studieren weltweit

Ein Monat voller Überraschungen

Es ist schon fast einen Monat her, dass ich wieder meine Sachen gepackt habe und für mein Auslandspraktikum nach Marokko geflogen bin. Eines steht jetzt schon fest: Diese Erfahrung bereichert mich ungemein und ich lebe und erlebe jeden Tage Neues. Mein erster Monat hielt bereits viele Überraschungen für mich bereit. In diesem Blogbeitrag möchte ich gerne ein paar meiner bisherigen Erlebnisse mit euch teilen.

Mädchen vor der Hassan II Moschee
Herzlich willkommen auf meinem neuen Blog 🙂

Gebrochenes Herz als Abschiedsgeschenk

Eigentlich würde ich meinen neuen Blog gerne damit beginnen, wie positiv überrascht ich von vielen Aspekten hier bin. Da es aber weiterhin mein Anspruch ist, ehrliche Einblicke zu geben, möchte ich gerne damit anfangen, dass mir eine Woche vor Abreise das Herz gebrochen wurde. Komplett unerwartet und unbegründet hat mein Freund auf ziemlich asoziale Weise mit mir Schluss gemacht. Wenn du meinen Auslandsaufenthalt in Frankreich mitverfolgt hast, weißt du, dass es mir dort psychisch leider nicht so gut ging und wie sehr ich mich auf zuhause gefreut hatte. Nachdem ich also gerade wieder gestärkt war, wurde ich in ein sehr tiefes schwarzes Loch gerissen. Ich konnte kaum essen oder schlafen, mir war ständig schlecht und ich heulte viel. Ich erzähle das nicht um Mitleid zu erhaschen, sondern um zu schildern, dass mein Leben plötzlich (mal wieder) komplett aus dem Gleichgewicht geriet und das ALLERLETZTE was ich jetzt wollte, war es allein in einem fremdes Land anzukommen.

Auch wenn ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, alles abzusagen, eine realistische Option war es nicht, denn es handelte sich immer noch um mein Pflichtpraktikum und es war viel Arbeit in dieses Projekt geflossen.
Mit geschwollen Augen und Kopfschmerzen vom ganzen Heulen saß ich also einen Tag vor Abflug in meinem Zimmer und packte alles zusammen. Am nächsten Morgen fuhren mich meine Eltern zum Flughafen und was soll ich sagen: das erste Mal in meinen 25 Jahren musste ich weinen, da ich nicht in dieses Flugzeug steigen wollte. Aber ich tat es trotzdem.

Viele erste Eindrücke

Jetzt fast einen Monat später sitze ich gerade in einem sehr schicken Café und lasse die letzten Wochen Revue passieren. Manchmal ist es gar nicht so schlecht, mit niedrigen Erwartungen anzukommen: Denn ich bin sehr positiv überrascht von Casablanca und es gefällt mir wirklich gut hier!

  • Ich fühle mich sicher!: Eines meiner größten Bedenken war, wie (un)sicher ich mich hier fühlen werde und auch wie viel ich von Männern belästigt werde. Als ich vor zwei Jahren für einen Sprachkurs in Amman, Jordanien war, wurde ich zum Beispiel jeden Tag mindestens einmal belästigt und war nach ein paar Wochen sehr erschöpft. In den Gegenden, in denen ich mich hier aufhalte, fühle ich mich echt sicher und werde auch kaum angesprochen. Abends laufe ich regelmäßig nach Dunkelheit zum Fitnessstudio und es gab noch keine unangenehme Situation. Um weniger aufzufallen, wickele ich mir aber trotzdem manchmal ein Tuch um den Kopf, das hilft mir aber eher für mein subjektive Wahrnehmung. Während ich auf der Straße darauf achte, eher lockere bedeckende Klamotten zu tragen, kann ich dort so wie daheim im Sport-BH trainieren.
  • Endlich ein cooles WG Leben: Ich wohne in einer ziemlich modernen Wohnung und habe durch einen glücklichen Tausch sogar einen eigenen kleinen Balkon. Ich wohne mit einer Französin zusammen, mit der ich mich auf Anhieb gut verstanden habe und abends sitzen wir oft zusammen in der Küche und unterhalten uns.
  • Mehr Lebensmittelauswahl als erwartet: Auch wenn ich sehr gerne im Ausland lebe und sehr offen bin, bei Essensvorlieben stoße ich an meine Grenzen. Ich möchte so gut es geht, meine Ernährungsgewohnheiten beibehalten und mich auch vegetarisch ernähren. In diesem Aspekt wurde ich schon sehr positiv von Marokko überrascht, insbesondere im Vergleich zu Jordanien. Auch wenn importierte Produkte schweineteuer sind, es gibt sie! Im kleinen Carrefour um die Ecke kann ich Haferdrink und Proteinpudding kaufen und im großen Supermarkt, habe ich sogar Tofu gefunden. In einer großen Kaffeekette kann ich sogar Kaffee mit Barista Haferdrink kaufen. Und ich dachte, ich muss drei Monate darauf verzichten. Mir ist bewusst, dass es sich hierbei um Luxusprobleme handelt, aber es sind auch die Dinge, die mir helfen, mich hier wohlzufühlen. Auswärts vegetarisch zu essen ist leider kaum möglich, denn jedes Gericht enthält immer Fleisch. In touristischen Gegenden wie Marrakesch gab es eher vegetarische Geriche, aber vegan zu leben ist hier kaum möglich.
  • Mein Traumpraktikum: Da ich von ehemaligen Praktikantinnen bereits nur Positives gehört hatte, freute ich mich schon sehr auf mein Praktikum bei der Außenhandelskammer. Diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Wir arbeiten in einem umgebauten Haus, in der Mittagspause kann ich von Palmen umgeben, die Sonne genießen. Das Team ist sehr nett und Praktikanten werden wertgeschätzt und ihnen Verantwortung zugetraut. In meinen ersten Wochen durfte ich bereits auf einen Auswärtstermin mit und an einer Abendveranstaltung teilnehmen und viele verschiedene Aufgaben übernehmen.
  • Casablanca ist underrated!: Auch wenn Marokko als Touristendestination immer populärer wird, von Casablanca hört man wenig. Hier wird aktuell sehr viel gebaut und renoviert und es gibt wirklich sehr schöne Gegenden hier. Es ist auch viel grüner, als ich gedacht habe und es macht mich sehr glücklich, jeden Tag Palmen zu sehen. Das gute Wetter macht das Ganze dann noch perfekt. Auch am Meer war ich schon ein paarmal und es gibt wenig, was mich glücklicher macht als das Meer und ein Sonnenuntergang.

Egal wo, du wirst immer positive und negative Erfahrungen machen. Als ich über das Wochenende in Marrakesch war, wurde ich abends auf dem Markt sexuell belästigt und ein Mann hat mich am Po angeprapscht. Das war ohne Zweifel eine ziemlich beschi*sene Erfahrung. Insgesamt bin ich aber sehr froh, dass meine positiven hier bei Weitem überwiegen und die meisten Menschen hier sehr nett und respektvoll sind.

Wenn eine der größten Ängste wahr wird

Ein unschöner Aspekt vom vielen im Ausland leben ist die Tatsache, dass das Leben daheim ohne dich natürlich nicht stehenbleibt. Normalerweise ist das für mich in Ordnung, denn ich bin immer nur ein paar Monate am Stück weg und bin regelmäßig mit allen wichtigen Menschen Kontakt. Doch dieses Mal hat es mich erwischt. Nur drei Tage nachdem ich nach Marokko geflogen war, verstarb mein Großvater mit 92 Jahren. Allen, ihm eingeschlossen, war bewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen wird, aber natürlich trauere ich trotzdem. Zum Glück habe ich ihn über Weihnachten noch einmal gesehen und behalte so eine schöne letzte Erinnerung an ihn. Meine Eltern haben mir sofort angeboten, mir Rückfluge zu bezahlen um an der Beerdigung teilzunehmen, allerdings habe ich mich letztendlich dagegen entschieden: ich hatte es durch die geographische Distanz gerade geschafft mich von den schmerzhaften Erinnerungen etwas zu entfernen und fühlte mich psychisch nicht dazu bereit, nach einer Woche wieder hier rausgerissen zu werden. Mein Großvater hat uns Enkel stets bei unseren ganzen Plänen unterstützt und ich weiß, er hätte es verstanden.

Es ist wirklich verrückt, wie viel ich in einem Monat hier schon erlebt habe und ich könnte seitenlang darüber berichten. Ich freue mich auf die nächsten Wochen hier und alle Erfahrungen, die ich noch machen werde. Ab Anfang März beginnt auch der Ramadan hier, eine besondere Zeit in muslimischen Ländern, die ich zum ersten Mal miterleben werde. Ein weiteres wichtiges Thema ist wie (und ob) ich es schaffe, hier ohne den Unikontext Freundschaften zu schließen. Auch über meine vielen interkulturellen Erfahrungen möchte ich gerne berichten! Ich hoffe, du begleitest mich auch die nächsten Monate wieder auf meinem Abenteuer.

Bis bald
Valeska 🙂

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