23. Dezember 2016
Das Leben in Norwegen kann hart sein: Es ist oft kalt, regnet viel und im Winter werden die Vitamin-D-Tabletten dein bester Freund. Wenn dann noch die Geldbörsenfüllhöhe sukzessive abnimmt, weil die tagtägliche Bauchfüllung doch etwas teurer ist, als geplant, wird es brenzlig. Doch halt: Es gibt auch viel Neues und Schönes zu entdecken zwischen Kühlregal und Obsttheke. Ein nächtlicher Streifzug durch den örtlichen Supermarkt.
Es ist Samstag, 22:30 Uhr, nochmal kurz zu KIWI. Dabei handelt es sich weder um die kräftig-grüne Südfrucht mit lustiger Samenstruktur im Fruchtfleisch, noch um den knuffigen, flugunfähigen Langschnabel aus Neuseeland. Es ist schlichtweg der nahegelegenste Supermarkt, der den Winterspeck mit Speis und Trank auf konstantem Level hält. Auf den ersten Blick: Alles wie in Deutschland – also fast, also nicht so ganz, eher anders.
Die ersten Meter: Sie betreten mexikanisches Staatsgebiet
Die norwegische Küche hat so ihre Eigenheiten. Dazu zählen insbesondere auch die Vorlieben skandinavienferner Gerichte. Hervorzuheben ist dabei die Vernarrtheit in Taccos, Tapas und Burritos. Das geht soweit, dass in Norwegen bereits der „Tacco-Friday“ ausgerufen wurde, an welchem Familien und Studenten sich voller Freude Hackfleisch, Salat und Tomaten in ihre Maisfladen füllen. Repräsentiert wird diese Essgewohnheit von einem kompletten Regal, welches mich gleich nach dem Betreten des Supermarkts verführerisch anlächelt und mit verschmitzt-spanischem Akzent „nimm mich mit“ ruft.
Dosenbiermeer – die Norweger und der Alkohol
Was einem sonst nur die Festivalsaison über begleitet, ist im nächsten Kühlregal Standard. Ein Meer aus Dosen, gefüllt mit „øl“ („Bier“), stellt die Auswahl an freiverkäuflichem Alkohol dar. Wichtig zu wissen: Ein Dosenbier kann zum Preis von 2,50 Euro bis über 4 Euro erstanden werden und darf höchstens 4,5 Promille Alkoholgehalt besitzen. Wein, Starkbier oder Schnaps? Fehlanzeige! Diese Getränke gibt es zu horrenden Preisen nur im staatlichen „Vinmonopolet“, in dem es an Wochenenden und vor Feiertagen zu geht wie auf dem Jahrmarkt. Denn obwohl Norwegen das Land mit dem geringsten Alkoholkonsum nach Island ist, wird der Rausch hier an Wochenenden durchaus zelebriert. Wird man in Deutschland bei den Bezeichnungen „Vorspiel“ und „Nachspiel“ eher in die sexuelle Richtung gelenkt, handelt es sich in Norwegen dabei lediglich um die Zeit vor und nach dem Feiern, die man gemeinsam mit Freunden und Alkohol Zuhause verbringt.
Supermarktschätze – Von trockenem Fisch bis süßem Käse
Was ist typisch für die ursprünglich norwegische Küche? Folgt man dem Gusto des Studenten, so handelt es sich dabei um die große Auswahl an Tiefkühlpizzen. Nur 1,5 Stunden von Volda entfernt wird die Pizza unter dem klangvollen Namen „Grandiosa“ produziert und findet regelmäßig den Weg in die akademischen Bäuche. Auch unsere erste International Night mit Landesthema „Norwegen“ wurde mit diesem urnordischen Gericht bereichert. Erwähnenswert dazu sind definitiv „tørrfisk“ und „brunost“. Bilder von trocknendem Fisch in der idyllisch-norwegischen Einöde sind typische Postkartenmotive und ein wichtiger Wirtschaftszweig in dem skandinavischen Land. Dazu kommt der Braunkäse, der aus Ziegenmilch, Sahne und Molke hergestellt wird. Ihn gibt so wohl nur in Norwegen. Mit seinem karamellig-süßen Geschmack passt er wunderbar zum Frühstück vor einem anstrengenden Tag in der Uni.