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Bye Bye, Belgien! Mein letztes Mastersemester im Ausland

Die letzten fünf Monate meines Studiums habe ich in der belgischen Stadt Gent verbracht. Das Ende dieses Auslandssemesters bedeutet nicht nur Abschied von einer unvergesslichen Zeit in Belgien, sondern auch den Abschluss meines Masterstudiums. Zeit für einen Rückblick auf ein ganz besonderes Semester.

In den letzten sechs Jahren Studium durfte ich einige Semester außerhalb meiner Heimat, unter anderem in Kanada und den USA, verbringen. Aus diesem Grund war ich Auslandssemester und die damit verbundenen organisatorischen Aufgaben und Gefühle von Heim- und Fernweh und Abschiedsschmerz in beide Richtungen schon gewohnt. Mein Semester in Gent war jedoch auf viele Art und Weisen eine ganz besondere Erfahrung.

Leben zwischen Pommes, Waffeln und Uni

Gent war die erste europäische Stadt, in der ich ein Auslandssemester verbracht habe. Das war aus verschiedenen Gründen eine Umgewöhnung für mich: Während meinem Aufenthalt in Kanada und in den USA war ich emotional und örtlich viel weiter weg von meiner Heimat und meinem bekannten Umfeld. Darüber habe ich in einem anderen Beitrag ausführlich berichtet. Das hat sich auch im Alltag ausgewirkt.

Das belgische Leben ist nicht nur wegen der ähnlich klingenden Sprache mit dem Deutschen vergleichbar. Durch dieselbe Währung, ähnliche ÖPNV-Systeme oder aus Deutschland bekannte Lebensmittel in Supermärkten war die Umstellung superleicht – mir zum Teil zu leicht. Für mein letztes Semester, in dem ich mit Masterarbeit und regulären Uni-Veranstaltungen mehr Stress als in anderen Auslandsaufenthalten hatte, war das super. Doch manchmal habe ich das Gefühl, sich fremd zu fühlen und etwas gänzlich Neues zu entdecken, ein wenig vermisst.

Freundschaften im Auslandsstudium

Das lag vielleicht auch an meinem Umfeld. Ich hatte das Glück, durch mein Erasmus-Mundus-Studium mit vielen Kommiliton*innen in Gent zu leben, die ich schon aus meinen vorangegangenen Semestern kannte. Das hatte ganz viele Vorteile: Ich fühlte mich nicht so allein in einem fremden Land und war auch nicht gezwungen, auf jede Netzwerkveranstaltung der internationalen Büros zu gehen. Ich habe jedoch gemerkt, dass das auf der Suche nach Freund*innen außerhalb der eigenen Blase ziemlich hinderlich sein kann. Am Ende meines Studiums in Gent ist meine Bilanz genau eine neue Bekannte, die nicht aus meinem Studiengang kommt. Dennoch bin ich dankbar für die Menschen an meiner Seite, durch die sich Gent ganz schnell nach zuhause angefühlt hat.

Allgemein kann ich die Stadt jeder Person ans Herz legen. Gent wird neben Brüssel oder Brügge oft übersehen, dabei bietet sie vor allem Studierenden so viele Angebote. Neben vergünstigten Eintritten und vielen Konzerten und Sportveranstaltungen ist die Architektur unglaublich schön. Durch die Stadt fließen auch gleich zwei Flüsse, sodass quasi jeder Spaziergang am Wasser entlang geht. Wer mittelalterliches Flair und gepflasterte Gassen gepaart mit einem Waffelladen an jeder Ecke liebt, ist in Gent genau richtig.

Eine Frau lächelt in die Kamera. Hinter ihr sind zwei Häuser zu sehen. Auf dem linken steht "Belgian Chocolates"; auf dem rechten "Belgian Beer and Brews".
Zwei weitere gute Gründe für Belgien. 😉

Das erste Mal im Wohnheim!

In Gent habe ich, kaum zu glauben, zum ersten Mal in sechs Jahren Studium im Studierendenwohnheim gelebt! Der Wohnungsmarkt in der Stadt ist eigentlich ganz in Ordnung, auch wenn mir im Vorhinein oft gesagt wurde, gaaanz früh mit der Wohnungssuche anfangen zu müssen. Am Ende gehört natürlich immer eine Prise Glück dazu, aber in meinem Studiengang haben alle auch noch recht kurzfristig schöne und bezahlbare Zimmer gefunden.

Da ich das dritte Semester meines Studiums, also dem im letzten Herbst, in Kanada verbracht habe, habe ich mich für die einfachste Lösung entschieden: Über die Website der Universität habe ich mich um einen Wohnheimplatz beworben und bekommen. Das würde ich immer wieder so machen. Ich hatte keinen Stress mit der Wohnungssuche zwischen den Auslandssemestern, das Wohnheim lag zentral in Uni- und Innenstadtnähe, und viele meiner Kommiliton*innen waren dort ebenfalls untergebracht. Für 534 Euro pro Monat hatte ich ein eigenes Badezimmer und teilte eine Küche mit circa 20 Personen. Das lief aber super, vor allem, weil von diesen Menschen maximal fünf regelmäßig gekocht haben.

Ich habe mich super wohl in meinem kleinen Zimmer gefühlt. Der Preis war nicht ungemein billig, aber vergleichbar mit Mieten in deutschen Großstädten. Der finanzielle Aspekt war für mich definitiv ein positiver Unterschied zu Auslandssemestern außerhalb Europas. Außer bei Restaurantpreisen habe ich fast keinen Unterschied zu Preisen in Deutschland empfunden.

Ein Bild in ein Zimmer: Ein Bett, Lichterketten an der Wand, Kuscheltier auf dem Bett, Fotos auf dem Schrank.
In meinem Wohnheimszimmer habe ich mich schnell Zuhause gefühlt.

Neben Leben und Freund*innen finden, ist ein Auslandssemester ja auch mit Studieren verbunden. Da dies mein letztes Semester im Studium sein sollte, war der Leistungsdruck höher für mich als in anderen Semestern. Hinzu kommt, dass belgische Unis den Ruf haben, im Maßstab zu Deutschland recht streng zu bewerten. Viele Noten fehlen mir noch, deshalb kann ich dazu noch nicht viel sagen. Grundsätzlich stelle ich aber fest, dass ich die Art des Studierens sehr mochte. An dreistündige Vorlesungen habe ich mich bereits in Kanada gewöhnt, deshalb war das keine allzu große Umstellung mehr.

Inzwischen kann ich dem viel abgewinnen, weil ich seltener Uni-Veranstaltungen, dafür aber intensiver habe. Ich würde behaupten, mit dieser Vorlesungsweise habe ich mehr gelernt als in den anderthalbstündigen Seminaren in Deutschland, da es mehr Raum für Diskussion gibt. Das liegt aber natürlich auch an meinem Studienfach, in dem ein großer Fokus auf Austausch und kritischem Denken liegt. Auch mit den Semesterzeiten von Februar bis Mai (plus Prüfungsphase) kann ich mich gut anfreunden. All in all, war mein Leben und mein Studium in Gent spannend, lustig und empfehlenswert.

Mission geglückt?

Als ich in dieses Auslandssemester startete, war mein großes Ziel, mein Studium erfolgreich zu beenden und gleichzeitig, das Leben in Belgien zu genießen. Das war doch ein recht großer Spagat, denn die Uni-Abgaben mit dem Damoklesschwert der Masterarbeit lasteten mehr auf mir, als ich dachte. Meine Masterarbeit ist auch noch längst nicht fertig, was mich unter Druck setzt.

Dennoch bin ich glücklich mit dem Verlauf dieses Semesters. Ich habe mir trotz des Leistungsdrucks bewusst Zeiten genommen, in denen ich die Gegend erkundet, andere Städte besucht oder etwas mit Freund*innen unternommen habe. Ich habe das Gefühl, nichts verpasst und eine gute Balance zwischen Stress an der Uni und Freizeit gefunden zu haben.

Insgesamt drei Semester durfte ich während meines Bachelors und Masters im Ausland studieren. Dazu hatte ich das große Glück, viele Erinnerungen durch „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ festzuhalten und zu teilen. So blicke ich nun am Ende dieser Zeit nicht nur wehmütig auf meine Studienzeit, sondern auch auf das Ende meiner Tätigkeit als Correspondent.

Eine Frau lächelt in die Sonne. Sie trägt eine blaue Jeansjacke. Im Hintergrund sieht man einen Fluss und eine mittelalterliche Häuserfront.
Abschied von Belgien heißt für mich auch Abschied vom Studium.

Nach zwei Jahren Masterstudium und drei Studienorten bin ich vor allem eins: dankbar für diese intensive, erlebnisreiche und (meist) glückliche Zeit. In einem internationalen Umfeld studieren zu dürfen, auf verschiedenen Kontinenten, war für mich ein wahr gewordener Traum. Ich bin in meinem Master zweimal umgezogen, zweimal in für mich unbekannte Länder. Und ich gebe zu: Das war manchmal wirklich anspruchsvoll. Ein Erasmus-Mundus-Studium erfordert viel Selbstdisziplin, Organisation und Ausdauer. Doch nehme ich auch enge Freundschaften, Erfahrungen und Erlebnisse mit, die ich nicht missen möchte.

Und jetzt?

Die Frage nach dem „Und jetzt“ beschäftigt mich seit einigen Monaten intensiv und eine klare Antwort darauf habe ich noch nicht. Mit einem Doppel-Abschluss in „Global Studies“ stehen mir viele Wege in internationalen Organisationen oder politischen Institutionen offen. Doch die schiere Endlosigkeit an Möglichkeiten ist auch überfordernd. Neben vielen Stellen innerhalb von Deutschland habe ich mich auch in Brüssel beworben. Ob es also für immer „Bye Bye, Belgien“ für mich heißt, bleibt abzuwarten.

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