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Leben ohne Unterkunft auf Hawaii

Ein Auslandssemester ohne feste Unterkunft klingt verrückt. Für mich war es die beste Entscheidung meines Lebens. In diesem Blog erzähle ich dir weshalb ich mich gegen eine Unterkunft entschieden habe, welche Folgen diese Entscheidung hatte und warum ich es trotzdem wieder machen würde.

Seit ungefähr 3 Monaten studiere ich bereits auf Hawaii und bis heute habe ich keine feste Unterkunft. Geplant hatte ich das nicht, aber die richtige Entscheidung war es trotzdem. Neben einem Zeitungsartikel, vielen neuen Freunden und einem unvergesslichen Abenteuer, gab es auch einige Dinge die ich dazu lernen musste.

Sonnenaufgang auf Hawaii
aufgestanden bei einem Traumhaften Sonnenaufgang

Kein Plan ist auch ein Plan!

Eigentlich wollte ich wie die meisten anderen Studierenden eine Unterkunft vor meiner Abreise mieten. Viele, die ich kenne, hatten ihre Wohnungen über Plattformen wie Airbnb oder über Kontakte gefunden. Auch die Möglichkeit, direkt am Campus zu wohnen, stand im Raum, aber das war für mich keine Option. Die Mieten dort waren schlichtweg zu hoch, und auch die Lage des Campus entsprach nicht meinen Vorstellungen. Ich wollte nach Waikīkī – dorthin, wo das Leben pulsiert und viele Studierende ihre Zeit verbringen.

Waikiki Drohnenaufnahme
Waikiki

Doch trotz meiner Suche aus Deutschland konnte ich keine passende Unterkunft finden. Die Mieten waren oft zu teuer, um sie alleine zu stemmen, und ich wusste, dass ich einen Mitbewohner brauchen würde, um die Kosten zu teilen. Aber jemanden zu finden, mit dem ich mich gut verstehe und der die gleiche Unterkunft sucht, schien auf Distanz schwierig. Also beschloss ich, ohne festen Plan zu starten: Erst ankommen, die Insel kennenlernen, Leute treffen und dann gemeinsam mit anderen etwas finden.

Als ich schließlich auf Hawaii ankam, war ich sofort verliebt – in die Insel, die Atmosphäre, das Meer. Doch ich hatte immer noch keinen festen Wohnsitz. Spontan zog ich für die erste Nacht in ein Hostel ein und begann, jeden, den ich traf, darauf anzusprechen, dass ich keine Unterkunft hatte. Und tatsächlich – irgendwie war es witzig und öffnete viele Türen. Im Bus begegnete ich zwei Schweden, die mir spontan anboten, bei ihnen zu übernachten. Einen Tag später wohnte ich für 3 Nächte bei ihnen und erlebte echte Gastfreundschaft.

Eine Woche die ich nie mehr vergessen werde🌋🌴🌺…
Couchsurfing bei fremden Schweden

Je länger ich drüber nachdachte, desto mehr gefiel mir der Gedanke, immer wieder woanders zu wohnen. Ich hatte keine festen Verpflichtungen, konnte spontan sein und das Beste aus jedem Tag machen.

Trotz unbezahlbarer Erinnerungen eine Menge gespart

Die nächsten Monate waren geprägt von einer bunten Mischung aus Abenteuer und Begegnungen. Ich übernachtete an den unterschiedlichsten Orten – auf Couches, in Betten, manchmal auf dem Boden, am Strand oder in einer Hängematte. Jede neue Unterkunft brachte ihre eigene Geschichte mit sich, und ich lernte unglaublich viele verschiedene Menschen kennen. Ob kurze Gespräche mit Gastgebern zuhause oder tiefgründige Unterhaltungen am Meer – jede Begegnung bereicherte mein Auslandssemester. Aus manchen Gesprächen wurden sogar echte Freundschaften.

Das spontane Wohnen hatte nicht nur soziale Vorteile, sondern auch finanzielle. Während die meisten Studierenden in Waikīkī zwischen 900 und 1.400 Euro pro Monat für ein WG-Zimmer zahlen, habe ich so gut wie keine festen Ausgaben. Oft wurden mir sogar von den Gastgebern und Gastgeberinnen etwas gekocht. Von mir gab es als Dankschön meistens einen kleinen Einkauf beim Supermarkt oder kleine Geschenke. Insgesamt konnte ich dadurch über 3.000 Euro sparen.

Kokosnuss am Strand öffnen
Eine Kokosnuss zum Frühstück – so kann man auch sparen 🙂

Doch die Ersparnis war nur ein Teil des Gewinns. Durch das Leben ohne festen Wohnsitz fühlte sich jeder Tag wie ein Abenteuer an. Jeder neue Ort, an dem ich übernachtete, eröffnete mir eine neue Perspektive auf das Leben auf Hawaii. Ob unter den Sternen am Strand oder in einer gemütlichen Hängematte mit Meeresrauschen im Hintergrund – diese Momente waren unbezahlbar und hätten mit einer festen Unterkunft nie so intensiv erlebt werden können. Jede Herausforderung wurde zu einer Chance, jede Begegnung zu einer Erinnerung, die ich nie vergessen werde.

Stress und die Meinung von Anderen

Natürlich war das Leben ohne feste Unterkunft nicht immer einfach. Besonders am Anfang war es eine echte Herausforderung, spontan eine Bleibe zu finden. Ich kannte noch nicht viele Menschen und hatte auch noch kein großes Vertrauen aufgebaut, was die Sache nicht unbedingt erleichterte. Doch mit der Zeit änderte sich das. Durch meine wachsende Präsenz auf Instagram und die Zeit am Campus, kamen immer mehr Menschen auf mich zu, die mir helfen wollten.

Dennoch war nicht jeder von meiner Idee begeistert. Es gab Menschen, die das Leben ohne feste Unterkunft faszinierend und mutig fanden, während andere es eher kritisch sahen. Manche hielten es für egoistisch oder naiv, und ich bekam hin und wieder dumme Kommentare oder skeptische Blicke zu spüren. Doch was ich dabei gelernt habe: Man kann es nicht allen recht machen. Diese Erfahrung hat mir geholfen, mich weniger von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Denn trotz einiger negativer Reaktionen überwog die Unterstützung, die ich erhielt – und die hat mir unglaublich viel gegeben.

Ein weiterer Aspekt, der meinen Alltag komplizierter machte, war die logistische Seite des Ganzen. Mein Koffer wurde zu meinem ständigen Begleiter, und ich musste ihn immer wieder von Ort zu Ort schleppen. Wäsche zu waschen war nicht immer leicht zu organisieren, und es gab Tage, an denen ich erst spät abends wusste, wo ich schlafen würde. Das sorgte natürlich für ein gewisses Maß an Stress, aber irgendwie konnte ich damit umgehen. Es gehörte für mich einfach zum Abenteuer dazu und hat mich belastbarer gemacht.

Warum ich es wieder tun würde

Trotz aller Schwierigkeiten war diese Erfahrung unbezahlbar. Sie hat mich nicht nur als Person wachsen lassen, sondern mir auch gezeigt, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, ein erfülltes Leben zu führen – jenseits der gewohnten Strukturen. Das Leben ohne festen Wohnsitz hat mir eine neue Perspektive auf das Reisen, auf Menschen und auch auf mich selbst eröffnet.

Marcel an der Napali Coast
Ich genieße den Sonnenuntergang an der Napali Coast

Ich habe gelernt, dass für fast jedes Problem eine Lösung gefunden werden kann, solange man mit einem Lächeln an die Sache herangeht. Diese positive Einstellung hat mir geholfen selbst in unvorhersehbaren Situationen das Beste herauszuholen. Es war oft das Vertrauen in das Gute im Leben, das mich getragen hat – und meistens hat es sich bewahrheitet.

Eine besonders schöne Überraschung war, dass meine Geschichte sogar bei unserer Universität für Aufmerksamkeit sorgte. Nachdem ich ein Interview über meine Wohnsituation geführt habe, kam ich in den Newspaper meiner Gast Uni.

Was ich dir raten würde

Mein Weg war außergewöhnlich und ganz sicher nicht für jeden geeignet. Deswegen würde ich dir nicht unbedingt raten, genau das Gleiche zu machen wie ich. Ohne feste Unterkunft zu reisen, erfordert eine große Portion Flexibilität, Offenheit und manchmal auch eine gute Portion Mut. Aber was ich dir definitiv ans Herz legen kann: Trau dich, etwas Neues auszuprobieren und deine Komfortzone wirklich zu verlassen. Genau dort warten die spannendsten Erfahrungen und die wertvollsten Lektionen des Lebens.

Vertraue darauf, dass am Ende irgendwie alles funktioniert – vielleicht nicht immer so, wie du es dir vorgestellt hast, aber auf eine Weise, die dir weiterhilft. Und falls es mal nicht so klappt, wie du es dir erhoffst, dann bedeutet das nur, dass es noch nicht das Ende ist.

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