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Von Fernweh zu Heimweh

Ein Auslandssemester bedeutet, in ein fremdes Land mit einer neuen Sprache und Kultur einzutauchen. Fragen wie „Werde ich Freunde finden?“ und „Was mache ich bei Heimweh?“ beschäftigen mich mehr, als ich zuvor erwartet hätte. Auch wenn ich diese Gedanken nicht direkt hatte, sind sie in meinem Auslandsjahr in Buenos Aires präsent. In diesem Blogbeitrag teile ich meine Erfahrungen und Gedanken dazu.

Seit meinem ersten Aufenthalt mit 15 in einer Sprachschule in Málaga, wo ich eine unvergessliche Zeit erlebte, verspüre ich in Deutschland ständig Fernweh nach spanischsprachigen Ländern. Nach meinem Abitur reiste ich mit 18 Jahren alleine nach Kolumbien, um an einem sozialen Projekt teilzunehmen, bevor ich Costa Rica erkundete. Vor Ort haben sich dann meine Pläne mehrmals geändert, da ich viele tolle Menschen kennenlernen durfte und von diesen inspiriert wurde.

So bin ich dort spontan mit drei Mädels aus verschiedenen Ländern für zehn Tage nach Nicaragua gereist, habe einen Ausflug mit einem Niederländer und einer Schwedin nach Panama gemacht, bin drei Wochen gemeinsam mit einer neuen Freundin aus Dänemark in Costa Rica gereist und bin spontan noch alleine für sechs Wochen nach Mexiko geflogen.

Warum ich die Reise in diesem Blog erwähne? Ich möchte damit nur zeigen, dass es mir in meinem Leben nie wirklich schwer gefallen ist, mich an anderen Orten wohl zu fühlen und Deutschland zu verlassen. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht. Vielmehr verspürte ich einen extremen Drang zu gehen und die Welt zu entdecken, wahrscheinlich auch, um zu entdecken, wer ich eigentlich selbst bin und sein möchte.

Ich habe mich immer so gefühlt, als ob ich nicht so richtig nach Deutschland passe. Irgendetwas hat mir gefehlt. Ich musste weg. Selbst, wenn es alleine ist, aber im Endeffekt war ich das nie wirklich. An jeder Ecke habe ich wundervolle Menschen kennengelernt, mit denen ich viele besondere Momente und Erfahrungen geteilt habe und mit denen ich auch noch heute enge Freundschaften und Verbindungen habe. Heimweh habe ich erst ganz zum Schluss kurz vor meinem Rückflug bekommen, aber auch nicht so richtig, wenn ich es mit dem Gefühl vergleiche, das ich jetzt manchmal hier in Argentinien spüre.

Ich wusste damals, zurück in Deutschland werde ich nach zwei Wochen wahrscheinlich wieder raus und weiter reisen wollen. Und so war es auch. Mich hat nicht viel nach Deutschland gezogen und dort gehalten. Das hat sich danach ziemlich drastisch verändert durch mein Studium in Passau und die damit verbundenen Veränderungen in meinem Leben. Ich bin dort sehr glücklich und habe mich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig zugehörig und angekommen gefühlt. Es ist zu einem zweiten Zuhause geworden. Das führt momentan zu einem immer wieder auftauchenden Gefühlschaos in meinem Auslandstudium in Buenos Aires.

Plötzlich Heimweh

Ich glaube, es ist wirklich das erste Mal, dass ich richtig Heimweh habe. Ein tiefes Gefühl in mir drin, dass mich auch das eine oder andere Mal in meinem Alltag beeinflusst und mich die Momente nicht ganz so genießen lässt, wie ich es gerne hätte. Dieses Gefühl zu verstehen, einzuordnen und dann auch noch zu akzeptieren ist für mich nicht einfach. Heimweh löst in mir ein bedrückendes, für mich unerklärliches Gefühl in dem Moment aus.

Bis ich verstanden habe, wieso ich mich so fühle und wie ich damit umgehen kann, ging es mir eine ganze Weile immer wieder mal plötzlich schlecht. Ohne äußerlich sichtbaren Grund. Das interessante dabei ist, dass ich mich gleichzeitig unglaublich wohl und angekommen fühle in Buenos Aires. Ich habe wundervolle Menschen um mich herum und auch ganz viele neue Freunde gemacht habe. Ich liebe die Stadt, mein Leben hier und was ich bisher alles entdecken und erleben durfte. Es entwickelt sich fast schon zu einem dritten Zuhause, was die Situation nicht unbedingt einfacher macht.

Lösung gegen Heimweh?

Ich weiß nicht, ob ich zu 100 Prozent sagen kann, dass es eine „Lösung“ gegen Heimweh für mich gibt. Es ist eben auch ein Gefühl und meine Gefühle kann ich nicht direkt beeinflussen oder lenken. Was mir extrem weiterhilft, ist, mich daran zu erinnern, dass es okay ist, dass es mir nicht gut geht, auch wenn ich im Ausland bin und meinen Traum von Buenos Aires lebe. Das Gefühl, bewusst zu fühlen und zu akzeptieren, hat mich ein gutes Stück weitergebracht. Zudem stehe ich viel in Kontakt mit meiner Freundesgruppe am See und in Passau über Snapchat, tausche mich mit meinen engsten Freunden ständig durch Sprachnachrichten aus und telefoniere immer wieder Mal eine ganze Weile mit meinen Eltern oder Freunden.

Mir hilft das tatsächlich sehr, auch zu wissen, dass ich dort vermisst werde und Orte zu haben, an die ich zurückkomme und wo ich hingehöre. Für andere kann das natürlich auch kontraproduktiv sein, ständig daran erinnert zu werden, nicht dort zu sein, aber mich macht es tatsächlich sehr glücklich von daheim Dinge mitzubekommen und einfach mit Menschen zu reden, die mich schon sehr lange und aus einem anderen Umfeld kennen.

Buenos Aires: Ein neues Zuhause?

Ich habe inzwischen nicht nur noch ein Zuhause. Ich liebe das Zuhause, in dem ich aufgewachsen bin. Der Bodensee ist wirklich ein Paradis, meine Familie ist wundervoll und ich habe dort sehr tolle Freunde. Die studieren jedoch alle an anderen Orten, weshalb es manchmal gar nicht so leicht ist gleichzeitig am See zu sein. Passau hat sich durch die Menschen, die Lebensweiße und durch meine Gewohnheiten zu einem zweiten Zuhause entwickelt. Ich bin dort wirklich sehr glücklich und habe viel Zeit, alltägliche Dinge zu tun, die ich liebe.

Ob ich Buenos Aires schon zu einem „Zuhause“ zähle, kann ich nicht genau sagen. Ich fühle mich unglaublich wohl und finde die Stadt wunderschön. Das Leben, das ich hier führe ist kein Stück vergleichbar mit irgendetwas, das ich bisher kenne. Und ich weiß, dass ich Buenos Aires und mein Leben hier sehr vermissen werde, wenn ich weg bin.

Es gibt für mich inzwischen immer etwas, das ich vermissen werde, egal wo ich mich befinde. Hinzu kommen nämlich auch noch meine Freunde auf der ganzen Welt, durch Menschen die ich im Ausland kennen und lieben gelernt habe und mit denen ich auch wirklich stetig in Kontakt stehe. Zuhause ist für mich nicht nur ein Ort, es ist auch ein Gefühl.

Heimweh vermischt sich bei mir also mit einem tiefen Gefühl von Vermissen und nicht ganz wissen, wo ich so wirklich hingehöre. Aber irgendwie ist das auch ganz schön. Es ist ein verwirrendes Gefühl und gleichzeitig schätze ich es sehr. Ich bin sehr dankbar, so viele Dinge ausprobieren zu können und mich dadurch weiter zu entwickeln und herauszufinden, wer ich bin, wo ich hingehöre und was mich glücklich macht. Es ist nicht immer einfach, aber Veränderungen sind eigentlich nie einfach. Aber sie bringen einen weiter und helfen, in die richtige Richtung zu gehen.

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