studieren weltweit - ERLEBE ES!

studieren weltweit

SOS: Depressive Phase im Ausland

Seit über einem Monat bin ich jetzt in Frankreich, und die letzten Wochen waren alles andere als einfach. Mein Sozialleben leidet unter der Arbeitsbelastung, und es gab einige Herausforderungen. Aber ich gebe nicht auf! Im Ausland zu leben ist kein Urlaub – es gibt Verpflichtungen und einen Alltag. Hier sind meine Tipps, was du tun kannst, wenn es dir im Ausland gerade nicht gut geht.

Nach einem relativ entspannten Semesterbeginn ging es ab der dritten Woche richtig los mit Abgaben, Präsentationen und der Ankündigung von nicht wenigen Zwischenprüfungen. Ab diesem Zeitpunkt war ich echt gestresst und hatte kaum Zeit, die anfänglichen Kontakte weiterzuverfolgen, denn ich musste sofort anfangen, irgendwie mit meinen To-dos hinterherzukommen. Mit meiner WG-Mitbewohnerin gab es auch schon unnötiges Drama und das schlechte Wetter verbessert meine Stimmung nicht gerade. Deswegen geht es mir aktuell psychisch leider schlechter, als ich gehofft hatte.

Wichtiger Hinweis

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass die folgenden Tipps lediglich dabei helfen können, sich in der akuten Situation etwas abzulenken und kurzzeitig besser zu fühlen. Um die Ursachen zu bekämpfen, musst du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen! Das bedeutet: eine Therapie machen und/ oder eine medikamentöse Behandlung beginnen.

Trotzdem lasse ich mich nicht unterkriegen und bemühe mich, alles so gut es geht, zu schaffen. Das soll euch keinesfalls von einem Auslandsaufenthalt abschrecken, aber im Ausland zu leben, ist nun mal kein Urlaub! Du hast Verpflichtungen und einen Alltag, dem du nachgehen musst. Im Folgenden möchte ich dir einige Tipps geben, was du jetzt akut tun kannst, wenn es dir im Ausland gerade nicht gut geht.

1. Plane ein Solo-Date

Ich habe schon früh gelernt, auch mal etwas allein zu unternehmen (zum Beispiel alleine ins Kino zu gehen), damals habe ich mich aber nicht immer wohlgefühlt. Als ich dann 2021 in Spanien war und am Anfang kaum Leute kannte, wollte ich trotzdem ein paar Ausflüge machen: Also bin ich alleine weggefahren. Seitdem habe ich immer öfter kleine Solo-Trips gemacht und es hilft mir sehr, um abzuschalten und meine Batterien wieder aufzuladen. Es kommt natürlich immer auf die Situation an, aber so kann ich mich zumindest für kurze Zeit von meinen Problemen distanzieren.

Eine Straße mit vielen bunten Häusern in der Altstadt von Lyon
Dieses Bild ist neulich bei meinem Tagestrip nach Lyon entstanden.

2. Lerne, in dich selbst zu vertrauen

Eine wichtige Eigenschaft, die ich dank meiner Auslandsaufenthalte gelernt habe, ist mehr Vertrauen in mich zu haben. So kann ich bis zu einem gewissen Grad mein eigener Anker sein. Dieses Grundvertrauen in mich, ist auf jeden Fall eines der wichtigsten und hilfreichsten Learnings, die ich mitgenommen habe. Auch wenn die meisten von uns mit Unterstützung unserer Liebsten rechnen können, es wird immer Situationen geben, in denen du auch mal auf dich allein gestellt bist. In Phasen, in denen es mir wochenlang ständig schlecht ging, wollte ich auch nicht fünfmal am Tag meine beste Freundin anrufen, denn auch deine Bezugsperson hat nicht unendlich Kapazitäten. Umso wichtiger ist es also, dass du dieses Grundvertrauen entwickeln kannst.

3. Wohlfühlorte finden

Wenn es dir gerade nicht gut, dann versuche nicht zu hart zu dir zu sein! Erlaube dir, dich mal aus dem Alltagsstress auszuklinken. Wenn du trotzdem noch ein paar Energiereserven hast, versuche, dich nicht nur in deinem Bett zu verstecken (mache ich aber auch oft). Gehe in dein Lieblingscafé oder mache einen schönen Spaziergang. Hauptsache, es tut dir gut!

Ein Park mit Aussicht auf die Stadt und die Berge
Mein Lieblingsort in Clermont Ferrand ist dieser Park mit einer wunderschönen Aussicht auf die Stadt!

4. Versuche, Routinen aufrechtzuerhalten

Ich weiß, dass es schwer ist, aber ich weiß auch, dass es hilft! In meinem ersten Blogbeitrag habe ich bereits darüber berichtet, dass es wichtig ist, Routinen ins Ausland mitzunehmen und diese vor Ort gleich zu etablieren. Wenn es dir jetzt also schlecht geht, versuche trotzdem diese Routinen aufrechtzuerhalten. Mir gelingt es leider auch nicht immer, aber wenn ich es schaffe, ist es auf jeden Fall eine Art Rettungsanker, um nicht noch tiefer in meinem Loch zu versinken. Wenn du momentan kaum Energie hast, um deinen Alltag zu bestreiten, ist es viel einfacher „automatisierten“ Vorgängen zu folgen, über die du kaum mehr nachdenken musst.

Meine wichtigsten Routinen:

  • morgens direkt nach dem Aufstehen 10-15 Minuten Mobility machen, viel Wasser trinken und kein Handy in der ersten Stunde nach dem Aufstehen
  • Sport und spazieren gehen
  • auf meine Ernährung achten
  • Vitamin D supplementieren
  • jeden Tag mindestens drei positive Situationen aufschreiben
  • Familie und Freunde daheim anrufen

5. Um Hilfe bitten

Du musst nicht alles alleine schaffen! Frage deine Familie oder Freunde von daheim, ob sie Zeit zum Telefonieren haben oder frag einige deiner neuen Freunde vor Ort. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir letztlich oft mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben – und du wahrscheinlich mehr Unterstützung finden wirst, als du denkst. Außerdem haben Universitäten auch Ansprechpartner, wenn du psychische Probleme hast und sie können dich bei weiteren Schritten unterstützen.

6. Lerne, negative Gefühle auszuhalten

Niemanden geht es immer nur gut. Sonst könnten wir die schönen Momente auch gar nicht wertschätzen. Aber sich nicht gut zu fühlen, ist sehr kräftezehrend und anstrengend. Eine weitere wichtige Lektion meiner verschiedenen Auslandsaufenthalte war zu verstehen, dass vor allem extreme Gefühlsausbrüche auch wieder vorbeigehen. Manchmal musst du diese Emotionen einfach annehmen und aushalten. Außerdem kannst du mir glauben, dass es immer noch besser ist, negative Gefühle wahrzunehmen, als gar nichts mehr zu fühlen. Wenn dies der Fall ist, dann suche dir bitte wirklich sofort Hilfe, denn dann ist deine Depression vermutlich schon sehr fortgeschritten.

Wie geht es jetzt für mich weiter?

Aufgeben kommt für mich nicht infrage, nachdem ich mich schon durch so viele depressive Phasen gekämpft habe. Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich meine Therapeutin aus Deutschland an meiner Seite habe und in diesen Monaten noch Sitzungen mit ihr habe. Das hätte ich mir damals für meine Zeit in Spanien auch gewünscht.

Auch wenn ich mir mein Auslandssemester anders vorgestellt habe, weiß ich, dass die Zeit hier endlich ist und die Verschlechterung meiner psychischen Gesundheit aktuell an konkrete Faktoren gekoppelt ist. In zwei Wochen sind hier Herbstferien und ich mache mit meiner besten Freundin eine Reise nach Südfrankreich! Zum Glück habe ich mich an meine eigenen Ratschläge gehalten und jetzt etwas, auf das ich mich sehr freuen kann. Und irgendwie schaffe ich den Rest schon …

Eine bunte kleine Gasse in der Altstadt Montpelliers
Meine Lieblingsstraße in Montpellier! Bald geht es für mich mit meiner besten Freundin nach Nizza.

Falls du dich gerade in einer ähnlichen Situation befindest, hoffe ich, dass es dir bald wieder besser geht und dir meine Tipps eventuell helfen! Bitte vergiss niemals, wie wichtig du bist und pass auf dich auf!

Alles Liebe, Valeska!

P.S.: Lies dir gerne auch meinen Blogbeitrag zu deinen Reisevorbereitungen durch, in dem ich schon einige hilfreiche Ratschläge gebe.

Hast du noch Fragen?

Mehr zu #MentalHealth

  • „studieren weltweit – der Podcast“

    „studieren weltweit der Podcast“

    Einmal rund um den Globus mit sieben ehemaligen Correspondents der Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ und Moderatorin Lene. In unserer 2. Staffel von "studieren weltweit – der Podcast" berichten Studierende von ihren unvergesslichen Abenteuern und Herausforderungen im Ausland. Egal ob Cambridge oder Tbilisi, erfahrt aus erster Hand, wie es ist, fernab der Heimat zu studieren, persönliche Hürden zu überwinden, mit Schicksalsschlägen umzugehen und an den Erlebnissen zu wachsen.

  • Soul Fashion: Die Reise in mein Inneres

    Soul Fashion: Die Reise in mein Inneres

    Die Zeit im Ausland ist sehr schön: neue Kultur entdecken, neue Freunden kennenlernen, zahlreiche Aktivitäten und Beschäftigungen. Doch es kam aber die Zeit, wo ich nicht mehr wusste, was es alles für mich bedeutet. Sind die kulturellen Erfahrungen wichtiger, als neue Freundschaften aufzubauen, mit Menschen, die ich wahrscheinlich nie wiedersehen werde? Sind die Erinnerungen doch nicht schöner, wenn ich sie mit andere teilen kann? So viele Fragen, so viele Parameter und am Ende musste ich feststellen, dass es mir sehr schwerfällt, neue „echte“ Beziehungen aufzubauen. In diesem Beitrag teile ich mit euch viele persönliche Gedanken, die Reise von einem starken Gefühl von Einsamkeit in mir selbst.

Video aktivieren

Zum Aktivieren des Videos klicke bitte auf "Video laden". Wir möchten dich darauf hinweisen, dass nach Aktivierung Daten an YouTube übermittelt werden. Mehr dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung

Auf Instagram abspielen

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Video aktivieren

Zum Aktivieren des Videos klicke bitte auf "Video laden". Wir möchten dich darauf hinweisen, dass nach Aktivierung Daten an YouTube übermittelt werden. Mehr dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Auf TikTok abspielen

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt