Spikes. Bei diesem Wetter ist man sehr froh, dass viele Russen mit Spikes an den Reifen Auto fahren: Meist ist es sehr glatt, viele Autofahrer bremsen zu spät, man muss häufig Ausweichmanöver starten usw.. Wer mit Spikes fährt, muss dies am Auto kennzeichnen. Andere Autofahrer sollen wissen, dass dieses Fahrzeug z. B. einen kurzen Bremsweg hat.
9. Transportmöglichkeiten für Kinder: Jeden morgen muss ich lächeln, wenn ich sehe wie Kinder in den Kindergarten oder in die Grundschule gebracht werden! Meist werden sie in einen Schlitten gesetzt und gezogen. Eine weitere Variante sind Kinderwägen mit Rädern oder auf Knopfdruck mit Kufen! Als Kind fände ich es mega in einem Schlitten transportiert zu werden!

   

10. Pelzmäntel, -mützen und -handschuhe: Political correctness ist hier leider nicht angebracht. Es ist einfach kalt. Wenn man bei diesen Temperaturen nicht aufwächst, kann man sich kaum vorstellen, wie kalt es hier ist. Im Schwarzwald kam es morgens vor, dass es mal -25°C hatte. Meistens wurde es aber tagsüber dann doch -14°C. Hier bleibt es so kalt. Tagsüber wird es nicht wärmer, auch wenn die Sonne scheint, ändert sich nichts an den Temperaturen. Voriges Jahr habe ich in meinem Mantel bei -10°C geschwitzt. Momentan trage ich Thermowäsche, Shirt, Pullover, Jeans und den Mantel. Dennoch ist mir kalt! Der Wind ist so eisig, dass man teilweise ein Stechen in den Zähnen spürt. Es wundert mich nicht, dass die Leute so viel Pelz tragen. Jacken kosten hier im Schnitt 200€, da die meisten Pelzkrägen haben. Richtige Pelzmäntel kann man hier auf Raten kaufen, da sie für Normalverdiener ansonsten kaum erschwinglich sind. Interessant ist auch, dass es sich bei den Pelzträgerinnen nicht nur um ältere Frauen handelt. Es kommen auch viele Mädchen im Pelzmantel in die Schule.

Fazit, der sibirische Alltag birgt vor allem durch Schnee und Eis weitaus mehr Hindernisse als der deutsche!