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Sprung ins Common Law und meine Ziele

Ein anderes Rechtssystem, Winter statt Sommer, 16.500 Kilometer entfernt von zu Hause – warum zieht es mich zum zweiten Mal nach Australien? Nach meinem Auslandssemester in Gold Coast verbringe ich einen Teil meiner Anwaltsstation in einer Kanzlei in Sydney. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch meine Ziele für diese spannende Zeit vorstellen. 

In meinem Jurastudium an der Goethe Universität in Frankfurt bin ich für das dritte Semester an die Griffith University in Gold Coast, Australien gegangen. Meinen Blog darüber findet ihr hier. Seit dem war für mich klar: Ich möchte das australische Rechtssystem auch in der Praxis kennenlernen.

Diese Gelegenheit habe ich jetzt im Rechtsreferendariat und kann in dreiundeinhalb Monaten meiner Anwaltsstation in das Common Law System eintauchen und meine juristischen Fähigkeiten in einem internationalen Kontext erweitern. Doch das ist nur eine Seite der Medaille: Neben fachlichen Herausforderungen gibt es auch Gelegenheit persönlich zu wachsen.

Arbeiten im Common Law

Das Rechtssystem in Deutschland folgt dem Civil Law, in Australien dem Common Law. Der Unterschied in der Praxis ist: Deutsche Juristen suchen zur Lösung eines Falls zunächst nach dem passenden Gesetz und ziehen einen Kommentar zu Rate. In Australien spielt hingegen die Suche nach “precedents”, also früheren Gerichtsentscheidungen, die entscheidende Rolle.

Vereinfachtes Beispiel: Ist durch ein fehlerhaft hergestelltes Produkt ein Schaden entstanden, wird ein Anspruch gegen den Hersteller nicht aus einem Gesetz wie § 1 ProduktHaftG abgeleitet, sondern der Precedent „Donoghue v Stevenson“ herangezogen. Die Kanzlei, in der ich meine Station absolviere, arbeitet zudem an vielen grenzüberschreitenden Sachverhalten zwischen Deutschland und Australien. Das macht den Mix verschiedener Rechtsordnungen in einem Fall besonders spannend. Diese Unterschiede einer anderen Rechtsordnung in der Praxis kennenzulernen, ist eines meiner Hauptziele für die Station in Sydney. 

Englischkenntnisse verbessern

Die allermeiste Zeit in der Kanzlei kommuniziere ich auf Englisch. Während ich mit meinem ausbildenden Rechtsanwalt bei komplizierten Themen oder bei deutschem Rechtsbezug auch mal kurz auf Deutsch sprechen kann, sind alle anderen Kollegen in der Kanzlei rein englischsprachig. Entsprechend schnell habe ich mich daran gewöhnt, Englisch als Alltagssprache zu nutzen. Neben dem typischen Small-Talk beinhaltet das insbesondere auch fachbezogenes Englisch.

Darling Harbour Gebäude
Mit der Station in Sydney kann ich mein Englisch sowohl im alltäglichen Umgang als auch in der Fachsprache verbessern.

Juristische Sachverhalte und mögliche Lösungswege stets sicher auf Englisch formulieren zu können, gehört ebenfalls zu meinen Zielen in der Auslandsstation. Egal ob ich später im Ausland oder in Deutschland tätig bin, ist die Chance hoch auch mal mit grenzüberschreitenden Fällen oder nicht-deutschsprachigen Mandanten zu tun zu haben. Aber auch in meinem Nebenjob als Unternehmensjurist ist es im Konzern üblich, dass einige Meetings auf Englisch abgehalten werden. Entsprechend schadet es nie, hier an Sprachsicherheit zu gewinnen.

Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen

Gerade in der Anwaltsstation darf die Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen nicht zu kurz kommen. Meine Anwaltsstation geht insgesamt von Juli bis März nächsten Jahres, wobei ich ab November wieder bei einem Anwalt in Deutschland eingesetzt werde. Im März stehen danach auch schon die schriftlichen Prüfungen des zweiten Staatsexamens an. Deshalb ist es unerlässlich, bereits während meiner Zeit in Sydney mit den Vorbereitungen zu beginnen.

Bibliothek in Australien
Zeit in der Bibliothek gehört auch in Sydney dazu.

Gerade im Ausland erfordert das ein gewisses Maß an Organisation und Selbststrukturierung. Die Tätigkeit in der Kanzlei, Nebenjob, Reisen und Freizeit müssen in einem passenden Verhältnis mit dem Lernen in Einklang gebracht werden. Dafür schreibe ich mir einen konkreten Lernplan, wann ich welche Themengebiete wiederholt haben möchte und wie viele Übungsklausuren ich schreiben will. Ob das alles so geklappt hat, erfahrt ihr im November 🙂

Beachvolleyball und Calisthenics

Natürlich möchte ich meine Zeit in Sydney nicht nur hinter dem Schreibtisch verbringen. In sportlicher Hinsicht verfolge ich zwei Ziele: Besser in Beachvolleyball werden und Grundlagen in Calisthenics erlernen. Für Beachvolleyball gibt es sowohl in Maroubra als auch Coogee Beach Vereine, die mehrmals wöchentlich Trainings für alle Niveaustufen anbieten.

Eine ideale Gelegenheit in traumhafter Kulisse seine Fähigkeiten zu verbessern. Ansonsten gibt es in Sydney auch zahlreiche Calisthenics-Anlagen – neben dem klassischen Krafttraining finde ich es sehr spannend, damit auch funktionale Beweglichkeit und Flexibilität zu steigern. Der größte Vorteil: Das Training findet in vielen Anlagen an der frischen Luft in schönen Locations an der Küste statt. 

Australien entdecken

Auch wenn ich bereits einige Teile von Australien bereist habe, stehen noch viele Orte auf meiner Bucket List. Dazu gehören das Outback mit Uluru (dem großen “roten” Berg im Zentrum Australiens), Hamilton Island in Queensland und Teile des Küstenabschnitts zwischen Sydney und Brisbane. 

Fachlich und persönlich wachsen

Die Zeit in Sydney ermöglicht es mir, sowohl meine fachlichen als auch persönlichen Ziele in einem internationalen Umfeld zu verfolgen. Das Arbeiten im Common Law, die Verbesserung meiner Englischkenntnisse und die Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen stehen dabei im Vordergrund. Gleichzeitig bietet Sydney mir die Gelegenheit, auch sportlich aktiv zu bleiben und die Stadt sowie einige der noch offenen Reiseziele in Australien zu erkunden. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ich in den kommenden Monaten sammeln werde.

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