Argentinien vs. Deutschland – Das Schimpfen

Ein Vorurteil, das viele Deutsche gegenüber Latinos haben ist, dass sie temperamentvoll sind und ihre Emotionen deutlich zeigen. In Bezug auf das Schimpfen, wenn etwas nicht so klappt, wie man sich das vorgestellt hat, kann ich dieses Vorurteil in Argentinien voll und ganz bestätigen.

Die Wortwahl der Argentinier ist in ihrer Ausdrucksweise beim Schimpfen und den Ausdrücken sehr kreativ. Im Folgenden habe ich die am meisten verwendeten Worte und Sätze aufgelistet und erklärt in welchem Zusammenhang sie verwendet werden. Denn als Fremder in diesem Land ist es wichtig zu verstehen, wann sie verwendet werden um Missverständnissen vorzubeugen.

Der erste Tag in Argentinien

Und an meinem ersten Tag in Argentinien in meiner Residencia habe ich als Erstes einen kleinen Sprachkurs in Ausdrücken bekommen. Denn vor allem unter den jungen Erwachsenen werden diese oft verwendet. Alle hatten dabei einen großen Spaß, da auch die Argentinier deutsche Ausdrücke lernen wollten.

Dabei merkte ich, dass der deutsche Wortschatz in Bezug auf das Schimpfen sehr viel unkreativer ist. Außerdem beinhaltet er nicht so viele Varianten und Wörter. In Deutschland wird viel mehr über den Ton und die Art und Weise wie etwas gesagt wird, ausgedrückt und so auch jemand gekränkt.

Das Schimpfen in Argentinien

Wann werden Ausdrücke verwendet?

Argentinier zeigen ihre Gefühlsregungen leidenschaftlich und offen. So auch, wenn sie mit sich selbst schimpfen, was relativ oft vorkommt. Und natürlich auch, wenn man sich über etwas oder eine andere Person aufregt.

Auch untereinander, in einem vertrauten Umfeld wird ziemlich oft jemand „beleidigt“. Das darf man aber nicht als Angriff verstehen! Hier ist das freundschaftlich gemeint. So wie man seine Ehefrau beziehungsweise auch Ehemann als gordita/gordito  – Dickerchen bezeichnet. Auch für die Mutter gibt es eine Bezeichnung und zwar vieja – Alte.

Die Ausdrücke

Hier ein kleiner Überblick über die am meisten gebrauchten Wörter und wann sie verwendet werden:

Trotz Schimpfens behält der Argentinier seinen Humor

Argentinier zeigen bei der Verwendung ihrer Ausdrücke und beim Schimpfen dennoch viel Humor.

Hier eine kleine Geschichte dazu:

Mit der argentinischen Familie, bei der ich zurzeit zu Gast sein darf, wollten wir den Geburtstag einer Tante in einem Restaurant feiern. Man traf sich bei der Tante und wollte in zwei Autos gemeinsam dorthin fahren. Ihr Sohn mit seiner Frau und seinem Sohn sollten hinter dem Auto, in dem ich mit der Tante, ihrer kleinen Nichte und meiner argentinischen Familie saß, hinterherfahren.

So weit der Plan – das ging natürlich schief. Da wir noch den Müll wegbrachten hielten wir einmal an der Straße an und merken nicht, dass das uns folgende Auto, vorbeifuhr. Die Tante versuchte mehrfach ihrem Sohn zu schreiben. Das, warum auch immer, nicht funktionierte. Als sie es endlich schaffte ihn anzurufen war er längst am Restaurant angekommen. Während wir an einer Tankstelle auf halben Weg warteten und die Autos beobachteten, um sein Auto zu erkennen. Er erzählte am Telefon, er hätte uns gesehen, wäre aber trotzdem an uns vorbeigefahren. Natürlich ohne jegliche Nachricht an uns oder seine Mutter.

Seine Mutter war verständlicherweise alles andere als erfreut über das Verhalten ihres Sohnes. Denn sie hatte sich bereits Sorgen gemacht und gefragt ob etwas passiert sei. Deshalb regte sie sich laut über ihren Sohn auf (nachdem sie aufgelegt hatte). Unter anderem beschimpfte sie ihn als „hijo de puta„, wobei sie sich im selben Moment noch mehr darüber aufregte, dass sie ihn nicht beschimpfen konnte ohne sich selbst auch als „puta“ zu beschimpfen.

Worüber wir alle, mit ihr, dann wieder lachen konnten. Und am Restaurant angekommen, konnten alle den Abend in vollen Zügen genießen: