00:00:00:00
Julia
[MUSIK] Was passiert, wenn es wieder schlimmer wird? Weil es kann halt wirklich über Nacht einfach kippen. Habe ich auch schon so erlebt. Also hatte ich Notfallmedikamente mit dabei. Erst mal diese ganze Seite und ich wusste auch immer, alles klar, ich kann immer zu meiner Ärztin kommen. Wir hatten immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, wofür ich bis heute superdankbar bin. [TRANSITION SOUND] Geht nicht, gibt’s nicht – auch mit der Krankheit.
[TRANSITION SOUND]
00:00:21:20
Lene
[MUSIK] Willkommen zurück bei „studieren weltweit – der Podcast“. Schön, dass ihr auch bei der zweiten Staffel dabei seid. Ich bin Lene und ich nehme euch zusammen mit meinen Gäst:innen wieder mit ins Ausland. Ich spreche mit ehemaligen Auslandsstudierenden über ihre Erfahrungen. Was war schön? Was waren die Schwierigkeiten? In dieser Staffel fragen wir uns: Studieren im Ausland – immer alles so easy? Los geht’s.
[TRANSITION SOUND]
00:00:47:04
Lene
Hi Julia, guten Morgen. Schön, dass du heute da bist. Ich freue mich sehr, mit dir heute über die Auslandsaufenthalte zu sprechen, die du gemacht hast. Und das ist auch schon ein guter Übergang, um kurz zu erzählen, was du alles gemacht hast. Du warst 2011 das erste Mal in den Niederlanden mit einem Au pair-Programm. Dann bist du 2015 noch mal in den Niederlanden gewesen für ein viermonatiges Praktikum. Dann bist du 2017 bis 2018 im Wintersemester innerhalb deines Studiums in Großbritannien, Chelmsford gewesen und bist dann 2019 noch mal in Thailand gewesen. Das ist eine ganze Menge und der Clou an der ganzen Sache ist ja, dass du eine chronische Darmkrankheit hast, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die nennt sich Colitis ulcerosa. Ganz kurz dazu. Und zwar beinhaltet diese Krankheit, dass du … Wenn sie nicht therapiert ist beziehungsweise innerhalb der Therapie, kann es zu Schüben kommen.
00:01:52:05
Lene
Das bedeutet starke Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Fieber oder ständiger Stuhlgang. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber sie ist therapierbar. Und jetzt ist es natürlich superinteressant, dass du trotzdem so viel im Ausland warst, trotz dieser Krankheit. Ich habe im [TRANSITION SOUND] Vorgespräch gefragt, ob du deine Auslandsaufenthalte in einem Wort zusammenfassen könntest. [TRANSITION SOUND] Und da du ja so oft im Ausland warst, hast du gleich vier Wörter gefunden, und zwar „Sprung aus der Komfortzone“. Jetzt wollte ich gerne wissen, wie kommst du da drauf? Was meinst du damit?
00:02:28:00
Julia
Hi, Lene erst mal. Schön, dass wir uns heute zusammen treffen hier. „Der Sprung aus der Komfortzone“. Man muss sich das einfach vorstellen, wenn man eine chronische Krankheit hat, wie es in meinem Fall ist. Ich brauche immer eine Toilette. Also das heißt, Infrastruktur würde ich es jetzt einfach mal nennen. Irgendwie baut man sich da seine kleine Welt zusammen, wo man dann weiß, da ist eine Toilette, da ist eine Toilette. Okay, mir geht es heute so schlecht, ich brauche vielleicht mal einen Bauchtee oder vielleicht soll ich doch mal lieber zur Ärztin irgendwie gehen, beziehungsweise auch einfach regelmäßige Infusionstherapien, die ich hatte. Das heißt, ich hatte auch einen Zeitplan für alle acht Wochen und das baut man sich so zusammen und auf einmal, freiwillig in meinem Fall, begibt man sich daraus in ganz neue Umgebungen, in ganz neue Settings, also einmal ein Praktikum, einmal ein neues Studiensystem, da rauszugehen. Und dann merkt man eigentlich erst mal, was man sich für eine Komfortzone aufgebaut hat und wie einem die dann doch nicht weit belastet, aber halt einfach einschränkt. Und deshalb ist dieser Sprung ins Ausland für mich unfassbar wertvoll, wovon ich heute noch [TRANSITION SOUND] nicht zehre, aber einfach einen unglaublichen Entwicklungsschub gemacht habe, persönlich auf jeden Fall.
[TRANSITION SOUND]
00:03:43:11
Lene
Du erzählst schon sehr schön, was dir das alles mitgegeben hat. Wir sprechen genau heute über dieses Thema, wie man mit einer chronischen Krankheit oder auch mit einer Behinderung ins Ausland gehen kann, was die Vorbereitung bedeutet und auch die Finanzierung hinter dem Ganzen. Ich wollte jetzt allererstes auch noch wissen, wann wurde das denn diagnostiziert beziehungsweise wie ist das aufgefallen, dass du das hast?
00:04:09:09
Julia
Das wurde in meiner Jugend diagnostiziert. Ich glaube, ich war 15. Also das ist schon sehr lange. Also mehr als die Hälfte meines Lebens begleitet mich diese Krankheit schon und das ist tatsächlich aufgefallen, weil ich Durchfall mit Blut hatte. Und ich hatte großes Glück, dass es sehr schnell diagnostiziert wurde. Teilweise dauert es Jahre. Bei mir waren es zwei Wochen, wovon ich echt wirklich Glück hatte. Genau und ich habe leider Gottes auch noch eine chronische Aktivität entwickelt. Das heißt, es hat mich wirklich eigentlich bis 2015, mehr oder weniger bis zu meinem ersten Auslandsaufenthalt, wo ich das erste Mal wirksame Medikamente hatte begleitet auf jeden Fall und auch heute noch begleitet.
00:04:48:01
Lene
Gibt es ansonsten noch Finanzierungsprogramme oder Hilfen, die du mit auf den Weg geben kannst für andere Studierende?
00:04:55:06
Julia
Ich habe gute Nachrichten letztes Jahr gesehen, dass der DAAD ein unkomplizierteres Finanzierungsmodell, ich bin mir jetzt nicht genau sicher, aber ich weiß, dass es auf jeden Fall auf dem studieren-weltweit-Blog steht, wo Studierende, die – wie drückt man das jetzt aus, Bedarfe haben oder Bedürfnisse, die darüber hinausgehen. Und ich weiß, da werden auf jeden Fall Studierende mit Behinderungen gefördert. Ich glaube, sie müssen nur einen ärztlichen Nachweis erbringen, dass sie diese Behinderung haben, was ich super finde, superunkompliziert. Das gibt es aber auch, glaube ich, für die soziale Herkunft. Also es sind verschiedene Kategorien aufgemacht worden, wo man, glaube ich, einen Betrag X, ich glaube, es waren 200 Euro im Monat on top bekommt. Und das wären in dem Moment meine Flugkosten oder meine Reisekosten halt einfach irgendwie gewesen, wenn ich hätte nach Hause fahren müssen, die ich mir halt so anders finanzieren musste.
00:05:48:02
Lene
Auf deinem Blog auf „studieren weltweit“ schreibst du beziehungsweise der Blog steht im Rahmen #Studiummitbehinderung. Jetzt wollte ich noch mal nachfragen, wir nennen es ja Erkrankung. Zählt es auch als Behinderung? Wie ist da die richtige Bezeichnung?
00:06:07:20
Julia
Genau. Auf der einen Seite kann man natürlich verschiedene Definitionen vom Sozialgesetzbuch, europäische Definition et cetera rausholen. Auf der anderen Seite hat man eine persönliche Definition. Ich habe lange Zeit nicht eingesehen, dass es eigentlich eine Behinderung ist, bis ich tatsächlich schwarz auf weiß nach dreijährigen anwaltlichen Begleitungen zu einem Gerichtsurteil kam, dass es doch einen schwerbehinderten Grad von 40 ist, womit ich formal nicht schwerbehindert bin, mich aber gleichstellen lassen könnte auf dem Arbeitsmarkt. Aber nichtsdestotrotz sage ich eigentlich mittlerweile: Okay, ich bin behindert. Und wenn du Anfang 20, Ende deiner Teenager-Jahre 18, 19 bist, dann habe ich das gar nicht so gesehen und kann jetzt aber sagen: Ja, ich bin behindert. Das ist schon auf jeden Fall, je nachdem, aus welcher Perspektive man das betrachtet.
00:06:55:22
Lene
Und wie kam es denn dazu, dass du dich für ein Auslandssemester entschieden hast oder auch Auslandspraktika, Au-pair? Wie hat das Ganze gestartet, trotz dieser Behinderung, der Krankheit?
00:07:07:24
Julia
Also ganz ehrlich, irgendwie hatte ich den Wunsch schon immer. Witzigerweise habe ich genau über diese Frage auch vorher nachgedacht und mir ist dann eingefallen, es lief mal irgendwann nachmittags so eine Serie, die hieß „Auf und davon“, wo sie Leute begleitet geleitet haben zum Schüleraustausch in die ganze weite Welt und ich habe es geliebt. Leider Gottes konnten sich meine Eltern aber keinen Schüleraustausch leisten, weshalb das tatsächlich auch schnell vom Tisch war. Dann gingen wir in der Schule nach Frankreich und London, in der zehnten Klasse, wo ich tatsächlich nicht teilnehmen konnte, weil es mir zu dem Zeitpunkt so schlecht ging, dass ich nicht 24 Stunden im Bus sitzen konnte. Und dann habe ich mir gedacht: Okay, jetzt ist das Abi vorbei. Für mich kam nur ein Studium infrage beziehungsweise den Au-pair Aufenthalt – kurz überlegt in den Niederlanden zu studieren. Also wilde Geschichte irgendwie dahinter. Aber nichtsdestotrotz war der Wunsch irgendwie immer da und ich habe es dann irgendwie angepackt und habe mich – das habe ich im Vorgespräch auch schon erzählt. Ich bin tatsächlich ein bisschen strategisch vorgegangen. Ich habe mir die Niederlande ausgesucht und auch das Goethe-Institut. Weil ich Deutsch als Fremdsprache studiert habe, wusste ich, ich habe ein deutsches Umfeld, ich habe deutsche Ansprechpersonen und wusste aber auch, wenn irgendwas sein sollte, ich bin in anderthalb Stunden an der deutschen Grenze.
00:08:34:05
Julia
Ich bin in einem deutschen Behandlungssystem drinnen, ich verstehe die Leute, ich weiß, was los ist und theoretisch hätten mich meine Eltern auch mit dem Auto abholen können. Das war irgendwie so und dann bin ich ein bisschen weiter vorgegangen und habe gesagt: Okay, jetzt habe ich ein Praktikum gemacht. Ich möchte natürlich auch noch das Studieren im Ausland kennenlernen. Also habe ich mich für einen Doppelmaster entschieden, der ein integriertes Auslandssemester in England drin hatte und da wusste ich: Okay, ich bin in der Nähe von London. London hat fünf Flughäfen. Falls irgendetwas sein sollte, ich bin in zwei Stunden nach Hause geflogen und bin einfach wieder hier. Genau und dann [TRANSITION SOUND] dachte ich mir: Ja, cool, jetzt bist du in Europa. Jetzt will ich aber noch mal was ganz anderes kennenlernen und habe mich dann wieder beim Goethe-Institut beworben für ein Sprachassistenzprogramm in Thailand, [TRANSITION SOUND] was circa drei Monate ging und was tatsächlich in den Zeitraum für meine Infusionstherapie gepasst hat, weil in den ganzen Zeiträumen, die ich gerade aufgezählt habe, musste ich alle acht Wochen in die Uniklinik Magdeburg und habe immer eine Stunde lang am Tropf gehangen unter ärztlicher Aufsicht.
00:09:42:03
Julia
Und ich konnte dann mit dem Goethe-Institut vereinbaren und auch mit meiner Ärztin: Okay, wir können es auf zweieinhalb Monate, also auf zehn Wochen, können wir es strecken. Mir geht es okay und so bin ich dann in Thailand in einem ganz verschiedenen Kontext gelandet und es war ganz fantastisch.
00:09:56:04
Lene
Das ist superverrückt zu hören, dass du dich das so getraut hast und so Schritt für Schritt immer weiter deine Komfortzone erweitert hast sozusagen. Du hast das ja jetzt schon angesprochen mit den Infusionen und auch deine Ärztin, die dich damit unterstützt hat. Ich wollte ganz gerne wissen, wie sah es denn aus mit der Vorbereitung? Wie hast du dich auf die Auslandsaufenthalte vorbereitet?
00:10:20:18
Julia
Also es sah meistens immer so aus, dass ich meine Eltern vor veränderte Tatsachen gestellt habe. Die hatten irgendwie kein Mitspracherecht, obwohl sie immer Furcht, also nicht furchtbare Angst, aber sie waren immer wirklich sehr … „Thailand? Sicher?“ Ich so: Ja, ich bin in einem Tag zu Hause. Es ist alles okay. Ich bin im Drehkreuz von Asien. Es ist alles super.
00:10:42:24
Lene
Ich finde es gut, dass es von diesen zwei Stunden zu einen Tag geworden ist.
00:10:46:20
Julia
Genau und letzten Endes habe ich einfach immer das Gespräch mit meiner Ärztin gesucht. Wir haben immer besprochen: Okay, ich gehe jetzt in die Niederlande oder London [TRANSITION SOUND] oder irgendwas anderes. Niederlande und London, okay, da wusste ich, ich kann diesen 8-Wochen-Rhythmus einhalten und den musste ich zu diesem Zeitpunkt einhalten gehalten, weil es einfach nicht anders ging. [TRANSITION SOUND] Also haben wir Notfallmedikamentation besprochen. Was passiert, wenn es wieder schlimmer wird, weil es kann wirklich über Nacht einfach kippen. Habe ich auch schon so erlebt. Also hatte ich Notfallmedikamente mit dabei, erst mal diese ganze Seite. Und ich wusste auch immer, alles klar, ich kann immer zu meiner Ärztin kommen. Wir hatten dann ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, wofür ich bis heute superdankbar bin, die mich da auch immer unterstützt hat und immer gesagt hat: „Ja, klar, mach doch.“ Die hat nie irgendwie so: „Sind Sie sich sicher?“, sondern „Ja, ja, machen Sie. Finde ich super. Finde ich toll, dass Sie das machen.“
00:11:43:11
Julia
Auf der anderen Seite hatte ich natürlich den Struggle dann: Wie finanziere ich mir alle acht Wochen eine Heimreise? Und da fängt man dann an zu schauen: Hey, liebe Krankenkasse, ich bin chronisch krank. Ihr wisst das ja alles. Wie könnt ihr mich unterstützen? Und die meiste Antwort war: „Ja, schön, dass Sie ins Ausland wollen. Wir können Sie nicht unterstützen.“ Was macht man dann? Man geht ins International Office: Hi, habt ihr vielleicht noch irgendwo Mittel? Ich muss nach Hause reisen. Und damals, zu dem Zeitpunkt, als das Ganze war, also 2015 und dann, als ich in England war, ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50 und ich dachte: Ja, ist jetzt superärgerlich, ich habe nur 40. Und meistens waren auch eher so Sachen finanziert wie eine Begleitassistenzperson oder halt spezielle Unterbringungen. Also eigentlich nichts, was für mich gepasst hat und das war immer sehr ernüchternd, dass das irgendwie so war. Und auf der anderen Seite, ich hatte zu dem Zeitpunkt auch immer … Also ich bin schon sehr lange auch mit meinem mit einem Freund zusammen und da war es keine Vorbereitung, sondern war eher so: Alles klar, wann kommst du mich besuchen? Also dass eher tatsächlich in der Vorbereitung speziell mit dieser Krankheit.
00:13:00:15 Julia
Und auf der anderen Seite ist natürlich trotzdem immer irgendwo auf der rechten Schulter, so ein bisschen dieses: Was passiert jetzt, wenn es schiefgeht? Aber da habe ich mich halt versucht, selber abzusichern: Du bist du schnell zu Hause. Alles wird gut, alles wird gut. Deshalb ist man dann irgendwie, du kennst das ja selber: Man ist in dem Moment irgendwie so im Funktionieren drinnen, dass man dann eigentlich nicht mehr groß Zeit hat, sondern eher die Vorfreude und der Reisestress so ein bisschen überwiegt.
00:13:29:11
Lene
Wie hast du denn in Thailand gelebt? Warst du da auch in einer WG?
00:13:33:10
Julia
Ein Programmpunkt von dieser Geschichte war, dass die Schule – ich war in einer Schule und habe Deutsch unterrichtet – die Wohnung stellen müssen. Und ich hatte das Glück, dass quasi mein Zimmer, also die Schule, hatte relativ viele ausländische Lehrkräfte und hatten, glaube ich, drei oder vier Apartments und ich habe ein Apartment bekommen. Was stellt man sich darunter vor? Ein Raum, wo einfach ein Bett und ein Schreibtisch drinnen stand, ein Schrank und eine eigene Toilette und ganz wichtig, eine Klimaanlage. Genau, und so habe ich quasi hinter dem Schulgebäude in diesem Gebäude gewohnt und bin jeden Morgen durch die Schulküche geweckt worden um 6:30 Uhr mit ganz viel Fischsoße und Knoblauch. Aber es war für mich auch wieder super, weil ich mein eigenes Bad hatte. Ich hatte zwar kein warmes Wasser, aber auch damit hat man sich engagiert. Irgendwann hatte ich meine eigene Toilette und das war auch eine Schüsseltoilette und keine Hocktoilette. Deshalb bin ich auch meistens, weil ich das nicht hinbekommen habe, weil ich durfte auch nur einen Rock tragen, der über meine Knie ging. Genau und deshalb bin ich auch immer ganz schnell in mein Apartment auf die Toilette gegangen. Genau, das ist ganz witzig.
00:14:49:18
Lene
Du hattest auch von der Dame erzählt, bei der du immer deine Spieße gekauft hast. Hast du dann auch mit ihr das Gespräch gesucht oder konntet ihr euch gar nicht unterhalten?
00:15:01:02
Julia
Eher schlecht. Also wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Das waren so … ich wusste das thailändische Wort für „Fleisch“, nicht für „Fleisch“, sondern für „Schwein“. Sie hat mir dann versucht … sie hieß „Mu“ und sie dann: „No, Chicken“. So ging das dann. Ich so: Okay, four. So haben wir dann versucht, mit Händen und Füßen irgendwie zu kommunizieren. Und wie gesagt, an meinem letzten Tag habe ich dann meine Schülerinnen gefragt, die wirklich sehr gutes Englisch auch konnten und am Ende natürlich auch besseres Deutsch dank mir –, [TRANSITION SOUND] ob sie ihr erzählen können, dass ich jetzt gehe und dass ich gerne ein Foto machen möchte und dass ihre Spieße so lecker waren und dass sie mir immer in Erinnerung bleibt. Und das war ganz süß.
[TRANSITION SOUND]
00:15:51:15
Off-Sprecher
[ZUGEINFAHRT, BREMSEN QUIETSCHEN] Kurzer Zwischenstopp für die Werbung. [DURCHATMEN]. Im Ausland studieren klingt schon aufregend, oder? Hast du auch Fernweh? Wenn du Lehramt studierst, kannst du dich auf ein DAAD-Stipendium bewerben. Starte dein Auslandspraktikum, egal ob während deines Studiums oder vor deinem Referendariat. Alles, was du für die Bewerbung brauchst, findest du mit einem Klick auf den Link in den Shownotes. Mach dein Studium zum Abenteuer mit deinem DAAD-Stipendium. Bewirb dich jetzt und erlebe es.
[TRANSITION SOUND]
00:16:21:07
Lene
Sehr schön. Wie ist das gewesen? Du bist ja in Chelmesford an der Uni gewesen und ich hatte auf deinem Blog gesehen, dass der erste Tag irgendwie supercool war und du damit gefühlt zwei Koffern mit Geschenken nach Hause gekommen bist. Und außerdem beschreibst du dort auch, dass du auf verschiedene Beratungsstellen getroffen bist. Wie bist du da draufgekommen? Wie ist es dazu gekommen?
00:16:48:13
Julia
Es war so, als ich … wir hatten vor Ort die Leute, die das Programm in Chelmesford begleitet haben, diesen Studiengang. Die waren einmal in Magdeburg und haben Interviews geführt, einen Sprachtest gemacht, bla bla bla. Und da kam das schon mal so ein bisschen zur Erwähnung, weil ich mich damals auch auf ein Erasmus-Stipendium beworben habe, genau aus dem Grund. Ich habe gemeint, hey, ich bräuchte halt dieses Geld. Zum einen muss ich mir die Studiengebühren ansparen, denn obwohl es Teil des Programms war, musste ich 4.000 oder 5.000 Euro Studiengebühren bezahlen. Was halt echt Stress bedeutet, weil ich zusätzlich arbeiten gehen musste. Und da habe ich das mal irgendwie so fallen lassen, irgendwie. Und dann auf einmal gab es so ein Immatrikulationsformular. Ich glaube, aus Datenschutzsicht in Deutschland wäre das eigentlich so nicht okay, weil wir tatsächlich nach Sachen gefragt wurden: „Hey, welche Religion hast du?“ Zwar alles immer freiwillig, aber: „Welche Religion?“ Und dann unter anderem auch: „Hast du eine Behinderung oder hast du eine körperliche Beeinträchtigung?“ Und ich habe einfach eigentlich aus Scherz „Ja“ geklickt, weil ich mir dachte: Ja, was kann schon sein? Sie führen halt ihre Statistik und das war’s. Und auf einmal erhielt sich irgendwie eine E-Mail vom Study-Support-Service und ich so: Hä, was? … „Ja, wir würden dich gerne kennenlernen und darüber reden. Komm doch mal vorbei.“
00:18:09:03
Julia
Und da dachte ich mir so: Nein. Weil ich eher die Erfahrung gemacht habe in Deutschland, das es eher, wenn du da irgendwie einen Nachteilsausgleich an deiner Uni machst, dann ist da eine Person, die macht das nicht hauptamtlich, die macht das nebenamtlich und hier und da. Und eigentlich kann dir niemand wirklich helfen, weil niemals irgendwie Vorschläge gemacht werden. Das und das ist meine Situation, das und das ist möglich, diese Bausteine gibt es. Und dann nach der zweiten E-Mail mit dem: „Bitte kommen Sie jetzt doch mal zu uns, dann ist Ihr Termin.“, bin ich da tatsächlich hingegangen und es waren superfreundliche Menschen, die das hauptamtlich gemacht haben. Es war wirklich so eine eigene Stelle in der Uni und mit denen habe ich dann so ein bisschen erzählt, wie es so läuft und die meinten halt auch so: „Na ja, was für Einschränkungen können dich denn erwarten?“ Also nicht mal, welche ich gerade habe, sondern was kann passieren? Und da haben wir dann ganz offen und ehrlich drüber erzählt und ich meinte so: Na ja, meine Anwesenheit könnte halt ein Problem sein. Es kann sein, dass ich einfach mal öfter auf die Toilette gehen muss. Das Ganze dauerte nämlich auch drei Stunden und nicht 90 Minuten, wie hier in Deutschland.
00:19:08:13
Lene
Drei Stunden.
00:19:09:13
Julia
Ja, das war schon sehr anstrengend. Und dass dann halt das einfach irgendwo hinterlegt ist. Und auch [TRANSITION SOUND] Fristen waren, glaube ich noch mit drinnen, dass es sein kann, wenn ich krank bin, dass ich die Fristen nicht einhalten arbeiten kann für Hausarbeiten. Und ehe ich mich versah, hatte ich auf einmal einen Nachteilsausgleich in der Tasche. [TRANSITION SOUND] Und zwar, es gab so elektronische Studierendenakten und da war das hinterlegt und in einer gewissen Art und Weise auch anonymisiert für die entsprechende Lehrkraft an der Uni. Wo jetzt nicht stand, Julia Proft hat Colitis ulcerosa oder irgendwas. Sondern da stand halt drinnen, die Studentin hat halt was und das und das und das können die Folgen sein. Und ich dachte mir zum ersten Mal so: Oh mein Gott, was für ein Service, weil tatsächlich auch diese Vorschläge von diesen Personen kamen, dass die quasi so was hatten und da muss ich sagen, war das wie eine komplett andere Welt. Wenn man jetzt so rückblickend so ein bisschen schaut, ich mich auch beruflich mit Diversität auseinandergesetzt habe, was es da einfach für Möglichkeiten gab für Menschen mit Behinderungen.
00:20:10:07
Julia
Die Folien waren alle einheitlich für Menschen, die eine Leserechtschreibschwäche haben oder Dyslexie, dass das einfach lesbarer wird. Es gab einen Campusplan, wo die Toiletten eingezeichnet waren. Das war für mich halt so: Oh mein Gott, ich muss nicht mehr danach suchen. Oder auch wirklich überall [TRANSITION SOUND] beschrieben wurde, bauliche Barrierefreiheit und so weiter. Und das war tatsächlich im Nachgang äußerst wertvoll für mich und ich könnte mir auch vorstellen für andere Studierende. [TRANSITION SOUND]
00:20:36:08
Lene
Für mich gehört zum Auslandsaufenthalt auch immer die kulinarische Seite mit dazu. Wie machst du das? Wie war das für dich im Ausland?
00:20:45:06
Julia
Im Endeffekt kann ich alles essen, ich darf alles essen. Es ist mir freigestellt. Ich habe es auch immer sogar handhabt. Jetzt kann man sich natürlich denken, Thailand? Wie habe ich es da angestellt? Ja, mit ein bisschen Sinn und Verstand habe ich vor allen Dingen immer komplett frittierte Sachen gegessen, Teigtaschen gegessen. Ich habe wirklich darauf geachtet, nicht zu viel Chili zu essen. Ich war in einer nicht touristisch erschlossenen Region. Das heißt, überall war extrem viel Chili dran. Deshalb waren meine Essen-Sachen immer sehr begrenzt und deshalb gab es immer ganz viel Reis mit irgendwelchem Fleisch. Also eine vegetarische Ernährung war für mich oder vegan, ausgeschlossen in dem Moment. Und irgendwann hatte ich so meine drei, vier Food-Stände, wo ich hingegangen bin und einer davon war so Fleischspieße und da war ich wirklich zwei Monate jeden Tag und wir haben uns so verstanden und irgendwann habe ich meine Schülerinnen gefragt, ob sie mir das bitte übersetzen können und sagen, dass ich jetzt gehe und heute das letzte Mal ist und dann haben wir sogar noch ein Foto zusammen gemacht und das war wunderschön. Aber ansonsten, man kennt sich am besten. Man weiß, was man essen kann und wenn man da wirklich so ein bisschen für sensibilisiert ist, was man meistens in diesem Fall tatsächlich ist, dann ist das kein Problem.
00:22:01:06
Lene
Du hast vorhin schon einige Male über die Finanzierung gesprochen. Jetzt wollte ich gerne weiter darauf eingehen. Da du ja auch schon so oft im Ausland warst, hast du gefühlt schon jedes Finanzierungsprogramm durch, also beispielsweise PROMOS, Auslands-BAföG, auch die Selbstfinanzierung und unter anderem auch der Bildungskredit. Jetzt würde mich da interessieren, wie bist du da drauf gekommen, Bildungskredit aufzunehmen und was genau ist das? Könntest du das kurz erklären?
00:22:27:00
Julia
Genau. Der KfW-Bildungskredit hat mich seit meinem Bachelor begleitet, auch schon relativ früh. Denn ich war leider Gottes in der Situation, ich habe 50 Euro BAföG bekommen im Monat. Wenn wir jetzt fast BAföG aufmachen, können wir glaube ich noch drei Stunden darüber erzählen, dass das einfach nicht möglich war, dass mich meine Eltern noch mehr finanziert hätten einfach aus verschiedensten Gründen, [TRANSITION SOUND] dass das BAföG ja nicht anschaut, sondern es zählen ja nur die Einkünfte. [TRANSITION SOUND] Und deshalb war klar: Okay, ich brauche halt irgendwas, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht arbeiten gehen konnte. Ich konnte mir mein Studium gut zusammenpuzzeln, dass es quasi zu meinem Krankheitszustand gepasst hat. Ich hätte nicht Vollzeit arbeiten gehen können, also auch keine Ausbildung hätte machen können. Und deshalb habe ich dann den Studienkredit genommen, zu dem Zeitpunkt noch mit wenig Zinsen. Und leider Gottes holt es einen jetzt ein, dass die Zinsen durch die Decke gegangen sind. Aber nichtsdestotrotz war es immer ein fester Bestandteil bis zum Schluss, weil ich dann auch keinen werkstudierenden Job machen konnte. Deshalb war immer nur ein 450-Euro-Job und deshalb war für mich der Studienkredit irgendwie immer eine feste Konstante in meiner Studiumsfinanzierung und auch in der Auslandsfinanzierung.
00:23:46:01
Lene
Kannst du anderen Leuten, die auch in einer Situation sind, der körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen oder Ähnlichen, Tipps mit auf dem Weg geben für die Vorbereitung oder wie man am besten seinen Auslandsaufenthaltsplanung plant?
00:24:02:07
Julia
Ich glaube, der erste Schritt ist, sich einfach zu trauen. Das ist, glaube ich, so der Knackpunkt, dass man irgendwie … okay, was ist, wenn es mir jetzt schlechter geht? Was ist, wenn ich vor Ort keine Infrastruktur habe? Also Infrastruktur für sich selbst, die man sich baut, weil Behinderungen sind ja vielfältig, haben verschiedene Sachen drin, die einen einschränken. Und ich glaube, das ist der erste Schritt, den man überwinden muss. Und ab dann heißt es eigentlich: Okay, was sind meine Einschränkungen? Habe ich ein medizinisches Problem? Muss ich zurückreisen? Habe ich vor Ort eine Art Barrierefreiheit, die ich brauche? Und da würde ich immer sagen: Wendet euch einmal ins International Office eurer Hochschule. Einfach auch offen und ehrlich zu sagen: Hey, könnt ihr mir vielleicht den Kontakt zu der und der Hochschule vermitteln? Denn manchmal vor Ort … wie gesagt, in England war es eine glückliche Fügung. Ich glaube, man hätte jederzeit zu dem Study-Support-Service gehen können und sagen können: Hey, könnt ihr mir irgendwie helfen? Was ist vor Ort los? Und so weiter. Und dann habe ich jetzt vor kurzem erfahren, dass es eine Plattform gibt, eine Internetplattform, ich glaube von Erasmus oder EU gefördert, wo Universitäten genau diese Sachen beschreiben, Barrierefreiheit vor Ort und so weiter.
00:25:18:02
Julia
Das ist ganz fantastisch. Und auf der anderen Seite ist es auch so, zum Beispiel die DAAD-Förderungen, da hängt oft noch ein Schwerbehinderungsgrad hinter. Der ist jetzt Gott sei Dank abgesenkt worden, wofür ich sehr dankbar bin, dass das ein tolles Signal war. Und auch wenn man sich damit irgendwie nicht mit Ende … also mit Anfang 20 oder mit 18, 19 beschäftigen möchte, weil in meinem Fall war es keine tolle Erfahrung mit diesem Schwerbehinderungsgrad. Aber er nützt am Ende vielleicht für eine Finanzierung und das kann dauern. Bei mir hat es drei Jahre gedauert. In anderen Bundesländern geht es schneller. Kommt immer sehr darauf an. [TRANSITION SOUND] Aber auch das ist eine Möglichkeit, die ich mit auf den Weg geben würde. Und ansonsten: Auf los geht es. Einfach machen.
00:26:08:08
Lene
Sehr schön. Vielen lieben Dank.
[TRANSITION SOUND]
00:26:10:13
Off-Sprecher
[MUSIK] Die Community-Fragen, bitte.
[TRANSITION SOUND]
00:26:14:12
Lene
Ich habe noch ein paar Fragen aus der Community, die ich dir gerne stellen wollen würde. Und zwar die erste Frage lautet: Welche Krankenversicherung benötige ich? Wie mache ich das? Jetzt in dem spezifischen Fall, ich würde einfach mal wissen wollen, was kannst du empfehlen hinsichtlich der Krankenversicherung?
00:26:33:06
Julia
Als allererstes würde ich mich an die Krankenkasse wenden, wo ich gerade versichert bin. Einfach um nachzufragen: Hey, wie sieht es denn aus? Ich habe damals zu meiner Krankenkasse – das darf man eigentlich keinem erzählen – einen fünfseitigen Ausdruck über England bekommen und ich dachte mir so: Wirklich? Hat mir jetzt nicht geholfen. Da stand nur ein bisschen was zur Krankenversicherung drauf, okay. Was habe ich dann gemacht? Etwas sehr, sehr naheliegendes. Der DAAD hat eine Partnerfinanz-, also Partnerkrankenkasse. Und auch da einfach mal nachfragen: Hey, ich habe die und die Erkrankung. Inwiefern bin ich abgesichert? Und dann hat man es schwarz auf weiß, wenn irgendwas sein sollte. Meistens habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass Vorerkrankungen nicht mit versichert sind, außer das ist ein kompletter Akutfall. Aber auch da würde ich mich immer einfach dran wenden und ohne Auslandskrankenversicherung sowieso nicht ins Ausland. Man kann mal umknicken, man kann sich mal einen fiesen Keim einhandeln oder so. Das wäre so meine Vorgehensweise, einfach sich absichern. [TRANSITION SOUND]
00:27:41:18
Lene
Durch diese schlechte Erfahrung, die du an deiner Uni in Deutschland gemacht hast, zum Thema Nachteilsausgleich. War das auch die Begründung, weswegen du nicht direkt an die Uni in England gegangen bist, um da einfach mal nach einem Nachteilsausgleich zu fragen?
00:27:56:04
Julia
Ja, also kurz und schmerzlos. Ja, auf jeden Fall.
00:27:59:11
Lene
Okay. Also es würde sich auf jeden Fall lohnen für alle Leute, die einen Nachteilsausgleich bekommen könnten, einfach mal anzufragen. Ansonsten hätte ich auch noch eine Frage an die Community, nämlich würde ich gerne wissen, ob ihr schon mal mit Krankheit im Ausland wart oder ob ihr da Schwierigkeiten habt und wenn ja, würde ich gerne wissen, worauf ihr da so getroffen seid.
00:28:24:15
Off-Sprecher
[ZUGEINFAHRT, BREMSEN QUIETSCHEN] Kurzer Zwischenstopp für die Werbung. Hast du schon Pläne für dein Auslandssemester? Wir hätten da noch eine Idee. Werde DAAD-Correspondent und berichte auf Social Media von deiner Auslandserfahrung. Bewerben können sich alle Studierenden. Bewerbungsschluss ist jedes Jahr zum 1. Mai für das Wintersemester und 1. November für das Sommersemester. Also auf ins Ausland und raus mit den Stories. Studieren weltweit. Erlebe es. Alle Infos und Links findest du in den Shownotes.
00:28:52:17
Lene
Auf deinem Blog habe ich gesehen, dass du Halloween sehr gerne feierst und dass du dich da auch sehr schön mit deinen Mitbewohner:innen verkleidet hast und der Staubsauger wurde mitverkleidet. Da wollte ich gerne wissen, Warum habt ihr den Staubsauger verkleidet?
00:29:08:15
Julia
Der Staubsauger hieß Henry. Ich glaube, das ist auch so eine englische Marke. Und Henry war ein vollwertiges WG-Mitglied.
00:29:15:00
Julia
Ach so. Da wurde er natürlich auch mitverkleidet. Verstehe.
00:29:19:02
Julia
Auf jeden Fall.
[TRANSITION SOUND]
00:29:20:13
Off-Sprecher
[MUSIK] Nächster Halt: Fragenhagel.
[TRANSITION SOUND]
00:29:24:02
Lene
Julia, ansonsten hätte ich noch vier schnelle Fragen an dich. Da würde ich gerne auch vier schnelle Antworten von dir hören. Die erste Frage ist: Wenn du die Möglichkeit hättest, für einen Monat in einem Land deiner Wahl zu leben, welches wäre es?
00:29:39:04
Julia
Die Niederlande. Ich weiß, es liegt supernah, aber es ist irgendwie so viel verbunden. Der erste Auslandsaufenthalt und irgendwie würde ich immer nach Rotterdam gehen wollen.
00:29:48:07
Lene
Hast du ein besonderes Ritual entwickelt mit, um dich an einen neuen Ort anzupassen?
00:29:54:07
Julia
Ich liebe Supermärkte. Der erste Gang ist ganz oft in den Supermarkt und in den Gängen lang zu schlendern, was es so gibt.
00:30:00:11
Lene
Oh ja, das kann ich nachvollziehen. Welches ist das skurrilste Souvenir, das du von einer Reise mitgebracht hast?
00:30:10:18
Julia
In Thailand gibt es so, ich nenne das „Schniefstift“. Ich weiß nicht, was der Fachausdruck ist. Das ist so ein kleiner Inhalator, der aussieht wie so ein Lippenstift und den drehst du ab und dann kannst du da … Es ist es ganz fantastisch und unten dran hast du noch so ein kleines Öl-Dings. Wenn man, so wie ich, auch noch öfter Kopfschmerzen hat, dann kannst du dir das so schön hin … und dann wird es warm. Ja, das ist, glaube ich, das Skurrilste.
00:30:32:07
Lene
Da riechst du dann so daran und dann zieht das Menthol durch den Kopf.
00:30:36:01
Julia
Ja.
00:30:37:00
Lene
Verstehe. Welche drei Dinge würdest du in deinem Reisegepäck nie zurücklassen, egal, wohin es geht?
00:30:44:15
Julia
Meinen Magen-Darm-Tee, den würde ich immer mitnehmen. Mein Telefon und Sonnencreme.
00:30:54:01
Lene
Oh, sehr gut.
[MUSIK]
[TRANSITION SOUND]
00:31:00:14
Lene
Sonnencreme, da würde meine Mutter jetzt jubeln. Sehr, sehr, sehr gut, sehr wichtig, sehr richtig. Zu deinem Magen-Darm-Tee. Ich habe das Gefühl, das ist gerade so eine deutsche Sache, immer Tee zu trinken – Arznei-Tees, aber anscheinend hat das eine Wirkung. Sind das dann einfach ganz normale Tees aus der Drogerie, die du dir da holst?
00:31:21:22
Julia
Ja, du gehst einfach, egal wohin. Selbst die Discounter haben das und dann Magen-Darm-Tee. Wenn man sich durchtestet, dann merkt man auch, welcher am besten schmeckt. Aber ist tatsächlich für mich ein sehr gutes Mittel, falls mal wirklich gerade irgendwas schiefgeht, weil ich irgendwas gegessen habe, was ich nicht vertrage oder Sonstiges, habe ich immer einen Magen-Darm-Tee auf Tasche. Falls du jetzt auch gleich was machst, ich habe auch einen dabei.
00:31:45:11
Lene
Oh ja, danke.
00:31:47:04
Julia
Noch mal als Absacker für unsere Aufnahme.
00:31:51:12
Lene
Ich wollte noch gerne wissen: Fällt dir so spontan das schönste Erlebnis ein, was du im Ausland hattest?
00:31:59:23
Julia
Ja, auf jeden Fall.
00:32:00:15
Lene
Dann erzähl gerne mal.
00:32:01:06
Julia
Ich habe vorhin ja schon erwähnt, dass ich damals nicht mit auf Klassenfahrt fahren konnte nach London, weil es mir so schlecht ging. Und es war super Drama, super viel Tränen und ich war einfach supertraurig darüber. Ich glaube, das kann man nachvollziehen. Und dann auf einmal ging es fast forward, bis hin zu dem Auslandsaufgehalt nach England. Und ich glaube, an meinem ersten oder zweiten Wochenende bin ich in den Zug und bin 45 Minuten nach London City reingefahren. Und als ich dann in der Tat die Tower Bridge gesehen habe, war es richtig so: Ich-habe-es-geschafft-Moment. Also es war wirklich so, ich habe mir damals geschworen, ich möchte nach London, irgendwie, warum auch immer und möchte diese Tower Bridge sehen. Und dann stehe ich da auf einmal Jahre später und das war tatsächlich so ein kleiner: Ich hab Pippi in den Augen-Moment.
00:32:55:10
Lene
Schön. Ich glaube, da hast du sogar ein Foto gepostet auf deinem Blog. Kann ich mich erinnern. Sehr schön mit der Hintergrundgeschichte. Da sieht das Bild noch mal ganz anders aus. Was sind so deine Learnings, die du mitgenommen hast aus der Zeit im Ausland? Gibt es irgendwas zusammenfassend, wie du das beschreiben würdest?
00:33:19:03
Julia
Pragmatismus.
00:33:20:22
Lene
Inwiefern?
00:33:21:14
Julia
Einfach die Situationen nehmen, wie sie kommen, weil ich sie nicht ändern kann. Also es gibt immer Situationen, die auf einen zutreffen, die kann man von außen nicht ändern. Das Einzige, was man ändern kann, sind seine Verhaltensmuster, sein Verhalten selber etc. Und das ist, glaube ich, so ein ganz großer Punkt. Ich bin heute noch superpragmatisch. Also geht nicht, gibt’s nicht, auch mit der Krankheit. Ich glaube, man sieht es. Ich bin immer irgendwie ins Ausland gegangen. Ich glaube, das ist das größte Learning, was ich hatte.
00:33:53:15
Lene
Ja, supertoll, dass du heute da warst. Vielen herzlichen Dank für deine ganzen Geschichten und dass du so viel aus deinem Privaten eben erzählt hast. Was ich so mitnehmen konnte aus dem Gespräch, ist einerseits, dass auch mit Behinderung ins Ausland gegangen werden kann, dass man auch mit Behinderung ins Ausland gehen kann und sich einfach nur richtig darauf vorbereiten muss. Vorher absprechen sollte mit Ärzt:innen, was alles zu beachten ist und auch vor Ort an der Uni dann noch mal nach einem Nachteilsausgleich fragen kann, bei der Versicherung anfragt wegen Kostenübernahmen oder Ähnlichen. Und du hattest es auf deinem Blog auch erwähnt, du hattest da nämlich einen superschönen Blogbeitrag zu geschrieben, immer einen Plan B zu haben. Da ging es bei dir auch die Infusionen, dass wenn es eben nicht möglich ist, etwas umzusetzen, dass man dann vielleicht einen anderen Weg in Petto hat, um das zu machen. Und Mut haben. Finde ich super schön, super inspirierend. Vielen herzlichen Dank und dann freue ich mich auf jeden Fall später noch von deinem Magen-Tee zu probieren.
00:35:03:04
Julia
Vielen Dank, liebe Lene. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass ich vielleicht Menschen oder Studierende da draußen ein bisschen ermutigen konnte oder irgendwie Bedenken oder Ängste zu nehmen, weil es lohnt, sich in jedem Fall, auch wenn es nur drei Monate sind, einen Monat ist, ist das egal. Man kommt mit so vielen neuen Impulsen wieder zurück und man traut sich mehr.