4. Februar 2017
Heute ziehe ich ein Fazit zu meinem SCHULWÄRTS!-Praktikum am Lyzeum Nr. 176 in Nowosibirsk. Die neun Wochen Praktikum vergingen wie im Flug, weil es viel zu tun gab.
Während meines Praktikums lebte ich in Akademgorodok, einer sowjetischen Planstadt außerhalb von Nowosibirsk. Akademgorodok gehört als Stadtteil dennoch zu Nowosibirsk, ist aber 25 Kilometer entfernt. 25 Kilometer sind in Deutschland nicht viel. Dort bedeutete es ca. vier Stunden Fahrtzeit täglich. Somit wurde Freizeit zum kostbaren Gut. Meine Mentorin kam mir diesbezüglich sehr entgegen. Montags unterrichte ich gemeinsam mit Rudolf am Gymnasium in Akademgorodok, dafür unterrichtete er dienstags gemeinsam mit mir in der Stadt. Mittwochs und donnerstags arbeitete ich ebenfalls in der Stadt. Freitags hatte ich frei.
Weiterhin erzähle ich euch ein wenig über meine Tätigkeit am Lyzeum in Nowosibirsk. Dienstags arbeitete ich von 10.00 – 14:45 Uhr, mittwochs von 15.55 – 18.25 Uhr und donnerstags von 10.00 – 15.40 Uhr. Das mag nach wenig klingen, rechnet man aber die 4 Stunden Fahrtweg hinzu, handelt es sich um einen normalen Arbeitstag.
Insgesamt unterrichtete ich dreizehn Stunden die Woche in acht verschiedenen Klassen. Das Vorbereiten der Unterrichtsstunden war zu Beginn des Praktikums mit viel Zeitaufwand verbunden. Zudem gab es einige Dinge die einem das Leben an einer russischen Schule erschwerten.
Es gab in meinem Deutschkabinett ein Smartboard, allerdings hatte ich keinerlei Erfahrungen mit diesem. Die Schülerinnen und Schüler waren unglaublich schreibfaul und Vokabeln lernen war ihnen fremd! Die Deutschlehrbücher an meiner Schule kannten eigentlich nur zwei Arten von Übungen: Lesen und Übersetzen oder Einsetzen und Verbinden.
Ein weiteres Problem zu Beginn meines Praktikums war die Disziplin der Schüler. Alle hatten ihre Handys auf dem Tisch, sie spielten, telefonierten, verließen den Unterrichtsraum, redeten ununterbrochen usw. Am Anfang fiel es mir wirklich schwer geregelten Unterricht abzuhalten. Die ersten zwei Wochen war ich vorwiegend damit beschäftigt, den Schülern die Telefone wegzunehmen oder sie aufzufordern diese wegzupacken. Bis sie merkten, dass ich das wirklich ernst meine vergingen drei Wochen. Zum Ende des Praktikums besserte sich die Situation. Im Prinzip hatte niemand mehr sein Telefon auf dem Tisch und auch die Unterhaltungen reduzierten sich auf ein Minimum.
Das mag jetzt vielleicht alles anstrengend klingen, aber ich habe wirklich viel gelernt! Ich würde diese Erfahrung um nichts auf der Welt missen wollen und bin gerade für meine Mentorin, die mir wirklich neun Wochen lang freie Hand ließ, wofür ich sehr, sehr dankbar bin!
Das SCHULWÄRTS!-Projekt des Goethe Institutes kann ich jedem, der Lehramt studiert, empfehlen. Es festigt die eigene Lehrerpersönlichkeit, macht unheimlichen Spaß und fördert die interkulturelle Kompetenz ungemein.